Hätte ich vorher gewusst, dass wir uns über ein Jahr Zeit nehmen mit der ersten ICSI, hätte ich im letzten Jahr noch meinen Job gewechselt und könnte jetzt deutlich mehr verdienen.
Hätte, würde, könnte. Das denke ich immer an miesen Tagen. Das sind die Tage, an denen ich gerne mein Schicksal ändern würde. Aber ich kann es nicht.
Heute ist auch so ein mieser Tag. Meine Chefin hat sich mir gegenüber total asozial verhalten. Sie bestraft mich dafür, dass ich meiner Kollegin gegenüber loyal bin.
Letzte Woche hat sie mir mitgeteilt, dass sie überlegt den Vertrag meiner Kollegin zu kündigen. Und sie wollte von mir Unterstützung in dieser Angelegenheit und fragte mich nach meiner Meinung. Ich mag diese Kollegin nicht sonderlich, finde sie anstrengend. Aber sie macht einen guten Job und sie ist mir gegenüber anständig. Wirklich sehen tue ich sie in dieser Funktion allerdings auch nicht. Da sie meinen Job aber nicht tangiert, ist es mir ehrlich gesagt auch egal. Ihre Schnittstellen werden das in jedem Fall besser beurteilen können als ich. Und ich muss das ja auch nicht beurteilen!
(Ist jmd von euch Führungskraft? Wenn ja, fragt man so etwas seine Mitarbeiter, noch bevor mit dem jeweiligen Mitarbeiter gesprochen wird?)
Aus diesem Grund habe ich meiner Chefin geantwortet, dass ich diese Frage nicht beantworten werde. Punkt. Sie hatte wohl gehofft von mir Unterstützung in ihrem Vorhaben zu erhalten, weil sie wohl auch ahnt, dass ich das gleiche denke wie sie. Aber dennoch - sie muss einfach akzeptieren, dass ich darauf nicht antworte. Zumal sie auch nicht sonderlich loyal ist und meiner Kollegin vermutlich noch sagen würde "Lisa ist übrigens auch der Meinung, dass du nicht hier her passt oder so..."
Nun ja - seitdem behandelt meine Chefin mich wie Schei*e. In unseren Abteilungsmeetings hört sie mir nicht mehr zu, schaut demonstrativ auf ihr Handy.
Über meine Kollegin verbreitet sie gerade Lügen, um die Kündigung besser begründen zu können.
Eine andere liebe Kollegin wurde nun auch gekündigt. Auch hier werden Lügen verbreitet.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie mies ich mich gerade dort fühle. Und wie sehr ich mich darüber ärgere, dass ich Anfang des Jahres nicht noch mehr Bewerbungen herausgeschickt habe und aus Faulheit in meiner Komfortzone geblieben bin.
Tja, und da kommt wieder das würde, hätte, könnte. Stünde ich nicht kurz vor der ersten ICSI und somit vielleicht sogar vor einer ersten Schwangerschaft, würde ich Sie darauf ansprechen. Wenn das Gespräch schief laufen würde, könnte ich mich immer noch wegbewerben. Generell würde ich mich jetzt schon bewerben. Leute mit meinen Skills werden gerade händeringend gesucht. Aber nein - ich muss das jetzt schlucken. Gute Miene zum bösen Spiel machen. Wenn diese ICSI nichts wird, dann gehe ich bzgl. Jobwechsel noch mal in mich. Ich muss ja nicht in Elternzeit gehen. Aber dafür hätte ich dann wenigstens einen anständigeren Job als den aktuellen. In den sauren Apfel könnte ich eher beißen als weiterhin in diese lügnerische Firma zu gehen. Ich arbeite in einer bekannten Firma mit "Saubermann-Image" - wenn das jemals herauskommen würde ... puh!
Tja, und so gehe ich nun nächste Woche mit negativen Gedanken in den Vorzyklus. Hoffentlich ist das kein schlechtes Vorzeichen. Ich brauche ganz dringend positive Gedanken. Es wäre super, wenn ihr mir ein paar rüberschicken könntet :-)
Fühlt euch mal ganz feste und lange gedrückt.