Heute war irgendwie ein echt beschissener Arbeitstag. Und da ich meine Gedanken und Gefühle hierzu unbedingt sammeln muss, müsst ihr nun leider daran glauben. Falls euch Arbeitsprobleme nicht interessieren, könnt ihr diesen Post also gerne ignorieren.
Unsere Abteilung hatte heute Timeout. Eigentlich nutzen wir unser Timeout immer, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und die Themen für 2015 zu besprechen.
Unsere Abteilung besteht (leider) nur aus Frauen - insgesamt sind wir zu viert.
Vorab aber ein kurzer Exkurs:
Mit meiner Chefin komme ich sehr gut zurecht. Allerdings zeigt sie deutliche Führungsschwächen in Bezug auf die richtige Personalauswahl und in Punkto Entscheidungsfähigkeit.
Meine beiden Kolleginnen sind miteinander befreundet - eine schwierige Konstellation für mich.
Die eine Kollegin war schon vor mir da und hatte von Anfang an ein Problem mit mir. (Damals war sie noch sehr eng mit einer vorhergehenden Kollegin eng befreundet.) U. a. deshalb, weil sie gerne meine Position gehabt hätte, meine Chefin sie aber - zurecht - nicht in meiner Position gesehen hat.
Ich habe eine beratende Tätigkeit und berichte in meiner Funktion direkt an den Vorstand und habe dementsprechend auch eine größere Verantwortung. Ich muss in meiner Funktion u. a. wichtige Handlungsempfehlungen aussprechen, auf deren Grundlage die Entscheider in meiner Firma ihre Entscheidungen und Investitionen tätigen.
Meine Kollegin ist eine eher schüchterne Person, die in ihrem Leben vermutlich immer nach Anerkennung oder Aufmerksamkeit strebte, diese aber wohl nie bekommen hat. Fachlich gesehen ist sie eher eine Mitläuferin, die nicht in der Lage ist, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Aus diesem Grund erfährt sie im Unternehmen auch keine große Anerkennung. Meine Chefin hat sie mittlerweile - wohl daher auch sehr bewusst - im Laufe der Zeit, in eine noch unbedeutendere Position gesteckt. Meine Vermutung ist, dass sie gerne mehr Aufmerksamkeit/Anerkennung möchte, mich aber dafür verantwortlich macht, dass sie diese nicht erhält.
Am Anfang führte diese absurde Konstellation dazu, dass ich mich absichtlich immer kleiner gemacht habe, immer unsicherer wurde und sie mich immer wieder runter gemacht hat. Ich bin wochenlang heulend nach Hause gegangen und war kurz davor, das Handtuch zu schmeißen und das Unternehmen zu verlassen. Ich habe mich nicht mehr wieder erkannt. Normalerweise war ich immer eine selbstbewusste Frau und dieses - eigentlich schüchterne - Biest, hat wohl irgendwo einen versteckten Knopf an mir gefunden, der mich zu einem unstabilen Wrack gemacht hat.
Zum Glück kam ich auf die gute Idee, mir Unterstützung in Form eines gut ausgebildeten Coach zu holen. Er hat mich wieder auf meinen alten Weg zurück zur inneren Stärke zurück geführt. Dass das alles mit meiner Biographie zu tun hat, muss ich euch ja nicht erzählen ;-) Ich wurde wieder selbstbewusster und habe gelernt, die Probleme meiner Kollegin, nicht mehr zu meinem Problem zu machen. Schließlich hat meine Chefin die Entscheidung getroffen, dass ich die bessere Position bekomme.
Am Anfang war das alles natürlich auch nicht so leicht für mich: ich musste es plötzlich aushalten, nicht mehr allen und jedem zu gefallen und auch mal Abneigung zu erfahren - insbesondere von meiner Kollegin. Aber ich merkte, dass es mir immer besser ging und dass mir das auch egal war, keine freundschaftliche, sondern nur noch eine Arbeitsbeziehung mit meiner Kollegin zu führen. Vor dem Coaching, hat mich gerade dieser Punkt richtig fertig gemacht, weil ich normalerweise immer freundschaftliche Beziehungen zu meinen Kollegen hatte. Dies führte allerdings auch dazu, dass ich fast nur noch oberflächliches über mein Privatleben erzählte. Ich schenkte ihr also auch dahingehend keine Aufmerksamkeit.
(Nur ein kurzer Einschub: ich habe die Problematik sowohl bei der Kollegin selbst angesprochen, als auch bei meiner Chefin. Es wurde aber nicht wirklich besser.)
Meine Kollegin merkte das natürlich auch und war mir immer weniger wohl gesonnen und sorgte weiterhin dafür, dass ich die Beziehung - zu der anderen befreundeten Kollegin - nicht im positiven Sinne aufbauen konnte. Die Front der beiden Kolleginnen war sehr unschön, aber ich war stark und mir machte das nicht mehr so viel aus. Schön war dennoch anders. Doch dann kündigte die eine Kollegin und das Verhältnis zur besagten Kollegin wurde besser. Es dauerte dann etwas länger, bis Ersatz da war. Leider stellte meine Chefin - unklugerweise - eine sehr gute Freundin dieser besagten Kollegin ein, obwohl sie um die Problematik wusste.
Das Drama ging also in die zweite Runde.
Die besagte Kollegin hatte die neue Kollegin natürlich bereits gegen mich gebrieft. Ich hatte mir - zumindest für die ersten Wochen - vorgenommen, sie vom Gegenteil von mir zu überzeugen. Diese Chance wollte ich uns allen wenigstens geben. Aber auch diesmal sollte es nicht sein. Die Situation wurde noch schlimmer. Da die neue Kollegin auch noch emotional angeknackst ist, hat sie jegliche Worte und Aktionen von mir immer negativ bewertet und sich - gemeinsam mit der anderen Kollegin - hochgeschaukelt. Als Reaktion darauf, habe ich mich immer weiter von den Kolleginnen distanziert - denn auf dieses Niveau wollte ich mich nicht mehr herablassen. Ich habe mir geschworen, dass ich das ganze ganz professionell durchstehe. Wie bereits oben geschrieben: bislang habe ich immer nur mit Menschen zusammen gearbeitet, die eine hohe emotionale Intelligenz aufwiesen und mit denen ich freundschaftliche Beziehungen pflegte. Diese beiden, haben definitiv eine sehr geringe emotionale Intelligenz.
Was ist heute passiert?
Die neue Kollegin platzte von einem Moment auf den anderen plötzlich damit heraus, was ich doch für ein schlimmer Mensch sei. Und daraufhin stieg die andere dann auch ein. Es hagelten unglaubliche Vorwürfe. Das Gute war jedoch, dass ich das Thema mit meinem Coach ja schon hundert Mal durchgeackert habe und deshalb zum Glück sehr sachlich bleiben konnte - im Gegensatz zu meinen Kolleginnen. Meine Chefin hat sich das Spielchen zunächst einmal sehr geschockt angeschaut, hat meine beiden Kolleginnen dann jedoch auch darauf verwiesen, bitte nur noch sachlich zu argumentieren. Insbesondere der neuen Kollegin gelang dies nicht. Ihr Zustand wechselte immer zwischen Wut und Heulattacken und führte weiterhin zu unfairen Anschuldigungen. Ich bin zum Glück nie in den Rechtfertigungsmodus geschlittert, sondern habe versucht, sachlich zu erklären, warum ich mich so verhalte. Das wiederum wurde von der anderen Seite wieder als Angriff bewertet. Meine Chefin ist dann aber sofort eingesprungen und hat mich unterstützt und wies darauf hin, dass von meiner Seite keinerlei Anschuldigungen formuliert wurden.
Na ja, da die Diskussion immer peinlicher wurde, habe ich meine Chefin um einen Abbruch und externe Unterstützung gebeten. Das haben wir dann auch getan.
Meine Chefin hat mir danach zum Glück mitgeteilt, dass ihr die Vorgehensweise meiner Kolleginnen sehr zu denken geben würde und sie insbesondere die neue Kollegin, als außerordentlich unfair empfunden hat. Darüber bin ich wirklich froh.
Es hört sich bescheuert an, aber ich bin auch so verdammt Stolz auf mich, dass ich mein Gesicht gewahrt habe und stark geblieben bin. Vor vier Jahren wäre ich in so einer Situation komplett eingebrochen und wäre erstarrt.
Aber dennoch ärgert mich die ganze Situation. Natürlich stelle ich mir die Frage, inwieweit ich selber - vielleicht sogar maßgeblich - zu dieser Situation beigetragen habe. Hätte ich das ganze vielleicht abwenden können? Wenn ja, wie?
Ich habe übrigens immer wieder darüber nachgedacht, den Job zu wechseln. Aufgrund zwei Sterne im letzten Jahr und der KIWU-Behandlung, musste ich mich jedoch mit der Situation arrangieren. Grmpf...
Und da ist es wieder, was mich auch wieder ärgert: ist es überhaupt richtig, dass ich die Schuld bei mir suche? Kann es nicht einfach sein, dass ich vielleicht keine Mitschuld an der Situation trage?
Ich bin gerade richtig hin- und hergerissen. Und das ärgert mich. Und das lässt mich gerade auch nicht einschlafen, weil mein Gedankenkarussel läuft.
So, genug Gedanken sortiert. Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt. Zumindest diejenigen, die bis jetzt noch durchgehalten haben.
P. S.: ich lese übrigens täglich eure Blogs und möchte eigentlich auch immer kommentieren. Bei Blogspot geht das mittlerweile aber nur noch sporadisch - zumindest mit dem iPad. Sobald ich auf den Senden-Button klicke, verschwindet das Geschriebene und ich fliege aus dem eingeloggten Zustand. Nur noch selten habe ich das Glück, dass ein Post gespeichert wird. Daher liebe Wünschi, J. B., Penny, Kitty und all die lieben anderen Bloggerinnen - theoretisch würde unter jedem eurer Posts ein Kommentar von mir stehen :-)