Freitag, 16. September 2016

Jetzt ist wieder alles ok ;-)

So - viele Urlaubstage später geht es mir  - äh nein uns - wieder verdammt gut.

Eigentlich haben wir wegen der anstehenden ICSI(s) kein Geld, um einen langen und kostenintensiven Urlaub zu machen. Aber wir haben es trotzdem gemacht. Teure Hotels, viele Restaurantbesuche und andere kostenintensive Kinkerlitzchen haben wir uns gegönnt. Und es war die beste Entscheidung, die wir seit der ersten Eileiterschwangerschaft getroffen haben, also seit 2,5 Jahren.

Wir haben nicht als Kinderwunschpaar Urlaub gemacht, sondern als kinderloses Paar. Und es war fantastisch. Wir haben es genossen, dass wir ausschlafen konnten, keine Rücksicht auf ein Kind nehmen mussten, so lange ausbleiben konnten wie wir wollten, so viel trinken konnten, wie wir wollten.

Die letzten 2,5 Jahre haben Wracks aus uns gemacht und uns voneinander entfernen lassen. Dieser Urlaub hat uns fast wieder in unseren ursprünglichen Zustand als Paar zurückgebracht. Wir haben viele gute Gespräche geführt und uns nahezu wieder gefunden. Nahezu deshalb, weil wir uns schlichtweg verändert haben. Dieser Weg hat uns verändert. Ich glaube, wir sind beide etwas darüber erschrocken, wie dieser Weg uns verändert hat. Aber wir müssen das nun annehmen. Wir können nicht mehr zurück. Es gibt nicht mehr den Weg zurück, vor der ersten Eileiterschwangerschaft. Wir haben den Point Of No Return erreicht. Wir sind beide in den letzten Monaten planlos durchs Universum geflogen. Nun habe ich den Eindruck, dass wir beide wieder auf der Erde angekommen sind. Der Gedanke an "Scheidung" ist eigentlich verschwunden (obwohl er in den letzten Monaten immer präsenter wurde). Klar, bei mir blitzt er auch nach dem Urlaub hin und wieder noch auf, weil ich mir die Frage stelle, was unsere Beziehung in der Lage ist auszuhalten. Schafft sie den bevorstehenden Weg noch? Werden wir bis zum Ende am gleichen Strang ziehen oder macht einer vorher Schlapp? 
Diese Frage wird mir niemand beantworten können. Aber das ist aktuell nicht die einzige Frage, die beantwortet werden kann. Leider...

Auch gesundheitlich geht es mir wieder sehr gut. Ich habe L-Thyroxin erhöht und meine Vitaminspeicher ordentlich aufgefüllt. Mal abgesehen davon, dass ich ohne Ende Vitamin D durch endloses Sonnentanken aufgeladen habe ;-)

Und daher habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich den guten Flow nutzen möchte, um in die nächste Behandlung einzusteigen. Der Vorzyklus (Pille) hat bereits begonnen. Und ab dem 01.10. - also bereits während des Vorzyklus - nehme ich erstmalig noch Synarella (da ich diesmal das Longprotokoll mache) und auch erstmalig Kortison, wegen der sehr hohen Antikörperwerte. Meine Ärztin meinte, dass sie das mit dem Kortison gerne einmal bei mir ausprobieren möchte. Ich habe auch gelesen, dass dies die SS-Rate ggf. erhöhen kann bei Hashi-Frauen. Ab dem 13. Oktober stimuliere ich dann wieder mit Gonal F und Luveris. Auch Heparin soll ich wieder nehmen. (Ich habe übrigens gelesen, dass Frau Reichel-Frentz, dies wohl auch bei Hashimoto empfiehlt).

Zudem habe ich wegen des Lichens sclerosus und Hashimoto auch meine Ernährung umgestellt und tatsächlich Verbesserungen feststellen können. Nach langem herumexperimentieren (vegan, vegetarisch, ohne Milchprodukte, glutenfrei, Paleo etc.) habe ich tatsächlich einen Zusammenhang zwischen meinen Lichens Sclerosus-Schüben und einer bestimmten Ernährungsweise feststellen können. Wenn ich Getreide, Zucker und Alkohol komplett weglasse, habe ich keine Schübe mehr. Sobald ich eines dieser Lebens/Genussmittel mehr als zwei Mal pro Woche zu mir nehme, folgt unweigerlich ein Entzündungsschub und der Schrumpfungsprozess meiner Vag*na geht weiter voran. Mit Hashimoto kann man leben - es ist extrem ätzend, aber es geht. Aber LS beeinträchtigt mein Leben, meine Sexualität. Ich verfluche alle Ärzte, die mir weismachen wollten, dass ich nichts dagegen tuen kann. Ich kann alle Lichens sclerosus-Geplagten nur empfehlen, auch mal mit der Ernährung herumzuexperimentieren. Falls es nur bei einem von 10 Erkrankten etwas bringt, dann hat dieser Post schon etwas gebracht. Ich werde zu diesem Thema auch noch mal einen eigenen Bereich hier in diesem Blog einrichten, weil sehr viele Leser wegen LS zu meinem Blog kommen.

Aber jetzt wieder zurück zur KiWu-Behandlung:
Und für diese Behandlung haben wir uns fest vorgenommen, wieder positiv an die Behandlung zu gehen. Das letzte Mal sind wir völlig emotionslos an die Begandlung gegangen, weil wir nicht wieder enttäuscht werden wollten. Das tat uns beiden überhaupt nicht gut und hat auch mit zu unserer Entfremdung geführt. Man muss einen gescheiterten Versuch intensiv bearbeiten. Ich gehe sogar soweit, dass man hier Trauerarbeit leisten muss. Die Trauer um ein transferiertes Embryo/Kind, das nicht im Körper weiterleben wollte. Einfach so weiter zu machen wie vorher ist nicht gut - so zumindest unsere Erfahrung. Aber jeder erlebt diesen KiWu-Weg anders. Deswegen kann ich euch leider auch keine allgemeingültige Empfehlung aussprechen.

Was tat mir sonst noch gut?
Bei der lieben Einstrichphobie habe ich die Empfehlung von ihr gelesen, dass man sich erlauben sollte, sich Babysachen, Schwangerschaftsmode, Kinderwagen, Kinderratgeber etc. anzuschauen. Ich fand das zunächst total absurd. Aber eigentlich hat sie vollkommen recht. Ich habe es mir selbst verboten, mir solche Dinge anzuschauen, in diese Läden zu gehen und mich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Und dabei habe ich das immer schon so gerne gemacht. Ich habe bis zu meiner zweiten ELSS auch ständig Babysachen gestrickt, genäht und gehäkelt. Und auch das habe ich abrupt abgebrochen, weil ich es nicht mehr konnte. Irgendwann ging das aber in ein Verbot über, weil ich ja vermeintlich kein Recht mehr darauf hatte. Ich habe mich, wenn man das mal ganz nüchtern betrachtet, also auch noch selbst bestraft. 
Ich habe mir dieses Verbot nun dank des Posts von der lieben Einstrichphobie selbst aufgehoben. Und es tat soooooo gut. In meinem Urlaub bin ich in die wunderschönsten Kinderklamottenläden reingegangen, habe mir Kinderbücher angeschaut und Schwangerschaftsmode begutachtet. Es war ein wunderschönes Gefühl, sich das wieder zu erlauben. Und ja, ich habe auch daran gedacht, was ich denn für unser theoretisches zukünftiges Baby holen würde und wie ich dieses verbotene dritte Zimmer in unserer Wohnung einrichten würde. Und es tat überhaupt nicht weh - ganz im Gegenteil.
Wenn es in unserem Leben nie wieder Kinder geben wird, dann muss ich sowieso einen harten und langen Trauerweg gehen. Aber so habe ich dann wenigstens Bilder im Kopf. Ohne sie, wäre es nur ein leeres Nichts - und das würde es mir vermutlich noch viel schwerer machen, das Ganze zu betrauern. Wie soll man ein vermeintliches "Nichts" betrauern?

In diesem Sinne - ich melde mich jetzt also wieder regelmäßig und werde über die 4. ICSI (als Selbstzahler) berichten. Vielleicht darf ich ja nächstes Jahr tatsächlich mal unser eigenes Kinderzimmer einrichten. Dann wäre ich auf jeden Fall gut vorbereitet - ich alte Kontrolletti-Tante 😉

Alles Liebe euch und bis die Tage!