Lange habe ich mich nicht mehr hier gemeldet.
Grund hierfür war, dass ich einfach dringend Abstand von diesem ganzen Kinderwunsch-Zirkus brauchte und dadurch wieder ein wenig mehr zu mir selbst finde. Seit September 2013 dreht sich mein ganzes Leben nur noch darum, dass wir gerne ein Kind hätten.
Mittlerweile haben wir Februar 2017. Wir beschäftigen uns also schon seit 3 Jahren und 5 Monaten mit unserem Kinderwunsch! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen - 3 Jahre!!! Oder um es noch prägnanter auszudrücken: 77 Monate!!!
Das ist doch der absolute Wahnsinn, oder nicht? Mir stellt sich da ehrlich gesagt die Frage, ob ich diesen Weg damals gegangen hätte, wenn ich das vorher gewusst hätte. Hätte ich mir das damals zugetraut? Hätte ich mir diese Kraft zugetraut, die man für diesen Weg benötigt? Ich glaube nicht. Und rückblickend muss ich mich da auch ganz ehrlich mal selber loben - ich bin immer noch da, ich bin nicht zusammen gebrochen und ich habe immer noch den Elan weiterzumachen. Ob das gut oder schlecht ist, das vermag ich gerade nicht zu beurteilen. Ich einigen Jahren werde ich dann wohl wissen, ob der eingeschlagene Weg wirklich der richtige war.
Die letzten 3,5 Jahre waren sehr harte Jahre. Und im Moment fühlen sie sich auch wie die härtesten Jahre an, die ich bislang erlebt habe. Und natürlich haben sie mich verändert. Zum Positiven und zum Negativen. Positiv ist, dass ich Demut gelernt habe. Demut davor, dass ich mein Leben nicht planen kann und Dinge akzeptieren muss. Gleichzeitig - und eigentlich völlig konträr - hat dieser Weg jedoch eine negative Eigenschaft von mir noch einmal deutlich hervorgehoben: meine Kontrollsucht (ich habe mich schon vor dem KiWu-Weg immer scherzhaft "Mrs. Kontrolletti" genannt). Ich habe zwar feststellen müssen, dass ich den Kinderwunsch nicht planen kann, aber ich dachte, dass ich das Ergebnis der Kinderwunsch-Behandlung durch die Kontrolle aller Rahmenbedingungen positiv beeinflussen könnte. Ich wollte, dass meine Kinderwunsch-Behandlungen perfekt ablaufen, habe akribisch auf Einflüsse geachtet, die ich beeinflussen kann (Ernährung, Alkohol, Kaffee, viel Schlafen, Medikation etc.). Zudem habe ich jeden Behandlungsschritt meiner Ärztin akribisch mit Dr. Google hinterfragt und überprüft. Das Schlimmste war, dass ich angefangen habe, meinen Mann zwanghaft unter Kontrolle zu bringen. Ich war so versessen darauf, alles kontrollieren zu müssen, dass ich mich selbst dabei verloren habe. Ich habe mich nicht mehr gespürt und hatte keine Ahnung mehr, wer ich war, was ich wollte und was ich fühle.
Diese Erkenntnis kam nach dem negativen Ergebnis der 4. ICSI. Ich bin zusammen gebrochen - ich hatte schlicht und einfach einen Nervenzusammenbruch. Es ging wirklich nichts mehr. Ich habe einen ganzen Tag lang nur geheult und konnte nicht mehr aufhören. Mein Kopf war gleichzeitig total voll und vollkommen leer. So ein Gefühl habe ich noch nie erlebt. Ich habe viele Tage und Wochen gebraucht, bis ich verstanden habe, was da eigentlich passiert ist. Seitdem habe ich mein Leben angefangen etwas umzukrempeln. Unter anderem habe ich wieder mit Yoga angefangen und muss wirklich sagen, dass es mir wahnsinnig gut tut. Man spürt sich wieder selbst, weil man sich ganz bewusst auf sich selbst konzentrieren muss, in sich hinein horchen muss, seine Grenzen und Bedürfnisse wahrnehmen muss. Ich hätte das schon viel früher machen sollen, aber ich habe es jedes Mal wieder zur Seite geschoben, weil ich ja dachte, dass es sich nicht lohnen würde einen Yogakurs anzufangen. Und warum? Weil ich ja "demnächst" schwanger werden könnte und dann hätte ich einen Yogakurs-Vertrag in der Hand. Was für ein Bullshit - seit 3,5 Jahren denke ich so. Und für was? Für nix.
Da im Moment kein Anfängerkurs in meiner Nähe gestartet ist, habe ich mich eher durch Zufall mal auf Youtube umgeschaut und war völlig überrascht, was es da mittlerweile für ein professionelles Angebot an Sport-Videos gibt. Und auch Yoga-Videos! Es gab also keine Ausrede mehr - ich habe meine Yogahose angezogen und meine erste Yoga-Session über Youtube absolviert und ich muss ganz ehrlich sagen: das geht super damit. Mein Mann hat Anfangs immer geschaut, dass ich die Übungen auch wirklich sauber ausübe. Und jetzt mache ich die Yoga-Sessions alle alleine und habe momentan kein Bedürfnis in ein Yoga-Studio zu gehen. Sollte der Erfolg auch weiterhin ausbleiben und ich Yoga immer professioneller praktizieren, dann werde ich bestimmt ein Yoga-Studio aufsuchen. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Also Mädels: wenn ihr die gleiche Ausrede wie ich auf Lager habt - die gilt nicht mehr ;-) Und es ist wirklich, wirklich wahnsinnig entspannend!
Aber natürlich will ich euch nicht nur zujammern, sondern es gibt auch einen ganz bestimmten Grund, warum ich mich dann doch wieder zurückmelde. Ich bin wieder im Kinderwunsch-Zirkus. Aber nicht in meiner 5. ICSI, sondern in einem Kryozyklus. Ich habe zuvor noch nie einen Kryozyklus gehabt und bin wirklich sehr positiv überrascht. Man hat überhaupt nicht das Gefühl, dass man gerade eine Kinderwunschbehandlung hat. Ich empfinde die Behandlung gerade überhaupt nicht belastend. Ganz im Gegenteil, die läuft so neben meinem Leben her. Relativ belanglos.
Nun aber mal von vorne, damit ihr auch alle wisst, wo ich gerade dran bin ;-)
Am Freitag, den 3. Februar bekam ich dann netterweise doch endlich mal meine Periode (der zweite Zyklus hintereinander, der über 40 Tage dauerte - langes Protokoll zuvor sei dank).
Am Samstag, den 4. Februar sollte ich dann auch schon in die Klinik zum Ultraschall. Da alles gut aussah, konnte ich auch schon am Samstag mit dem Kryozyklus beginnen.
Vom 4. Februar bis zum 07. Februar sollte ich 3 Mal täglich eine Progynova 21-Tablette einnehmen (morgens, mittags, abends).
Ab dem 8. Februar sollte ich zwei Mal täglich 2 Tabletten Progynova 21 einnehmen (morgens und abends).
Gestern, also am 13. Februar sollte ich dann zum wieder zum Kontrollultraschall. Hier kam leider raus, dass meine Gebärmutterschleimhaut an ZT 11 nur 7 mm aufgebaut ist. Meine Ärztin meinte, dass man damit theoretisch auch starten könnte. Aber sie empfahl, Progynova 21 noch weitere 2 Tage einzunehmen und am Mittwoch wieder zum Ultraschall zu kommen. Wenn dann alles gut aussieht, kommt die zweite Phase mit der Einnahme von Famenita, um die Gelbkörperphase zu starten.
Die Nebenwirkungen sind wirklich erträglich. An den ersten Tagen der Tabletten-Einnahme war mir immer wieder schlecht und mein Unterleib hat echt ordentlich gearbeitet. Zudem habe ich vermehrt Blähungen. Aber das ist wirklich ein Spaziergang, im Gegensatz zu einer ICSI.
Wie ist meine Einstellung zu dem Behandlungszyklus? Seltsam und komplett anders als sonst. Ich hege weder große Hoffnungen, noch bin ich total pessimistisch. Dennoch gehe ich irgendwie positiv und gelassen an diese Behandlung. Letztendlich kann man sagen, dass ich meine Erwartungshaltung auf einem gesunden Level halte. Wenn es klappt, wäre das natürlich fantastisch. Aber ein Negativ würde mich bei dieser Behandlung vermutlich nicht so schwer treffen, wie bei einer ICSI. Einfach, weil die Behandlung nicht so anstrengend ist.
Ihr seid mir wirklich alle sehr ans Herz gewachsen. Aber so langsam möchte ich diese Kinderwunsch-Blogwelt gerne verlassen, weil ich einfach keine Lust mehr habe über meine Behandlungen zu schreiben. Es ist einfach so mühselig, immer und immer wieder den gleichen Mist durchzumachen. Und immer wieder die gleichen Hoffnungen und Niederschläge zu erleben.
Mal sehen, was das Leben in diesem Jahr für mich bereit hält. Ihr hört die Tage von mir.
Alles Liebe!
Liebe Lisa, schön von dir zu hören.
AntwortenLöschenEs tut mir Leid, dass es dir zwischenzeitlich nicht gut ging. Ja, der ganze Kinderwunsch-Zirkus schafft einen.
Umso mehr freue ich mich, dass du einen Weg gefunden hast, besser klar zu kommen. Ja, dass es dir mittlerweile wieder gut geht. Das ist so schön zu lesen.
Und selbstverständlich drücke ich dir für den Kryo-Zyklus die Daumen.
Alles Liebe ♥
Liebe Lisa,
AntwortenLöschenIch erkenne mich tatsächlich wieder. Mein Mann nennt mich auch gern Frau Kontroletti :)
Und so blöd es klingt...erst als ich einen Plan B hatte und nicht mehr nach dem Motto "Ich könnte ja bald schwanger sein" gelebt habe hat es geklappt und siehe da 21 SSW und es ist alles gut.
Ich mache auch Yoga und es ist ein absoluter Traum. Mach das bloß weiter, ist einfach Balsam für die Seele. :)
So blöd das klingt aber an dem Tag des Bluttest hatte ich sogar schon alles für Plan B bereits. Ein Abo für mein Sonnenstudio das nur noch unterschreiben werden mussten. Festivalkarten gekauft, eine Reise nach Mexiko im Reisebüro angefragt und geblockt und mich bereits nach einem neuen schicken Flitzer (2 Sitzer) umgeschaut. Ich hab einfach aufgehört sas Thema in den Mittelpunkt zu stellen.
Und ich hoffe das du so auch ans Ziel kommst. Ganz feste sogar!
Fühl dich gedrückt! ❤