Donnerstag, 14. Mai 2015

Mama, wie weit ist es noch?

HErinnert ihr euch noch an die Urlaubsfahrten als Kind? Damals, als ein Tag gefühlte 100 Stunden lang war? Meine Familie und ich sind jedes Jahr fast 2.000 Kilometer mit dem Auto in das Heimatland eines Elternteils gefahren. Ich war jedes Mal so unglaublich aufgeregt. Die Nacht zuvor konnte ich nicht einschlafen und war morgens meist vor meinen Eltern wach. Vor lauter Nervosität habe ich immer am ganzen Körper gezittert und musste immer das Bad aufsuchen, weil mein Magen das alles andere als lustig fand. Mit meiner besseren Geschwister-Hälfte versuchte ich die vielen Stunden durch Spiele zu überbrücken. Wir erzählten uns alle immer sehr viel. Und insbesondere bei meinen Eltern, weckte die Fahrt in die alte Heimat natürlich auch viele Erinnerungen. Wir lauschten jedes Mal gebannt den alten Geschichten. Und es war uns auch völlig egal, ob wir die Geschichten schon mehrere Male gehört haben. Diese ewig lange Autofahrt war immer etwas ganz besonderes. Es wurde zu einer Familientradition, an die ich mich bis heute sehr gerne zurück erinnere. Auch, wenn das Verhältnis zu meiner Familie mittlerweile miserabel ist.

Ich erinnere mich auch sehr gut, dass ich meine Eltern mehrere Male mit der Frage genervt habe, wie lange es denn jetzt noch dauert. Meine Eltern meinten irgendwann mal zu mir, dass ich diese Frage manchmal schon nach einer halben Stunde Fahrtzeit gestellt habe. Dann muss ich schon schmunzeln - so im Nachhinein betrachtet ;-) Als Kind kommen einem ja schon 5 Minuten wie eine Ewigkeit vor. Für die Fahrt in die Heimat haben wir einen ganzen Tag gebraucht. Und ich war doch so aufgeregt, weil ich einen Teil meiner Familie und meinen heißgeliebten Großvater wieder sehen sollte. 

Warum ich euch das alles schreibe? Weil dieser lange - vermeintlich ewig dauernde - Weg zum Ergebnis (ein Kind oder doch ungewollt kinderlos) aktuell so unendlich lang scheint. Ich bin wahnsinnig aufgeregt, weil ich nicht weiß, was ich am Ende des Wegs, des Kinderwunsch-Wegs, antreffen werde. 
Mir ist mittlerweile auf jeden Fall klar, dass der Weg nicht in einer Sackgasse enden wird. Es wird zwei tolle Wege geben: Den Weg als Mutter von ein, zwei oder gar drei Kindern oder den Weg als CNBC. 
Problem ist nur, dass ich so ungeduldig bin und mich diese Unwissenheit gerade verrückt macht, weil ich nicht weiß wie der Weg am Zielpunkt weitergehen wird. Wenn ich jetzt schon wüsste, dass ich als CNBC ende, würde ich mein Leben ab sofort umkrempeln. Zum Beispiel würde ich ein Sabbatical für ein halbes Jahr beantragen und mal ganz tief in mich gehen, was ich mit meinem neuen Lebensentwurf machen möchte. Ich würde mit meinem Lieblingsmann, Hund und Wohnmobil in die nordischen Länder reisen und einfach das Leben wie einen großen Regenschauer auf uns herabprasseln lassen. 
Aber weil ich das alles nicht weiß, tragen wir unsere Ersparnisse jetzt alle in eine KiWu-Klinik, verzichten auf Urlaub und ich bleibe weiterhin in meinem Job, den ich zwar mag, der aber gerade nicht DIE Erfüllung meines Lebens darstellt. Das ist schon O.K. so, aber ich befürchte folgendes: wenn am Ende herauskommt, dass ich für immer eine CNBC bleiben werde, war der Weg dahin doch völlig verschwendete Lebenszeit. Lebenszeit, die ich so viel sinnvoller hätte nutzen können. 

Ich fahre dann jetzt mal los. Zwischendurch versuche ich mir die Frage zu verkneifen, wie lange es denn jetzt noch bis zum Ziel dauert. Keine Angst, nur weil ich auf year Reise bin, werde ich euch natürlich weiterhin berichten wie es in meinem Leben aussieht. Schließlich gibt es auf dem Weg zum Ziel viel zu sehen. Ich habe mir auch vorgenommen hin und wieder eine Verschnaufpause einlegen, damit ich nicht völlig übermüdet am Zielort ankomme und die nachfolgende Urlaubszeit genießen kann. 

Montag, 11. Mai 2015

Muttertag - mal wieder ohne mich

Gestern war Muttertag. Wäre mein Leben letztes Jahr anders verlaufen, dann hätte ich dieses Jahr zum ersten Mal Muttertag feiern können. Ich habe versucht, diesen Tag weitestgehend zu ignorieren. Leider nicht ganz erfolgreich, weil man doch an vielen Orten immer wieder daran erinnert wird. Dabei wird einem auch wieder klar, welch omnipräsente und wichtige Rolle "die Mutter" in unserer Gesellschaft spielt. Kein Wunder, dass kinderlose Frauen als "seltsame undefinierbare Wesen" erachtet werden.

Vorgestern habe ich erfahren, dass ein Paar aus meinem Bekanntenkreis nun auch schwanger ist. Das hat in mir ein sehr ambivalentes Gefühl ausgelöst: Freude, Traurigkeit und Wut gleichzeitig. Dazu muss ich sagen, dass dieses Paar auch in einer KIWU-Behandlung ist und deren Vorausetzungen noch schlechter sind als unsere. Denn hier sind beide Partner "reproduktiv beeinträchtigt". Einerseits macht mir deren Ergebnis Hoffnung. Andererseits habe ich Angst davor, vielleicht leer auszubleiben. Wenn es jetzt bei uns nicht klappt, werde ich vermutlich die Frage aufwerfen "warum die und nicht wir?". Es beruhigt mich sehr, dass ich auch in euren Blogs diese ambivalenten Gefühle in Bezug auf Schwangerschaften in eurem Bekannten/Freundes/Familienkreis lese. So weiß ich, dass ich kein mieser Mensch bin, sondern alles noch normal ist ;-) Letztendlich freue ich mich ja auch für die beiden - weh tut es aber trotzdem.

Letzte Woche war ich ja auch zur Gebärmutterspiegelung in meiner Klinik. Über die Diagnose war ich sehr glücklich: meine Gebärmutter sieht nach wie vor gut aus. Somit lag der Grund für meine Eileiterschwangerschaften also definitiv in den Eileitern selbst. Und nach den beiden OPs und den Ausschabungen hat sich zum Glück auch kein Narbengewebe oder ähnliches gebildet. 

Die Einstellung der Schilddrüse macht mir gerade ein wenig zu schaffen. An manchen Tag spielt der Kreislauf ein wenig verrückt. Seit Tagen habe ich Kopfschmerzen, bin müde. Ich habe das zuerst gar nicht auf meine Einstellung der Schilddrüse zurückgeführt. Aber im Hashimoto-Forum berichten sehr viele über diese Einstellungs-Schwierigkeiten. Dann muss ich das jetzt erst mal so hinnehmen und übe mich in Geduld - ich weiß ja, wofür ich es mache.

Diese Woche muss der Lieblingsmann zum Spermiogramm. Er hat da richtig Panik vor, weil er es schrecklich findet in einem Raum zu sein, dem schon 1.000 andere ... waren. Und zudem ist ihm Angst und Bange davor, dass es da nicht so recht klappen wird oder er eeewig braucht. Ich hoffe so sehr, dass das Personal dort diskret mit ihm umgeht und er nicht allein schon deshalb wieder die Praxis verlässt. Irgendwie finde ich das ja witzig: wir Kinderwunsch-Frauen schreiben alles über unsere Behandlungen auf, bis in letzte Detail. Von den Männern liest man so gut wie gar nix. Wirklich kein einziger Erfahrungsbericht zum Spermiogramm, wenn überhaupt erzählt die Frau etwas im Internet darüber. Komisch, gell? 

Im Moment hänge ich so in der Schwebe, weil gerade alles möglich erscheint. Mit viel Glück könnte ich im Sommer tatsächlich schon schwanger sein und zu Weihnachten mit einem dicken Bauch unterm Tannenbaum sitzen. Es kann aber auch sein, dass ich mir zu Sylvester wieder wünsche, dass sich solch ein beschissenes Jahr nicht wiederholt. 

Faites vos yeux - fragt der Croupier mich vor der KiWu-Behandlung. Setze ich auf rot oder schwarz? Ich bin unentschlossen, setze dann aber auf rotRien ne va plus - beendet der Croupier die Spielrunde. Ich kann mein Schicksal nicht selbst bestimmen, sondern muss abwarten, wo die Kugel am Ende landet. Rot oder schwarz - das wüsste ich zu gern.