Mittwoch, 9. Dezember 2015

Johnny du hast recht - man sollte immer auf seinen eigenen Tanzbereich aufpassen!

Ich bedanke mich auf diesem Wege erst einmal vielmals für eure wirklich hilfreichen Kommentare zu meinem letzten Post. Sie haben mich zum Nachdenken gebracht und in der Tat auch geholfen.

Heute geht es mir zum Glück wieder sehr gut. Ich war letzte Woche beruflich in einer anderen Stadt unterwegs. Hingeflogen bin ich mit der Air Berlin, bei der vor Abflug auch immer kostenlose Zeitschriften verteilt werden. Als ich ins Flugzeug stieg, war nur noch die Zeitschrift Myway übrig, die eigentlich für Frauen ab den Wechseljahren gedacht ist. Nichts desto trotz stieß ich in der Zeitschrift auf mehrere Artikel, die irgendwas zum Positiven in mir bewegt haben. Ein Artikel handelte u. a. auch davon, dass man negativen Gedanken und Gefühlen nicht so viel Raum geben darf. Denn dann werden sie übermächtig und überschatten auch all die Guten Dinge im Leben. Ebenso ist es zwar richtig die schlimmen Dinge aus der Vergangen zu bearbeiten, aber man soll versuchen sie nicht als etwas nur Negatives wahrzunehmen, sondern stattdessen ein Fazit daraus ziehen. Welche Erkenntnis ziehe ich aus den Dingen in der Vergangenheit? Und wie schaffe ich es mit diesem Wissen Dinge in der Zukunft anders und besser zu gestalten? Letztendlich erklärt unsere Biografie, warum wir heute so sind wie wir sind und so handeln wie wir handeln. Niemand kann seine Biografie aus der Vergangenheit ändern. Aber jeder kann aus seiner vergangenen Biografie lernen und versuchen die zukünftige Biografie zu lenken - denn diese ist keinesfalls in Stein gemeißelt. Sie ist formbar - nicht in jeder Hinsicht. Aber ich habe die Macht zu beurteilen, wie ich mein Jetzt und Morgen wahrnehme.

Mein Kinderwunschweg ist holprig. Er stellt eine echte Lebenskrise dar. Und es ist völlig normal, dass das eine belastende und durchaus stressende Situation für mich und meinen Lieblingsmann ist. Erinnert ihr euch noch an die Szene aus "Dirty Dancing", in der Johnny seiner Baby erklärt, dass jeder seinen eigenen Tanzbereich hat und der andere dort nicht eindringen darf?
Mir ist aufgefallen, dass ich mit dem Negativ meinen Tanzbereich aufgegeben habe und alle negativen Dinge & Personen in meinen Tanzbereich habe eindringen lassen. Die negative Kinderwunschbehandlung, meine nicht-netten Kollegen, meinen Job, meine Vergangenheit... Ich bin in meinem eigenen Tanzbereich in die Knie gegangen, habe mich ganz klein gemacht und meine Arme versucht schützend über mich zu halten. In der Hoffnung, dass ich dadurch ganz unauffällig werde. Stattdessen hat das Negative jedoch angefangen über mich herzufallen und mich noch weiter in die Ecke gedrängt und mich angefangen zu treten.

Ich habe mich so gefühlt, als wenn ich ständig versuchen würde geradeaus weiterzugehen. Stattdessen wurde ich aber durch eine Wand aufgehalten, bei der ich ständig abgeprallt bin. Aus irgendeinem naiven Grund bildete ich mir ein, durch diese Mauer laufen zu können. Stattdessen lief ich aber mit jedem neuen Versuch mit noch deutlicherer Wucht gegen die Mauer - nicht nur mit dem ganzen Körper, sondern auch mit dem Gesicht. Ich schlug mir die Zähne aus, brach mir die Nase und das Kinn und lief blutüberströmt immer weiter und immer wieder gegen die Mauer. Irgendwann bin ich zum Glück ohnmächtig zusammen gebrochen. Obwohl ich den Schmerz ignoriert habe, hat mein Körper instinktiv gehandelt und mich lahm gelegt.

Und jetzt einige Tage später, habe ich riesige Verbände am Körper. Aber ich stehe wieder, habe meine Arme ausgebreitet fülle meinen kompletten Tanzbereich aus und bin bereit den nächsten Tango zu tanzen. Zudem sehe ich, dass die Mauer gar nicht durchgehend ist, sondern man auf Umwegen auf die andere Seite des Weges kommt.

Was habe ich aus dem bisherigen Kinderwunschweg gelernt und was kann ich für die Zukunft besser machen?
Ich kann das Ergebnis des Kinderwunschweges nicht beeinflussen. Ob ich jemals ein Kind bekommen werde, liegt nicht in meiner Hand. Aber ich kann selber beeinflussen, wie ich diesen Weg bestreite. Kapsle ich mich ab und lebe in einem Schneckenhaus oder lebe ich mein Leben in vollen Zügen und vergesse/ignoriere die Härte des Kinderwunschweges. Ich habe für mich entschieden, dass mein Weg irgendwo dazwischen ist. Ich brauche für mich die Phasen, in denen ich mich auf mich allein konzentriere zurzeit mehr denn je. Aber ich benötige auch ebenso die Phasen, in denen ich nach draußen gehe, mich mit Freunden treffe und das Leben genieße. Ich kann im Moment nicht jede Weihnachtsfeier mitnehmen. Das schaffe ich nicht und das muss ich auch nicht. Aber ich werde auch nicht jede Feier absagen. Ich gehe nur zu den Feiern hin, wo ich wirklich Lust darauf habe und bei denen ich 100% weiß, dass sie mir gut tuen werden. Wichtig ist, dass ich den Kinderwunsch nicht so groß werden lasse und er meinen gesamten Tanzbereich einnimmt. Er ist ein wichtiger Bestandteil von mir und meines aktuellen Lebensabschnittes - aber eben nur ein Bestandteil. Auch andere Themen müssen Platz in meinem Leben finden. Der Kinderwunschweg ist zurzeit etwas größere als andere Themen - aber das ist auch ok. In jedem Lebensabschnitt gibt es ein Projekt, dass mehr Platz einnimmt als andere. Bis vor einigen Jahren war es mein Studium; nach dem Studium die Jobsuche etc. Diese Projekte dürfen nur nicht so viel Raum einnehmen, dass sie andere Projekte ersticken.

Was habe ich aus den Konflikten auf der Arbeit gelernt und was kann ich in Zukunft besser machen? Wenn ich mich klein mache, wirken meine Kollegen automatisch größer und können Macht auf mich ausüben. Ich muss meinen mir nicht so wohl gesonnen Kollegen, ebenbürtig gegenüber treten, damit sie sehen, dass ich genau so groß bin wie sie. Zudem konzentriere ich mich jetzt wieder lieber auf diejenigen Kollegen, die mir wirklich wohl gesonnen sind. Es gibt nur zwei Kolleginnen die mir nicht wohl gesonnen sind, aber im Gegenzug 40 Kollegen, die mir außerordentlich wohl gesonnen sind und mich wirklich mögen (nur leider in anderen Abteilungen sind). Ich muss mich also gar nicht klein machen! Es macht - so kurz vor der nächsten Behandlung - jetzt auch überhaupt keinen Sinn sich für einen anderen Job zu bewerben und sich noch mehr Stress anzutun. Das ist jetzt meine Entscheidung - wie lange ich mit dieser Entscheidung glücklich bin, entscheide ich. Ich habe das selber in der Hand! Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, um von diesem Ohnmachtsgefühl loszukommen, dass wir KiWu-Frauen doch Tag für Tag mit uns "herumschleppen".

Generell ist es für mich wichtig zu wissen, dass ich doch vieles selbst in der Hand habe. Ich habe so vieles in der Hand, und zwar:

  • wann ich die Behandlung durchführe
  • in welcher Klinik ich die Behandlung durchführe
  • bei welchem Arzt in der Klinik ich die Behandlung durchführe
  • ob ich mich während der Behandlung krankschreiben lasse (was ich tuen werde!)
  • wie viel Raum ich der Behandlung in meinem Leben gebe
  • ob ich bestimmte Themen überhaupt in meinen Tanzbereich lasse
  • wie viel Zeit ich mir nehme, um einen Weg zu bestreiten
  • wer überhaupt das Recht hat, mich kritisch zu hinterfragen
  • mit wem ich befreundet sein möchte
  • aber auch umgekehrt: wer mit mir befreundet sein darf
  • wen ich lieben möchte
  • und wer mich lieben darf
  • ....
Diese Liste könnte ich jetzt unendlich weiterführen. Wichtig war in den letzten Tagen für mich, dass ich nicht ohnmächtig sein muss. Ich kann Dinge beeinflussen und bestimmen! In diesem Sinne... Back to life, back to reality!

Ich bin dann schon einmal in den Vorzyklus gestartet und wurde die ersten drei Tage mit Migräne gesegnet. Aber das scheint jetzt doch wieder vorbei zu sein. Parallel nehme ich noch ein kleines Potpourrie von Vitaminen (Orthomol natal, Omega 3 Fettsäuren, Eisen, Folsäure). Ich hatte in einem anderen Beitrag geschrieben, dass es wohl positive Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Vitaminen und der Schwangerschaftsrate gibt. Hier die entsprechenden Erkenntnisse aus dem Netz: 



Alles Liebe euch!










2 Kommentare:

  1. Ich freue mich sehr für dich das du wieder positiv in die Zukunft blicken kannst. Dein Vergleich mit dem Tanzbereich ist übrigens toll. Ich wünsche dir weiterhin alles gute!

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  2. Liebes...du bist ganz schön stark. Allen Respekt dafür. Dabei ist es manchmal echt schwer seinen Tanzbereich zu verteidigen. Viele sehen es als Ablehnung oder Rückzug, was wiederum dazu führt, dass man wieder alleine da steht...und trotzdem ist der Tanzbereich so wichtig.

    Dein letzter Post hat mich sehr berührt. Gerade deshalb weil uns dieses Thema "Essen" oder eben "nicht essen" in der Familie so lange ich denken kann in Anspruch nimmt.

    Fühl dich umarmt und vergiss nie wie wunderbar du bist, so wie du bist!

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