Samstag, 2. Juli 2016

Der Mythos mit dem Klapperstorch auf dem Dach ... stimmt doch

Vor einigen Wochen habe ich euch ja erzählt, dass wir den Klapperstorch bei uns gesehen habe. Gegenüber auf dem Dach der Nachbarn. Und was soll ich sagen? Der Klapperstorch hat tatsächlich ein Baby angekündigt, das in einigen Monaten zur Welt kommen wird.

Aber spulen wir noch einmal zurück. 

Wir leben in einer Großstadt und die Wahrscheinlichkeit, dass sich überhaupt ein Klapperstorch in unsere Stadt und dann auch noch ausgerechnet in unsere Straße verirrt gleicht einem 6er im Lotto. Sprich: das ist so absurd, dass man gar nicht anders kann als daran zu glauben, dass er eine Bedeutung hat und ein Baby ankündigt.
Als der Klapperstorch kam, standen wir mit einigen Nachbarn im gebährfähigen Alter auf der Straße. Keines der Nachbars-Pärchen hat Kinder. 

Ein Pärchen hat sein Leben akribisch mit der Excel-Tabelle geplant: von langer Hand die Märchenhochzeit mit Taube und Kutsche geplant, die im letzten Jahr stattfand. Und bereits im letzten Jahr angekündigt, dass man in ca. 1 Jahr mit der Babyplanung beginnt. Das wäre in etwa jetzt. Zudem hat sich das Pärchen vor einigen Monaten noch einen Welpen zugelegt, weil es ja besser ist den Hund schon vor dem Nachwuchs zu haben. Vor einigen Monaten fing das Pärchen dann auch akribisch an, nach einem geeigneten Einfamilienhaus zu suchen. Das Grundstück wurde dann vor ca. Wochen gefunden und der Vertrag letzte Woche abgeschlossen. Man sollte meinen, dass ein Leben nach Excel-Tabelle vermutlich spätestens beim Thema Kinderwunsch einen Bruch erleidet. Der Klapperstorch landete auf dem Dach von diesem Pärchen.

Dann gibt es noch einige andere Paare. Von einem Paar haben wir erfahren, dass sie auch ungewollt kinderlos sind. Wir sind nun in der gleichen Klinik. Bei einem anderen Paar vermuten wir ähnliches. Noch ein anderes Paar geht jetzt wohl in die Kinderplanung. 

All diese Paare wollen Kinder. Entsprechend glücklich waren wir alle, als wir in unserer Straße standen und den Klapperstorch haben landen sehen.

Mein Lieblingsmann und ich waren so naiv zu glauben, dass der Klapperstorch wegen uns gekommen ist. Aber das Ergebnis der 3. ICSI kennt ihr ja. Aber nein, der Klapperstorch war nicht wegen uns hier. Er landete auf dem Dach der Nachbarn und kündigte damit deren Baby an. Das Baby des perfekten Pärchens, das alles - wirklich alles! - in seinem Leben plant und das perfiderweise auch noch tatsächlich eintritt.

Ich habe diese "frohe" Botschaft heute Vormittag erfahren und ich konnte mich beim besten Willen nicht freuen. Was für ein perfides und krankes Spiel spielt das Leben da eigentlich mit mir? Ich habe eben ein Wechselbad der Gefühle durchlebt - Hass, Agressionen, Wut und Trauer. Alles abwechselnd.
Wie absurd ist das bitte alles? Die haben ihr Leben komplett durchgeplant und es tritt alles auch genauso ein? Das kann doch nicht, oder? 
Hätte ich mein Leben auch besser durchplanen sollen? Hätte ich früher mit meinem Kinderwunsch starten müssen, damit mir das hier alles erspart bleibt? Ich ertrage es nicht. Ich ertrage die glückseligen Lebenszustände anderer Menschen momentan nicht - zumindest dann nicht, wenn sie mit Kindern in Zusammenhang stehen.  

Ich würde jetzt am liebsten mal all meine Wut herausschreien. Aber das geht nicht, weil ich in einer Mietwohnung in einer Großstadt lebe. Und ich lebe in einer Mietwohnung mitten in einer Großstadt, weil wir keine Kinder haben. Wir hatten damals auch diesen Traum von einem Eigenheim. Aber wozu brauchen wir ein Haus an den Toren vor unserer Stadt und soll auf ein Stadtleben verzichten, wenn wir sowieso keine Kinder haben?

Hach - ich bin gerade einfach nur unglaublich wütend. Ich bin eh total gerädert, weil ich mir während der Hormon-Talfahrt auch noch eine richtig miese Erkältung zugezogen habe. Und das ätzende ist, dass ich mich nicht krankschreiben lassen konnte/kann, weil ich vor zwei Wochen ja noch wegen der ICSI krankgeschrieben war. Bei meinem Arbeitgeber hatte ich da schon behauptet, dass ich eine Grippe hätte. Daher habe ich mich die letzten Tage mit aufputschenden Erkältungsmitteln zugedröhnt, um arbeiten zu können. Entsprechend mies geht es mir gerade. Ich halte von solchen Mitteln eigentlich auch nix. Aber eine andere Wahl hatte ich leider nicht.

So, ich beende diesen Frustpost jetzt besser. Bringt ja alles nix.
Das einzig positive ist: die Sache mit dem Klapperstorch stimmt. Wenn er auf eurem Dach landen sollte, dann .... :-*


10 Kommentare:

  1. Gerade eben alles nachgelesen. Was soll ich sagen.
    Ich denk an dich.
    Das ist alles einfach nur scheiße. Alles.

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  2. Bei sowas könnte ich und kann ich echt nur kotzen. Ich verstehe das auch nicht. Es gibt einfach Menschen, denen wird das Glück vor die Füße geworfen und jene, die für jedes Quäntchen Glück hart kämpfen müssen. Bin mir jedoch sicher, dass euer Planungspaar mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat, ganz, ganz bestimmt.
    Und diejenigen, die für ihr Glück arbeiten müssen, Tränen vergießen, hadern, die werden am Ende jedes Fitzelchen Schönheit und Glück genießen und wertschätzen. ❤️

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  3. Es ist besser den Hund vor dem Kind zu haben? Hab ich bisher auch noch nicht gehört.

    Fahr in den nächstgelegenen Wald und schrei dort alles raus. Oder unter der Dusche. Das war in solchen Momenten immer mein Place to be. Wasser an und... Das Wasser wäscht die Tränen auch gleich wieder ab.

    Dass solche akribischen Pläne aufgehen finde ich genau so unfassbar wie bei denen die kein Kond wollen und quasi nur vom Gedanken an GV schwanger werden. Man muss aufpassen, dass man nicht mit weit offenem Mund da steht und blöd aus der Wäsche klotzt weil es so unfassbar ist. So ging es zumindest mir immer.

    Ach du Liebe. Ich drück dich!

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  4. Bei meiner Schwägerin lief es ähnlich, Studium, Heirat, Job, 1. Kind, alles perfekt und nach Plan. Der Weg zum zweiten Kind war allerdings holprig, endete aber auch gut.
    Vielleicht ist unser schwerer Weg der Preis dafür, dass wir das Wunder und Glück am Ende viel mehr genießen können?! Ich weiß es nicht. Dafür ist der Weg von vielen von uns einfach ZU holprig, als dass wir es nicht längst zu schätzen wüssten.

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  5. Hallo meine Liebe, man sieht nur was man sehen will, steigere dich nicht so in die negativen Gefühle und den Neid. Es macht bei dir nichts besser, außer das du dich schlecht fühlst. Auch ich habe geplant, aber das Leben kam dazwischen. Ausbildung, Studium und eine gute Stelle. Außerdem ein lieber Mann der auch noch gut verdient hat. Das Haus in einer Neubausiedlung mit lauter jungen Familien die auch Kinder wollten. Bis 30 lief alles perfekt. und dann? Der Lieblingsmann wird schwer krank, verliert seinen Job. Kinderplanung wird verschoben.. Und jetzt mit 38 und, nach zwei ICSIs, beide erfolglos, die Ernüchterung. Das Leben ist nicht planbar. Man muss es so nehmen wie es kommt. Wir haben sehr nette Nachbarn und noch nettere Nachbarskinder. Weil wir bisher keine eigenen Kinder haben sind wir für die Nachbarkinder der Hit. Wir machen Schneeballschlachten mit Ihnen, spielen Fußball, und sie helfen freiwillig im Garten - die Eltern sind ganz neidisch weil wir die guten Seiten der Kinder abbekommen... und wenn wir genug haben schicken wir sie heim. wir genießen die angenehmen Seiten der Kinder, die Arbeit überlassen wir den gestressten Eltern ;-) Aber natürlich schlummert der Kinderwunsch. Immerhin wurden zwei Zimmer hierfür geplant (als noch alles nach Plan lief...)
    Wir wollen jetzt Pflegeeltern werden und hoffen das alles klappt. Geplant wird aber nicht mehr, das geht letzten Endes in die Hose. Wenn es klappt und es ein, oder zwei Kinder gibt, dann ist das toll. Wenn nicht dann soll es so sein und wir genießen weiterhin unsere Freiheit.
    Schau nicht so sehr auf andere, auch deren Leben ist nicht perfekt, man sieht es nur nicht auf den ersten Blick...Erfreue dich daran was du hast, einen lieben Mann der das alles mitmacht und aushält (manche Beziehungen gehen daran zu Grunde) eine schöne Wohnung, Freizeit und vor allem Gesundheit! Denn Kinderlosigkeit ist keine Krankheit. Ich wünsche dir auf deinem Weg viel Glück und trotz allem viel Lebensfreude!

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    1. Liebe Kaykay, dein Text könnte von mir sein. Sehe es genauso. Nur in einem Punkt sind wir nicht einer Meinung: Kinderlosigkeit ist eine Krankheit, die leider aber so gesellschaftlich (und von den KK) nicht anerkannt wird. Sie schränkt Menschen ein. Meist hat sie ja körperliche Ursachen.

      Ganz liebe Grüße und ich drücke euch feste die Daumen, dass ihr ein oder mehr Pflegekinder bei euch aufnehmen dürft. Du liest dich nämlich sehr nett. :)

      Penny

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    2. Ja, Kinderlosigkeit ist definitiv eine Krankheit.

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  6. Ich kann das so gut nachvollziehen! Ich kenne auch so Planungspaare und die können sich sogar den Monat "aussuchen" wann sie ihr Kind bekommen und es tritt so ein! An den meisten Tagen kann ich mit "nirgends klappt immer alles so nach Plan, auch wenn es vornerum so aussieht" oder " irgendwann knallt es auch bei denen in der Planung" aber dann gibt es auch Tage wo ich diese Gedanken nicht akzeptiere und einfach nur da stehe und denke wie mega ätzend doch alles ist und ich einfach nicht verstehe warum das so unfair sein kann?!:( Ich drücke dich mal ganz fest, unbekannterweise! :) Liebe Grüße Lila

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  7. Ich schicke Dir einfach mal einen kurzen dicken spontanen Drücker ♥
    Ich weiß zu gut wie es sich anfühlt...GLG Peach

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  8. Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Auch ich muss dir bei dem Satz "Kinderlosigkeit ist keine Krankheit" widersprechen. Nur weil die KK die Behandlung nicht bezahlt oder nur zum Teil bezahlt darf nicht der Eindruck entstehen, dass es sich bei ungewollter Kinderlosigkeit nicht um eine Krankheit handelt. Dieser Tatbestand führt dazu, dass in der Gesellschaft bei vielen Menschen Konsens darüber besteht, dass es sich hierbei um ein Privatvergnügen handelt.
    Ein Kettenraucher, der aufgrund seines Suchtverhaltens, an Krebs erkrankt, gilt als krank und bekommt die um ein Vielfaches teurere Behandlung bezahlt. Und dies, obwohl er diese Krankheit hätte verhindern können, indem er bspw. kostenlose Präventionskurse der KK aufgesucht hätte.
    Wir ungewollt Kinderlose hätten diesen Zustand vermutlich niemals verhindern können. Bei mir sind beide Eileiter defekt, vermutlich funktionieren bei mir die Flimmerhärchen nicht mehr. Ein Zustand, der vermutlich durch eine Entzündung hervorgerufen wurde.
    Hätte ich diese Entzündung an einem anderen Ort meines Körpers gehabt und hätte dadurch Folge-Probleme, würde die Krankenkasse alle notwendigen Behandlung bezahlen. Und das ist das Unfaire an der Geschichte. Und so lange das so bleibt, werden wir in der Gesellschaft auch weiterhin darum diskutieren, ob Kinderlosigkeit eine Krankheit ist oder nicht.
    Alles Liebe und ich würde mich weiterhin freuen, wenn du meinen Blog auch in Zukunft noch liest.

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