5 ICISI + 1 Kryotransfer = 0 Schwangerschaften.
DAS ist das Resümee aus 3 Jahren Kinderwunschweg in einer der vermeintlich renommiertesten Kliniken in meiner Stadt. Eine Klinik, die mir - wie auch allen anderen gynäkologischen Ärzte, die ich seit meiner zweiten Eileiterschwangerschaft angetroffen haben - außerordentlich gute Voraussetzungen und eine hohe Schwangerschaftswahrscheinlichkeit prophezeit haben. Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass ich bei beiden ELSS außerordentlich schnell schwanger geworden bin - die erste SS trat innerhalb von 3 Übungszyklen ein, die zweite direkt im ersten Übungszyklus. Und das trotz eingeschränktem Spermiogramm meines Mannes. Meine Hormonwerte deuten alle darauf bin, dass ich definitiv noch sehr fruchtbar bin. Was ist also das Problem? Es macht irgendwie alles keinen Sinn?
Diese Behandlung war alles andere als ein Zuckerschlecken nach dem Transfer. Denn nach dem Spritzen der zweiten Spritze Brevactid 1.500 hatte ich eine extrem heftige Überstimulation, die 4 Tage anhielt. Am ersten Tag musste ich leider arbeiten gehen - ich weiß bis heute nicht, wie ich diesen Tag überstanden habe. Ich sah wirklich aus wie im neunten Monat schwanger, konnte nicht gehen - sitzen ging eigentlich auch nicht. Glücklicherweise hatte ich ein sehr langes Meeting indem ich mich "gemütlich" in den Stuhl setzen konnte. Da ich ja 3 - 4 Liter trinken sollte, bin ich ständig aus dem Meeting rausgerannt auf Toilette. Es war ein einziger Alptraum. Nachts bin ich aufgrund der extremen Schmerzen im Oberbauch wachgeworden (es hatte sich zusätzlich zum Wasser auch noch unnatürlich viel Luft entwickelt). Glücklicherweise waren Tag 2 - 4 der Überstimulation am Wochenende mit anschließendem Feiertag (Pfingstmontag). Der Bauch hielt noch sehr lange an. Aber als er diesen Freitag dann endgültig zurückging, wusste ich dass ich am Samstag keinen positiven Pipi-Test in der Hand halten würde. Bereits am Freitagabend auf dem Nachhauseweg von der Arbeit, fing ich an zu heulen. Abends wollte ich nichts mehr machen und lag halb apathisch vor dem Fernseher und habe nur geheult. Ich habe so einen unglaublichen Druck, eine extreme Anspannung und Angst in mir gespürt. Ich hatte die Tränen einfach nicht mehr unter Kontrolle.
Die Nacht von Freitag auf Samstag war sehr unruhig. Ich war gegen 5h Morgens bereits hellwach und musste eigentlich auch dringend auf Toilette. Aber ich wollte den Test auf keinen Fall alleine durchführen. Um 6h habe ich es dann nicht mehr ausgehalten und einen Becher genutzt, den ich dann aber wieder im Bad abgestellt habe - ohne den Test durchzuführen. Als ich ins Schlafzimmer zurückging fragte mein Mann ganz unerschrocken, weil eigentlich noch im Tiefschlaf "Und? Hast du den Test gemacht?". Nach 15 Minuten war er dann wach und wir sind gemeinsam ins Bad.
Es war einer der schlimmsten Tiefpunkte in meiner Kiwu-Karriere. Keine zweite Linie in Sich - auch nicht nach 6 Minuten.
Wir gingen danach wortlos wieder ins Beet - jeder auf seiner Seite nur die Hand haben wir uns in der Mitte gehalten. Jeder schaute in eine andere Richtung - weg voneinander. Der Schock saß so dermaßen tief. Ich glaube, wir lagen 25 Minuten so nebeneinander. So lange brauchte unser Gehirn, um diese Botschaft wirklich zu erfassen. Danach fing ich erst einmal an zu heulen. Wir lagen noch bis 8:30h im Bett und haben versucht das zu verarbeiten. Ich glaube, am Nachmittag habe ich dann wirklich verstanden, was dieses Ergebnis eigentlich für uns bedeutet. Wieder kein Kind - vielleicht niemals ein Kind? Das Leben geht weiter wie bisher - oder doch nicht? Alles umsonst - wirklich alles völlig umsonst. Ich habe verdammt hart gekämpft, habe wirklich alles gegeben - und das alles für nichts. Wir stellen am Ende mit leeren Händen hier.
Wir haben am Samstag immer wieder über das Ergebnis gesprochen und wie es jetzt weitergehen soll. Fakt ist - wir sind jetzt erst einmal pleite. Diese Behandlung hat uns ca. 8.000 EUR gekostet. Das waren ca. 20.000 EUR in 6 Monaten (2 ICSI, 1 Kryo) - für Nichts! Dafür, dass sich mein Leben rapide verschlechtert hat, dass ich oft depressiv war, dass meine Ehe beinahe zu Bruch gegangen ist und mein Leben an mir vorbeigezogen ist. Dafür, dass ich wirklich alles gegeben habe und nichts dafür bekommen habe. Außer einer noch größeren Leere und einem nicht unerheblichen finanziellen Loch.
Fakt ist nun auch, dass wir das Thema in unserer aktuellen Kiwu-Klinik beenden werden. Es wird in dieser Klinik keine weitere Behandlung mehr geben. Wir werden wechseln, in eine Uniklinik in einer nahe gelegenen Stadt. Das ist zwar mit sehr viel mehr Aufwand verbunden und die Wartezeiten müssen dort wohl auch der Horror sein, aber die anderen Kliniken in meiner Stadt haben mich nicht überzeugt.
Fakt ist nun auch, dass wir erst einmal eine lange Pause machen werden und gegen Ende des Jahres/Anfang nächsten Jahres die nächste ICSI durchführen werden. Bis dahin haben wir auch wieder Geld zusammen und ich möchte mich nach 2 durchgehenden Jahren Behandlung auch einfach mal davon erholen und letztendlich auch wieder gerne ein normales Leben führen. Den ersten Stein habe ich gestern auch ins Rollen gebracht - ich habe mich in einem Fitnessstudio angemeldet. Etwas, was ich schon soooo lange tuen wollte, aber es nicht konnte, weil ich ja ständig in irgendeiner blöden Behandlung war.
Und eventuell werde ich mir von meiner aktuellen Klinik nun doch noch mal eine Überweisung für einen Immunologen geben lassen und mich doch mal an Frau Dr. Reichel-Frenz wenden - ich habe ja jetzt genügend Zeit auf das Ergebnis zu warten. Zwei andere Dinge würde ich vorab auch gerne noch abklären lassen.
Zudem haben wir uns nun auch entschlossen, doch in Urlaub zu fahren und dafür einen Sparvertrag aufzulösen. Sparen können wir schließlich auch noch ab nächstes Jahr wieder. Aber jetzt brauchen wir einfach eine gute Zeit für uns. Manchmal ist das Leben im Jetzt doch wichtiger als die Altersvorsorge.
Für alle, die sich fragen, in welche Klinik ich gehe... Ich werde die Stadt jetzt nicht nennen, aber diejenigen Leserinnen aus meiner Umgebung werden sofort wissen, welche Klinik gemeint ist: 3. Etage, im Erdgeschoss kann man Dinge zum Lesen erwerben und oben drauf ist eine eisige Angelegenheit zu finden ;-) Falls irgendeiner meiner Leser auch von meiner Klinik in die Uniklinik der Nachbarstadt gewechselt ist - ich freue mich über jede private Nachricht und eure Erfahrungen - positiv wie negativ! Bitte schreibt den Namen meiner oder der anderen Stadt nicht in die Kommentare. Ich möchte hier so anonym wie möglich schreiben.
Ihr Lieben - ich weiß im Moment noch nicht, wann ich mich das nächste Mal melden werde.
Bis dahin aber - alles Liebe!
Hier geht es um das Thema (wiederholte) Eileiterschwangerschaft, künstliche Befruchtung, ungewollte Kinderlosigkeit, ICSI
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Sonntag, 11. Juni 2017
Sonntag, 28. Juni 2015
Wann ist es Zeit über den eigenen Schatten zu springen?
Da ich mich vorletzte und letzte Woche ja alles andere als gut fühlte, haben wir den Starttermin für die Pilleneinnahme um einen Monat nach hinten verschoben. Wir wollen einen "Erfolg" unserer ersten ICSI keinesfalls gefährden.
Allerdings merke ich auch gerade, dass mich die finanzielle Belastung für die erste ICSI irgendwie doch sehr belastet und den Druck auf einen Erfolg noch größer macht als er sowieso schon ist. Wir müssen uns tatsächlich von einigen Dingen trennen (Auto verkaufen u. a. Dinge), können nicht in Urlaub fahren (obwohl wir ihn wirklich dringend brauchen!!! - und wir fahren wirklich nie teuer in Urlaub), sparen bei unseren Lebensmitteln und generell bei unserem Freizeitleben. Versteht mich nicht falsch, für unseren Kinderwunsch sind wir durchaus bereit Abstriche zu machen. Aber was ist, wenn die erste und zweite Behandlung nicht zum Erfolg führt?
Ich bin jetzt schon richtig genervt, weil wir den ein oder anderen gemeinsamem Essenstermin im Restaurant oder anderen Event-Termin schon abgesagt haben, weil wir gerade das Geld sparen. Ein Großteil unseres Freundeskreis weiß ja auch nicht um unsere Situation.
Die finanzielle Situation wird mit jeder nicht erfolgreich durchgeführten Behandlung ja nicht besser. Hinzu kommt aktuell, dass die finanzielle Situation meines Lieblingsmannes aktuell auch sehr desolat ist (aus Gründen, die er nicht verantwortet) und ich ihn zurzeit quasi mitfinanziere.
Und da stellt sich mir tatsächlich die Frage, ob wir nicht mal langsam über unseren eigenen Schatten springen sollten und doch heiraten sollten. Auch, wenn wir das eigentlich nicht wollen und uns der Staat das quasi aufzwingt. Aber ich kann diesem finanziellen Druck glaube ich nicht mehr standhalten.
Ich bin jetzt schon wegen der Behandlung an sich angespannt. Die finanzielle Situation haut da noch mal kräftig drauf. Wir sollten uns langsam mal eingestehen, dass wir das nicht gestemmt bekommen und auch nicht unseren ganzen Haushalt verkaufen können und auf Lebensfreude verzichten können. Und was ist, wenn eine dieser Behandlungen tatsächlich zum Erfolg führt? Dann brauchen wir ja auch Geld für die Erstaustattung und so. Aber dann hätten wir ja gar nix mehr.
Diese Situation ist einfach nur erdrückend. Und ich danke dem Staat auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich, dass er diese Behandlung nur Verheirateten zubilligt. Der Staat weiß überhaupt nicht, was er damit anrichtet.
Grümmelnde aber dennoch liebe Grüße,
eure Lisa
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