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Montag, 31. Oktober 2016

Die ICSI der Rekorde !?

Tja, dass ich diese Überschrift mal haben würde, hätte ich auch nicht gedacht. Aber es kann ja auch keiner ahnen, dass ich - die mehrfach erfolglose ICSI-anerin - auch mal ein bisschen Glück abgekommt. Direkt vorneweg - ich bin nicht schwanger. Das kann ich auch noch gar nicht sein, weil es sich heute überhaupt erst einnisten würde - wenn das oder die süße(n) Eizelle(n) überhaupt noch da sind. Aber wer weiß - bei meinem Glück aktuell, darf ich ja vielleicht auch das mal hoffen?

Aber nun mal von vorne.

Dieses Mal hat mich die Überstimulation ordentlich im Griff. Es war und ist aktuell definitiv nur eine Überstimulation niedrigeren Grades. Aber in dieser Form hatte ich sie bislang definitiv noch nicht. Seit der Punktion habe ich einen riesigen Bauch (sehe aus wie im 5./6. Monat schwanger) und ich merke meine riesigen Eierstöcke, die sich immer wieder schmerzhaft zu Wort melden. Ich trinke ordentlich meine 3 Liter am Tag und meine Eiweißshakes und gehe mindestens 1x pro Stunde auf Toilette. Spaziergänge mit dem Hund sind gerade leider nur sehr kurze möglich und leicht kurzatmig bin ich auch. Wenn sich die Eizellen tatsächlich einnisten sollten, dann hoffe ich nicht, dass ich ins nächste Überstimulations-Stadium gelange. Aber ich will mich nicht beklagen. Glücklicherweise habe ich mich etwas länger krankschreiben lassen (als wenn ich es geahnt hätte). Daher ist das alles erträglich. Ich schaue wahnsinnig viel fern, lese im Netz, lese Zeitschriften etc und ein bisschen arbeiten tue ich auch.

Aber nun zum Transfer. Dieser fand am Freitagnachmittag statt. Ich war wahnsinnig aufgeregt, weil ich wieder angst hatte, dass uns das gleiche Schicksal ereilt wie beim letzten Mal. Da hatten es ja nur zwei Eizellen bis zum TF +3 geschafft und diese hatten auch noch eine echt schlechte Qualität. Aber dieses Mal soll wohl alles anders sein. Von den 7 regulär befruchteten Eizellen konnten zwei reguläre 8-Zeller eingesetzt werden (einer in A- und einer in B-Qualität). Mein Mann und ich waren richtig aus dem Häuschen. Und das tolle war, dass aber noch 4 weitere im Rennen sind (davon 2 gute 8-Zeller und ich glaube zwei 7-Zeller). Wir waren total platt. Darauf haben wir natürlich gehofft, aber ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet. Bluttest ist am 11.11.2016.

Ja, jetzt denkt ihr schon - waaah, die Lisa sammelt das Glück aber jetzt am laufenden Band ein. Jetzt ist aber mal gut. Tja, aber da muss ich euch leider enttäuschen. Dieses Mal haben wir noch einen Rekord geschlagen. Wir haben soeben erfahren, dass sich eine der vier weiterentwickelten Eizellen tatsächlich bis zur Blastozyste entwickelt hat und kryokonserviert werden konnte. Ich dachte eben wirklich, mich trifft der Schlag. Wir konnten noch NIE einfrieren. Die ersten beiden Male hatten wir auch einige in die Blasto-Kultur geschickt - aber nie hat es eine geschafft. Wir konnten auch noch nie welche im PN-Stadium einfrieren, weil wir an TF+1 immer nur so wenige hatten. Das ist so ein tolles Gefühl, dass auch wir mal was einfrieren können. Grandios! Und was mich auch sehr positiv stimmt - wenn es eine schon im Reagenzglas geschafft hat sich bis zur Blasto zu entwickeln, dann stehen die Chancen ja für einen oder gar beide Krümel im Bauch ja vielleicht auch gar nicht so schlecht. Schließlich wurden die zwei best-entwickeltsten ja transferiert.

Seit Freitag sind die zwei Fuzzis also in meinem Bauch. Ich hege und pflege sie, lege oft die Hand auf den Bauch und rede auch mit ihnen. Ich teile ihnen mehrfach am Tag mit, dass sie doch gerne bei mir bleiben sollen. Wenn sie sich weiterentwickelt haben, dann waren sie gestern eine Blastozyste und beginnen vermutlich heute mit der Einnistung. Famenita und Progynova 21 sind meine täglichen Begleiter. Natürlich zwackt es überall im Unterleib. Daran sind Famenita, Progynova 21 und die Überstimu auch nicht ganz unschuldig. Und das tut es auch schon die ganzen Tage und die letzten drei ICSIs auch. Daher bilde ich mir da nichts mehr ein. Mein Lieblings-Mann hat den Wunsch geäußert, dass wir diesmal keinen Schwangerschafts-Test-Krimi veranstalten und bis zum Bluttest warten. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, ob ich das aushalte...

Ich halte also fest - es war bis jetzt eine echt gute ICSI. Die bislang beste ICSI, die wir je hatten.  Für viele da draußen lesen sich meine Erfolgszahlen vielleicht nicht gut. Aber ich bin mittlerweile 38 Jahre alt, die Eizellqualität hat also ordentlich abgenommen, ich habe die Hormon-Werte einer PCO-Patientin (bin aber keine) und darf daher nicht im langen Protokoll stimulieren. Wir haben es trotzdem getan - und es war die bislang scheinbar beste risikoreichste Entscheidung, die wir seit unserem Kinderwunschweg getroffen haben.

Und da gibt es noch ein paar wichtige Eckpunkte, die mich diesmal zuversichtlicher machen als bislang:

  • Am Transfertag (Freitag) hatten wir schlechtes Wetter (wirklich kein einziger Sonnenstrahl zu sehen, nur graue Suppe)*
  • Wir haben bei uns zurzeit eine Marienkäfer-Plage. Beim Samstag-Spaziergang sind daher 50 Marienkäfer auf mir gelandet und hunderte permanent hinter und neben mir her geflogen. Das Glück ist also mit voller Wucht auf mich zugeflogen und ich hatte gar keine Chance mich dem Glück zu entziehen ;-)
  • Wir hatten von Anfang an 7 regulär befruchtete Eizellen
  • Am TF +3 waren noch 4 Eizellen im Rennen
  • Wir konnten eine Blastozyste einfrieren (!!!)
  • Es wurden bislang alle meine ICSI-Rekorde geschlagen
  • Wir hatten vorher nach langer Zeit einen richtig genialen und langen Urlaub und haben ordentlich Sonne getankt
  • Mein Lichen sclerosus ist dieses Mal (vermutlich wegen dem zusätzlichen Prednisolon?) nicht ausgebrochen
  • Mein TSH-Wert lag einen Tag vor Punktion bei 1,27 (und ist damit so gut wie noch nie)
  • Und - ich bin das erste Mal richtig positiv gestimmt - ohne Handbremse
Ich werde die nächsten Tage ganz, ganz sicher viele grüne Punkte sehen und mich im Wechsel verrückt damit machen, dass ich "schwanger bin" und "doch nicht schwanger" bin. Also - wie immer - eine ganz entspannte Warteschleife ;-) Ihr kennt das ja.

Drückt mir weiterhin ganz feste die Daumen. Ich drücke mein weiterhin ganz feste für euch.
Und die, die schon schwanger sind - eine schöne Kugelzeit (in meiner Blogroll hat sich ja glücklicherweise wieder einiges getan! - ne, Penny :-*)

Ich melde mich die Tage wieder. Alles Liebe!


*Bislang sind alle schlimmen Ereignisse rund um den Kinderwunschweg (ELSS-Diagnose, ELSS-OPs, die letzten Punktionen und Transfere, die letzten Negativ-Mitteilungen etc.) immer an Tagen mit Sonnenschein passiert. Daher habe ich so einen bescheuerten Aberglauben entwickelt, dass schlechtes Wetter her muss, damit sich die Dinge in meinem KiWu-Weg endlich zum guten hin wenden.


Sonntag, 6. Juli 2014

Wenn man sich vom Schicksal verraten fühlt - oder: wenn man wütend auf das Glück der anderen ist

Ihr Lieben,

ich erkenne mich momentan selbst nicht wieder. Heute "mussten" wir anstandshalber den neuen Erdenbürger einer unserer besten Freunde besuchen.

Schon die ganzen letzten Tage hatte ich überhaupt keine Lust dazu, heute meine Freunde besuchen zu gehen. Mein ganzer Körper hat sich dagegen gesträubt und es wundert mich, dass er heute keine vermeintlichen Krankheitssymptome gezeigt hat. Früher hatte ich vor schweren Prüfungen aus lauter Prüfungsangst tatsächlich immer richtige Krankheitssymptome: Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufprobleme, Fieber etc. Aber diesmal hat er mich im Stich gelassen! Wollte mein Körper mir damit signalisieren, dass ich gefälligst sehr wohl in der Lage bin, den kleinen Erdenbürger willkommen zu heißen?

Gestern mussten mein Lieblingsmann und ich dann noch in die Stadt und dem neuen Erdenbürger ein Willkommensgeschenk besorgen. Wir haben uns für Anziehsachen entschieden. Eine völlig skurille Situation: ich, ganz allein, in der Babyabteilung eines großen Kaufhauses - nur 3,5 Wochen nachdem ich mein zweites Kind verloren habe. Zuerst fand ich die kleinen Anziehsachen einfach nur süß und war in einem kaufrauschähnlichen Zustand und habe links und rechts um mich herum nichts mehr wahrgenommen. Aber dann plötzlich, saß eine Frau direkt neben den Neugeborenen-Klamotten und stillte ihr Neugeborenes. Und klack: von einem Moment auf den anderen wurde mir ganz mulmig, heiß und ich hatte das Gefühl, dass ich keine Luft mehr bekommen würde. Um direkt wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, habe ich mit meinem Lieblingsmann noch direkt einen kleinen Streit über was ganz anderes angefangen. So machen wir Frauen das halt. Wenn uns eine Laus über die Leber läuft, mäkeln wir erst man an der besseren Hälfte herum. Nun denn, am Ende haben wir dann doch - wie ich finde - schöne Sachen gefunden.

Und auf der Rückfahrt nach Hause habe ich mir fest vorgenommen noch das Kissen mit dem Namen des neuen Erdenbürgers zu nähen. Ratet mal, was ich bis eben noch nicht mal ansatzweise angefangen habe?

Wir waren heute für ca. 14 Uhr mit den Freunden verabredet. Zwei Stunden vor dem Besuche habe ich mich die ganze Zeit versucht abzulenken und habe es - dank plötzlicher unbändiger Lust ein ausgedehntes Mittagessen zu fabrizieren - geschafft, eine Stunde später dort anzutasten.

Ganz ehrlich? Ich konnte den Freunden nicht mit vollem Herzen gratulieren. Und beim Anblick des kleinen und wirklich süßen Erdenbürgers, ging mir ein richtig langer und tiefer Stich durch das Herz. Ich war nur einen Mikromilimeter davon entfernt, direkt loszuheulen. Die Freunde legten mir den kleinen Erdenbürger direkt in meine Arme - ich weiß bis jetzt noch nicht, ob ich das jetzt gut fand oder nicht. Ob es eine gute Idee war oder die Sache noch verschlimmert habe. Die beiden frisch gebackenen Eltern waren überglücklich über ihren neuen Erdenbürger, erzählten von der Geburt und wie sich das alles angefühlt hat.
Ich wollte es ihnen auch nicht verbieten. Das Leben muss schließlich weiter gehen und sie haben ein Recht darauf glücklich zu sein. Deren Hormonhaushalt quirlt gerade über vor Glück - die beiden wissen vermutlich gerade gar nicht wohin mit ihren Gefühlen. Sie sind so glücklich und so verliebt in ihren neuen Erdenbürger. Ich will auch nicht, dass sie sich damit verstecken. Wir sind schließlich Freunde - wir haben alle vier das Recht unsere Gefühle mitzuteilen.
Ich empfinde es auch nicht als ungerecht, dass die beiden etwas haben, was ich gerne hätte. Auch die beiden hatte mal ein schweres Schicksal ereilt. Und sie dürfen sich glücklich schätzen, dass es das Schicksal nun gut mit ihnen meint.

Aber mir hat es so unglaublich weh getan. Als mein Lieblingsmann und ich wieder draußen waren, habe ich sofort angefangen zu heulen. Ich war so stolz auf mich, dass ich so tapfer war. Aber ich will es in den nächsten drei oder vier Wochen nicht noch einmal wiederholen. Auch mein Lieblingsmann war ganz tapfer. Ich habe ihm das Kind irgendwann einfach in die Arme gedrückt, weil ich fest davon ausgegangen bin, dass er es gerne im Arm haben wollte. Aber danach hat er mir mitgeteilt, dass er es eigentlich nicht in den Arm nehmen konnte. Und ich habe das gar nicht gemerkt. Wenn selbst wir beide untereinander die Signale nicht mehr verstehen, wie sollen unsere Freunde im Hormontaumel dann unsere Signale verstehen können?

Heute bin ich ein wenig in Panik geraten: was ist, wenn ich ein Baby selbst mit künstlicher Befruchtung niemals in den Armen halten werde? Was ist, wenn ich ein oder mehrere Kinder niemals zum Schulabschlussball begleiten werde? Was ist, wenn ich einem Kind niemals eine Gute Nacht-Geschichte vorlesen kann? Ich habe angst davor, mich mit diesem Gedanken auseinanderzusetzen. Aber dieser Gedanke ist Teil einer Realität geworden, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich habe mein ganzes Leben immer darauf aufgebaut, irgendwann einmal Kinder zu haben. Ich habe deshalb so spät mit dem Kinderwunsch angefangen, weil ich vorher eine solide Basis schaffen wollte (Studium, unbefristeter Job, gutes Einkommen). Auf was habe ich eigentlich die ganze Zeit hingearbeitet? Wäre es besser gewesen, wenn ich bereits während des Studiums schwanger geworden wäre? Wäre das alles dann nicht passiert, weil sich die Eileiter erst viel später verengt haben oder die Härchen erst viel später ihre Beweglichkeit eingebüßt haben (man weiß leider nicht, warum ich zwei Eileiterschwangerschaften auf beiden Seite hatte. Eine Verklebung oder Verwachsung scheint aber definitiv nicht vorzuliegen).

Ich fühle mich vom Schicksal so richtig gefi**t! Entschuldigt die Ausdrucksweise. Aber ich bin momentan so voller Wut und die muss leider irgendwo raus.

Nun denn, die Hoffnung darf ich trotzdem nicht aufgeben. Denn so wie auch heute, kommt nach Regen bekanntlich immer Sonnenschein.

In diesem Sinne - fühlt euch gedrückt!

Lisa