Samstag, 3. Januar 2015

Tabuthema Fehlgeburt - Wiebke Lorenz bei Plasberg persönlich

Gestern Abend sah ich ganz spontan ein Best of der Sendung "Plasberg persönlich" auf dem WDR.

Und dann war sie plötzlich da: die Autorin Wiebke Lorenz, die in einer öffentlichen Sendung über ihre vier Fehlgeburten sprach. Ich war sprachlos: wieviel Mut muss es diese Frau gekostet haben, über diesen Verlust in so einem öffentlichen Raum zu sprechen?

Wiebke Lorenz hat jedoch mehr als ihre vier Sternenkinder verloren. 

So erzählte sie, dass ihre Ehe diese vier Sternenkinder nicht verkraftet hat - und das, obwohl sie sogar eine Eheberatung aufgesucht hatten. Die Eheberaterin teilte ihnen allerdings auch mit, dass es bei Partnerschaften mit Sternenkindern in der Regel nur Schwarz und Weiß gäbe: entweder, diese Erfahrung schweißt das Paar intensiver zusammen oder aber, sie zerbrechen daran.

Zudem beschrieb sie aber auch sehr intensiv ihre Ängste und ihre Nervenzusammenbrüche. Sie schilderte sehr gut, wie sie nach jeder Fehlgeburt einfach nur weiter funktionierte und nicht mehr auf sich selbst achtete. Und wie sie sich zu guter letzt in eine Psychiatrie einweisen ließ, aus Angst den Kindern ihrer Schwester etwas anzutun.

Sehr eindrucksvoll wies sie darauf hin, wie unsensibel bspw. die Presse damit umging, dass ihre Schwester bereits vier Kinder hat, sie aber wohl nach wie vor die Partymaus sei. Und wie gern sie gesagt hätte, dass sie eigentlich auch Kinder hätte, sie aber nur Fehlgeburten erlitt. Und dass sie niemandem mehr diese indiskrete Frage stellen würde, ob jemand denn Kinder haben wolle bzw. warum er denn noch keine habe.

Ich war den Tränen nahe, als sie über die Diagnose ihrer ersten Fehlgeburt berichtete und sie diese nicht wahrhaben wollte. 

Auch sie erzählte, dass in ihrem Leben immer alles nach Plan verlief. Und plötzlich war da etwas, was sie selber nicht mehr beeinflussen konnte. Auch sie hatte durch diese Erfahrung gelernt, demütig zu werden. 

Zu guter Letzt hatte ihr eigenes Schicksal jedoch ein Happy End für sie bereit: sie wurde schwanger und brachte ein gesundes Kind zur Welt. Ob eine künstliche Befruchtung im Spiel war, erwähnte sie nicht.

Frau Lorenz, ich danke Ihnen für Ihren Mut dieses Thema so offen anzusprechen - mit all den unangenehmen Details! Durch Frauen wie Sie, wird dieses Thema vielleicht einmal irgendwann mal kein Tabu mehr sein! Ich hoffe, dass Ihnen noch weitere prominente Frauen folgen werden.

Ich für meinen Teil habe vor einigen Wochen beschlossen, dass ich irgendwann darüber sprechen werde. Sollte ich dieses Kapitel einmal abgeschlossen haben - ob mit oder ohne Kind(er) - werde ich es nicht bis zu meinem Lebensende verschweigen. Ganz im Gegenteil, ich werde sehr offensiv damit umgehen. Zumindest über meine beiden Sternenkinder (die hoffentlich die einzigen bleiben werden). Ob ich jemals offen über die künstliche Befruchtung sprechen werde, kann ich noch nicht absehen.

Wer sich die komplette Sendung von Plasberg persönlich mit Wiebke Lorenz und ihrer Schwester anschauen möchte, findet sie noch auf der Website vom WDR: 
http://www1.wdr.de/fernsehen/unterhaltung/plasberg_persoenlich/sendungen/oktoberplasbergpersoenlich100.html





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