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Dienstag, 28. März 2017

Im Hamsterrad

Ich mag eigentlich gar nicht mehr. Es ist das 5. Mal, dass ich einen Post über mein Leben nach dem Negativ schreibe. Und in aller Regel ist es auch wieder ein Post, der die Vorbereitung für den neuen Versuch beinhaltet. 

Ich bin in einem Hamsterrad gefangen, aber irgendwie auch nicht, weil ich ja jederzeit die Möglichkeit habe das Hamsterrad wieder zu verlassen. Und obwohl mir ein freihes Leben ohne Kinderwunschbehandlungen entgegen lächelt, wähle ich das Hamsterrad. Als Kinderwunschfrau lebt man ja doch ein wenig selbstzerstörerisch. Aber darüber darf man nicht zu intensiv nachdenken ;-)

Wie geht es mir nach dem Negativ?

Zwar besser als nach den anderen Negativs, aber irgendwie leerer und abgestumpfter als sonst.
Mir geht es deshalb besser als bisher, weil die Strapazen sich im Rahmen der Kryobehandlung in Grenzen gehalten haben. Aber auch deshalb, weil ich die Medikamente nach dem Negativ nicht radikal abgesetzt habe. Nach der letzten Behandlung hatte ich ja einen richtigen Nervenzusammenbruch - und ehrlich gesagt, geriet ich nach jedem Negativ in eine kleinere Depression. Leider habe ich meiner Ärztin erst beim letzten Mal davon erzählt. 

Hätte ich das mal besser früher erzählt (oder anders herum: ist es eigentlich nicht ihre Pflicht mich nach meinem Befinden nach dem Negativ zu fragen?). Denn sie meinte, dass die Depression bei einigen Frauen durch das abrupte Absetzen der Hormone kommt. Ich gehöre wohl zu den wenigen Frauen, die sehr empfindlich auf den Östrogen- und Progesteronsturz reagieren. Dies könnte man einigermaßen verhindern, indem man die Medikamente (in meinem Falle Famenita und Progynova 21) langsam ausschleicht. Dies habe ich dieses Mal getan. Ganz ohne Stimmungsschwankungen ging es natürlich nicht, aber immerhin hatte ich dieses Mal keine depressive Episode. Migräne hatte ich an vereinzelten Tagen aber dann trotzdem - aber lieber das als Depressionen. 

Und natürlich fand meine Schilddrüse bzw. der liebe Herr Hashimoto die Hormonschwankungen auch alles andere als witzig, weshalb ich meine L-Thyroxin-Dosis jetzt eigenmächtig von 75 auf erst Mal 88 erhöht habe. Weil das eine richtig gute Idee war (ich bin nämlich fast am Arbeitsplatz eingeschlafen vor lauter SD-Unterfunktion), werde ich meine Dosis morgen auf 100 erhöhen. Mal schauen, wie es sich anfühlt. Bevor jetzt besorgte Kommentare kommen: vor Start der Behandlung hat mein Hausarzt mir empfohlen meine L-Thyroxindosis auf 100 zu steigern, obwohl meine Werte gut sind. Aber aufgrund von anhaltenden Konzentrations- und Gedächtnisproblemen sollte ich erhöhen (weil ich bei den freien Werten noch was Luft nach oben  habe). Ich konnte aber nicht erhöhen, weil meine Kiwu-Ärztin das kurz vor der Behandlung nicht empfohlen hat.

Körperlich macht sich die mürrige Schilddrüse leider auch bemerkbar. Ich sah die letzten Wochen aus wieder wandelnde Tot. Meine Gesichtshaut ist komplett ausgetrocknet und voller Pickel (meine Haut ist normalerweise lupenrein und porzellanartig), ich habe Augenränder so dunkel wie die Nacht und meine Haare bekomme ich nur mit Intensiv-Pflege wenigstens ansatzweise gepflegt. Ich nehme seit 4 Tagen aber wieder hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel zu mir und achte wirklich sehr auf meine Ernährung - daher merke ich auch, dass es wieder aufwärts geht (vermutlich auch Dank der Steigerung von L-Thyroxin). Wenn also irgendein Repro-Mediziner behaupten sollte, dass solch eine Behandlung ganz sanft ist und keine Spuren hinterlässt, dem steige ich echt auf's Dach.

Die Gesundheit geht also wieder aufwärts. Aber in meinem tiefsten Inneren fühlt sich aktuell alles einfach nur leer an. Ich bin mir durchaus bewusst, dass mein körperlicher Zustand definitiv dazu beiträgt. Andererseits habe ich gerade echt wenig Interesse mich mit Freundinnen zu treffen, weil die aber auch alle Kinder haben. Mich interessieren die Kinderprobleme meiner Freundinnen gerade herzlich wenig. Ein ganz lieber Kollege bekommt demnächst sein erstes Kind und erzählt wirklich von nix anderem. Klar, der ist total stolz und überglücklich. Aber ich kann den auch nicht bremsen, weil ich ihm aber auch nicht sagen kann, dass mich das null interessiert. Es ist gerade einfach alles so wahnsinnig anstrengend. Und damit ich aus diesem schwarzen Loch raus komme, schaue ich gerade akribisch nach neuen Hobbys für mich. Yogakurse, Nähkurse, Töpferkurse, Wassersportkurse oder Bootsführerschein (ich wohne am Wasser), Chor, Gesangsunterricht, Theatergruppe, etc. Ich bin fest entschlossen mich mindestens zwei Mal die Woche fest mit zwei neuen Hobbies zu beschäftigen, um den Kopf frei zu bekommen und ganz vielleicht auch neue (hoffentlich kinderlose) Frauen kennen zulernen. Ich muss mich nur noch entscheiden, was ich machen möchte. In erster möchte ich mich gerne wieder im positiven Sinne mit mir selbst beschäftigen und mein innerstes Ich wieder wahrnehmen (um vielleicht mal wieder eine Antwort darauf zu bekommen, was ICH den eigentlich wirklich will).

Na ja, und wenigstens eine gute Sache hat es nach dem Negativ gegeben: ich habe eine fette Gehaltserhöhung bekommen und eine weitere fette Gehaltserhöhung ist dieses, aber spätestens nächstes Jahr in Aussicht. Somit könnte ich eigentlich 10 neue Hobbies starten. Wenn da nicht... ja, wenn da nicht diese verdammt hohen Kosten für die Kiwu-Behandlung wären. Die ganze Gehaltserhöhung fließt also direkt in meine Kiwu-Klinik. Juhu - ik freu mir. Aber dennoch, möchte ich diesen Abschnitt mit etwas positiven beenden. Ja, mein Kiwu-Weg ist beschissen und war auch der Grund, warum ich in einem Job geblieben bin, in dem ich eigentlich nicht bleiben wollte. Aber in diesem Job konnte ich mich während der KiWu-Behandlungen - ohne ernsthafte Konsequenzen zu befürchten - krankschreiben lassen (und das war aufgrund meiner heftigen Überstimulationen leider auch immer notwendig) und ich konnte alle noch so unglücklich gelegenen Termine wahrnehmen. In meinem Coaching habe ich daher beschlossen das beste aus meinem Job zu machen. Und siehe da, mein Job hat angefangen mir wieder Spaß zu machen. Ich habe mich in ganz viele Themen reingehängt und war voller Enthusiasmus. Und das hat sich extrem positiv auf alle Projekte ausgewirkt, die ich betreut habe. Und das wurde wiederum von meinem Chef, aber auch von anderen Personen im Unternehmen wahrgenommen. Und genau deshalb, habe ich diese fette Gehaltserhöhung bekommen. Nennt mich "karrieregeile, weil kinderlose Tussi" - ich bin stolz darauf!

Wie geht es weiter?
Unglaublich aber wahr - wir machen tatsächlich weiter. Vergesst mein Geschwätz von vor der ersten ICSI, wo ich behauptet habe, dass nach 5 Versuchen Schluss ist. Wir machen weiter - vermutlich bis das Geld ausgeht. Wer mich kennt, wüsste jetzt, dass diese Aussage völlig konträr zu meiner bisherigen Lebenseinstellung ist. Denn normalerweise bin ich ein sehr sparsamer, weil vorausschauender Mensch. Ich spare schon seit jungen Jahren für das Alter, bilde Rücklagen etc. Verzichte schon seit Jahren auf den großen Luxus, weil es mir schon immer wichtig war etwas auf der hohen Kante zu haben. Und jetzt bin ich bereit all mein Hab und Gut, all meine Ersparnisse für diesen Kinderwunsch, also für das Vielleicht-Kind aufzugeben. Für dieses immer kleiner werdende Vielleicht, bin ich bereit all meine bisherigen Lebenseinstellungen über Bord zu werfen. Und das weil ich zu der einzig wahren Erkenntnis gekommen bin, dass es mir nichts bringt im Alter vielleicht in einer wunderschönen Finca in Italien zu leben und dafür vielleicht auf ein Kind verzichtet zu haben. Ich könnte diese Finca einfach nicht vor mir selbst rechtfertigen. Da wohne ich doch lieber weiterhin in meiner kleinen Wohnung an einer viel zu lauten Straße und habe dafür vielleicht einmal ein Kind. Denn ein Haus werden wir uns in unserer Stadt selbst bei weiterhin steigendem Einkommen bei den aktuell abartigen Hauspreisen eh nicht leisten können.

Am Freitag wissen wir auf jeden Fall mehr wie es weitergehen wird, weil wir dann wieder in unserer Klinik sind. Ich melde mich dann die Tage wieder und danke auf diesem Wege alle noch mal von ganzem und tiefsten Herzen für all eure lieben Kommentare in den letzten Wochen. Sie haben mir richtig, richtig gut getan!

Alles Liebe!









 

Freitag, 10. März 2017

Kryozyklus: 4 + 1 = 0

4 ICSIs und eine Kryo = null Schwangerschaften.

Wie lange und wie oft wollen wir uns das eigentlich noch antuen...?

Montag, 29. August 2016

Nix is ok

Gerne hätte ich euch nach so einer langen Blogpause geschrieben, dass die Welt wieder wunderbar ist. Aber das ist sie nicht. 

Drei erfolglose ICSIs haben mich an einen Punkt gebracht, der mich zutiefst unglücklich macht. Jetzt aber mal von vorne, wie ich zu diesem Tiefpunkt gelangt bin.

Mein Zyklus nach der erfolglosen ICSI hat ganze und unerträgliche 50 Tage angedauert. In diesen 50 Tagen ging es mir so unbeschreiblich hundsmiserabel. Ich war jeden Tag so unendlich müde, kraftlos und fühlte mich ausgelaugt und ausgesagt. Meine Haut ist komplett ausgetrocknet und meine Haare fühlten sich mit jedem Tag immer mehr wie Stroh an. Letzte Woche kam dann leider auch die Abrechnung: es mussten ca. 12 cm abgeschnitten werden, weil sie nicht mehr zu retten waren. Wenn ich noch weitere erfolglose ICSIs habe, gibt es auf meinen Kopf bald keine Haare mehr.

Meine KiWu-Ärztin meint natürlich, dass dies nicht zwangsläufig mit der Behandlung zu tun haben muss. Ist natürlich ein ganz blöder Zufall, dass es mir nach jeder ICSI immer sehr schlecht geht und meine Haare ruiniert sind. Is klar, ne?

Ich bin immer noch nicht richtig fit und fülle bereits seit drei Wochen akribisch meine Speicher auf - mit hochdosierten Eisen, Vitamin D, Selen, Omega 3, Folsäure. Das sind die typischen Nährstoffe, die bei Hashimoto als erstes leer gehen. Ich vermute ganz stark, dass mein Hashimoto die ganzen Behandlungen alles andere als witzig findet und ich deswegen auch so starke Nebenwirkungen haben.

Letzte Woche war ich wegen meinem Hashi auch beim Hausarzt. Ja, meine Schilddrüse könnte noch ein wenig mehr L-Thyroxin vertragen. Aber die ganzen Symptome, die ich beschreibe sind typisch. Typisch von Patientinnen, die bereits mehrere erfolglose IVF/ICSIs hinter sich gebracht haben. Die KiWu-Patientinnen in seiner Praxis haben oftmals die gleichen Symptome wie ich und denken, dass es von der Schilddrüse kommt. Und mit jedem Versuch werden die Symptome auch bei ihnen schlechter. Er hat mir nun geraten, vielleicht mal eine längere Pause einzulegen. Wenigstens noch einen oder zwei Monate länger. Schließlich muss mein Körper wenigstens die Chance haben, sich wieder zu erholen. Und dann - er hat das echt sehr, sehr vorsichtig ausgedrückt - erhöht sich ggf. auch meine Chance auf Erfolg. Ein ausgelaugter Körper lässt vielleicht weniger zu, dass sich ein Baby einnisten kann. Ich muss gestehen, dass diese Aussage meines Arztes echt saß. Hat er vielleicht sogar recht? Meine KiWu-Ärztin meint, dass zwei Monate Pause ausreichen. Aber stimmt das so?

Und dann habe ich in meinem Freundeskreis ja auch noch das Angebot erhalten, dass ein Repro-Mediziner sich meine Akte mal anschaut. Über das letzte Telefonat habe ich euch berichtet. Problem war da allerdings, dass er meine Akte da nicht gelesen habe und er alle Infos nur von mir erhalten hat. Na ja, was soll ich sagen - ich bin halt kein Arzt und habe manches wohl nicht ganz korrekt verstanden und daher auch falsch mitgeteilt. Fazit ist: meine Klinik hat nix falsch gemacht. Und er sieht in all meinen Blutwerten auch keinen Grund für das bisherige Versagen. Auch er geht davon aus, dass es theoretisch klappen müsste. Er unterstützt auch die geplante nächste Behandlung, sowohl in Bezug auf das Protokoll (wobei er das Antagonistenprotokoll bevorzugt) als auch in Bezug auf die Medikation (wobei er statt Gonal F + Luveris) eher Menopur verwenden würde. Zudem vermutet er bei mir PCO aufgrund des ständig steigenden AMH-Wertes und der FSH und LH-Werte. Meine Ärztin verneint dies allerdings, weil alle anderen Faktoren für PCO bei mir nicht zutreffen (Gewicht, Haarwuchs, Keine Zysten im US etc).
Mein AMH-Wert liegt aktuell bei 8 - nur zur Erinnerung: ich stehe kurz vor dem 38. Geburtstag...

Tja, und zu guter Letzt leidet meine Ehe gerade extremst unter dieser Situation. Sie leidet so sehr darunter, dass es letzte Woche beinahe zur Trennung gekommen wäre. Diese Situation bringt uns beide an unsere Grenzen. Die Vorstellungen von unserem (gemeinsamen) Leben haben sich durch die veränderte Situation drastisch verändert. Ich ziehe mich zurück, weil mein gesamter Freundeskreis nur noch aus Jung-Eltern besteht. In seinem Freundeskreis ist das auch so - allerdings hat er sich jetzt neue "Freunde" gesucht. Diese sind ca. 20 Jahre älter als ich. Leute, die nicht alt werden können, obwohl sie Kinder in der Pubertät haben. Ich mag sie nicht, weil sie alle einen sehr extrovertierten Lebensstil führen, mit viel Alkohol und anderem Mist. Er fühlt sich davon magisch angezogen. Mich kotzt es an. Und das führt zu ständigen Streitereien und miesen Machtkämpfen. Bis ich den Film "Gefühlt Mitte Zwanzig" gesehen habe, bei dem mir so einiges über unsere Beziehung klar wurde. 

Das Paar in diesem Film ist ungewollt kinderlos und hat sich vermeintlich von dem Kinderwunsch verabschiedet. Da sie keine Gemeinsamkeiten mehr mit ihren Freunden haben (auch Kinder), freunden sie sich mit einem viel jüngeren Pärchen an, das keine Kinder hat. Er passt sich dem Lebensstil des jüngeren Paares an und genießt diesen neuen Lifestyle. Sie findet das irgendwie komisch. In dem Film geht es in erster Linie noch um andere Themen, aber diese ungewollte Kinderlosigkeit ist ein wichtiges Element, das immer wieder aufpoppt und Grund für aktuelle Lebenssituation ist, für das aktuelle "Nicht-Vorankommen" auch in den anderen Lebensthemen. Das Paar gehört nirgendwo mehr dazu - und zu dem neuen jungen Pärchen eigentlich auch nicht, weil die ja viel jünger sind und die Kinderplanung ja auch bald ansteht. Sie hängen da also fest, in einer ätzenden Situation - und plötzlich kommt das Kinderwunsch-Problem in einem heftigen Streit wieder auf. Und es kommt heraus, dass da noch gar nichts abgeschlossen war und wie sehr sie beide darunter leiden. Der Film ist eigentlich gar nicht gut, aber irgendwie doch. Er beschreibt gerade komplett meine/unsere Lebenssituation. 
Die Ehe bröckelt, man ist unzufrieden mit dem Leben, hängt irgendwo in einer Zwischensphäre, weil man nirgendwo dazu gehört, mit dem Job geht es auch nicht vorwärts, und auf die Baby-Gespräche und die Lebensinhalte der vormals besten Freunde kann man getrost verzichten. 

Dieser Film hat mir die Augen geöffnet - und vermutlich meine Ehe gerettet. Er hat ganz viele Denkprozesse angeregt und erst einmal zu einem noch größeren Streit geführt (der fast zu einer Trennung geführt hätte), aber nach mehreren weiteren und konstruktiveren Streitgesprächen, geht es gerade (hoffentlich) wieder in die richtige Richtung. Dieser beschissene Kinderwunschweg hat uns verändert, hat unsere Lebensplanung verändert und unser Bild von unserem Wunsch-Leben verändert. Das haben wir nun begriffen. Nun müssen wir lernen, mit diesem veränderten Bild umzugehen und zu leben.

Nein, nix ist gut. Gar nichts ist gut. Mein Leben sollte ganz anders verlaufen.
Und nun liege ich hier im Bett, mit kurzen Haaren, einer schlecht gelaunten Schilddrüse (die gerade neu eingestellt wird und mich richtig ärgert), einem ausgelaugten Körper, einer angefressenen Psyche und einer fast gescheiterten Ehe. Na herzlichen Dank.
Liebe KiWu-Kliniken - das erwähnt ihr nicht in euren Hochglanzprospekten... solltet ihr aber vielleicht mal.

Wir fahren bald in Urlaub und dort entscheide ich mich auch, wann es mit der nächsten ICSI weitergehen soll. Daher wird es hier vermutlich wieder stiller sein. Macht es gut - und bis demnächst.



Dienstag, 5. Juli 2016

Warum es so weh tut

Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, warum es mir so unendlich wehtut, dass meine Nachbarn nun ein Kind erwarten.

Es tut zum einen so weh, weil bei diesen Nachbarn alles nach Plan verläuft - sogar das Kinderkriegen.
Aber der Grund, warum es mir eigentlich so weh tut, ist ein anderer. Und der ist mir erst ein wenig später klar geworden. In meinem Freundeskreis und in meiner Familie hat mir jede neue "frohe Botschaft" auch einen Stich versetzt. Insbesondere diejenige von meiner besten Freundin am Tag unserer Hochzeit - diese Nachricht hat mich ähnlich umgehauen, wie diejenige von meinen Nachbarn. Aber mit den anderen frohen Botschaften bin ich einigermaßen souverän umgegangen - zumindest dachte ich das bis jetzt...

Aber warum hat mich ausgerechnet die Nachricht von meinen Nachbarn so umgehauen? Ganz einfach: weil ich jeden Tag mit der Fruchtbarkeit unserer Nachbarn konfrontiert werde. Jeden Morgen, wenn ich aus dem Haus gehe; jeden Abend, wenn ich nach Hause komme und jeden Tag, wenn ich aus dem Fenster schaue. Ich bin nur deshalb - vermeintlich - so souverän mit den bisherigen Schwangerschaften umgegangen, weil ich diese Personen danach gemieden habe. Auch meine beste Freundin habe ich seit der Geburt ihres Kindes erst ein Mal getroffen (und das Kind ist mittlerweile 4 Monate alt). Zuvor habe ich meine beste Freundin ca. alle 2 Wochen oder öfters getroffen.
Aber meinen Nachbarn kann ich nicht aus dem Weg gehen - außer ich ziehe um.

In der Psychologie sagt man, dass man unangenehme Situationen aushalten muss und dass man unangenehme Situationen auch manchmal ganz bewusst aufsuchen muss. Nur so schafft man es, sich damit auseinanderzusetzen.
Die Schwangerschaft meiner Nachbarin ist somit eine knallharte Konfrontationstherapie für mich. Nicht nur, dass ich mir jeden Tag den dicker werdenden Bauch anschauen darf - nein, ich muss mir nun auch sehr regelmäßig den ganzen Schwangerschaftsmist anhören, den sie mir sicherlich lang und breit erzählen wird. Halleluja - mein Traum geht endlich in Erfüllung ... nicht ;-)

So, ich begebe mich dann mal in die Konfrontationstherapie, während ich versuche meine andauernde ungewollte Kinderlosigkeit zu verarbeiten.

Bis dahin!

Samstag, 2. Juli 2016

Der Mythos mit dem Klapperstorch auf dem Dach ... stimmt doch

Vor einigen Wochen habe ich euch ja erzählt, dass wir den Klapperstorch bei uns gesehen habe. Gegenüber auf dem Dach der Nachbarn. Und was soll ich sagen? Der Klapperstorch hat tatsächlich ein Baby angekündigt, das in einigen Monaten zur Welt kommen wird.

Aber spulen wir noch einmal zurück. 

Wir leben in einer Großstadt und die Wahrscheinlichkeit, dass sich überhaupt ein Klapperstorch in unsere Stadt und dann auch noch ausgerechnet in unsere Straße verirrt gleicht einem 6er im Lotto. Sprich: das ist so absurd, dass man gar nicht anders kann als daran zu glauben, dass er eine Bedeutung hat und ein Baby ankündigt.
Als der Klapperstorch kam, standen wir mit einigen Nachbarn im gebährfähigen Alter auf der Straße. Keines der Nachbars-Pärchen hat Kinder. 

Ein Pärchen hat sein Leben akribisch mit der Excel-Tabelle geplant: von langer Hand die Märchenhochzeit mit Taube und Kutsche geplant, die im letzten Jahr stattfand. Und bereits im letzten Jahr angekündigt, dass man in ca. 1 Jahr mit der Babyplanung beginnt. Das wäre in etwa jetzt. Zudem hat sich das Pärchen vor einigen Monaten noch einen Welpen zugelegt, weil es ja besser ist den Hund schon vor dem Nachwuchs zu haben. Vor einigen Monaten fing das Pärchen dann auch akribisch an, nach einem geeigneten Einfamilienhaus zu suchen. Das Grundstück wurde dann vor ca. Wochen gefunden und der Vertrag letzte Woche abgeschlossen. Man sollte meinen, dass ein Leben nach Excel-Tabelle vermutlich spätestens beim Thema Kinderwunsch einen Bruch erleidet. Der Klapperstorch landete auf dem Dach von diesem Pärchen.

Dann gibt es noch einige andere Paare. Von einem Paar haben wir erfahren, dass sie auch ungewollt kinderlos sind. Wir sind nun in der gleichen Klinik. Bei einem anderen Paar vermuten wir ähnliches. Noch ein anderes Paar geht jetzt wohl in die Kinderplanung. 

All diese Paare wollen Kinder. Entsprechend glücklich waren wir alle, als wir in unserer Straße standen und den Klapperstorch haben landen sehen.

Mein Lieblingsmann und ich waren so naiv zu glauben, dass der Klapperstorch wegen uns gekommen ist. Aber das Ergebnis der 3. ICSI kennt ihr ja. Aber nein, der Klapperstorch war nicht wegen uns hier. Er landete auf dem Dach der Nachbarn und kündigte damit deren Baby an. Das Baby des perfekten Pärchens, das alles - wirklich alles! - in seinem Leben plant und das perfiderweise auch noch tatsächlich eintritt.

Ich habe diese "frohe" Botschaft heute Vormittag erfahren und ich konnte mich beim besten Willen nicht freuen. Was für ein perfides und krankes Spiel spielt das Leben da eigentlich mit mir? Ich habe eben ein Wechselbad der Gefühle durchlebt - Hass, Agressionen, Wut und Trauer. Alles abwechselnd.
Wie absurd ist das bitte alles? Die haben ihr Leben komplett durchgeplant und es tritt alles auch genauso ein? Das kann doch nicht, oder? 
Hätte ich mein Leben auch besser durchplanen sollen? Hätte ich früher mit meinem Kinderwunsch starten müssen, damit mir das hier alles erspart bleibt? Ich ertrage es nicht. Ich ertrage die glückseligen Lebenszustände anderer Menschen momentan nicht - zumindest dann nicht, wenn sie mit Kindern in Zusammenhang stehen.  

Ich würde jetzt am liebsten mal all meine Wut herausschreien. Aber das geht nicht, weil ich in einer Mietwohnung in einer Großstadt lebe. Und ich lebe in einer Mietwohnung mitten in einer Großstadt, weil wir keine Kinder haben. Wir hatten damals auch diesen Traum von einem Eigenheim. Aber wozu brauchen wir ein Haus an den Toren vor unserer Stadt und soll auf ein Stadtleben verzichten, wenn wir sowieso keine Kinder haben?

Hach - ich bin gerade einfach nur unglaublich wütend. Ich bin eh total gerädert, weil ich mir während der Hormon-Talfahrt auch noch eine richtig miese Erkältung zugezogen habe. Und das ätzende ist, dass ich mich nicht krankschreiben lassen konnte/kann, weil ich vor zwei Wochen ja noch wegen der ICSI krankgeschrieben war. Bei meinem Arbeitgeber hatte ich da schon behauptet, dass ich eine Grippe hätte. Daher habe ich mich die letzten Tage mit aufputschenden Erkältungsmitteln zugedröhnt, um arbeiten zu können. Entsprechend mies geht es mir gerade. Ich halte von solchen Mitteln eigentlich auch nix. Aber eine andere Wahl hatte ich leider nicht.

So, ich beende diesen Frustpost jetzt besser. Bringt ja alles nix.
Das einzig positive ist: die Sache mit dem Klapperstorch stimmt. Wenn er auf eurem Dach landen sollte, dann .... :-*


Mittwoch, 22. Juni 2016

3. ICSI - Bluttest: Ich habe leider kein HCG für Sie

Mit den künstlichen Befruchtungen ist das so eine Sache. Obwohl man um die miserablen Umstände weiß, hat man doch noch einen kleinen Funken Hoffnung. Vielleicht gehört man ja doch mal zu denjenigen, bei denen das Wunder Eintritt. Das Wunder, auf das alle KiWu-Frauen hoffen, und weshalb sie diesen ganzen Mist auf sich nehmen. 

Leider habe ich mich kurz vor Transfer noch von den Medikamenten/Hormonen veräppeln lassen. An PU+13, TF+10 (Donnerstag) hatte ich sehr starkes Unterleibsziehen und meine Brüste haben plötzlich wieder sehr gespannt und sind größer geworden. Meinem Mann habe ich nichts von meiner vermeintlichen "Ahnng" erzählt. Samstags (PU+15, TF+12) habe ich mich dann getraut einen Schwangerschaftstest zu machen. Ich habe mir tatsächlich immer wieder vorgestellt, wie ich meinem Mann den Test mit den beiden Linien vor die Nase halte und ihm erzähle, dass ich das ja dann plötzlich doch gemerkt habe schwanger zu sein. 

Aber die zwei Linien sind nicht erschienen. Die ganze Zeit wusste ich, dass es nicht geklappt. Und dann - wegen dieser blöden Unterleibsschmerzen und den Brustveränderungen - habe ich doch wieder Hoffnung gehegt. Als ich nur die eine Linie gesehen habe, ist ein ganz tiefer Schmerz durch meinen Körper gegangen und ich habe bitterlich geweint. Mein Mann saß neben mir - völlig abgestumpft - und hat nichts gesagt. Und mich auch nicht in den Arm genommen - weil er ja auch selber damit zurecht kommen muss, irgendwie. Der sehr intensive Schmerz dauerte 5 Minuten an. Danach habe ich mich selber gezwungen mich zusammenzureißen. Ich wollte diesem unwürdigen Zustand nicht noch mehr Zeit gönnen. Das hätte dieses Negativ einfach nicht verdient.
Am Montag wurde das Ergebnis mittels Bluttest bestätigt. Die Unterleibsschmerzen kündigten in sehr massiver Weise einfach nur meine Periode an. Wieder etwas hinzu gelernt für die nächste Behandlung.

Punkt.

Nun sind wir wieder an dem gleichen Punkt, an dem wir schon vor 2,5 Jahren waren. 

Stillstand. 
Resignation. 
Abgestumpft. 
Leere.
Sackgasse.

Ich bewege mich im Kreis, kann nicht abbiegen. Immer wieder die gleichen Orte, die gleichen Worte, die gleichen Menschen. Kein Fortkommen in Sicht.

Moment - einmal zurückspulen bitte. 

Vor 2,5 Jahren hatten mein Mann und ich eine Abmachung, von der ich nie geglaubt hätte, dass sie zum Zuge kommt. Wir waren uns damals einig - wenn es nicht klappen sollte, versuchen wir es noch einmal auf natürlichem Wege.

Ich denke tagein tagaus über diese Option nach. Aber ich komme zu keinem Ergebnis. Ich habe Angst davor eine Entscheidung zu treffen. Ich habe Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen und wieder ein Kind zu verlieren. Ich habe eine riesige Angst!

Andererseits - was habe ich zu verlieren? Die Wahrscheinlichkeit über den natürlichen Weg ein Kind zu bekommen scheint mittlerweile größer zu sein, als die Wahrscheinlichkeit es über eine künstliche Befruchtung zu werden. So zumindest die Statistik. Wenn man nach der 3. ICSI nicht schwanger geworden ist, dann ist es vermutlicher wahrscheinlicher einen 6er im Lotto zu bekommen als schwanger zu werden.

Mmh. Ich habe mir vorgenommen, mir einen Monat Bedenkzeit zu geben. Danach werde ich eine Entscheidung treffen.

Welche Pläne stehen noch an?

Am Montag haben wir einen Termin mit meiner KiWu-Ärztin. Hier werden wir die letzte Behandlung resümieren und die nächste besprechen.

Dann habe ich noch einen Termin bei einer anderen Frauenärztin. Diese habe ich damals kurz nach der 2. ELSS aufgesucht und sie war auch diejenige, die mich ermutigt hatte den natürlichen Weg zu gehen.

Dann werden wir noch eine zweite KiWu-Klinik in unserer Stadt aufsuchen und uns deren Meinung anhören.

Und wie es der Zufall so wollte, haben wir erfahren, dass einer aus unserem engen Freundeskreis einen Reproduktionsmediziner in der Familie hat. Als wir das erfahren haben, haben wir die Freunde direkt in unsere Problematik eingeweiht. Und sie haben uns von sich aus angeboten, mit dem verwandten Repro-Mediziner zu sprechen. Dieser hat direkt angeboten, dass wir ihn kontaktieren können. Der Repro-Mediziner lebt und praktiziert allerdings in Österreich. Wir werden jetzt unsere komplette Patientenakte in meiner KiWu anfordern und dem Mediziner zukommen lassen - auch, welche Behandlungen die beiden KiWus planen. Mal schauen was er sagt. Wenn wir ein gutes Gefühl haben, würden wir auch eine Behandlung in Österreich machen. Teurer als 14.000 EUR - wie in meiner aktuellen Klinik - wird es schon nicht werden. Wir könnten während der Behandlung auch umsonst irgendwo wohnen - das alles haben unsere Freunde schon in Erfahrung gebracht. 

Mit Plan B - also Adoption oder Pflegekind - will mein Mann sich momentan nicht auseinandersetzen. Und das, obwohl ich ihm klar gemacht habe, dass es hier sehr lange Vorlaufzeiten gibt. Vielleicht kümmere ich mich - ohne sein Wissen - auch schon mal selber darum. Ich schaue mal.

Puh - ganz schön viel auf einmal, nicht wahr?
Aber das Leben muss weitergehen - irgendwie...

Alles Liebe





Donnerstag, 24. März 2016

So neue Behandlungspause ist doch auch ganz nett

Da bin ich nun - seit August 2015 endlich mal nicht in einem Vorzyklus, Behandlungszyklus oder Nach-der-erfolglosen-ICSI-Zyklus. Nein, einfach nur ein stinknormaler Zyklus.
Das ist ein gar wunderbares Gefühl - ich fühle mich befreit.

Bevor ich die erste Behandlung angefangen habe, habe ich oft gelesen, dass so eine Kinderwunschbehandlung sehr anstrengend sein soll. Während ich in der Behandlung war, habe ich das gar nicht so wahrgenommen, wie anstrengend das alles ist. Aber dieser Zyklus zeigt mir gerade, wie anstrengend die letzten Monate eigentlich waren und wie ein Leben ohne diesen ganzen KiWu-Mist sein kann.

Im Moment habe ich sehr wenig Lust, mich wieder in die nächste Behandlung zu begeben. Aber, da ist dieser Wunsch, der mich jeden Tag immer stärker begleitet. Jeden Tag werden um mich herum immer mehr Frauen schwanger. Und ich fühle mich so, als wenn ich zurück geblieben wäre. So, als wäre ich vergessen worden. All diese Frauen führen mittlerweile ein anderes Leben. Ein Leben, das ich selber gerne hätte.

Erst heute habe ich mit meinem Lieblingsmann darüber gesprochen: wären unsere Freunde auch noch kinderlos, dann würden wir heute - vor dem Feiertag - bis spät Abends irgendetwas tolles machen. Wir würden gemeinsam etwas trinken gehen, oder Essen gehen, oder sogar tanzen gehen. Oder vielleicht auch in die Nachtvorstellung ins Kino?

Aber, weil wir als Einzige zurückgeblieben sind, werden wir den heutigen Abend alleine verbringen. Weil die anderen alle gerade so kleine Kinder haben, dass sie nichts machen können. Oder sie sind eben schwanger.
Sollten wir irgendwann doch mal schwanger werden, dann haben unsere engsten Freunde das alles schon hinter sich - sind wieder freier und treffen sich wieder. Und bleiben lange weg. Und wir hinken da hinterher. Versteht mich nicht falsch - wenn sich mein Traum erfüllt, bin ich gerne bereit auf die gemeinsamen Abende mit meinen Freunden zu verzichten. Das Absurde ist nur, dass wir eigentlich schon ein 1,5 Jahre altes Kind hätten (wenn die erste SS nicht in der Eileiterschwangerschaft geendet wäre) und wir aktuell vermutlich darüber nachdenken würden, wann wir wohl das zweite Kind planen.

Alles ist so verrückt. So - aus den Fugen geraten. So - nicht nachvollziehbar. So - ach, einfach nur verdammt unfair.

Seit einigen Tagen plagt mich immer wieder diese Frage:
gehören wir zu den 2/3, die erfolgreich aus einer ICSI herauskommen, oder gehören wir zu den erfolglosen 1/3. Und wann hören wir auf damit, wenn auch die nächste nicht klappt?
Sind wir bereit, unseren Traum nach 5 erfolglosen ICSIs aufzugeben. Also dann, wenn wir eigentlich kein Geld mehr haben. Oder wären wir bereit dafür einiges in Kauf zu nehmen: z. B. das Auto zu verkaufen und nur noch mit der Bahn zur Arbeit zu fahren. Oder z. B. auf alle Urlaube zu verzichten? Wie weit würden wir gehen?

Ich kann und will diese Frage zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten. Es tut uns einfach nicht gut, wenn wir uns jetzt mit dieser Frage beschäftigen. Wir haben noch einen bezahlten Versuch vor uns und haben definitiv noch Geld für zwei weitere Versuche. Wenn es dann nicht klappt, haben wir vielleicht noch ein ganz anderes Problem. Also, warum sich jetzt schon damit auseinandersetzen?

Letzte Woche waren wir bei unserer Ärztin in der Klinik.
Wir haben die Ergebnisse der Genetik-Untersuchung, die letzte erfolglose ICSI und die anstehende Behandlung besprochen.
Die Genetik-Untersuchung war zum Glück ohne Befund. Aber meine Ärztin meinte hier schon, dass in der Klinik nur bei ganz wenigen Patienten ein negativer Befund herauskommt. Aber wenn, dann ist es für das betroffene Paar natürlich außerordentlich hilfreich.
Bzgl. der letzten ICSI meinte sie auch dieses Mal wieder, dass ich theoretisch hätte schwanger werden können - auch, wenn die Anzahl der reifen Eizellen und die Anzahl der befruchteten Eizellen nicht optimal gewesen seien. Die Ausgangslage war eigentlich gut.
Sie meint, dass sie da bei mir auf jeden Fall noch Optimierungspotenzial sieht und sich die Chancen auf eine SS durch eine Anpassung der Behandlung erhöhen können.

Die nächste Behandlung verläuft daher folgendermaßen:

  • Wir bleiben weiterhin beim Antagonisten-Protokoll.
  • Somit beginne ich die Behandlung wieder mit einem Pillen-Vorzyklus.
  • Fünf Tage nach Absetzen der Pille, starte ich mit 300 Einheiten Gonal F (also noch mal 50 Einheiten mehr als das letzte Mal) und nehme vom ersten Tag an 1 Spritze Luveris. Am fünften oder vierten Tag soll ich dann sogar auf 350 Einheiten Gonal F steigern.
  • Aufgrund der hohen und anderen Dosierung werde ich engmaschig untersucht. 
  • Es besteht bei dieser Dosierung zwar die Gefahr einer Überstimulation, aber sie hat mir mehrere Option genannt, die dann greifen können. Das Antagonisten-Protokoll bietet ihr hier die höchste Flexibilität, um im Notfall agieren zu können. (Leider habe ich die ganzen Argumente vergessen - aber das hörte sich alles sehr plausibel an und Dr. Google hat mir dies bei meinen Recherchen auch bestätigt ;-))


Wann geht es los?
Nach diesem wundervollen Zyklus "ohne Nix", starte ich wieder mit dem Pillen-Vorzyklus. Aber auch nur dann, wenn ich mein Problem mit der Wurzel-Entzündung in den Griff bekommen habe. Ich habe meine Ärztin übrigens auch gefragt, ob die langjährige und unerkannte Entzündung ein Grund für die Nicht-Einnistung sein könnte. Sie meinte, dass das nicht zwangsläufig der Grund sein muss. Aber ausschließen kann sie es auch nicht. Es gäbe sicherlich Wechselwirkungen, die die Medizin bislang nicht kennt. Ob auch eine Wurzel-Entzündung dazu gehört, möchte sie da nicht ausschließen. Ich soll die Zahnbehandlung vor Start der Stimulation aber auf jeden Fall beendet haben.

Ich mache mir dann mal einen gemütlichen Abend, statt auf die Piste zu gehen ;-)
Und ja, ich habe noch Freunde ohne oder mit älteren Kindern. Aber halt nicht in meinem engsten Freundeskreis. Ihr braucht euch also keine Sorgen um mich zu machen. Irgendwer erbarmt sich meiner schon ;-)

Ich wünsche euch erholsame und schöne Ostertage.
Alles Liebe




Mittwoch, 2. März 2016

Von Entzündungen, Einnistungsproblemen, Säuglingen im Büro und Gehirn-amputierten Mami-Bitches

Kann eine Entzündung eine Einnistung verhindern?
Diese Frage stelle ich mir seit einigen Tagen. Warum ich mich das frage, fragt ihr euch sicherlich.
Vor einigen Tagen bescherte mir eine Entzündung in der Zahnwurzel ein paar wunderschöne Tage ... nicht. Aufgrund der Schwere und Tiefe der Entzündung, meinte mein Zahnarzt, dass ich diese wohl schon seit einigen Jahren habe.

Nun stellt sich mir natürlich die Frage, ob eine Entzündung im Körper Grund dafür ist, dass sich bei den letzten beiden ICSI nichts eingenistet hat.
Ich habe Dr. Google bereits ausgiebig gefragt, aber bin da nur in irgendwelchen Foren gelandet. Offizielle Statements von Ärzten oder Wissenschaftlern konnte ich nicht finden. Dennoch bleibt für mich die Frage im Raum, ob da nicht doch ein Zusammenhang besteht. Die Frage nach dem Warum lässt mich auch bei diesem Thema nicht los. Falls es beim nächsten Mal tatsächlich klappen sollte, werde ich auf jeden Fall einen Zusammenhang herstellen ;-) Und bei meinem Lieblingsmann war es ja auch so, dass das Spermiogramm nach Behandlung der lange Zeit unendeckten Zahnentzündung plötzlich wieder IVF-tauglich wurde.

Die Entscheidung, dass ich meinem Körper und meiner Seele ein klein wenig Pause bis zum nächsten Zyklus gönne, bewirkte in meinem tiefsten Inneren irgendetwas positives. Ich war plötzlich viel entspannter und kann seit dieser Entscheidung auch wieder besser schlafen. Letztendlich hätte ich im März sowieso nicht mit dem Vorzyklus starten können, weil meine Wurzelbehandlung noch einige Wochen andauert und ich währenddessen eh nicht schwanger werden darf. Umso besser, dass ich diese Entscheidung nun selbst getroffen habe.

Wie geht es mir sonst so?
Ich habe eigenmächtig und ohne Rücksprache mit einem Arzt, das L-Thyroxin wieder um 10 Einheiten erhöht. Und seitdem bin ich wieder unter den Lebenden. Seitdem bin ich wieder wach, konzentrationsfähig und auch leistungsfähig. Vielleicht war es auch einfach nur meine Schilddrüse, die ein wenig verrückt gespielt hat und mich in einen leicht depressiven Zustand versetzt hat? Wer weiß das schon.

Im Moment nervt mich, dass im Büro derzeit im 2-Tages-Rhythmus uns all die Mütter in Elternzeit mit ihren Neugeborenen besuchen. Nahezu täglich sieht man Kinderwagen in unseren Gängen und hört das Geschrei von Säuglingen. Früher empfand ich diese Besuche immer als sehr euphorisch. Heute frage ich mich, warum Mütter überhaupt ins Büro kommen und ihr Kind vorstellen. Warum macht man das eigentlich? Warum zwingt man all seinen Kollegen sein eigenes Kind auf? Ich sehe da momentan überhaupt keinen Sinn mehr drin. Und ich bin hier auch ganz ehrlich zu euch: diese ganzen neu geborenen Babys interessieren mich momentan auch nicht. Nein - das entspricht nicht der Wahrheit: ich ertrage diese ganzen Säuglinge momentan einfach nicht... Ja, ich weiß. Ich bin ein egoistischer Drache, wenn ich das sage. Aber ich nehme mir auf meinem Blog gerade einfach so heraus, genau das zu sagen.

Genau aus dem gleichen Grund, wie mir andere Frauen diese und letzte Woche folgenden O-Ton ins Gesicht geschleudert haben "Das verstehst du nicht, weil du ja keine eigenen Kinder hast". Bäh. Am liebsten hätte ich geantwortet: "Du dumme Mami-Bitch. Ich verstehe das sehr wohl, denn ich habe bereits zwei Kinder. Aber die leben nicht mehr auf der Erde, sondern bei den Sternen! Noch Fragen?".

Habt ihr diesen Satz auch schon mal gehört? Ich habe ihn insbesondere in den letzten zwei Jahren sehr häufig gehört. Ich bin mittlerweile in einem Alter angelangt, bei dem andere Frauen davon ausgehen, dass ich gewollt kinderlos bin und bleiben möchte. Keine von diesen erfolgreich Baby-produzierenden "Mamis" kommt auch nur mal kurz der Gedanke in den Kopf, dass es da draußen vielleicht Frauen gibt, die keine Kinder bekommen können. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob bei diesen sehr leicht schwanger-werdenden Frauen irgendwie ein Teil des Gehirnes nach der Geburt amputiert wird und jegliche emotionale Intelligenz abhanden kommt. Für diese Frauen gibt es nur noch schwarz (gewollt kinderlose Frauen) und weiß (Frauen, die Kinder sehr gerne gebären). Und alle Frauen, die ins schwarze Raster fallen, sind böse. Punkt. Aus. Nix mit mal über den Tellerrand schauen oder so. Nö. Nö.

So - und bevor jetzt ein Riesenaufschrei kommt. Natürlich weiß ich, dass es auch clevere Mamis gibt. Die findet man glücklicherweise in meinem Freundeskreis. Aber es gibt halt auch diese einfältigen und eingeschränkten Mami-Bitches. Solch eine Mami-Bitch habe ich kürzlich auch darüber reden hören, wie sie die künstliche Befruchtung als abartig bezeichnet hat und mit dem klugen Spruch kam "Ja, wenn die Natur das halt nicht für diese Personen vorgesehen hat, dann sollen sie das halt akzeptieren". Und dann noch meinen Lieblingsvorschlag: "... Oder adoptieren. Es gibt so viele Kinder, die keiner haben will. Das mit der künstlichen Befruchtung ist einfach eine echt egoistische Angelegenheit".

Auch diese beschissenen Sprüche kann ich nicht mehr hören. Genauso wenig wie, dass man sich mal entspannen soll. Der allergeilste Vorschlag kam übrigens kürzlich von meiner allerbesten Freundin (die ich eigentlich sehr, sehr mag): Ich sollte mich einer homöopathischen Behandlung unterziehen. Wenn die Medizin mir nicht weiterhelfen kann, dann aber bestimmt die Homöopathie. Äh, nein. Leider musste sich meine Freundin dann einen 5-Minütigen Monolog von mir anhören. Meine Geduld ist gerade einfach am Ende. Ich bin genervt.

Wisst ihr, was ich mir sehnlichst wünsche? Endlich offen darüber sprechen zu können.
Ich will, dass das Ganze endlich ein Ende hat. Egal wie es ausgeht.
Ich will nicht mehr lügen.
Ich will nicht mehr schweigen müssen, wenn dumme Menschen unqualifizierte Kommentare abgeben.
Ich will andere auflaufen lassen vor großen Runden, wenn sie mir wieder mal einen dummen Kommentar an den Kopf werfen à la "du verstehst das nicht, weil du keine Kinder hast" oder "du hast ja keine Kinder".
Ich will laut und vor allen antworten wollen, dass ich ungewollt kinderlos war oder bin.
Ich will anderen Frauen damit den Rücken stärken, wenn sie sich gerade selber in so einer Behandlung/Situation befinden.
Ich will dieses verdammte Tabu brechen - in allen Situationen/Lebensbereichen.

Aber momentan kann ich das nicht.
Es würde mich unnötig unter Druck setzen.
Es würden ungewollte Fragen aufkommen.
Es könnten unnötigerweise Wunden aufgerissen werden.
Ich müsste Energie für Menschen aufwenden, die es nicht verdient hätten.
Energie, die ich zurzeit dringend selber benötige.

Und da stehe ich wieder - ganz am Anfang. Die Ziellinie, die ich gerne erreichen möchte, vor den Augen. Aber komme ich da jemals an? Ich erkenne auch nicht wirklich, wie weit sie tatsächlich entfernt ist. Ist der Weg zum Ziel noch ganz weit oder in greifbarer Nähe?

Ich habe mich vor einigen Tagen das erste Mal intensiver mit Plan B auseinandergesetzt und im Internet recherchiert. Plan B sind Adoption oder Pflegekinder. Adoption können wir eigentlich schon ad acta legen, weil wir dafür entweder zu alt sind oder es einfach viel zu teuer ist. Also bliebe "nur" noch die Pflegekind-Option. Es war schon sehr komisch, sich über diese Option zu informieren. Aber irgendwie hat es mich auch ein wenig beruhigt. Dass wir auch nach mehreren gescheiterten Versuchen vielleicht nicht ganz optionslos übrig bleiben müssen.
Im Moment werde ich noch nicht ganz warm mit diesem Gedanken, aber es schreckt mich auch nicht ab. Das zeigt mir, dass es tatsächlich eine Option sein könnte. Dennoch hoffe ich weiterhin, dass es vorerst nicht dazu kommen wird. Und dass wir zu denjenigen "egoistischen Menschen gehören, die nur ihr eigenes Erbgut verbreiten wollen" (Zitat Ende von Mami-Bitch ;-).







Donnerstag, 25. Februar 2016

Die Talfahrt der Hormone - oder, wenn der Körper gerade keine Lust auf eine weitere ICSI hat

Die letzten Wochen nach dem Bluttest waren doch ein wenig bescheiden.
Damit mir die Migräne durch den Abfall der Hormone nach der erfolglosen ICSI erspart bleibt, sollte ich ja noch einige Tage mit Start der Periode jeden Tag eine Tablette Progynova 21 nehmen. Diese habe ich dann bis kurz vor dem Eisprung genommen. Und in der Tat: dieses Mal blieben mir die Kopfschmerzen und Migräne-Attacken erspart.

Nach dem Eisprung sinkt der Östrogen-Spiegel jedoch wieder sukzessive und DAS fand mein Körper dann nicht mehr so witzig. Zunächst bekam ich einige Tage Schmierblutungen und die Kopfschmerzen meldeten sich dann auch wieder. Gestern hatte ich dann auch leider wieder Migräne mit Übelkeit. Schön ist anders. Heute geht es wieder, aber super geht es mir auch nicht.

Generell fühle ich mich total ausgelaugt. Bin müde, habe Schlafstörungen, bin unausgeglichen. Mein Körper schreit nach einer Pause. Ich stecke das doch nicht so gut weg wie ich dachte. Also, die Psyche schon. Aber der Körper streikt. Wenn mein Körper streikt, dann will ich ihm die nächste Behandlung auch nicht aufzwingen. Denn mein Körper wird ganz bestimmt nicht schwanger werden wollen, wenn ich nicht fit bin.

Ich bin gerade etwas ratlos. Was kann ich machen, damit es meinem Körper wieder besser geht? Entspannung, sich was Gutes tun, gutes Essen, keinen Alkohol etc. ist natürlich klar. Aber was kann ich ihm noch Gutes tun?

Irgendwie habe ich auch das Gefühl, als wenn ich irgendeinen Mangel habe. Aber kann das sein nach zwei Behandlungen? Und was für ein Mangel kann das dann sein? Ich hatte allerdings auch eine heftige Grippe nach dem Negativ. Vielleicht kommt es auch daher? Vielleicht ist es beides zusammen?

Kennt ihr das auch, dass euer Körper nach der zweiten Behandlung sich total ausgelaugt anfühlt? Was habt ihr dann gemacht und wie lange hat es gedauert, bis ihr euch wieder besser gefühlt habt?
Macht es Sinn, zum Hausarzt zu gehen und ein Blutbild machen zu lassen? Was meint ihr?

So, ich tue meinem Körper dann mal was Gutes und gehe gerade mal etwas spazieren.
Alles Liebe euch allen :-)

P.S.: Ich habe übrigens gesehen, dass es ganz viele neue Kiwu-Blogs gibt und werde diese nach und nach in meine Blogroll einpflegen. Irgendwie komisch, dass der alte Kern sukzessive schwanger wird und ich mit wenigen anderen zum kläglichen Rest zwar kinderlosen aber dennoch wundervollen Rest gehöre. Aber irgendwie stimmt mich das auch positiv. Denn wenn doch so viele von uns schwanger geworden sind, dann besteht ja vielleicht auch für mich eine Option, dass ich auch mal die Seite wechsle...

EDIT: ich habe den Post noch einmal abgeändert. Von einem "kläglichen Rest" zu schreiben ist nicht nur mir selbst, sondern auch den anderen noch "übrig gebliebenen" Frauen gegenüber unfair. Wir sind kein kläglicher Rest - da habt ihr alle vollkommen Recht. Wir sind weiterhin wundervolle Frauen, aber eben ohne Kinder. So! :-*

Donnerstag, 11. Februar 2016

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

Tja, jetzt bin ich schon wieder im Zyklus nach erfolgloser ICSI. Wie oft werde ich wohl noch in diesen Zyklus kommen? Noch ein letztes Mal oder noch viele Male?

Ich bin dieses Mal zum Glück nicht in ein tiefes Loch gefallen - so wie das letzte Mal. Ein wenig macht mir das Angst. Kommt das noch oder bin ich schon so abgebrüht? Oder bin ich nur einfach komplett in meiner Mitte und völlig gesund? Ich kann diesen Zustand gerade überhaupt nicht greifen und weiß gerade überhaupt nicht, ob ich mich im krankhaften oder im gesunden Bereich befinde.

Dieses Mal lässt mich die Migräneattacke nach erfolgloser ICSI zum Glück in Ruhe. Zum Glück hatte ich diese Problematik bereits schon vor Start der zweiten Behandlung mit meiner Ärztin besprochen. Sie meinte ja, dass die Migräne durch den rasanten Östrogenabfall nach dem Absetzen der Medikamente zustande kommt, man dem aber entgegnen könnte. Daher sollte ich mit Start der Periode auch täglich eine Tablette Progynova 21 nehmen. Und siehe da - bislang ist die Migräne nicht aufgetaucht. Ich hatte heute Morgen lediglich leichte Kopfschmerzen. Aus diesem Grund soll ich Progynova auch noch die nächsten zwei Tage weiternehmen. Dann kann ich sie aber absetzen.

Na ja, dafür hatte mich dann letzte Woche eine richtig heftige Grippe mit Fieber & Co dahingerafft. So ganz ohne Blessuren darf ich diesen negativen Versuch ja nicht abschließen, gelle?

Auch, wenn es mir (seltsamerweise) psychisch wirklich gut geht... Letzte Woche hat mich dann kurzzeitig doch die Panik eingeholt: das war jetzt unser zweiter Versuch - die Krankenkasse zahlt nur noch einen Versuch. Wie viele Versuche brauchen wir noch - wie viele Versuche bin ich bzw. sind wir bereit durchzuführen? Wo ist unsere persönliche Grenze? Wo ist unsere finanzielle Grenze?
Und jetzt ist etwas passiert, von dem ich zuvor immer gedacht habe, dass es mir nicht passieren wird. Ich bin bereit noch viele Versuche über mich ergehen zu lassen. Ich bin bereit so viele Versuche zu machen, bis ich ans Ziel gelange. Aber jetzt muss ich anfangen mich selber zu stoppen, mich vor mich selbst zu schützen! Wann ist es genug? Wo setze ich die Grenze? Wie viel kann ich wirklich ertragen? Wie viel mache ich mir vor? Werde ich es merken, wenn es zu viel ist?
Und das Schlimme ist - ich kann diese Grenzen weder sehen, spüren noch irgendwie wahrnehmen.

Das ist für mich alles überhaupt nicht greifbar. Weil ich das selber überhaupt einschätzen kann. Wie groß ist bei uns die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich klappen könnte? Niemand kann mir eine Antwort darauf geben. Auch meine Ärztin nicht.

Die Statistik unseres Kinderwunschzentrums, aber auch die des IVF-Registers, spiegelt unsere Situation gerade exakt wider. In meinem Alter, also mit 37 Jahren, muss ich im Schnitt 4 Versuche hinter mich gebracht haben, um am Ende auch tatsächlich schwanger zu werden. Die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft im 4. Versuch unter 38 Jahre liegt bei 85%. Im 5. Versuch bei ca. 92%. Im 2. Versuch sind lediglich 65% aller KIWU-Patientinnen unter 38 Jahre schwanger. Also eigentlich noch alles in der Norm. Dennoch macht man sich Sorgen, mache ich mir Sorgen. Was ist, wenn ich nach den 5. Versuch nach wie vor noch zu den erfolglosen 8% gehöre?

Wir waren heute zum Gespräch bei unserer Ärztin in der Klinik. Uns war wichtig, bereits vor der dritten Behandlung alle noch möglichen Untersuchungen machen zu lassen. Da SD, Gerinnungs-Untersuchung, Hormon-Untersuchung, Bauchspiegelung und  Gebärmutterspiegelung schon gemacht wurde, blieb jetzt nur noch die Chromosomen-Analyse. Sie meinte, dass sie bei uns eigentlich keine zwingende Notwendigkeit sieht. Hat uns dies dennoch angeboten, um auch diese geringe Wahrscheinlichkeit für eine Nicht-Einnistung auszuschließen. Von weiteren Untersuchungen hält sie zu diesem Zeitpunkt nichts, weil beide Behandlungen bislang eigentlich ganz gut gelaufen sind und sie ja nach wie vor Optimierungspotenzial sieht.

Positiv ist:

  • das Spermiogramm war auch dieses Mal haarscharf noch IVF-würdig. Aber dennoch empfiehlt sie uns weiterhin eine ICSI - insbesondere weil die KK diesen Versuch noch zahlt. 
  • Ja, die Befruchtungsrate war nicht hervorragend, aber auch nicht miserabel. Und mit dem angepassten Stimulationsplan bei der dritten ICSI kann man diese aber vermutlich noch optimieren. 
  • Es haben sich bei beiden Behandlungen noch relativ viele Eizellen befruchten lassen und über die Hälfte von diesen Eizellen hatte eine sehr gute Qualität.
Da die Krankenkassen nur noch drei Versuche bezahlen, wird den Patienten suggeriert, dass man in diesen drei Behandlungen in jedem Fall zum Erfolg kommen muss. Also entsteht ein riesiger und unnötiger Erfolgsdruck. Früher hätten die Krankenkassen wohl noch vier Behandlungen bezahlt und dies war aus medizinischer Sicht auch absolut sinnvoll und war auch für die Patienten deutlich entspannter. Der Leiter meiner Klinik setzt sich übrigens auch im öffentlichen Diskurs immer wieder dafür ein, dass die Kassen wieder vier Versuche bezahlen sollen.
Es gibt einfach Patientinnen, die 4 bis 5 Versuche benötigen. Wie in der Natur auch, gibt es für jeden keine 100%ige Schwangerschaftswahrscheinlichkeit. Fakt ist jedoch auch, dass mit jedem erfolglosen Versuch auch die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Versuch sinkt.
Sie meinte, dass wir uns noch entspannen sollten. Sie sähe zu diesem Zeitpunkt keinen Grund, dass wir keine Erfolgsaussichten hätten. Die Behandlungsergebnisse sprechen derzeit dagegen, dass wir zu den aussichtslosen Kandidaten gehören könnten. Sie würde uns aber auch ehrlich mitteilen, wenn wir so langsam mal über eine Ende nachdenken sollten. Erst, wenn auch der dritte Versuch erfolglos enden sollte, sollen wir uns Gedanken darüber machen wie es weiter geht. Jetzt sollten wir uns aber noch nicht mit diesen Gedanken plagen. Sie meinte, dass ihre Patienten nach dem zweiten erfolglosen Versuch immer die gleichen Sorgen hätten. Und auch zurecht. Irgendwie hat mich das beruhigt, dass wir derzeit in einer typischen Krise der Kinderwunsch-Behandlung stecken. Eine Krise, die künstlich durch das Gesundheitssystem verursacht wird und die ich nicht beeinflussen kann.

Vielen Dank, liebes Gesundheitssystem. Vielen Dank, dass irgendein Depp damals entschiedet hat, dass nur drei Versuche von der Krankenkasse bezahlt werden dürfen. Danke, dass ihr vielfach so teure und lebenslange Therapie des Kettenrauchers bezahlt, der seine Krankheit selbst verschuldet hat. Aber die Behandlung meiner Krankheit, die ich trotz sehr gesunder Lebensweise nicht verhindern konnte, nur ansatzweise bezahlt.

Wie geht es weiter? Wir werden auch dieses Mal vermutlich nur einen Monat Pause machen. Und dann im nächsten Zyklus wieder mit dem Pillen-Vorzyklus beginnen. Meine Ärztin meinte, dass es keinen Unterschied macht, ob ich jetzt einen oder zwei Monate Pause mache. Wichtig sei jedoch, dass wir beide auch seelisch bereit dazu seien. Aus gesundheitlicher Sicht spräche jedoch nichts dagegen, weil beide Behandlungen absolut komplikationslos verlaufen seien. Wir entscheiden das dann Ende Februar. Die Pille besorge ich mir auf jeden Fall schon, so dass wir ganz spontan entscheiden können. Start des Vorzyklus wäre dann der dritte Tag der Periode.
Ende März hätten wir dann noch einmal einen Termin, bei dem wir die Ergebnisse der Chromosomen-Analyse besprechen. Dann möchte sie vor Start der Behandlung auch noch mal eine Hormonbestimmung vornehmen, um zu entscheiden welche Stimulationsvariante sie wählt (Gonal F und zusätzlich Luveris vom ersten Tag oder eine andere Variante).

Wie ihr seht - das Eichhörnchen ernährt sich verdammt mühselig. Es ist auf der unermüdlichen Suche nach Nüssen. Insbesondere nach den Nüssen, die es im Sommer und Herbst an geheimen Orten vergraben hat, jetzt aber nur sehr mühevoll wiederfindet. Insgesamt also sehr anstrengend. Aber - die Nahrungssuche muss weitergehen. Aufgeben ist nicht, denn dann verhungert das Eichhörnchen.

In diesem Sinne - alles Liebe!












Mittwoch, 9. Dezember 2015

Johnny du hast recht - man sollte immer auf seinen eigenen Tanzbereich aufpassen!

Ich bedanke mich auf diesem Wege erst einmal vielmals für eure wirklich hilfreichen Kommentare zu meinem letzten Post. Sie haben mich zum Nachdenken gebracht und in der Tat auch geholfen.

Heute geht es mir zum Glück wieder sehr gut. Ich war letzte Woche beruflich in einer anderen Stadt unterwegs. Hingeflogen bin ich mit der Air Berlin, bei der vor Abflug auch immer kostenlose Zeitschriften verteilt werden. Als ich ins Flugzeug stieg, war nur noch die Zeitschrift Myway übrig, die eigentlich für Frauen ab den Wechseljahren gedacht ist. Nichts desto trotz stieß ich in der Zeitschrift auf mehrere Artikel, die irgendwas zum Positiven in mir bewegt haben. Ein Artikel handelte u. a. auch davon, dass man negativen Gedanken und Gefühlen nicht so viel Raum geben darf. Denn dann werden sie übermächtig und überschatten auch all die Guten Dinge im Leben. Ebenso ist es zwar richtig die schlimmen Dinge aus der Vergangen zu bearbeiten, aber man soll versuchen sie nicht als etwas nur Negatives wahrzunehmen, sondern stattdessen ein Fazit daraus ziehen. Welche Erkenntnis ziehe ich aus den Dingen in der Vergangenheit? Und wie schaffe ich es mit diesem Wissen Dinge in der Zukunft anders und besser zu gestalten? Letztendlich erklärt unsere Biografie, warum wir heute so sind wie wir sind und so handeln wie wir handeln. Niemand kann seine Biografie aus der Vergangenheit ändern. Aber jeder kann aus seiner vergangenen Biografie lernen und versuchen die zukünftige Biografie zu lenken - denn diese ist keinesfalls in Stein gemeißelt. Sie ist formbar - nicht in jeder Hinsicht. Aber ich habe die Macht zu beurteilen, wie ich mein Jetzt und Morgen wahrnehme.

Mein Kinderwunschweg ist holprig. Er stellt eine echte Lebenskrise dar. Und es ist völlig normal, dass das eine belastende und durchaus stressende Situation für mich und meinen Lieblingsmann ist. Erinnert ihr euch noch an die Szene aus "Dirty Dancing", in der Johnny seiner Baby erklärt, dass jeder seinen eigenen Tanzbereich hat und der andere dort nicht eindringen darf?
Mir ist aufgefallen, dass ich mit dem Negativ meinen Tanzbereich aufgegeben habe und alle negativen Dinge & Personen in meinen Tanzbereich habe eindringen lassen. Die negative Kinderwunschbehandlung, meine nicht-netten Kollegen, meinen Job, meine Vergangenheit... Ich bin in meinem eigenen Tanzbereich in die Knie gegangen, habe mich ganz klein gemacht und meine Arme versucht schützend über mich zu halten. In der Hoffnung, dass ich dadurch ganz unauffällig werde. Stattdessen hat das Negative jedoch angefangen über mich herzufallen und mich noch weiter in die Ecke gedrängt und mich angefangen zu treten.

Ich habe mich so gefühlt, als wenn ich ständig versuchen würde geradeaus weiterzugehen. Stattdessen wurde ich aber durch eine Wand aufgehalten, bei der ich ständig abgeprallt bin. Aus irgendeinem naiven Grund bildete ich mir ein, durch diese Mauer laufen zu können. Stattdessen lief ich aber mit jedem neuen Versuch mit noch deutlicherer Wucht gegen die Mauer - nicht nur mit dem ganzen Körper, sondern auch mit dem Gesicht. Ich schlug mir die Zähne aus, brach mir die Nase und das Kinn und lief blutüberströmt immer weiter und immer wieder gegen die Mauer. Irgendwann bin ich zum Glück ohnmächtig zusammen gebrochen. Obwohl ich den Schmerz ignoriert habe, hat mein Körper instinktiv gehandelt und mich lahm gelegt.

Und jetzt einige Tage später, habe ich riesige Verbände am Körper. Aber ich stehe wieder, habe meine Arme ausgebreitet fülle meinen kompletten Tanzbereich aus und bin bereit den nächsten Tango zu tanzen. Zudem sehe ich, dass die Mauer gar nicht durchgehend ist, sondern man auf Umwegen auf die andere Seite des Weges kommt.

Was habe ich aus dem bisherigen Kinderwunschweg gelernt und was kann ich für die Zukunft besser machen?
Ich kann das Ergebnis des Kinderwunschweges nicht beeinflussen. Ob ich jemals ein Kind bekommen werde, liegt nicht in meiner Hand. Aber ich kann selber beeinflussen, wie ich diesen Weg bestreite. Kapsle ich mich ab und lebe in einem Schneckenhaus oder lebe ich mein Leben in vollen Zügen und vergesse/ignoriere die Härte des Kinderwunschweges. Ich habe für mich entschieden, dass mein Weg irgendwo dazwischen ist. Ich brauche für mich die Phasen, in denen ich mich auf mich allein konzentriere zurzeit mehr denn je. Aber ich benötige auch ebenso die Phasen, in denen ich nach draußen gehe, mich mit Freunden treffe und das Leben genieße. Ich kann im Moment nicht jede Weihnachtsfeier mitnehmen. Das schaffe ich nicht und das muss ich auch nicht. Aber ich werde auch nicht jede Feier absagen. Ich gehe nur zu den Feiern hin, wo ich wirklich Lust darauf habe und bei denen ich 100% weiß, dass sie mir gut tuen werden. Wichtig ist, dass ich den Kinderwunsch nicht so groß werden lasse und er meinen gesamten Tanzbereich einnimmt. Er ist ein wichtiger Bestandteil von mir und meines aktuellen Lebensabschnittes - aber eben nur ein Bestandteil. Auch andere Themen müssen Platz in meinem Leben finden. Der Kinderwunschweg ist zurzeit etwas größere als andere Themen - aber das ist auch ok. In jedem Lebensabschnitt gibt es ein Projekt, dass mehr Platz einnimmt als andere. Bis vor einigen Jahren war es mein Studium; nach dem Studium die Jobsuche etc. Diese Projekte dürfen nur nicht so viel Raum einnehmen, dass sie andere Projekte ersticken.

Was habe ich aus den Konflikten auf der Arbeit gelernt und was kann ich in Zukunft besser machen? Wenn ich mich klein mache, wirken meine Kollegen automatisch größer und können Macht auf mich ausüben. Ich muss meinen mir nicht so wohl gesonnen Kollegen, ebenbürtig gegenüber treten, damit sie sehen, dass ich genau so groß bin wie sie. Zudem konzentriere ich mich jetzt wieder lieber auf diejenigen Kollegen, die mir wirklich wohl gesonnen sind. Es gibt nur zwei Kolleginnen die mir nicht wohl gesonnen sind, aber im Gegenzug 40 Kollegen, die mir außerordentlich wohl gesonnen sind und mich wirklich mögen (nur leider in anderen Abteilungen sind). Ich muss mich also gar nicht klein machen! Es macht - so kurz vor der nächsten Behandlung - jetzt auch überhaupt keinen Sinn sich für einen anderen Job zu bewerben und sich noch mehr Stress anzutun. Das ist jetzt meine Entscheidung - wie lange ich mit dieser Entscheidung glücklich bin, entscheide ich. Ich habe das selber in der Hand! Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, um von diesem Ohnmachtsgefühl loszukommen, dass wir KiWu-Frauen doch Tag für Tag mit uns "herumschleppen".

Generell ist es für mich wichtig zu wissen, dass ich doch vieles selbst in der Hand habe. Ich habe so vieles in der Hand, und zwar:

  • wann ich die Behandlung durchführe
  • in welcher Klinik ich die Behandlung durchführe
  • bei welchem Arzt in der Klinik ich die Behandlung durchführe
  • ob ich mich während der Behandlung krankschreiben lasse (was ich tuen werde!)
  • wie viel Raum ich der Behandlung in meinem Leben gebe
  • ob ich bestimmte Themen überhaupt in meinen Tanzbereich lasse
  • wie viel Zeit ich mir nehme, um einen Weg zu bestreiten
  • wer überhaupt das Recht hat, mich kritisch zu hinterfragen
  • mit wem ich befreundet sein möchte
  • aber auch umgekehrt: wer mit mir befreundet sein darf
  • wen ich lieben möchte
  • und wer mich lieben darf
  • ....
Diese Liste könnte ich jetzt unendlich weiterführen. Wichtig war in den letzten Tagen für mich, dass ich nicht ohnmächtig sein muss. Ich kann Dinge beeinflussen und bestimmen! In diesem Sinne... Back to life, back to reality!

Ich bin dann schon einmal in den Vorzyklus gestartet und wurde die ersten drei Tage mit Migräne gesegnet. Aber das scheint jetzt doch wieder vorbei zu sein. Parallel nehme ich noch ein kleines Potpourrie von Vitaminen (Orthomol natal, Omega 3 Fettsäuren, Eisen, Folsäure). Ich hatte in einem anderen Beitrag geschrieben, dass es wohl positive Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Vitaminen und der Schwangerschaftsrate gibt. Hier die entsprechenden Erkenntnisse aus dem Netz: 



Alles Liebe euch!










Sonntag, 22. November 2015

Fazit der 1. ICSI: Migräne und zusätzliche 4 Kilo

Da bin ich nun: kurz vor der nächsten ICSI und sowas von unzufrieden mit mir selbst, meinem Leben, meinem Job und sowieso der ganzen Welt.

Bereits 1 Tag nach dem Besuch in der Kinderwunschklinik fing das Drama an: Kopfschmerzen. Eine kurze Erinnerung: mein Termin in der Klinik war am 09. November - heute haben wir den 22. November. Anfangs dachte ich noch, dass das alles irgendwie mit dem bescheuerten und und viel zu warmen Herbst zusammenhängt und nach zwei Tagen wieder verschwindet. Aber nein, die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Ich hatte - nach vielen, vielen Jahren - mal wieder richtige durchgehende Migräneattacken. Aber fragt nicht nach Sonnenschein. Ich hatte das früher regelmäßig. Aber seit einigen Jahren habe ich das nur noch ganz, ganz selten und dann maximal 2 oder 3 Tage. Bereits damals hatte man einen Zusammenhang zwischen der Pille und der Migräne angenommen.

Tja, und in den letzten zwei Wochen kam sie dann wieder, die liebe Migräne, und besuchte mich ganze zwei Wochen kang. Es ging nix mehr, wirklich gar nix mehr. Ich habe mich jeden Tag zur Arbeit geschleppt und jeden Tag ein, zwei, drei Dolormin Extra eingeschmissen. Aber die wirkten schon vom ersten Tag nicht richtig und dann schon nach zwei Tagen gar nicht mehr, so dass ich auf richtige Migräne-Tabletten umsteigen musste.
Und dann dämmerte es mir selber schon ein wenig: das sind die Nachwirkungen der ICSI.
Denn seit Ende August bis zum negativen Bluttest Mitte Oktober habe ich jeden Tag Hormone zu mir genommen. Mit dem negativen Bluttest habe ich die Medikamente (Famenita und Progynova) von einem Tag auf den anderen komplett abgesetzt. Meinem Körper hat das alles andere als gefallen und bedankte sich daher mit einer sog. Hormonentzugs-Migräne. Ich hatte dieses Vergnügen nun ganze zwei Wochen lang. Seit gestern scheinen sie vorbei zu sein - aber noch traue ich dem Braten nicht.
Ich bin hierzu nun mit meiner Klinik im Austausch. Wenn meine Migräne bis zum Start der Migräne noch anhält, darf ich keinesfalls mit dem Vorzyklus beginnen. Es bleibt also spannend. Aktuell bin ich auch noch hin- und hergerissen, ob ich meinem Körper im Dezember schon die nächste Hormonzufuhr antuen soll - sofern die Migräneattacke jetzt überhaupt vorbei ist - oder er nicht doch noch ne Pause braucht. Aber das entscheide ich nächste Woche.

Desweiteren kommt noch hinzu, dass ich bei Migräne immer das Bedürfnis habe viel zu essen. Ich habe bei Migräne immer das Gefühl, dass meinem Körper irgendetwas fehlt und deshalb esse ich besonders gerne zuckerhaltige Lebensmittel. Zudem kam noch der Frust über die negative ICSI dazu. Als Dankeschön fühle ich mich jetzt wie ein aufgeschwemmter Klops und bin 4 Kilo schwerer. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie unwohl ich mich gerade fühle. Ich mein - man fühlt sich eh schon bescheiden, weil die ICSI nicht geklappt hat und dann passen einem auch noch die ganzen Klamotten nicht mehr richtig und man sieht einfach nur fett aus. Mein Gesicht ist auch total angeschwollen und ich mag mich momentan auch nicht im Spiegel anschauen. Also alles nicht soooo dolle.

Zudem läuft es auch arbeitstechnisch gerade überhaupt nicht so gut. Meine zickigen Kolleginnen machen mir das Leben im Moment auch noch schwerer als es sowieso schon ist. Klar, kann das auch an meiner momentanen Situation liegen, dass ich einzelne Aussagen auf die Goldwaage lege. Aber dennoch - es ärgert mich einfach, dass ich momentan keine netten Kollegen um mich herum habe. Ich weiß einfach wie gut es sein könnte, weil ich das bislang in nahezu all meinen Jobs so hatte. Es ist einfach unglaublich schön, wenn man saunette Kollegen hat, mit denen man Lachen kann und die einem nicht die ganze Zeit mit hinterfotzigen Kommentaren das Leben schwer machen. Ich neige gerne dazu den Fehler bei mir selbst zu suchen und habe das in dieser Situation auch getan und mich selbst kritisch hinterfragt, wie ich zu dieser ätzenden Situation beigetragen haben könnte. Aber am Ende bin ich zu dem Ergebnis gekommen (und das haben mir meine Ex-Kollegen auch noch mal bestätigt): ich bin kein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil, ich bin sogar ein richtig netter Mensch. Und meine ehemaligen Kollegen haben verdammt gerne mit mir zusammen gearbeitet: es liegt definitiv nicht an mir! So, das musste jetzt auch mal raus. Und tut gerade auch richtig gut :-)
Auch strukturell läuft in meiner Firma gerade einiges schief, insbesondere in meinem Bereich. Und das, was ich eigentlich schon vor zwei Jahren gemerkt habe (und weshalb ich damals schon wechseln wollte) spitzt sich gerade zu und frustriert mich noch mehr. Denn ich bin gerade der Depp, der diese strukturellen Fehler ausbaden muss. Bis die Geschäftsführung das endlich mal verstanden und eingesehen hat und etwas in meinem Bereich ändert, wird bestimmt noch ein Jahr vergehen. Will ich so lange warten? Meine Geduld ist eigentlich schon längst am Ende.

Es fällt mir momentan echt schwer jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Und es ärgert mich wieder maßlos, dass ich meinen Job nicht wechseln kann wegen dieser blöden KiWu-Geschichte. Im Moment schaue ich mich dennoch um. Und vielleicht werde ich mich auch bewerben. Wer weiß. Zudem hat mich diese Woche auch mal wieder eine Headhunterin kontaktiert. Ich denke, dass ich mich morgen bei ihr melden werde. Wenn das Wunschkind schon nicht zu mir kommt, dann kann sich vielleicht wenigstens diese eine blöde Variable in der Gleichung zum besseren ändern?. Ich habe eh nix mehr zu verlieren. Mieser kann mein Leben gerade gar nicht mehr werden.

So, und um mich herum: ja, da werden sie wieder alle schwanger. Ich kann die Schwangerschaften gerade nicht mal mehr an zwei Händen abzählen, so viele frohe Botschaften habe ich in den letzten zwei Woche bekommen. Ich habe keiner einzigen "Herzlichen Glückwunsch" gesagt ... nein, besser ausgedrückt: sagen können. Nein, ich kann diesen Frauen eben nicht aus dem Herzen heraus zu ihrem ungeborenen Kind gratulieren. Ich kann auch keine Baby-Profil-Bilder mehr bei Whats**p und Faceb**k sehen. Ich ertrage das alles im Moment nicht mehr.

Niemand hat mir gesagt, dass dieser Weg leicht wird. Niemand von euch hat mir versprochen, dass es ein einfacher Weg wird. In jedem eurer Blogs habe ich gelesen, dass dieser Weg verdammt hart ist und dass er einen an die Grenzen bringt. Ich habe immer mit euch mitgefühlt und konnte eure Situation nachvollziehen. Aber ich bin im Traum nicht darauf gekommen, dass mich dieser Weg auch so dermaßen aus der Bahn werfen wird. Nein, ich war wirklich so naiv zu glauben, dass ich stark genug bin, dass ohne größere Blessuren durchzustehen. Mein Gott, war ich naiv.
Aber ich denke, das gehört dazu. Ich bin nun mal auch eine von euch. Und ich bin so verdammt dankbar dafür, dass es euch gibt. Dass ihr regelmäßig und so ehrlich darüber schreibt, wie bescheiden dieser Weg ist. Und dass er keinesfalls und auch nicht im Ansatz den Hochglanz-Prospekten unserer Kinderwunsch-Kliniken ähnelt. Nein, die Reproduktionsmedizin kann nicht alles und wird es auch nie können. Egal wie schick die Klinik auch aussehen mag, egal wie gut deren Erfolgszahlen sind, egal wie kompetent und erfahren die Ärzte sind.

Das alles zermürbt mich gerade. Die negative ICSI, die Migräne, die 4 Kilo, der Job, die anderen schwangeren Frauen... Diese Woche hatte ich nach der Arbeit einen kleineren Nervenzusammenbruch: ich konnte nicht mehr und habe eine Stunde lang geheult und meinem Lieblingsmann viele Dinge aus meiner verletzten Seele erzählt. Das tat schon einmal wirklich richtig gut.

Ich weiß auch, was ich noch tuen muss, damit es mir wieder besser geht. Es ist eigentlich ganz einfach: ich muss mich um mich selbst kümmern, mir Tag für Tag etwas Gutes tun, mich selber wieder lieb haben. Dadurch werde ich auch wieder positiver und wirke auch auf andere wieder freundlicher. Aber im Moment erlaube ich es mir, eben auch mal traurig, antriebslos, wütend, gleichgültig und verdammt sauer zu sein. Weil andere das auch können. Weil mich andere regelmäßig damit nerven. Ich bin eben nicht mehr die stets gut gelaunte und positive Lisa. Einfach so. Und das wird auch wieder anders.

Dieses Wochenende habe ich mir in der Tat etwas Gutes getan: gestern war ich bei einer lieben Freundin und habe ganz bewusst nicht über KIWU, Job & andere Ätz-Themen gesprochen. Wir haben einfach gebacken - ja, das handwerkliche entspannt mich! Und heute habe ich den ganzen Tag gestrickt - nach zwei Jahren mal wieder. Das war richtig entspannend, weil ich dadurch den Kopf frei bekommen habe. Ich musste mich so sehr auf das Stricken und die Anleitung konzentrieren, dass ich keine Sekunde über die Ätz-Themen nachdenken konnte.

Aber jetzt, da fliegen die Ätz-Themen mir alle wieder zu. Ich komme da auch wieder raus - ganz sicher. Und das Niederschreiben tut mir auch sehr gut. Vielen Dank, dass ihr bis jetzt durchgehalten habt! Es wird bald auch wieder besser. Versprochen!






Montag, 2. November 2015

Darf man das?

Am Freitag - also zwei Tage nachdem ich offiziell mein Negativ erhalten habe - erhalte ich eine überschwängliche Nachricht von meiner besten Freundin: Es wird ein Mädchen - inkl. herziger Smileys.

Ich bin ein höflicher Mensch und antworte - aber lediglich mit einem Herzkuss-Smiley. Zu mehr fehlt mir die Motivation.

Ich bin hin- und hergerissen: übertreibe ich oder hat meine beste Freundin einfach kein Taktgefühl? Kann man seiner besten Freundin, die vor zwei Tagen erfahren hat, dass sie vorerst weiterhin ungewollt kinderlos bleibt, solch eine Nachricht schreiben? 

Ja, die Welt dreht sich weiter. Ich kann sie nicht anhalten. Nicht für einen einzigen Moment. Muss ich daher für alles Verständnis haben? Oder darf ich erwarten, dass die anderen wenigstens kurzzeitig so tuen, als wenn ich die Welt angehalten hätte.

Ich bin hin- und hergerissen. Was ist richtig, was ist falsch? Die Grenzen sind alle so verschwommen, nicht ersichtlich. 

Sehr gerne würde ich zu meiner besten Freundin gehen und mich bei ihr ausheulen. Aber das geht nicht. Ich ertrage das gerade nicht. 

Sie ist schwanger - und ich nicht. 
Sie wird demnächst das zweite Mal Mutter - und ich weiß noch nicht einmal, ob ich jemals Mutter werde.
Sie ist das .... was ich gerne seine möchte - Mutter.

Das Wochenende nach dem Negativ war schrecklich. Nachdem ich am Mittwoch alle Medikamente abgesetzt habe, stürzte mein Hormonhaushalt wohl ins Bodenlose. (Meine Periode kam übrigens am Samstag - also am Tag 3 nach der Blutuntersuchung und Beendigung der Medikamenteneinnahme). Am Freitagabend bin ich zwar sehr gut eingeschlafen, wachte am Samstag jedoch um 3.00h nachts auf - und konnte nicht mehr einschlafen. Den ganzen Samstag verbrachte ich daher im Delirium.
Von Samstag auf Sonntag das gleiche Drama. Nur dann haben die Hormone vermutlich ihr Übriges getan: ich habe bis zum frühen Morgen ununterbrochen geheult. Ich war regelrecht in einem Heulkrampf gefangen aus dem ich nicht mehr herauskam. Ich konnte wirklich nicht aufhören. Es gab keinerlei Gedanke, der dem vorausgegangen ist. Nichts, wirklich nichts. Es war ein nahezu apathischer Zustand. Ich habe gänzlich die Kontrolle über meinen Geist und meinen Körper verloren, konnte mich nicht mehr selbst beruhigen.
Am nächsten Morgen war ich völlig erschöpft und habe mit meinem Lieblingsmann darüber gesprochen. Danach habe ich mich einfach nur ausgeruht, wunderschöne Filme zusammen mit meinem Lieblingsmann angeschaut. Am Nachmittag dann einen Shoppingausflug gemacht, bei dem ich einfach nicht nachdenken musste und simple Entscheidungen treffen musste (den Pulli in blau oder grau?). Im Moment gehe ich tatsächlich davon aus, dass es am Absturzflug der Hormone lag. Ich müsste doch merken, wenn es mir seelisch so desolat gehen würde? Man kann doch nicht so ein Meister des Verdrängens sein, oder? Habt ihr nach Absetzen der Medikamente ähnliche Erfahrungen gemacht, die das erklären könnten?

Woher auch immer das kam. Ich habe mir nun auch vorgenommen, mir Unterstützung zu suchen. In unserer Klinik bieten sie Entspannungskurse an, aber auch therapeutische Unterstützung (in der Gruppe, aber auch einzeln bzw. mit Partner). Ich werde in jedem Fall einen Entspannungskurs buchen. Ob ich auch die Gruppentherapie wahrnehmen werde, entscheide ich später. Auf jeden Fall muss ich mir selbst etwas Gutes tun - das ist wirklich mehr wert als man denkt.

Alles Liebe und bis demnächst.