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Dienstag, 28. März 2017

Im Hamsterrad

Ich mag eigentlich gar nicht mehr. Es ist das 5. Mal, dass ich einen Post über mein Leben nach dem Negativ schreibe. Und in aller Regel ist es auch wieder ein Post, der die Vorbereitung für den neuen Versuch beinhaltet. 

Ich bin in einem Hamsterrad gefangen, aber irgendwie auch nicht, weil ich ja jederzeit die Möglichkeit habe das Hamsterrad wieder zu verlassen. Und obwohl mir ein freihes Leben ohne Kinderwunschbehandlungen entgegen lächelt, wähle ich das Hamsterrad. Als Kinderwunschfrau lebt man ja doch ein wenig selbstzerstörerisch. Aber darüber darf man nicht zu intensiv nachdenken ;-)

Wie geht es mir nach dem Negativ?

Zwar besser als nach den anderen Negativs, aber irgendwie leerer und abgestumpfter als sonst.
Mir geht es deshalb besser als bisher, weil die Strapazen sich im Rahmen der Kryobehandlung in Grenzen gehalten haben. Aber auch deshalb, weil ich die Medikamente nach dem Negativ nicht radikal abgesetzt habe. Nach der letzten Behandlung hatte ich ja einen richtigen Nervenzusammenbruch - und ehrlich gesagt, geriet ich nach jedem Negativ in eine kleinere Depression. Leider habe ich meiner Ärztin erst beim letzten Mal davon erzählt. 

Hätte ich das mal besser früher erzählt (oder anders herum: ist es eigentlich nicht ihre Pflicht mich nach meinem Befinden nach dem Negativ zu fragen?). Denn sie meinte, dass die Depression bei einigen Frauen durch das abrupte Absetzen der Hormone kommt. Ich gehöre wohl zu den wenigen Frauen, die sehr empfindlich auf den Östrogen- und Progesteronsturz reagieren. Dies könnte man einigermaßen verhindern, indem man die Medikamente (in meinem Falle Famenita und Progynova 21) langsam ausschleicht. Dies habe ich dieses Mal getan. Ganz ohne Stimmungsschwankungen ging es natürlich nicht, aber immerhin hatte ich dieses Mal keine depressive Episode. Migräne hatte ich an vereinzelten Tagen aber dann trotzdem - aber lieber das als Depressionen. 

Und natürlich fand meine Schilddrüse bzw. der liebe Herr Hashimoto die Hormonschwankungen auch alles andere als witzig, weshalb ich meine L-Thyroxin-Dosis jetzt eigenmächtig von 75 auf erst Mal 88 erhöht habe. Weil das eine richtig gute Idee war (ich bin nämlich fast am Arbeitsplatz eingeschlafen vor lauter SD-Unterfunktion), werde ich meine Dosis morgen auf 100 erhöhen. Mal schauen, wie es sich anfühlt. Bevor jetzt besorgte Kommentare kommen: vor Start der Behandlung hat mein Hausarzt mir empfohlen meine L-Thyroxindosis auf 100 zu steigern, obwohl meine Werte gut sind. Aber aufgrund von anhaltenden Konzentrations- und Gedächtnisproblemen sollte ich erhöhen (weil ich bei den freien Werten noch was Luft nach oben  habe). Ich konnte aber nicht erhöhen, weil meine Kiwu-Ärztin das kurz vor der Behandlung nicht empfohlen hat.

Körperlich macht sich die mürrige Schilddrüse leider auch bemerkbar. Ich sah die letzten Wochen aus wieder wandelnde Tot. Meine Gesichtshaut ist komplett ausgetrocknet und voller Pickel (meine Haut ist normalerweise lupenrein und porzellanartig), ich habe Augenränder so dunkel wie die Nacht und meine Haare bekomme ich nur mit Intensiv-Pflege wenigstens ansatzweise gepflegt. Ich nehme seit 4 Tagen aber wieder hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel zu mir und achte wirklich sehr auf meine Ernährung - daher merke ich auch, dass es wieder aufwärts geht (vermutlich auch Dank der Steigerung von L-Thyroxin). Wenn also irgendein Repro-Mediziner behaupten sollte, dass solch eine Behandlung ganz sanft ist und keine Spuren hinterlässt, dem steige ich echt auf's Dach.

Die Gesundheit geht also wieder aufwärts. Aber in meinem tiefsten Inneren fühlt sich aktuell alles einfach nur leer an. Ich bin mir durchaus bewusst, dass mein körperlicher Zustand definitiv dazu beiträgt. Andererseits habe ich gerade echt wenig Interesse mich mit Freundinnen zu treffen, weil die aber auch alle Kinder haben. Mich interessieren die Kinderprobleme meiner Freundinnen gerade herzlich wenig. Ein ganz lieber Kollege bekommt demnächst sein erstes Kind und erzählt wirklich von nix anderem. Klar, der ist total stolz und überglücklich. Aber ich kann den auch nicht bremsen, weil ich ihm aber auch nicht sagen kann, dass mich das null interessiert. Es ist gerade einfach alles so wahnsinnig anstrengend. Und damit ich aus diesem schwarzen Loch raus komme, schaue ich gerade akribisch nach neuen Hobbys für mich. Yogakurse, Nähkurse, Töpferkurse, Wassersportkurse oder Bootsführerschein (ich wohne am Wasser), Chor, Gesangsunterricht, Theatergruppe, etc. Ich bin fest entschlossen mich mindestens zwei Mal die Woche fest mit zwei neuen Hobbies zu beschäftigen, um den Kopf frei zu bekommen und ganz vielleicht auch neue (hoffentlich kinderlose) Frauen kennen zulernen. Ich muss mich nur noch entscheiden, was ich machen möchte. In erster möchte ich mich gerne wieder im positiven Sinne mit mir selbst beschäftigen und mein innerstes Ich wieder wahrnehmen (um vielleicht mal wieder eine Antwort darauf zu bekommen, was ICH den eigentlich wirklich will).

Na ja, und wenigstens eine gute Sache hat es nach dem Negativ gegeben: ich habe eine fette Gehaltserhöhung bekommen und eine weitere fette Gehaltserhöhung ist dieses, aber spätestens nächstes Jahr in Aussicht. Somit könnte ich eigentlich 10 neue Hobbies starten. Wenn da nicht... ja, wenn da nicht diese verdammt hohen Kosten für die Kiwu-Behandlung wären. Die ganze Gehaltserhöhung fließt also direkt in meine Kiwu-Klinik. Juhu - ik freu mir. Aber dennoch, möchte ich diesen Abschnitt mit etwas positiven beenden. Ja, mein Kiwu-Weg ist beschissen und war auch der Grund, warum ich in einem Job geblieben bin, in dem ich eigentlich nicht bleiben wollte. Aber in diesem Job konnte ich mich während der KiWu-Behandlungen - ohne ernsthafte Konsequenzen zu befürchten - krankschreiben lassen (und das war aufgrund meiner heftigen Überstimulationen leider auch immer notwendig) und ich konnte alle noch so unglücklich gelegenen Termine wahrnehmen. In meinem Coaching habe ich daher beschlossen das beste aus meinem Job zu machen. Und siehe da, mein Job hat angefangen mir wieder Spaß zu machen. Ich habe mich in ganz viele Themen reingehängt und war voller Enthusiasmus. Und das hat sich extrem positiv auf alle Projekte ausgewirkt, die ich betreut habe. Und das wurde wiederum von meinem Chef, aber auch von anderen Personen im Unternehmen wahrgenommen. Und genau deshalb, habe ich diese fette Gehaltserhöhung bekommen. Nennt mich "karrieregeile, weil kinderlose Tussi" - ich bin stolz darauf!

Wie geht es weiter?
Unglaublich aber wahr - wir machen tatsächlich weiter. Vergesst mein Geschwätz von vor der ersten ICSI, wo ich behauptet habe, dass nach 5 Versuchen Schluss ist. Wir machen weiter - vermutlich bis das Geld ausgeht. Wer mich kennt, wüsste jetzt, dass diese Aussage völlig konträr zu meiner bisherigen Lebenseinstellung ist. Denn normalerweise bin ich ein sehr sparsamer, weil vorausschauender Mensch. Ich spare schon seit jungen Jahren für das Alter, bilde Rücklagen etc. Verzichte schon seit Jahren auf den großen Luxus, weil es mir schon immer wichtig war etwas auf der hohen Kante zu haben. Und jetzt bin ich bereit all mein Hab und Gut, all meine Ersparnisse für diesen Kinderwunsch, also für das Vielleicht-Kind aufzugeben. Für dieses immer kleiner werdende Vielleicht, bin ich bereit all meine bisherigen Lebenseinstellungen über Bord zu werfen. Und das weil ich zu der einzig wahren Erkenntnis gekommen bin, dass es mir nichts bringt im Alter vielleicht in einer wunderschönen Finca in Italien zu leben und dafür vielleicht auf ein Kind verzichtet zu haben. Ich könnte diese Finca einfach nicht vor mir selbst rechtfertigen. Da wohne ich doch lieber weiterhin in meiner kleinen Wohnung an einer viel zu lauten Straße und habe dafür vielleicht einmal ein Kind. Denn ein Haus werden wir uns in unserer Stadt selbst bei weiterhin steigendem Einkommen bei den aktuell abartigen Hauspreisen eh nicht leisten können.

Am Freitag wissen wir auf jeden Fall mehr wie es weitergehen wird, weil wir dann wieder in unserer Klinik sind. Ich melde mich dann die Tage wieder und danke auf diesem Wege alle noch mal von ganzem und tiefsten Herzen für all eure lieben Kommentare in den letzten Wochen. Sie haben mir richtig, richtig gut getan!

Alles Liebe!









 

Dienstag, 14. Februar 2017

Wieder im Kinderwunsch-Zirkus und Rückblick

Lange habe ich mich nicht mehr hier gemeldet.
Grund hierfür war, dass ich einfach dringend Abstand von diesem ganzen Kinderwunsch-Zirkus brauchte und dadurch wieder ein wenig mehr zu mir selbst finde. Seit September 2013 dreht sich mein ganzes Leben nur noch darum, dass wir gerne ein Kind hätten.

Mittlerweile haben wir Februar 2017. Wir beschäftigen uns also schon seit 3 Jahren und 5 Monaten mit unserem Kinderwunsch! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen - 3 Jahre!!! Oder um es noch prägnanter auszudrücken: 77 Monate!!!

Das ist doch der absolute Wahnsinn, oder nicht? Mir stellt sich da ehrlich gesagt die Frage, ob ich diesen Weg damals gegangen hätte, wenn ich das vorher gewusst hätte. Hätte ich mir das damals zugetraut? Hätte ich mir diese Kraft zugetraut, die man für diesen Weg benötigt? Ich glaube nicht. Und rückblickend muss ich mich da auch ganz ehrlich mal selber loben - ich bin immer noch da, ich bin nicht zusammen gebrochen und ich habe immer noch den Elan weiterzumachen. Ob das gut oder schlecht ist, das vermag ich gerade nicht zu beurteilen. Ich einigen Jahren werde ich dann wohl wissen, ob der eingeschlagene Weg wirklich der richtige war.

Die letzten 3,5 Jahre waren sehr harte Jahre. Und im Moment fühlen sie sich auch wie die härtesten Jahre an, die ich bislang erlebt habe. Und natürlich haben sie mich verändert. Zum Positiven und zum Negativen. Positiv ist, dass ich Demut gelernt habe. Demut davor, dass ich mein Leben nicht planen kann und Dinge akzeptieren muss. Gleichzeitig - und eigentlich völlig konträr - hat dieser Weg jedoch eine negative Eigenschaft von mir noch einmal deutlich hervorgehoben: meine Kontrollsucht (ich habe mich schon vor dem KiWu-Weg immer scherzhaft "Mrs. Kontrolletti" genannt). Ich habe zwar feststellen müssen, dass ich den Kinderwunsch nicht planen kann, aber ich dachte, dass ich das Ergebnis der Kinderwunsch-Behandlung durch die Kontrolle aller Rahmenbedingungen positiv beeinflussen könnte. Ich wollte, dass meine Kinderwunsch-Behandlungen perfekt ablaufen, habe akribisch auf Einflüsse geachtet, die ich beeinflussen kann (Ernährung, Alkohol, Kaffee, viel Schlafen, Medikation etc.). Zudem habe ich jeden Behandlungsschritt meiner Ärztin akribisch mit Dr. Google hinterfragt und überprüft. Das Schlimmste war, dass ich angefangen habe, meinen Mann zwanghaft unter Kontrolle zu bringen. Ich war so versessen darauf, alles kontrollieren zu müssen, dass ich mich selbst dabei verloren habe. Ich habe mich nicht mehr gespürt und hatte keine Ahnung mehr, wer ich war, was ich wollte und was ich fühle.

Diese Erkenntnis kam nach dem negativen Ergebnis der 4. ICSI. Ich bin zusammen gebrochen - ich hatte schlicht und einfach einen Nervenzusammenbruch. Es ging wirklich nichts mehr. Ich habe einen ganzen Tag lang nur geheult und konnte nicht mehr aufhören. Mein Kopf war gleichzeitig total voll und vollkommen leer. So ein Gefühl habe ich noch nie erlebt. Ich habe viele Tage und Wochen gebraucht, bis ich verstanden habe, was da eigentlich passiert ist. Seitdem habe ich mein Leben angefangen etwas umzukrempeln. Unter anderem habe ich wieder mit Yoga angefangen und muss wirklich sagen, dass es mir wahnsinnig gut tut. Man spürt sich wieder selbst, weil man sich ganz bewusst auf sich selbst konzentrieren muss, in sich hinein horchen muss, seine Grenzen und Bedürfnisse wahrnehmen muss. Ich hätte das schon viel früher machen sollen, aber ich habe es jedes Mal wieder zur Seite geschoben, weil ich ja dachte, dass es sich nicht lohnen würde einen Yogakurs anzufangen. Und warum? Weil ich ja "demnächst" schwanger werden könnte und dann hätte ich einen Yogakurs-Vertrag in der Hand. Was für ein Bullshit - seit 3,5 Jahren denke ich so. Und für was? Für nix.

Da im Moment kein Anfängerkurs in meiner Nähe gestartet ist, habe ich mich eher durch Zufall mal auf Youtube umgeschaut und war völlig überrascht, was es da mittlerweile für ein professionelles Angebot an Sport-Videos gibt. Und auch Yoga-Videos! Es gab also keine Ausrede mehr - ich habe meine Yogahose angezogen und meine erste Yoga-Session über Youtube absolviert und ich muss ganz ehrlich sagen: das geht super damit. Mein Mann hat Anfangs immer geschaut, dass ich die Übungen auch wirklich sauber ausübe. Und jetzt mache ich die Yoga-Sessions alle alleine und habe momentan kein Bedürfnis in ein Yoga-Studio zu gehen. Sollte der Erfolg auch weiterhin ausbleiben und ich Yoga immer professioneller praktizieren, dann werde ich bestimmt ein Yoga-Studio aufsuchen. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Also Mädels: wenn ihr die gleiche Ausrede wie ich auf Lager habt - die gilt nicht mehr ;-) Und es ist wirklich, wirklich wahnsinnig entspannend!

Aber natürlich will ich euch nicht nur zujammern, sondern es gibt auch einen ganz bestimmten Grund, warum ich mich dann doch wieder zurückmelde. Ich bin wieder im Kinderwunsch-Zirkus. Aber nicht in meiner 5. ICSI, sondern in einem Kryozyklus. Ich habe zuvor noch nie einen Kryozyklus gehabt und bin wirklich sehr positiv überrascht. Man hat überhaupt nicht das Gefühl, dass man gerade eine Kinderwunschbehandlung hat. Ich empfinde die Behandlung gerade überhaupt nicht belastend. Ganz im Gegenteil, die läuft so neben meinem Leben her. Relativ belanglos.

Nun aber mal von vorne, damit ihr auch alle wisst, wo ich gerade dran bin ;-)

Am Freitag, den 3. Februar bekam ich dann netterweise doch endlich mal meine Periode (der zweite Zyklus hintereinander, der über 40 Tage dauerte - langes Protokoll zuvor sei dank).

Am Samstag, den 4. Februar sollte ich dann auch schon in die Klinik zum Ultraschall. Da alles gut aussah, konnte ich auch schon am Samstag mit dem Kryozyklus beginnen.

Vom 4. Februar bis zum 07. Februar sollte ich 3 Mal täglich eine Progynova 21-Tablette einnehmen (morgens, mittags, abends).

Ab dem 8. Februar sollte ich zwei Mal täglich 2 Tabletten Progynova 21 einnehmen (morgens und abends).

Gestern, also am 13. Februar sollte ich dann zum wieder zum Kontrollultraschall. Hier kam leider raus, dass meine Gebärmutterschleimhaut an ZT 11 nur 7 mm aufgebaut ist. Meine Ärztin meinte, dass man damit theoretisch auch starten könnte. Aber sie empfahl, Progynova 21 noch weitere 2 Tage einzunehmen und am Mittwoch wieder zum Ultraschall zu kommen. Wenn dann alles gut aussieht, kommt die zweite Phase mit der Einnahme von Famenita, um die Gelbkörperphase zu starten.

Die Nebenwirkungen sind wirklich erträglich. An den ersten Tagen der Tabletten-Einnahme war mir immer wieder schlecht und mein Unterleib hat echt ordentlich gearbeitet. Zudem habe ich vermehrt Blähungen. Aber das ist wirklich ein Spaziergang, im Gegensatz zu einer ICSI.

Wie ist meine Einstellung zu dem Behandlungszyklus? Seltsam und komplett anders als sonst. Ich hege weder große Hoffnungen, noch bin ich total pessimistisch. Dennoch gehe ich irgendwie positiv und gelassen an diese Behandlung. Letztendlich kann man sagen, dass ich meine Erwartungshaltung auf einem gesunden Level halte. Wenn es klappt, wäre das natürlich fantastisch. Aber ein Negativ würde mich bei dieser Behandlung vermutlich nicht so schwer treffen, wie bei einer ICSI. Einfach, weil die Behandlung nicht so anstrengend ist.

Ihr seid mir wirklich alle sehr ans Herz gewachsen. Aber so langsam möchte ich diese Kinderwunsch-Blogwelt gerne verlassen, weil ich einfach keine Lust mehr habe über meine Behandlungen zu schreiben. Es ist einfach so mühselig, immer und immer wieder den gleichen Mist durchzumachen. Und immer wieder die gleichen Hoffnungen und Niederschläge zu erleben.
Mal sehen, was das Leben in diesem Jahr für mich bereit hält. Ihr hört die Tage von mir.

Alles Liebe!












Freitag, 16. September 2016

Jetzt ist wieder alles ok ;-)

So - viele Urlaubstage später geht es mir  - äh nein uns - wieder verdammt gut.

Eigentlich haben wir wegen der anstehenden ICSI(s) kein Geld, um einen langen und kostenintensiven Urlaub zu machen. Aber wir haben es trotzdem gemacht. Teure Hotels, viele Restaurantbesuche und andere kostenintensive Kinkerlitzchen haben wir uns gegönnt. Und es war die beste Entscheidung, die wir seit der ersten Eileiterschwangerschaft getroffen haben, also seit 2,5 Jahren.

Wir haben nicht als Kinderwunschpaar Urlaub gemacht, sondern als kinderloses Paar. Und es war fantastisch. Wir haben es genossen, dass wir ausschlafen konnten, keine Rücksicht auf ein Kind nehmen mussten, so lange ausbleiben konnten wie wir wollten, so viel trinken konnten, wie wir wollten.

Die letzten 2,5 Jahre haben Wracks aus uns gemacht und uns voneinander entfernen lassen. Dieser Urlaub hat uns fast wieder in unseren ursprünglichen Zustand als Paar zurückgebracht. Wir haben viele gute Gespräche geführt und uns nahezu wieder gefunden. Nahezu deshalb, weil wir uns schlichtweg verändert haben. Dieser Weg hat uns verändert. Ich glaube, wir sind beide etwas darüber erschrocken, wie dieser Weg uns verändert hat. Aber wir müssen das nun annehmen. Wir können nicht mehr zurück. Es gibt nicht mehr den Weg zurück, vor der ersten Eileiterschwangerschaft. Wir haben den Point Of No Return erreicht. Wir sind beide in den letzten Monaten planlos durchs Universum geflogen. Nun habe ich den Eindruck, dass wir beide wieder auf der Erde angekommen sind. Der Gedanke an "Scheidung" ist eigentlich verschwunden (obwohl er in den letzten Monaten immer präsenter wurde). Klar, bei mir blitzt er auch nach dem Urlaub hin und wieder noch auf, weil ich mir die Frage stelle, was unsere Beziehung in der Lage ist auszuhalten. Schafft sie den bevorstehenden Weg noch? Werden wir bis zum Ende am gleichen Strang ziehen oder macht einer vorher Schlapp? 
Diese Frage wird mir niemand beantworten können. Aber das ist aktuell nicht die einzige Frage, die beantwortet werden kann. Leider...

Auch gesundheitlich geht es mir wieder sehr gut. Ich habe L-Thyroxin erhöht und meine Vitaminspeicher ordentlich aufgefüllt. Mal abgesehen davon, dass ich ohne Ende Vitamin D durch endloses Sonnentanken aufgeladen habe ;-)

Und daher habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich den guten Flow nutzen möchte, um in die nächste Behandlung einzusteigen. Der Vorzyklus (Pille) hat bereits begonnen. Und ab dem 01.10. - also bereits während des Vorzyklus - nehme ich erstmalig noch Synarella (da ich diesmal das Longprotokoll mache) und auch erstmalig Kortison, wegen der sehr hohen Antikörperwerte. Meine Ärztin meinte, dass sie das mit dem Kortison gerne einmal bei mir ausprobieren möchte. Ich habe auch gelesen, dass dies die SS-Rate ggf. erhöhen kann bei Hashi-Frauen. Ab dem 13. Oktober stimuliere ich dann wieder mit Gonal F und Luveris. Auch Heparin soll ich wieder nehmen. (Ich habe übrigens gelesen, dass Frau Reichel-Frentz, dies wohl auch bei Hashimoto empfiehlt).

Zudem habe ich wegen des Lichens sclerosus und Hashimoto auch meine Ernährung umgestellt und tatsächlich Verbesserungen feststellen können. Nach langem herumexperimentieren (vegan, vegetarisch, ohne Milchprodukte, glutenfrei, Paleo etc.) habe ich tatsächlich einen Zusammenhang zwischen meinen Lichens Sclerosus-Schüben und einer bestimmten Ernährungsweise feststellen können. Wenn ich Getreide, Zucker und Alkohol komplett weglasse, habe ich keine Schübe mehr. Sobald ich eines dieser Lebens/Genussmittel mehr als zwei Mal pro Woche zu mir nehme, folgt unweigerlich ein Entzündungsschub und der Schrumpfungsprozess meiner Vag*na geht weiter voran. Mit Hashimoto kann man leben - es ist extrem ätzend, aber es geht. Aber LS beeinträchtigt mein Leben, meine Sexualität. Ich verfluche alle Ärzte, die mir weismachen wollten, dass ich nichts dagegen tuen kann. Ich kann alle Lichens sclerosus-Geplagten nur empfehlen, auch mal mit der Ernährung herumzuexperimentieren. Falls es nur bei einem von 10 Erkrankten etwas bringt, dann hat dieser Post schon etwas gebracht. Ich werde zu diesem Thema auch noch mal einen eigenen Bereich hier in diesem Blog einrichten, weil sehr viele Leser wegen LS zu meinem Blog kommen.

Aber jetzt wieder zurück zur KiWu-Behandlung:
Und für diese Behandlung haben wir uns fest vorgenommen, wieder positiv an die Behandlung zu gehen. Das letzte Mal sind wir völlig emotionslos an die Begandlung gegangen, weil wir nicht wieder enttäuscht werden wollten. Das tat uns beiden überhaupt nicht gut und hat auch mit zu unserer Entfremdung geführt. Man muss einen gescheiterten Versuch intensiv bearbeiten. Ich gehe sogar soweit, dass man hier Trauerarbeit leisten muss. Die Trauer um ein transferiertes Embryo/Kind, das nicht im Körper weiterleben wollte. Einfach so weiter zu machen wie vorher ist nicht gut - so zumindest unsere Erfahrung. Aber jeder erlebt diesen KiWu-Weg anders. Deswegen kann ich euch leider auch keine allgemeingültige Empfehlung aussprechen.

Was tat mir sonst noch gut?
Bei der lieben Einstrichphobie habe ich die Empfehlung von ihr gelesen, dass man sich erlauben sollte, sich Babysachen, Schwangerschaftsmode, Kinderwagen, Kinderratgeber etc. anzuschauen. Ich fand das zunächst total absurd. Aber eigentlich hat sie vollkommen recht. Ich habe es mir selbst verboten, mir solche Dinge anzuschauen, in diese Läden zu gehen und mich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Und dabei habe ich das immer schon so gerne gemacht. Ich habe bis zu meiner zweiten ELSS auch ständig Babysachen gestrickt, genäht und gehäkelt. Und auch das habe ich abrupt abgebrochen, weil ich es nicht mehr konnte. Irgendwann ging das aber in ein Verbot über, weil ich ja vermeintlich kein Recht mehr darauf hatte. Ich habe mich, wenn man das mal ganz nüchtern betrachtet, also auch noch selbst bestraft. 
Ich habe mir dieses Verbot nun dank des Posts von der lieben Einstrichphobie selbst aufgehoben. Und es tat soooooo gut. In meinem Urlaub bin ich in die wunderschönsten Kinderklamottenläden reingegangen, habe mir Kinderbücher angeschaut und Schwangerschaftsmode begutachtet. Es war ein wunderschönes Gefühl, sich das wieder zu erlauben. Und ja, ich habe auch daran gedacht, was ich denn für unser theoretisches zukünftiges Baby holen würde und wie ich dieses verbotene dritte Zimmer in unserer Wohnung einrichten würde. Und es tat überhaupt nicht weh - ganz im Gegenteil.
Wenn es in unserem Leben nie wieder Kinder geben wird, dann muss ich sowieso einen harten und langen Trauerweg gehen. Aber so habe ich dann wenigstens Bilder im Kopf. Ohne sie, wäre es nur ein leeres Nichts - und das würde es mir vermutlich noch viel schwerer machen, das Ganze zu betrauern. Wie soll man ein vermeintliches "Nichts" betrauern?

In diesem Sinne - ich melde mich jetzt also wieder regelmäßig und werde über die 4. ICSI (als Selbstzahler) berichten. Vielleicht darf ich ja nächstes Jahr tatsächlich mal unser eigenes Kinderzimmer einrichten. Dann wäre ich auf jeden Fall gut vorbereitet - ich alte Kontrolletti-Tante 😉

Alles Liebe euch und bis die Tage!

Montag, 29. August 2016

Nix is ok

Gerne hätte ich euch nach so einer langen Blogpause geschrieben, dass die Welt wieder wunderbar ist. Aber das ist sie nicht. 

Drei erfolglose ICSIs haben mich an einen Punkt gebracht, der mich zutiefst unglücklich macht. Jetzt aber mal von vorne, wie ich zu diesem Tiefpunkt gelangt bin.

Mein Zyklus nach der erfolglosen ICSI hat ganze und unerträgliche 50 Tage angedauert. In diesen 50 Tagen ging es mir so unbeschreiblich hundsmiserabel. Ich war jeden Tag so unendlich müde, kraftlos und fühlte mich ausgelaugt und ausgesagt. Meine Haut ist komplett ausgetrocknet und meine Haare fühlten sich mit jedem Tag immer mehr wie Stroh an. Letzte Woche kam dann leider auch die Abrechnung: es mussten ca. 12 cm abgeschnitten werden, weil sie nicht mehr zu retten waren. Wenn ich noch weitere erfolglose ICSIs habe, gibt es auf meinen Kopf bald keine Haare mehr.

Meine KiWu-Ärztin meint natürlich, dass dies nicht zwangsläufig mit der Behandlung zu tun haben muss. Ist natürlich ein ganz blöder Zufall, dass es mir nach jeder ICSI immer sehr schlecht geht und meine Haare ruiniert sind. Is klar, ne?

Ich bin immer noch nicht richtig fit und fülle bereits seit drei Wochen akribisch meine Speicher auf - mit hochdosierten Eisen, Vitamin D, Selen, Omega 3, Folsäure. Das sind die typischen Nährstoffe, die bei Hashimoto als erstes leer gehen. Ich vermute ganz stark, dass mein Hashimoto die ganzen Behandlungen alles andere als witzig findet und ich deswegen auch so starke Nebenwirkungen haben.

Letzte Woche war ich wegen meinem Hashi auch beim Hausarzt. Ja, meine Schilddrüse könnte noch ein wenig mehr L-Thyroxin vertragen. Aber die ganzen Symptome, die ich beschreibe sind typisch. Typisch von Patientinnen, die bereits mehrere erfolglose IVF/ICSIs hinter sich gebracht haben. Die KiWu-Patientinnen in seiner Praxis haben oftmals die gleichen Symptome wie ich und denken, dass es von der Schilddrüse kommt. Und mit jedem Versuch werden die Symptome auch bei ihnen schlechter. Er hat mir nun geraten, vielleicht mal eine längere Pause einzulegen. Wenigstens noch einen oder zwei Monate länger. Schließlich muss mein Körper wenigstens die Chance haben, sich wieder zu erholen. Und dann - er hat das echt sehr, sehr vorsichtig ausgedrückt - erhöht sich ggf. auch meine Chance auf Erfolg. Ein ausgelaugter Körper lässt vielleicht weniger zu, dass sich ein Baby einnisten kann. Ich muss gestehen, dass diese Aussage meines Arztes echt saß. Hat er vielleicht sogar recht? Meine KiWu-Ärztin meint, dass zwei Monate Pause ausreichen. Aber stimmt das so?

Und dann habe ich in meinem Freundeskreis ja auch noch das Angebot erhalten, dass ein Repro-Mediziner sich meine Akte mal anschaut. Über das letzte Telefonat habe ich euch berichtet. Problem war da allerdings, dass er meine Akte da nicht gelesen habe und er alle Infos nur von mir erhalten hat. Na ja, was soll ich sagen - ich bin halt kein Arzt und habe manches wohl nicht ganz korrekt verstanden und daher auch falsch mitgeteilt. Fazit ist: meine Klinik hat nix falsch gemacht. Und er sieht in all meinen Blutwerten auch keinen Grund für das bisherige Versagen. Auch er geht davon aus, dass es theoretisch klappen müsste. Er unterstützt auch die geplante nächste Behandlung, sowohl in Bezug auf das Protokoll (wobei er das Antagonistenprotokoll bevorzugt) als auch in Bezug auf die Medikation (wobei er statt Gonal F + Luveris) eher Menopur verwenden würde. Zudem vermutet er bei mir PCO aufgrund des ständig steigenden AMH-Wertes und der FSH und LH-Werte. Meine Ärztin verneint dies allerdings, weil alle anderen Faktoren für PCO bei mir nicht zutreffen (Gewicht, Haarwuchs, Keine Zysten im US etc).
Mein AMH-Wert liegt aktuell bei 8 - nur zur Erinnerung: ich stehe kurz vor dem 38. Geburtstag...

Tja, und zu guter Letzt leidet meine Ehe gerade extremst unter dieser Situation. Sie leidet so sehr darunter, dass es letzte Woche beinahe zur Trennung gekommen wäre. Diese Situation bringt uns beide an unsere Grenzen. Die Vorstellungen von unserem (gemeinsamen) Leben haben sich durch die veränderte Situation drastisch verändert. Ich ziehe mich zurück, weil mein gesamter Freundeskreis nur noch aus Jung-Eltern besteht. In seinem Freundeskreis ist das auch so - allerdings hat er sich jetzt neue "Freunde" gesucht. Diese sind ca. 20 Jahre älter als ich. Leute, die nicht alt werden können, obwohl sie Kinder in der Pubertät haben. Ich mag sie nicht, weil sie alle einen sehr extrovertierten Lebensstil führen, mit viel Alkohol und anderem Mist. Er fühlt sich davon magisch angezogen. Mich kotzt es an. Und das führt zu ständigen Streitereien und miesen Machtkämpfen. Bis ich den Film "Gefühlt Mitte Zwanzig" gesehen habe, bei dem mir so einiges über unsere Beziehung klar wurde. 

Das Paar in diesem Film ist ungewollt kinderlos und hat sich vermeintlich von dem Kinderwunsch verabschiedet. Da sie keine Gemeinsamkeiten mehr mit ihren Freunden haben (auch Kinder), freunden sie sich mit einem viel jüngeren Pärchen an, das keine Kinder hat. Er passt sich dem Lebensstil des jüngeren Paares an und genießt diesen neuen Lifestyle. Sie findet das irgendwie komisch. In dem Film geht es in erster Linie noch um andere Themen, aber diese ungewollte Kinderlosigkeit ist ein wichtiges Element, das immer wieder aufpoppt und Grund für aktuelle Lebenssituation ist, für das aktuelle "Nicht-Vorankommen" auch in den anderen Lebensthemen. Das Paar gehört nirgendwo mehr dazu - und zu dem neuen jungen Pärchen eigentlich auch nicht, weil die ja viel jünger sind und die Kinderplanung ja auch bald ansteht. Sie hängen da also fest, in einer ätzenden Situation - und plötzlich kommt das Kinderwunsch-Problem in einem heftigen Streit wieder auf. Und es kommt heraus, dass da noch gar nichts abgeschlossen war und wie sehr sie beide darunter leiden. Der Film ist eigentlich gar nicht gut, aber irgendwie doch. Er beschreibt gerade komplett meine/unsere Lebenssituation. 
Die Ehe bröckelt, man ist unzufrieden mit dem Leben, hängt irgendwo in einer Zwischensphäre, weil man nirgendwo dazu gehört, mit dem Job geht es auch nicht vorwärts, und auf die Baby-Gespräche und die Lebensinhalte der vormals besten Freunde kann man getrost verzichten. 

Dieser Film hat mir die Augen geöffnet - und vermutlich meine Ehe gerettet. Er hat ganz viele Denkprozesse angeregt und erst einmal zu einem noch größeren Streit geführt (der fast zu einer Trennung geführt hätte), aber nach mehreren weiteren und konstruktiveren Streitgesprächen, geht es gerade (hoffentlich) wieder in die richtige Richtung. Dieser beschissene Kinderwunschweg hat uns verändert, hat unsere Lebensplanung verändert und unser Bild von unserem Wunsch-Leben verändert. Das haben wir nun begriffen. Nun müssen wir lernen, mit diesem veränderten Bild umzugehen und zu leben.

Nein, nix ist gut. Gar nichts ist gut. Mein Leben sollte ganz anders verlaufen.
Und nun liege ich hier im Bett, mit kurzen Haaren, einer schlecht gelaunten Schilddrüse (die gerade neu eingestellt wird und mich richtig ärgert), einem ausgelaugten Körper, einer angefressenen Psyche und einer fast gescheiterten Ehe. Na herzlichen Dank.
Liebe KiWu-Kliniken - das erwähnt ihr nicht in euren Hochglanzprospekten... solltet ihr aber vielleicht mal.

Wir fahren bald in Urlaub und dort entscheide ich mich auch, wann es mit der nächsten ICSI weitergehen soll. Daher wird es hier vermutlich wieder stiller sein. Macht es gut - und bis demnächst.



Mittwoch, 2. März 2016

Von Entzündungen, Einnistungsproblemen, Säuglingen im Büro und Gehirn-amputierten Mami-Bitches

Kann eine Entzündung eine Einnistung verhindern?
Diese Frage stelle ich mir seit einigen Tagen. Warum ich mich das frage, fragt ihr euch sicherlich.
Vor einigen Tagen bescherte mir eine Entzündung in der Zahnwurzel ein paar wunderschöne Tage ... nicht. Aufgrund der Schwere und Tiefe der Entzündung, meinte mein Zahnarzt, dass ich diese wohl schon seit einigen Jahren habe.

Nun stellt sich mir natürlich die Frage, ob eine Entzündung im Körper Grund dafür ist, dass sich bei den letzten beiden ICSI nichts eingenistet hat.
Ich habe Dr. Google bereits ausgiebig gefragt, aber bin da nur in irgendwelchen Foren gelandet. Offizielle Statements von Ärzten oder Wissenschaftlern konnte ich nicht finden. Dennoch bleibt für mich die Frage im Raum, ob da nicht doch ein Zusammenhang besteht. Die Frage nach dem Warum lässt mich auch bei diesem Thema nicht los. Falls es beim nächsten Mal tatsächlich klappen sollte, werde ich auf jeden Fall einen Zusammenhang herstellen ;-) Und bei meinem Lieblingsmann war es ja auch so, dass das Spermiogramm nach Behandlung der lange Zeit unendeckten Zahnentzündung plötzlich wieder IVF-tauglich wurde.

Die Entscheidung, dass ich meinem Körper und meiner Seele ein klein wenig Pause bis zum nächsten Zyklus gönne, bewirkte in meinem tiefsten Inneren irgendetwas positives. Ich war plötzlich viel entspannter und kann seit dieser Entscheidung auch wieder besser schlafen. Letztendlich hätte ich im März sowieso nicht mit dem Vorzyklus starten können, weil meine Wurzelbehandlung noch einige Wochen andauert und ich währenddessen eh nicht schwanger werden darf. Umso besser, dass ich diese Entscheidung nun selbst getroffen habe.

Wie geht es mir sonst so?
Ich habe eigenmächtig und ohne Rücksprache mit einem Arzt, das L-Thyroxin wieder um 10 Einheiten erhöht. Und seitdem bin ich wieder unter den Lebenden. Seitdem bin ich wieder wach, konzentrationsfähig und auch leistungsfähig. Vielleicht war es auch einfach nur meine Schilddrüse, die ein wenig verrückt gespielt hat und mich in einen leicht depressiven Zustand versetzt hat? Wer weiß das schon.

Im Moment nervt mich, dass im Büro derzeit im 2-Tages-Rhythmus uns all die Mütter in Elternzeit mit ihren Neugeborenen besuchen. Nahezu täglich sieht man Kinderwagen in unseren Gängen und hört das Geschrei von Säuglingen. Früher empfand ich diese Besuche immer als sehr euphorisch. Heute frage ich mich, warum Mütter überhaupt ins Büro kommen und ihr Kind vorstellen. Warum macht man das eigentlich? Warum zwingt man all seinen Kollegen sein eigenes Kind auf? Ich sehe da momentan überhaupt keinen Sinn mehr drin. Und ich bin hier auch ganz ehrlich zu euch: diese ganzen neu geborenen Babys interessieren mich momentan auch nicht. Nein - das entspricht nicht der Wahrheit: ich ertrage diese ganzen Säuglinge momentan einfach nicht... Ja, ich weiß. Ich bin ein egoistischer Drache, wenn ich das sage. Aber ich nehme mir auf meinem Blog gerade einfach so heraus, genau das zu sagen.

Genau aus dem gleichen Grund, wie mir andere Frauen diese und letzte Woche folgenden O-Ton ins Gesicht geschleudert haben "Das verstehst du nicht, weil du ja keine eigenen Kinder hast". Bäh. Am liebsten hätte ich geantwortet: "Du dumme Mami-Bitch. Ich verstehe das sehr wohl, denn ich habe bereits zwei Kinder. Aber die leben nicht mehr auf der Erde, sondern bei den Sternen! Noch Fragen?".

Habt ihr diesen Satz auch schon mal gehört? Ich habe ihn insbesondere in den letzten zwei Jahren sehr häufig gehört. Ich bin mittlerweile in einem Alter angelangt, bei dem andere Frauen davon ausgehen, dass ich gewollt kinderlos bin und bleiben möchte. Keine von diesen erfolgreich Baby-produzierenden "Mamis" kommt auch nur mal kurz der Gedanke in den Kopf, dass es da draußen vielleicht Frauen gibt, die keine Kinder bekommen können. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob bei diesen sehr leicht schwanger-werdenden Frauen irgendwie ein Teil des Gehirnes nach der Geburt amputiert wird und jegliche emotionale Intelligenz abhanden kommt. Für diese Frauen gibt es nur noch schwarz (gewollt kinderlose Frauen) und weiß (Frauen, die Kinder sehr gerne gebären). Und alle Frauen, die ins schwarze Raster fallen, sind böse. Punkt. Aus. Nix mit mal über den Tellerrand schauen oder so. Nö. Nö.

So - und bevor jetzt ein Riesenaufschrei kommt. Natürlich weiß ich, dass es auch clevere Mamis gibt. Die findet man glücklicherweise in meinem Freundeskreis. Aber es gibt halt auch diese einfältigen und eingeschränkten Mami-Bitches. Solch eine Mami-Bitch habe ich kürzlich auch darüber reden hören, wie sie die künstliche Befruchtung als abartig bezeichnet hat und mit dem klugen Spruch kam "Ja, wenn die Natur das halt nicht für diese Personen vorgesehen hat, dann sollen sie das halt akzeptieren". Und dann noch meinen Lieblingsvorschlag: "... Oder adoptieren. Es gibt so viele Kinder, die keiner haben will. Das mit der künstlichen Befruchtung ist einfach eine echt egoistische Angelegenheit".

Auch diese beschissenen Sprüche kann ich nicht mehr hören. Genauso wenig wie, dass man sich mal entspannen soll. Der allergeilste Vorschlag kam übrigens kürzlich von meiner allerbesten Freundin (die ich eigentlich sehr, sehr mag): Ich sollte mich einer homöopathischen Behandlung unterziehen. Wenn die Medizin mir nicht weiterhelfen kann, dann aber bestimmt die Homöopathie. Äh, nein. Leider musste sich meine Freundin dann einen 5-Minütigen Monolog von mir anhören. Meine Geduld ist gerade einfach am Ende. Ich bin genervt.

Wisst ihr, was ich mir sehnlichst wünsche? Endlich offen darüber sprechen zu können.
Ich will, dass das Ganze endlich ein Ende hat. Egal wie es ausgeht.
Ich will nicht mehr lügen.
Ich will nicht mehr schweigen müssen, wenn dumme Menschen unqualifizierte Kommentare abgeben.
Ich will andere auflaufen lassen vor großen Runden, wenn sie mir wieder mal einen dummen Kommentar an den Kopf werfen à la "du verstehst das nicht, weil du keine Kinder hast" oder "du hast ja keine Kinder".
Ich will laut und vor allen antworten wollen, dass ich ungewollt kinderlos war oder bin.
Ich will anderen Frauen damit den Rücken stärken, wenn sie sich gerade selber in so einer Behandlung/Situation befinden.
Ich will dieses verdammte Tabu brechen - in allen Situationen/Lebensbereichen.

Aber momentan kann ich das nicht.
Es würde mich unnötig unter Druck setzen.
Es würden ungewollte Fragen aufkommen.
Es könnten unnötigerweise Wunden aufgerissen werden.
Ich müsste Energie für Menschen aufwenden, die es nicht verdient hätten.
Energie, die ich zurzeit dringend selber benötige.

Und da stehe ich wieder - ganz am Anfang. Die Ziellinie, die ich gerne erreichen möchte, vor den Augen. Aber komme ich da jemals an? Ich erkenne auch nicht wirklich, wie weit sie tatsächlich entfernt ist. Ist der Weg zum Ziel noch ganz weit oder in greifbarer Nähe?

Ich habe mich vor einigen Tagen das erste Mal intensiver mit Plan B auseinandergesetzt und im Internet recherchiert. Plan B sind Adoption oder Pflegekinder. Adoption können wir eigentlich schon ad acta legen, weil wir dafür entweder zu alt sind oder es einfach viel zu teuer ist. Also bliebe "nur" noch die Pflegekind-Option. Es war schon sehr komisch, sich über diese Option zu informieren. Aber irgendwie hat es mich auch ein wenig beruhigt. Dass wir auch nach mehreren gescheiterten Versuchen vielleicht nicht ganz optionslos übrig bleiben müssen.
Im Moment werde ich noch nicht ganz warm mit diesem Gedanken, aber es schreckt mich auch nicht ab. Das zeigt mir, dass es tatsächlich eine Option sein könnte. Dennoch hoffe ich weiterhin, dass es vorerst nicht dazu kommen wird. Und dass wir zu denjenigen "egoistischen Menschen gehören, die nur ihr eigenes Erbgut verbreiten wollen" (Zitat Ende von Mami-Bitch ;-).







Mittwoch, 9. Dezember 2015

Johnny du hast recht - man sollte immer auf seinen eigenen Tanzbereich aufpassen!

Ich bedanke mich auf diesem Wege erst einmal vielmals für eure wirklich hilfreichen Kommentare zu meinem letzten Post. Sie haben mich zum Nachdenken gebracht und in der Tat auch geholfen.

Heute geht es mir zum Glück wieder sehr gut. Ich war letzte Woche beruflich in einer anderen Stadt unterwegs. Hingeflogen bin ich mit der Air Berlin, bei der vor Abflug auch immer kostenlose Zeitschriften verteilt werden. Als ich ins Flugzeug stieg, war nur noch die Zeitschrift Myway übrig, die eigentlich für Frauen ab den Wechseljahren gedacht ist. Nichts desto trotz stieß ich in der Zeitschrift auf mehrere Artikel, die irgendwas zum Positiven in mir bewegt haben. Ein Artikel handelte u. a. auch davon, dass man negativen Gedanken und Gefühlen nicht so viel Raum geben darf. Denn dann werden sie übermächtig und überschatten auch all die Guten Dinge im Leben. Ebenso ist es zwar richtig die schlimmen Dinge aus der Vergangen zu bearbeiten, aber man soll versuchen sie nicht als etwas nur Negatives wahrzunehmen, sondern stattdessen ein Fazit daraus ziehen. Welche Erkenntnis ziehe ich aus den Dingen in der Vergangenheit? Und wie schaffe ich es mit diesem Wissen Dinge in der Zukunft anders und besser zu gestalten? Letztendlich erklärt unsere Biografie, warum wir heute so sind wie wir sind und so handeln wie wir handeln. Niemand kann seine Biografie aus der Vergangenheit ändern. Aber jeder kann aus seiner vergangenen Biografie lernen und versuchen die zukünftige Biografie zu lenken - denn diese ist keinesfalls in Stein gemeißelt. Sie ist formbar - nicht in jeder Hinsicht. Aber ich habe die Macht zu beurteilen, wie ich mein Jetzt und Morgen wahrnehme.

Mein Kinderwunschweg ist holprig. Er stellt eine echte Lebenskrise dar. Und es ist völlig normal, dass das eine belastende und durchaus stressende Situation für mich und meinen Lieblingsmann ist. Erinnert ihr euch noch an die Szene aus "Dirty Dancing", in der Johnny seiner Baby erklärt, dass jeder seinen eigenen Tanzbereich hat und der andere dort nicht eindringen darf?
Mir ist aufgefallen, dass ich mit dem Negativ meinen Tanzbereich aufgegeben habe und alle negativen Dinge & Personen in meinen Tanzbereich habe eindringen lassen. Die negative Kinderwunschbehandlung, meine nicht-netten Kollegen, meinen Job, meine Vergangenheit... Ich bin in meinem eigenen Tanzbereich in die Knie gegangen, habe mich ganz klein gemacht und meine Arme versucht schützend über mich zu halten. In der Hoffnung, dass ich dadurch ganz unauffällig werde. Stattdessen hat das Negative jedoch angefangen über mich herzufallen und mich noch weiter in die Ecke gedrängt und mich angefangen zu treten.

Ich habe mich so gefühlt, als wenn ich ständig versuchen würde geradeaus weiterzugehen. Stattdessen wurde ich aber durch eine Wand aufgehalten, bei der ich ständig abgeprallt bin. Aus irgendeinem naiven Grund bildete ich mir ein, durch diese Mauer laufen zu können. Stattdessen lief ich aber mit jedem neuen Versuch mit noch deutlicherer Wucht gegen die Mauer - nicht nur mit dem ganzen Körper, sondern auch mit dem Gesicht. Ich schlug mir die Zähne aus, brach mir die Nase und das Kinn und lief blutüberströmt immer weiter und immer wieder gegen die Mauer. Irgendwann bin ich zum Glück ohnmächtig zusammen gebrochen. Obwohl ich den Schmerz ignoriert habe, hat mein Körper instinktiv gehandelt und mich lahm gelegt.

Und jetzt einige Tage später, habe ich riesige Verbände am Körper. Aber ich stehe wieder, habe meine Arme ausgebreitet fülle meinen kompletten Tanzbereich aus und bin bereit den nächsten Tango zu tanzen. Zudem sehe ich, dass die Mauer gar nicht durchgehend ist, sondern man auf Umwegen auf die andere Seite des Weges kommt.

Was habe ich aus dem bisherigen Kinderwunschweg gelernt und was kann ich für die Zukunft besser machen?
Ich kann das Ergebnis des Kinderwunschweges nicht beeinflussen. Ob ich jemals ein Kind bekommen werde, liegt nicht in meiner Hand. Aber ich kann selber beeinflussen, wie ich diesen Weg bestreite. Kapsle ich mich ab und lebe in einem Schneckenhaus oder lebe ich mein Leben in vollen Zügen und vergesse/ignoriere die Härte des Kinderwunschweges. Ich habe für mich entschieden, dass mein Weg irgendwo dazwischen ist. Ich brauche für mich die Phasen, in denen ich mich auf mich allein konzentriere zurzeit mehr denn je. Aber ich benötige auch ebenso die Phasen, in denen ich nach draußen gehe, mich mit Freunden treffe und das Leben genieße. Ich kann im Moment nicht jede Weihnachtsfeier mitnehmen. Das schaffe ich nicht und das muss ich auch nicht. Aber ich werde auch nicht jede Feier absagen. Ich gehe nur zu den Feiern hin, wo ich wirklich Lust darauf habe und bei denen ich 100% weiß, dass sie mir gut tuen werden. Wichtig ist, dass ich den Kinderwunsch nicht so groß werden lasse und er meinen gesamten Tanzbereich einnimmt. Er ist ein wichtiger Bestandteil von mir und meines aktuellen Lebensabschnittes - aber eben nur ein Bestandteil. Auch andere Themen müssen Platz in meinem Leben finden. Der Kinderwunschweg ist zurzeit etwas größere als andere Themen - aber das ist auch ok. In jedem Lebensabschnitt gibt es ein Projekt, dass mehr Platz einnimmt als andere. Bis vor einigen Jahren war es mein Studium; nach dem Studium die Jobsuche etc. Diese Projekte dürfen nur nicht so viel Raum einnehmen, dass sie andere Projekte ersticken.

Was habe ich aus den Konflikten auf der Arbeit gelernt und was kann ich in Zukunft besser machen? Wenn ich mich klein mache, wirken meine Kollegen automatisch größer und können Macht auf mich ausüben. Ich muss meinen mir nicht so wohl gesonnen Kollegen, ebenbürtig gegenüber treten, damit sie sehen, dass ich genau so groß bin wie sie. Zudem konzentriere ich mich jetzt wieder lieber auf diejenigen Kollegen, die mir wirklich wohl gesonnen sind. Es gibt nur zwei Kolleginnen die mir nicht wohl gesonnen sind, aber im Gegenzug 40 Kollegen, die mir außerordentlich wohl gesonnen sind und mich wirklich mögen (nur leider in anderen Abteilungen sind). Ich muss mich also gar nicht klein machen! Es macht - so kurz vor der nächsten Behandlung - jetzt auch überhaupt keinen Sinn sich für einen anderen Job zu bewerben und sich noch mehr Stress anzutun. Das ist jetzt meine Entscheidung - wie lange ich mit dieser Entscheidung glücklich bin, entscheide ich. Ich habe das selber in der Hand! Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, um von diesem Ohnmachtsgefühl loszukommen, dass wir KiWu-Frauen doch Tag für Tag mit uns "herumschleppen".

Generell ist es für mich wichtig zu wissen, dass ich doch vieles selbst in der Hand habe. Ich habe so vieles in der Hand, und zwar:

  • wann ich die Behandlung durchführe
  • in welcher Klinik ich die Behandlung durchführe
  • bei welchem Arzt in der Klinik ich die Behandlung durchführe
  • ob ich mich während der Behandlung krankschreiben lasse (was ich tuen werde!)
  • wie viel Raum ich der Behandlung in meinem Leben gebe
  • ob ich bestimmte Themen überhaupt in meinen Tanzbereich lasse
  • wie viel Zeit ich mir nehme, um einen Weg zu bestreiten
  • wer überhaupt das Recht hat, mich kritisch zu hinterfragen
  • mit wem ich befreundet sein möchte
  • aber auch umgekehrt: wer mit mir befreundet sein darf
  • wen ich lieben möchte
  • und wer mich lieben darf
  • ....
Diese Liste könnte ich jetzt unendlich weiterführen. Wichtig war in den letzten Tagen für mich, dass ich nicht ohnmächtig sein muss. Ich kann Dinge beeinflussen und bestimmen! In diesem Sinne... Back to life, back to reality!

Ich bin dann schon einmal in den Vorzyklus gestartet und wurde die ersten drei Tage mit Migräne gesegnet. Aber das scheint jetzt doch wieder vorbei zu sein. Parallel nehme ich noch ein kleines Potpourrie von Vitaminen (Orthomol natal, Omega 3 Fettsäuren, Eisen, Folsäure). Ich hatte in einem anderen Beitrag geschrieben, dass es wohl positive Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Vitaminen und der Schwangerschaftsrate gibt. Hier die entsprechenden Erkenntnisse aus dem Netz: 



Alles Liebe euch!










Mittwoch, 2. Dezember 2015

Wenn einen die Vergangenheit einholt

Achtung: jetzt folgt ganz viel Seelenmüll. Wer derzeit keine negativen Gedanken lesen möchte, verlässt am besten direkt wieder diesen Blog und schaut wieder in sonnigeren Zeiten vorbei (die es ganz bestimmt und bald wieder geben wird).

Ich habe keine gute Kindheit gehabt. Eine psychisch kranke Mutter (manisch-depressiv), die einen psychisch kranken Vater hatte (schizophren) und damit bis heute nicht klar kommt.
Ein Vater, dessen Mutter bereits in der Kindheit starb und der damit nie zurecht gekommen ist. Ein Vater, der mit der Krankheit meiner Mutter nicht klar kommt, aber trotzdem bei ihr bleibt - bis heute.

Weder meine Schwester noch ich waren geplant. Sie war ein Unfall, und ich hätte - laut Frauenarzt meiner Mutter - eigentlich gar nicht mehr gezeugt werden können. So wirklich gewollt waren wir nie. Meine Mutter war nie in der Lage mich wirklich zu lieben. Hat mich nie in den Arm nehmen können. Mir nie gesagt, dass sie mich liebt, an mich glaubt, mir Dinge zutraut. Mein Vater stand ständig in Konkurrenz zu mir, hat mich immer schlecht gemacht, weil er alles besser konnte. Ich war nie schlank - im Gegensatz zu meinen Eltern und meiner Schwester. Aber ich war auch niemals dick. Und ganz bestimmt nicht pummelig. Wenn ich heute Fotos von mir als Kind sehe, sehe ich ein schlankes und sehr hübsches Mädchen. Maximal 2-3 Kilo zu viel - aber definitiv nicht der Rede wert. Meine Familie sah das aber anders, auch meine Großeltern und meine Tanten und Onkeln. Ich sei dick, sagten sie mir immer. Ein hübsches Gesicht hätte ich, aber zu viel auf den Rippen. Ich habe mich immer geschämt. Die Sommerurlaube am Strand waren das Schlimmste überhaupt, weil ich da ja im Badeanzug herumlaufen musste. Begutachtet von den kritischen Blicken meiner Familie. Ich habe meinen Körper sehr gehasst, so sehr gehasst. Dann kam noch hinzu, dass ich nicht so gut in der Schule war. Ich war einfach durch und durch ein schwieriges Kind - das schwarze Schaf in der Familie, um das sich meine Eltern immer Sorgen machen mussten. Ich war kein selbstbewusstes Mädchen - alles andere als das. Freunde durfte ich nie zu mir einladen, weil meine Mutter Angst hatte, dass meine Freunde darüber lästern könnten wie wir leben. Auch Kindergeburtstage durfte ich nicht feiern. Und dennoch - ich hatte immer sehr viele Freunde und war beliebt. Trotz alledem. So ein mieser Mensch kann ich nicht gewesen sein.

Ich habe das viele Jahre nicht verstanden. Was das alles mit mir macht. Dass das alles eine Auswirkung hat. Als ich 14 Jahre alt war, habe ich dann aufgehört zu essen. Es fühlte sich so gut an endlich schlank zu sein und unter 40 Kilo zu wiegen - in kürzester Zeit ganze 27 Kilo weniger. Buoh - da hatte ich wirklich was geschafft! Ich hatte endlich was, was ich kontrollieren konnte und was ich wirklich gut konnte. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich richtig gut fühlte. Frei. Auch ich konnte was. Ich war nicht in ganzer Linie ein Versager. Das Hochgefühl wechselte immer häufiger in depressive Phasen. Ich wünschte mir immer öfters mich in Luft aufzulösen. Nicht mehr da zu sein. Und ich hatte das ganz alleine in der Hand. Ich alleine konnte entscheiden, wann ich diesem Leben ein Ende setzen konnte. Aber da war immer wieder ein kleiner Funke Lebenswille. Ich weiß nicht was mich am Leben gehalten hat, aber da gab es damals was.

Meine Eltern sperrten mich immer öfters mit einem Teller voller Essen in meinem Zimmer ein und wollten mich erst herauslassen, wenn ich gegessen hätte. Aber diesen Gefallen tat ich ihnen nicht. Ich habe in meinem Zimmer geschrien, dass ich selber entscheide wann ich esse. Dass ich selber am besten wüsste, ob ich Hunger habe. Und ich hatte einfach keinen Hunger - ganz im Gegenteil. Ich war pappsatt. Ich war übersättigt. 

Sie redeten nicht mit mir darüber, nahmen mich nicht in den Arm, sagten mir nicht, dass sie mich lieben. Nein, sie sperrten mich stattdessen ein. Meine Mutter nahm meine Krankheit jedoch zum Anlass sich selbst mal wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Wie schwer sie es doch mit einer magersüchtigen Tochter hat. Sie erzählte das auf Familienfeiern, in ihrem Freundeskreis während ich daneben saß. Aber mit mir redete sie nicht. Mit mir redete niemand.

Ich hätte damals eine Therapie machen müssen. Aber meine Eltern waren nicht in der Lage sich darum zu kümmern oder kamen nicht auf die Idee - ich weiß es nicht. Ich kam dann irgendwann selber wieder oberflächlich da raus - ca. 2 Jahre später. Ich habe angefangen viele Bücher über diese Krankheit zu lesen. Erkannte mich selbst wieder und meinte, dass ich mich selber therapieren könnte. Zumindest wog ich wieder knapp 50 Kilo. Für alle Außenstehenden war ich scheinbar wieder gesund. Aber eigentlich dauerte es 14 Jahre bis ich wieder ganz normal und ohne schlechtes Gewissen essen konnte und ich meinen Körper wieder einigermaßen akzeptierte. Ganz weg ist das alte Gedankengut nicht. Aber ich habe es im Griff. Nichts desto trotz ist "Essen" weiterhin mein Seelenventil.

Dieses Paket namens "nicht verarbeitete Lebensgeschichte" verfolgt mich bis heute und macht mir das Leben heute schwerer denn je. Es ist gerade so präsent und es kommt immer wieder hoch. Und ich weiß, dass die fehlende Therapie dieses Lebensabschnitts mir derzeit das Leben zur Hölle macht. Mich gerade unglücklich macht, weil ich gerade keine Handlungsoptionen sehe. 

Die beiden Eileiterschwangerschaften und der aktuelle Kinderwunschweg führen mich an meine Belastungsgrenzen. Diese Dinge haben etwas in mir ausgelöst, irgendwelche alten Wunden aufgerissen. Ich bin seit diesen Ereignissen nicht mehr der gleiche Mensch wie zuvor. Mir fehlt die Kraft mich mit Dingen auseinanderzusetzen, mich mit schwierigen Menschen auseinanderzusetzen. Ich würde mich am liebsten zwei Monate lang in meiner Wohnung verbarrikadieren und nicht mehr rausgehen. Einfach nur lesen, Tee trinken, gute Dinge essen, mit meinem Lieblingsmann und meinem Lieblingshund kuscheln und den Rest der Welt für diesen Zeitraum ausblenden. Ich bilde mir ein, dass ich dadurch wieder genug Energie tanken werde, um danach wieder stark genug für die Welt zu sein. Dass ich all den Mist auf dieser Welt wieder mit einem Lächeln entgegen treten kann. 

Wo ist diese verdammte Leichtigkeit geblieben, die ich so lange in mir hatte? Wo ist sie hin und wo und wann habe ich sie verdammt noch mal verloren? Haben meine beiden Sternenkinder sie direkt mit zu den Sternen genommen? Ich möchte sie wieder zurück haben, diese Leichtigkeit, diese Unbeschwertheit. Aber wie schaffe ich das? Ich habe nach langer Zeit überhaupt keine Idee für eine Lösung. Ich stecke gerade in einer Sackgasse, in einem dunklen Raum ohne Türen und Lichtschalter. Wie komme ich da wieder raus? Ich weiß es nicht. 

Meine Blog ist meine Therapie - es tut mir leid, dass ich euch mit meinem Seelenmüll konfrontiere. Aber das muss einfach raus. Ich melde mich garantiert mit positiveren Gedanken wieder zurück. Versprochen!

Sonntag, 22. November 2015

Fazit der 1. ICSI: Migräne und zusätzliche 4 Kilo

Da bin ich nun: kurz vor der nächsten ICSI und sowas von unzufrieden mit mir selbst, meinem Leben, meinem Job und sowieso der ganzen Welt.

Bereits 1 Tag nach dem Besuch in der Kinderwunschklinik fing das Drama an: Kopfschmerzen. Eine kurze Erinnerung: mein Termin in der Klinik war am 09. November - heute haben wir den 22. November. Anfangs dachte ich noch, dass das alles irgendwie mit dem bescheuerten und und viel zu warmen Herbst zusammenhängt und nach zwei Tagen wieder verschwindet. Aber nein, die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Ich hatte - nach vielen, vielen Jahren - mal wieder richtige durchgehende Migräneattacken. Aber fragt nicht nach Sonnenschein. Ich hatte das früher regelmäßig. Aber seit einigen Jahren habe ich das nur noch ganz, ganz selten und dann maximal 2 oder 3 Tage. Bereits damals hatte man einen Zusammenhang zwischen der Pille und der Migräne angenommen.

Tja, und in den letzten zwei Wochen kam sie dann wieder, die liebe Migräne, und besuchte mich ganze zwei Wochen kang. Es ging nix mehr, wirklich gar nix mehr. Ich habe mich jeden Tag zur Arbeit geschleppt und jeden Tag ein, zwei, drei Dolormin Extra eingeschmissen. Aber die wirkten schon vom ersten Tag nicht richtig und dann schon nach zwei Tagen gar nicht mehr, so dass ich auf richtige Migräne-Tabletten umsteigen musste.
Und dann dämmerte es mir selber schon ein wenig: das sind die Nachwirkungen der ICSI.
Denn seit Ende August bis zum negativen Bluttest Mitte Oktober habe ich jeden Tag Hormone zu mir genommen. Mit dem negativen Bluttest habe ich die Medikamente (Famenita und Progynova) von einem Tag auf den anderen komplett abgesetzt. Meinem Körper hat das alles andere als gefallen und bedankte sich daher mit einer sog. Hormonentzugs-Migräne. Ich hatte dieses Vergnügen nun ganze zwei Wochen lang. Seit gestern scheinen sie vorbei zu sein - aber noch traue ich dem Braten nicht.
Ich bin hierzu nun mit meiner Klinik im Austausch. Wenn meine Migräne bis zum Start der Migräne noch anhält, darf ich keinesfalls mit dem Vorzyklus beginnen. Es bleibt also spannend. Aktuell bin ich auch noch hin- und hergerissen, ob ich meinem Körper im Dezember schon die nächste Hormonzufuhr antuen soll - sofern die Migräneattacke jetzt überhaupt vorbei ist - oder er nicht doch noch ne Pause braucht. Aber das entscheide ich nächste Woche.

Desweiteren kommt noch hinzu, dass ich bei Migräne immer das Bedürfnis habe viel zu essen. Ich habe bei Migräne immer das Gefühl, dass meinem Körper irgendetwas fehlt und deshalb esse ich besonders gerne zuckerhaltige Lebensmittel. Zudem kam noch der Frust über die negative ICSI dazu. Als Dankeschön fühle ich mich jetzt wie ein aufgeschwemmter Klops und bin 4 Kilo schwerer. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie unwohl ich mich gerade fühle. Ich mein - man fühlt sich eh schon bescheiden, weil die ICSI nicht geklappt hat und dann passen einem auch noch die ganzen Klamotten nicht mehr richtig und man sieht einfach nur fett aus. Mein Gesicht ist auch total angeschwollen und ich mag mich momentan auch nicht im Spiegel anschauen. Also alles nicht soooo dolle.

Zudem läuft es auch arbeitstechnisch gerade überhaupt nicht so gut. Meine zickigen Kolleginnen machen mir das Leben im Moment auch noch schwerer als es sowieso schon ist. Klar, kann das auch an meiner momentanen Situation liegen, dass ich einzelne Aussagen auf die Goldwaage lege. Aber dennoch - es ärgert mich einfach, dass ich momentan keine netten Kollegen um mich herum habe. Ich weiß einfach wie gut es sein könnte, weil ich das bislang in nahezu all meinen Jobs so hatte. Es ist einfach unglaublich schön, wenn man saunette Kollegen hat, mit denen man Lachen kann und die einem nicht die ganze Zeit mit hinterfotzigen Kommentaren das Leben schwer machen. Ich neige gerne dazu den Fehler bei mir selbst zu suchen und habe das in dieser Situation auch getan und mich selbst kritisch hinterfragt, wie ich zu dieser ätzenden Situation beigetragen haben könnte. Aber am Ende bin ich zu dem Ergebnis gekommen (und das haben mir meine Ex-Kollegen auch noch mal bestätigt): ich bin kein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil, ich bin sogar ein richtig netter Mensch. Und meine ehemaligen Kollegen haben verdammt gerne mit mir zusammen gearbeitet: es liegt definitiv nicht an mir! So, das musste jetzt auch mal raus. Und tut gerade auch richtig gut :-)
Auch strukturell läuft in meiner Firma gerade einiges schief, insbesondere in meinem Bereich. Und das, was ich eigentlich schon vor zwei Jahren gemerkt habe (und weshalb ich damals schon wechseln wollte) spitzt sich gerade zu und frustriert mich noch mehr. Denn ich bin gerade der Depp, der diese strukturellen Fehler ausbaden muss. Bis die Geschäftsführung das endlich mal verstanden und eingesehen hat und etwas in meinem Bereich ändert, wird bestimmt noch ein Jahr vergehen. Will ich so lange warten? Meine Geduld ist eigentlich schon längst am Ende.

Es fällt mir momentan echt schwer jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Und es ärgert mich wieder maßlos, dass ich meinen Job nicht wechseln kann wegen dieser blöden KiWu-Geschichte. Im Moment schaue ich mich dennoch um. Und vielleicht werde ich mich auch bewerben. Wer weiß. Zudem hat mich diese Woche auch mal wieder eine Headhunterin kontaktiert. Ich denke, dass ich mich morgen bei ihr melden werde. Wenn das Wunschkind schon nicht zu mir kommt, dann kann sich vielleicht wenigstens diese eine blöde Variable in der Gleichung zum besseren ändern?. Ich habe eh nix mehr zu verlieren. Mieser kann mein Leben gerade gar nicht mehr werden.

So, und um mich herum: ja, da werden sie wieder alle schwanger. Ich kann die Schwangerschaften gerade nicht mal mehr an zwei Händen abzählen, so viele frohe Botschaften habe ich in den letzten zwei Woche bekommen. Ich habe keiner einzigen "Herzlichen Glückwunsch" gesagt ... nein, besser ausgedrückt: sagen können. Nein, ich kann diesen Frauen eben nicht aus dem Herzen heraus zu ihrem ungeborenen Kind gratulieren. Ich kann auch keine Baby-Profil-Bilder mehr bei Whats**p und Faceb**k sehen. Ich ertrage das alles im Moment nicht mehr.

Niemand hat mir gesagt, dass dieser Weg leicht wird. Niemand von euch hat mir versprochen, dass es ein einfacher Weg wird. In jedem eurer Blogs habe ich gelesen, dass dieser Weg verdammt hart ist und dass er einen an die Grenzen bringt. Ich habe immer mit euch mitgefühlt und konnte eure Situation nachvollziehen. Aber ich bin im Traum nicht darauf gekommen, dass mich dieser Weg auch so dermaßen aus der Bahn werfen wird. Nein, ich war wirklich so naiv zu glauben, dass ich stark genug bin, dass ohne größere Blessuren durchzustehen. Mein Gott, war ich naiv.
Aber ich denke, das gehört dazu. Ich bin nun mal auch eine von euch. Und ich bin so verdammt dankbar dafür, dass es euch gibt. Dass ihr regelmäßig und so ehrlich darüber schreibt, wie bescheiden dieser Weg ist. Und dass er keinesfalls und auch nicht im Ansatz den Hochglanz-Prospekten unserer Kinderwunsch-Kliniken ähnelt. Nein, die Reproduktionsmedizin kann nicht alles und wird es auch nie können. Egal wie schick die Klinik auch aussehen mag, egal wie gut deren Erfolgszahlen sind, egal wie kompetent und erfahren die Ärzte sind.

Das alles zermürbt mich gerade. Die negative ICSI, die Migräne, die 4 Kilo, der Job, die anderen schwangeren Frauen... Diese Woche hatte ich nach der Arbeit einen kleineren Nervenzusammenbruch: ich konnte nicht mehr und habe eine Stunde lang geheult und meinem Lieblingsmann viele Dinge aus meiner verletzten Seele erzählt. Das tat schon einmal wirklich richtig gut.

Ich weiß auch, was ich noch tuen muss, damit es mir wieder besser geht. Es ist eigentlich ganz einfach: ich muss mich um mich selbst kümmern, mir Tag für Tag etwas Gutes tun, mich selber wieder lieb haben. Dadurch werde ich auch wieder positiver und wirke auch auf andere wieder freundlicher. Aber im Moment erlaube ich es mir, eben auch mal traurig, antriebslos, wütend, gleichgültig und verdammt sauer zu sein. Weil andere das auch können. Weil mich andere regelmäßig damit nerven. Ich bin eben nicht mehr die stets gut gelaunte und positive Lisa. Einfach so. Und das wird auch wieder anders.

Dieses Wochenende habe ich mir in der Tat etwas Gutes getan: gestern war ich bei einer lieben Freundin und habe ganz bewusst nicht über KIWU, Job & andere Ätz-Themen gesprochen. Wir haben einfach gebacken - ja, das handwerkliche entspannt mich! Und heute habe ich den ganzen Tag gestrickt - nach zwei Jahren mal wieder. Das war richtig entspannend, weil ich dadurch den Kopf frei bekommen habe. Ich musste mich so sehr auf das Stricken und die Anleitung konzentrieren, dass ich keine Sekunde über die Ätz-Themen nachdenken konnte.

Aber jetzt, da fliegen die Ätz-Themen mir alle wieder zu. Ich komme da auch wieder raus - ganz sicher. Und das Niederschreiben tut mir auch sehr gut. Vielen Dank, dass ihr bis jetzt durchgehalten habt! Es wird bald auch wieder besser. Versprochen!






Freitag, 12. Juni 2015

So schnell vorbei

Wie schnell sie vergeht. 
Die Zeit. 
Die Zeit, die Wunden heilt.
Narben bleiben jedoch übrig.
Narben, die mich erinnern sollen.
Dass da wirklich etwas war.
Du warst da. Hier. In mir.
Unter meinem Herzen.
Mit Herzschlag.
Ganz lebendig.
Am falschen Ort.

Ich habe dich losgelassen.
Musste dich loslassen.
Musste dich gehen lassen.
Nun bist du an einem besseren Ort.
Mit anderen Sternenkindern.
Mit einem anderen Sternenkind von mir.
Ich war nie dort. An diesem Ort.
Er soll sehr schön sein.

Es gibt keinen Beweis dafür, dass du je existierst hast.
Kein Schriftstück.
Kein Eintrag in einem offiziellen Dokument.
Du bist lediglich ein kurzer Eintrag in meiner Krankenakte.
Und ein Teil meines Herzens.
Für immer.
Vor einem Jahr warst du am Morgen noch bei mir. In mir. Mit mir.
Am Nachmittag warst du bereits weit weg von mir. Nicht mehr bei mir. Kein Teil von mir.
Ich will dich niemals vergessen.
Ich kann dich vermutlich niemals mehr vergessen.
Pass von da oben bitte auf mich auf.
Wache über mich.
Beschütze mich.
Sei Teil meines Herzens. Meines Lebens.
---

Donnerstag, 14. Mai 2015

Mama, wie weit ist es noch?

HErinnert ihr euch noch an die Urlaubsfahrten als Kind? Damals, als ein Tag gefühlte 100 Stunden lang war? Meine Familie und ich sind jedes Jahr fast 2.000 Kilometer mit dem Auto in das Heimatland eines Elternteils gefahren. Ich war jedes Mal so unglaublich aufgeregt. Die Nacht zuvor konnte ich nicht einschlafen und war morgens meist vor meinen Eltern wach. Vor lauter Nervosität habe ich immer am ganzen Körper gezittert und musste immer das Bad aufsuchen, weil mein Magen das alles andere als lustig fand. Mit meiner besseren Geschwister-Hälfte versuchte ich die vielen Stunden durch Spiele zu überbrücken. Wir erzählten uns alle immer sehr viel. Und insbesondere bei meinen Eltern, weckte die Fahrt in die alte Heimat natürlich auch viele Erinnerungen. Wir lauschten jedes Mal gebannt den alten Geschichten. Und es war uns auch völlig egal, ob wir die Geschichten schon mehrere Male gehört haben. Diese ewig lange Autofahrt war immer etwas ganz besonderes. Es wurde zu einer Familientradition, an die ich mich bis heute sehr gerne zurück erinnere. Auch, wenn das Verhältnis zu meiner Familie mittlerweile miserabel ist.

Ich erinnere mich auch sehr gut, dass ich meine Eltern mehrere Male mit der Frage genervt habe, wie lange es denn jetzt noch dauert. Meine Eltern meinten irgendwann mal zu mir, dass ich diese Frage manchmal schon nach einer halben Stunde Fahrtzeit gestellt habe. Dann muss ich schon schmunzeln - so im Nachhinein betrachtet ;-) Als Kind kommen einem ja schon 5 Minuten wie eine Ewigkeit vor. Für die Fahrt in die Heimat haben wir einen ganzen Tag gebraucht. Und ich war doch so aufgeregt, weil ich einen Teil meiner Familie und meinen heißgeliebten Großvater wieder sehen sollte. 

Warum ich euch das alles schreibe? Weil dieser lange - vermeintlich ewig dauernde - Weg zum Ergebnis (ein Kind oder doch ungewollt kinderlos) aktuell so unendlich lang scheint. Ich bin wahnsinnig aufgeregt, weil ich nicht weiß, was ich am Ende des Wegs, des Kinderwunsch-Wegs, antreffen werde. 
Mir ist mittlerweile auf jeden Fall klar, dass der Weg nicht in einer Sackgasse enden wird. Es wird zwei tolle Wege geben: Den Weg als Mutter von ein, zwei oder gar drei Kindern oder den Weg als CNBC. 
Problem ist nur, dass ich so ungeduldig bin und mich diese Unwissenheit gerade verrückt macht, weil ich nicht weiß wie der Weg am Zielpunkt weitergehen wird. Wenn ich jetzt schon wüsste, dass ich als CNBC ende, würde ich mein Leben ab sofort umkrempeln. Zum Beispiel würde ich ein Sabbatical für ein halbes Jahr beantragen und mal ganz tief in mich gehen, was ich mit meinem neuen Lebensentwurf machen möchte. Ich würde mit meinem Lieblingsmann, Hund und Wohnmobil in die nordischen Länder reisen und einfach das Leben wie einen großen Regenschauer auf uns herabprasseln lassen. 
Aber weil ich das alles nicht weiß, tragen wir unsere Ersparnisse jetzt alle in eine KiWu-Klinik, verzichten auf Urlaub und ich bleibe weiterhin in meinem Job, den ich zwar mag, der aber gerade nicht DIE Erfüllung meines Lebens darstellt. Das ist schon O.K. so, aber ich befürchte folgendes: wenn am Ende herauskommt, dass ich für immer eine CNBC bleiben werde, war der Weg dahin doch völlig verschwendete Lebenszeit. Lebenszeit, die ich so viel sinnvoller hätte nutzen können. 

Ich fahre dann jetzt mal los. Zwischendurch versuche ich mir die Frage zu verkneifen, wie lange es denn jetzt noch bis zum Ziel dauert. Keine Angst, nur weil ich auf year Reise bin, werde ich euch natürlich weiterhin berichten wie es in meinem Leben aussieht. Schließlich gibt es auf dem Weg zum Ziel viel zu sehen. Ich habe mir auch vorgenommen hin und wieder eine Verschnaufpause einlegen, damit ich nicht völlig übermüdet am Zielort ankomme und die nachfolgende Urlaubszeit genießen kann. 

Montag, 11. Mai 2015

Muttertag - mal wieder ohne mich

Gestern war Muttertag. Wäre mein Leben letztes Jahr anders verlaufen, dann hätte ich dieses Jahr zum ersten Mal Muttertag feiern können. Ich habe versucht, diesen Tag weitestgehend zu ignorieren. Leider nicht ganz erfolgreich, weil man doch an vielen Orten immer wieder daran erinnert wird. Dabei wird einem auch wieder klar, welch omnipräsente und wichtige Rolle "die Mutter" in unserer Gesellschaft spielt. Kein Wunder, dass kinderlose Frauen als "seltsame undefinierbare Wesen" erachtet werden.

Vorgestern habe ich erfahren, dass ein Paar aus meinem Bekanntenkreis nun auch schwanger ist. Das hat in mir ein sehr ambivalentes Gefühl ausgelöst: Freude, Traurigkeit und Wut gleichzeitig. Dazu muss ich sagen, dass dieses Paar auch in einer KIWU-Behandlung ist und deren Vorausetzungen noch schlechter sind als unsere. Denn hier sind beide Partner "reproduktiv beeinträchtigt". Einerseits macht mir deren Ergebnis Hoffnung. Andererseits habe ich Angst davor, vielleicht leer auszubleiben. Wenn es jetzt bei uns nicht klappt, werde ich vermutlich die Frage aufwerfen "warum die und nicht wir?". Es beruhigt mich sehr, dass ich auch in euren Blogs diese ambivalenten Gefühle in Bezug auf Schwangerschaften in eurem Bekannten/Freundes/Familienkreis lese. So weiß ich, dass ich kein mieser Mensch bin, sondern alles noch normal ist ;-) Letztendlich freue ich mich ja auch für die beiden - weh tut es aber trotzdem.

Letzte Woche war ich ja auch zur Gebärmutterspiegelung in meiner Klinik. Über die Diagnose war ich sehr glücklich: meine Gebärmutter sieht nach wie vor gut aus. Somit lag der Grund für meine Eileiterschwangerschaften also definitiv in den Eileitern selbst. Und nach den beiden OPs und den Ausschabungen hat sich zum Glück auch kein Narbengewebe oder ähnliches gebildet. 

Die Einstellung der Schilddrüse macht mir gerade ein wenig zu schaffen. An manchen Tag spielt der Kreislauf ein wenig verrückt. Seit Tagen habe ich Kopfschmerzen, bin müde. Ich habe das zuerst gar nicht auf meine Einstellung der Schilddrüse zurückgeführt. Aber im Hashimoto-Forum berichten sehr viele über diese Einstellungs-Schwierigkeiten. Dann muss ich das jetzt erst mal so hinnehmen und übe mich in Geduld - ich weiß ja, wofür ich es mache.

Diese Woche muss der Lieblingsmann zum Spermiogramm. Er hat da richtig Panik vor, weil er es schrecklich findet in einem Raum zu sein, dem schon 1.000 andere ... waren. Und zudem ist ihm Angst und Bange davor, dass es da nicht so recht klappen wird oder er eeewig braucht. Ich hoffe so sehr, dass das Personal dort diskret mit ihm umgeht und er nicht allein schon deshalb wieder die Praxis verlässt. Irgendwie finde ich das ja witzig: wir Kinderwunsch-Frauen schreiben alles über unsere Behandlungen auf, bis in letzte Detail. Von den Männern liest man so gut wie gar nix. Wirklich kein einziger Erfahrungsbericht zum Spermiogramm, wenn überhaupt erzählt die Frau etwas im Internet darüber. Komisch, gell? 

Im Moment hänge ich so in der Schwebe, weil gerade alles möglich erscheint. Mit viel Glück könnte ich im Sommer tatsächlich schon schwanger sein und zu Weihnachten mit einem dicken Bauch unterm Tannenbaum sitzen. Es kann aber auch sein, dass ich mir zu Sylvester wieder wünsche, dass sich solch ein beschissenes Jahr nicht wiederholt. 

Faites vos yeux - fragt der Croupier mich vor der KiWu-Behandlung. Setze ich auf rot oder schwarz? Ich bin unentschlossen, setze dann aber auf rotRien ne va plus - beendet der Croupier die Spielrunde. Ich kann mein Schicksal nicht selbst bestimmen, sondern muss abwarten, wo die Kugel am Ende landet. Rot oder schwarz - das wüsste ich zu gern.


Mittwoch, 29. April 2015

Soooo wach

Wer das nicht kennt, kann das leider nicht nachvollziehen...
Aber schon seit etlichen Monaten, nein seit mehreren Jahren habe ich mich immer so müde gefühlt, war immer so antriebslos. Aber leider verdrängt man nach so einem langanhaltenden Zustand, wie es sich anfühlt richtig wach zu sein. Weil man sich traurigerweise wirklich an so einen Zustand gewöhnt.

Und jetzt bin ich schon seit mehreren Tagen am Stück hellwach und kann mich über mehrere Stunden hinweg konzentrieren. Spätestens am Nachmittag brauchte ich bis vor kurzem im Büro etwas Süßes/Kaffee - halt irgendwas, was mir wieder Energie gibt. Das ist wie weggeblasen, als wenn da nie etwas gewesen wäre. Das ist so erschreckend - aber genial :-)

Wenn mich nicht alles täuscht, hängt das wohl mit der Einnahme meiner Schilddrüsentabletten zusammen. Ich bin gespannt, ob DIESES unglaublich WACHE Gefühl tatsächlich anhält. Wenn ja, war es wirklich diese miese kleine Schilddrüsenunterfunktion namens Hashimoto, die mich in diesen miesen Zustand versetzt hat. Ich werde euch in jedem Fall berichten, wie es mir in Puncto "Wachheit" weiter geht.

Falls auch ihr euch immer müde, fast depressiv fühlt kann ich euch daher nur empfehlen, eure Schilddrüse komplett durchchecken zu lassen - und dann aber bitte nicht nur den TSH-Wert! Der war bei mir nämlich im Normbereich - zwar ganz am Rande und ständig schwankend - aber dennoch. Meine Ärzte haben dummerweise immer nur diesen Wert überprüft - und hatten die letzten Jahre immer wieder die Vermutung, dass es daran liegt - aber weil der TSH immer im Normbereich lag, hätten sie die Vermutung immer ad acta gelegt... Was für ein unnötiges Kasperle-Theater.

Nächste Woche bin ich dann bei der Gebärmutterspiegelung. Ich bin gespannt was dabei herauskommt ... Hoffentlich keine neuen unschönen Erkenntnisse. Denn irgendwann ist es ja wirklich mal genug mit den ganzen Baustellen an meinem Körper, gelle? ;-) 

Meine Tagträume haben zum Glück aufgehört. Und mittlerweile bin ich auch nicht mehr so übernatürlich euphorisch was die Kinderwunschbehandlung angeht. In meinem Gehirn ist jetzt nun auch endlich wieder Platz dafür, dass es vielleicht niemals eigene Kinder in meinem Leben geben wird. Und das ist gerade völlig OK so. Mein Lebensglück hängt nicht von einem Kind ab - man kann auch ohne glücklich werden. Es würde zwar völlig anders sein als seit über 30 Jahren erwartet, aber es wäre sicherlich auch schön!
 
Heute ist auf der Arbeit etwas ganz komisches mit mir passiert. Heute ging es wieder darum, dass Frauen mit Kindern von meinem Arbeitgeber ja ruhig etwas mehr unterstützt werden könnten, z. B. in Bezug auf flexible Arbeitszeiten. Sobald es um solche Themen rund um Kinder und Schwangerschaft geht, halte ich mich normalerweise komplett raus. Aber diesmal hatte ich es leid und posaunte raus, dass das einfach unfair sei. Nur weil ich keine Kinder hätte, möchte ich nicht benachteiligt werden. Na ja, ihr könnt euch sicherlich die Reaktionen meiner lieben Kolleginnen vorstellen ;-) Auch, wenn einzelne von ihnen noch keine Kinder haben, Posaunen sie offen damit rum, dass sie ja bald gerne welche hätten. Ich habe halt noch nie über meinen KiWu auf der Arbeit gesprochen, weil ich es ja unmittelbar geplant hatte und mir keine Karrierechancen verbauen wollte, falls es nicht direkt klappen sollte. Und tja, jetzt bin ich halt die karrieregeile Alte ;-)




Donnerstag, 23. April 2015

Hoffnung - und eine scheiß Angst

Danke für eure Kommentare zu meinem letzten Post. Was würde ich nur ohne euch machen?

Im Moment laufen meine Gefühle Achterbahn: zum einen ist da diese greifbare Hoffnung und zum anderen aber auch diese scheiß Angst, dass die Hoffnung total ungerechtfertigt ist und es niemals klappen wird. 

Ich erwische mich immer öfters in Tagträumen. Sehe mich in kleineren Sequenzen in unterschiedlichen Situationen: hochschwanger, mit Baby, mit Kleinkind, überglücklich. Aber all meine Tagträume haben eines gemein: sie zeigen niemals das Gesicht "meines Kindes" und enden immer mit einem schlimmen Schicksalsschlag. Entweder bringe ich das Kind "still" zur Welt oder es stirbt an einer Krankheit, bei einem Unfall oder etwas anderem schlimmen. Wollen mir diese Tagträume etwas sagen? Soll ich die KiWu-Behandlung lassen, weil ich mein Schicksal endlich akzeptieren muss?

Bin ich verrückt oder ist das alles ganz normal? Kennt ihr das auch?

Samstag, 31. Januar 2015

Schöne Worte: Auf zu neuen Ufern!

Der Mensch kann nicht zu neuen Ufern aufbrechen, wenn er nicht den Mut aufbringt, die alten zu verlassen.

- André Gide

Der ausgerechnete Entbindungstermin des zweiten Sternchens ist nun wenige Tage her und hat mich noch einmal in ein tiefes schwarzes Loch stürzen lassen. 

Aber - ich habe nun genug getrauert! Der Winter weicht nach und nach dem Frühling. Die Tage werden heller und hin und wieder schafft die Sonne es, sich ihren Weg zu bahnen. Die Erde erwacht ganz langsam aus ihrem Winterschlaf. Und auch ich möchte nun endlich aus diesem tiefen - mit Traurigkeit erfüllten - Schlaf erwachen.

Gestern war ich lange und bewusst spazieren und habe ganz mein Gesicht ganz bewusst in Richtung Sonne gedreht. Die Sonnenstrahlen haben meine leeren Energiereserven wieder aufgetankt. Das letzte Jahr und insbesondere die letzten beiden Wochen, haben meine letzten Energiereserven verbraucht.

Nun habe ich hoffentlich wieder genug Energie, um zu neuen Ufern aufzubrechen und die alten Ufer zu verlassen. Auf zu neuen Ufern!





Mittwoch, 19. November 2014

Achtung - wildgewordene Kinderwunschfrau in Deutschland gesichtet!

Jaaaa, lange habt ihr nichts mehr von mir gehört. Aber bei mir passiert in Sachen Kinderwunsch momentan auch nicht viel. Mein Lieblingsmann kommt nicht so richtig in die Pötte und so gehe ich mal davon aus, dass wir irgendwann mal im Jahre 2015 oder vielleicht auch erst im Jahre 2016 wieder mal eine Kinderwunschklinik besuchen werden. Vielleicht auch erst dann, wenn ich in die Wechseljahre komme? Man weiß es nicht so recht. Das Ganze ist halt eeeeecht stressig für ihn und bedenkt bitte den operativen Eingriff. Deswegen hat er sich jetzt auch dafür entschieden, dass wir nur ein Kind bekommen (oder Zwillinge). Aber ein zweites Mal würde er das nicht durchstehen. 

..... Hört ihr gerade eine hysterische Frau bei euch in der Nähe schreien? Das bin ich. Ich laufe gerade laut schreiend durch die Straßen und bin kurz davor durchzudrehen. Entschuldigt bitte, dass ich euer Abendessen störe. Hört auch gleich wieder auf .....

Ich bin ein kleines bisschen wütend, weil ich das Verhalten meines Lieblingsmannes überhaupt nicht nachvollziehen kann. Wir können gerade aus organisatorischen Gründen keinen Termin in der Klinik machen. Er ist derjenige, der dieses organisatorische Problem jedoch relativ fix beheben könnte. Aber er behebt es nicht. Stattdessen kommt er jeden Tag mit neuen Argumenten, warum er es nicht geschafft hat. Bittet ihn jedoch ein Freund um einen Gefallen, kann er sich immer direkt darum kümmern - auch, wenn es viel Zeit kostet. Komisch, oder?

Witzig finde ich auch, dass er sich immer über seinen besten Freund aufregt. Der sei ja ein Jammerlappen und bewertet vieles immer so negativ.

Komisch, die KiWu-Behandlung (obwohl wir sie ja noch nicht mal gestartet haben und er "lediglich" eine kleinere Aufgabe dabei zu lösen hat, bewertet er auch vorn vornherein als anstrengend und so belastend, dass er diese Prozedur nicht für ein zweites Kind wiederholen wollen würde. Lass mich noch mal überlegen: wer muss Hormone nehmen und sich kurzen operativen Eingriffen unterziehen? Ach ja, das war ja ich! Komisch - und ich, der ewige Pessimist - sehe das natürlich als Belastung an, denke aber jedoch, dass ich das meistern könnte. Schließlich gibt es da ja ein wunderbares Ziel vor meinen Augen. Natürlich ist es gerade etwas naiv zu glauben, dass wir überhaupt zwei Kinder bekommen können. Aber sowohl der Gedanke an eine dauerhafte Kinderlosigkeit als auch der Gedanke an mehrere Kinder, sind Dinge, mit denen ich mich täglich auseinandersetze.

Seltsamerweise ist er aber total optimistisch - nein, eigentlich überzeugt davon, dass es direkt bei der ersten Behandlung klappen wird. Deshalb brauchen wir ja auch nicht zu heiraten. Er regt sich ständig darüber auf, dass ich - wie ich behaupte - realistisch an die Behandlung herangehe, und alle Optionen (Kinderlosigkeit vs. mehrere Behandlungen bis zum Erfolg vs. erste Behandlung ist erfolgreich) in Betracht ziehe.

Ich fühle mich gerade so, als wäre ich in einem Irrgarten, durch den viele verwirrte Menschen laufen und sich mir ständig in den Weg stellen. Ich finde keinen Weg heraus. Und wenn ich das Gefühl habe, dass sich da vielleicht den richtigen Weg einschlage, stellt sich mir ein Verrückter in den Weg und macht mich "kirre".

So, ich gehe jetzt noch mal ne Runde schreiend um den Block. Geht aber auch ganz schnell. Ihr müsst also keine Angst haben, dass ihr wegen der Lärmbelästigung vielleicht nicht schlafen könnt.



Dienstag, 7. Oktober 2014

Wenn sich der Hals zuschnürt

Lange habe ich nicht mehr geschrieben, weil ich innerlichen Abstand zum Kinderwunsch-Thema brauchte. Ich hatte eigentlich vorgehabt am Entbindungstermin des ersten Sternchen einen Beitrag zu schreiben. Aber als ich angefangen hatte zu schreiben, schnürte es mir die Kehle zu. Da es mir am ausgerechneten Tag emotional eigentlich sehr gut ging, wollte ich nicht wieder unnötig irgendwelche Wunden aufreißen und gäbe Blogspot wieder geschlossen...

Seit einigen Tagen schnürt sich mir jedoch wieder der Hals zu und heute Nacht bin ich fast in Panik geraten. Freitagnacht habe ich eine Schmierblutung bekommen, die - so dachte ich zumindest - eigentlich meine Periode ankündigt. Bis heute ist sie noch nicht da und langsam gerate ich in Panik. Während viele von uns Blogschwestern sich sehnlichst wünschen auf natürlichem Wege schwanger zu werden, ist dies momentan mein absoluter Alptraum. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder in einer Eileiterschwangerschaft endet, ist einfach sehr hoch. Ich bin scheinbar sehr fruchtbar - das haben mir nun schon mehrere Frauenärzte bestätigt, weil ich immer so schnell schwanger wurde.
Wir haben eigentlich aufgepasst und im richtigen Moment ein Kon*** benutzt. (Entschuldigt die Details, aber sonst denkt ihr noch, wir hätten ohne Schutz geherzelt...) So haben wir das auch schon viele Jahre praktiziert und es ist nie was passiert. Mein Lieblingsmann ist sich auch sicher, dass da eigentlich nichts passiert sein kann. Und dennoch schnürt es mir gerade den Hals zu. Denn die erste Eileiterschwangerschaft begann auch mit einer Schmierblutung...

Vor einigen Wochen war ich mir ziemlich sicher, dass wir es - sofern die künstliche Befruchtung zum Erfolg führt und wir danach noch ein zweites Kind möchten - ich es noch einmal auf natürlichem Wege versuchen würde. Schließlich berichten so viele Frauen, dass sie nach einiger Zeit wieder ganz normal schwanger geworden sind. Aber mit dieser aktuellen Erfahrung weiß ich, dass ich diese Ungewissheit und Angst nicht mehr aushalten werde, ob es sich diesmal am richtigen Ort einnistet. 

Drückt mir ganz fest die Daumen, dass mich meine Periode momentan einfach nur ärgert und bald kommt. Noch mehr schlaflose Nächte stehe ich nicht durch...

Warum geht es hier momentan eigentlich nicht weiter?
Tja, das ist gerade auch so ein Ätz-Thema, das mich mittlerweile schon fast wütend macht. Mein Lieblingsmann kommt nicht in die Pötte und ich kann zuschauen wie meine Eizellen immer älter werden... Wir wollen ja heiraten, weil wir die Therapie(n) nicht selber bezahlen möchten. Ein oder zwei Therapien könnten wir uns zwar "locker" selber leisten. Aber was ist, wenn wir doch mehr Versuche und zusätzliche Kryos benötigen? Aus diesem Grund haben wir uns darauf geeinigt zu heiraten. 
Tja, aber mein Lieblingsmann steht da gerade auf der Stelle. Er will mir unbedingt einen Antrag machen - und macht ihn aber nicht. Er ist total gestresst deswegen und ich weiß wirklich nicht was das Problem ist - seit geschlagenen 3 (!) Monaten.
Mich nervt das gerade ein bisschen, weil sich der Therapiebeginn dadurch immer weiter nach hinten zieht und wir mittlerweile vermutlich erst in 2015 starten können. Falls der erste Versuch nicht klappt, zieht sich alles immer weiter nach hinten. Für ein zweites Kind (*Klopf auf Holz, dass wir überhaupt ein erstes Kind bekommen*), wird es dann schon verdammt knapp.
Ich habe gestern nun nebenbei erwähnt, dass wir nicht heiraten müssen. Irgendwie hatte ich ja die Vermutung, dass das vielleicht das Problem sei. Tja, und da erzählte er plötzlich, dass er sich das alles etwas anders vorgestellt hätte. Es stört ihn, dass wir aus einer Zwangslage heraus heiraten müssen. Aber eine konkrete Antwort, ob wir jetzt heiraten sollen oder nicht, habe ich immer noch nicht.

Die Situation ist so abstrus... All die Jahre wollte ich nicht heiraten, aus diversen Gründen, die ich hier nicht erwähnen möchte. Aber niemals, weil ich mir nicht sicher war, dass er der Richtige ist. Es waren eher immer finanzielle/organisatorische Gründe. Er hingegen wollte immer heiraten. Und jetzt das... Das muss man nicht verstehen, oder?

Mmh, ich hoffe, dass diese Wut auf die Situation der Grund für das Ausbleiben meiner Periode ist!

Ich halte euch auf dem Laufenden...


Samstag, 6. September 2014

Nur noch drei Wochen...

Jetzt wären es nur noch drei Wochen gewesen bis zu deinem Geburtstermin. Du wärest jetzt 49 cm groß und ca. 3 Kilo schwer. 

Dein Vater und ich wären jetzt sicherlich sehr aufgeregt und ungeduldig, weil wir sicherlich sehnsüchtig auf dich gewartet hätten. Dein Zimmer wäre jetzt sicherlich schon eingerichtet, der Kinderwagen schon ausgesucht. 

Deinen Namen wüssten wir mittlerweile sicherlich auch schon. Ich hätte gerne deinen Namen gekannt, damit du für mich greifbarer wärest.

Ich frage mich, wie lange es wohl noch dauern wird, bis der Schmerz endlich vorbei geht und ich dich endlich loslassen kann, damit du endlich ohne schlechtes Gewissen an deinen dir vorbestimmten Ort gehen kannst.

Ich brauche noch eine Weile. Ich hoffe, dass du mir das verzeihst. Irgendwann werde ich zu dir nachkommen und dich kennenlernen. Bis dahin werde ich aber noch versuchen, hier auf der Erde ein glückliches Leben zu führen. Ich weiß, dass das auch in deinem Sinne ist. Ich hab dich lieb.


Donnerstag, 28. August 2014

Schöne Filme - The Other Woman mit Natalie Portman

Heute war ein sehr entspannter und schöner Tag, denn nach den vielen verregneten oder grauen Tagen hat sich die Sonne endlich wieder herausgetraut hat und deshalb waren alle wieder besser gelaunt. Im Moment sitze ich auf dem Balkon und genieße die letzten Sonnenstunden. Momentan bin ich auch zuversichtlich, dass sich mit der kommenden künstlichen Befruchtung alles zum Guten ändern wird.

Letzte Woche hatte ich jedoch einen kurzen Durchhänger. Denn beim Zapping auf Tele 5 bin ich bei dem Film "The Other Woman" hängen geblieben. In dem Film geht es in der Hauptsache um eine junge Mutter (gespielt von Natalie Portman), die ihr Kind kurz nach der Geburt durch den plötzlichen Kindstot verliert. 
Es ist kein klassischer amerikanischer dramatisch aufgebauschter Film, der an das Thema "plötzlicher Kindstot" ganz eindimensional herangeht. Ganz im Gegenteil. Es geht um viele Dinge, die aber wunderbar alle miteinander verstrickt sind: 
 - die unterschiedliche Art und Weise wie das Ehepaar mit der Trauer umgeht; 
 - die vermeintliche Schuldfrage nach dem plötzlichen Kindstot, mit der sich vermutlich viele Eltern auseinandersetzen; 
 - die Frage danach, für was man im Leben bestraft wird; 
 - die eigene emotionale Erstarrtheit und soziale Unfähigkeit anderen Menschen gegenüber während des Trauerprozesses; 
 - die Trauerfeier; 
 - das Zurückfinden in das normale Leben; 
 - Familienprobleme, die auch trotz eines so schweren Schicksalschlages nicht ausgelöscht sind, weiterbestehen und deshalb auch noch angegangen/verarbeitet werden müssen; 
 - die Erfahrung, dass jemand anderes, nahestehendes auch schwanger ist und der damit verbundene Schmerz; 
- der schmerzende Anblick schwangerer Frauen.

Den Film habe ich bereits kurz vor meiner ersten Schwangerschaft gesehen. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Gefühle, während ich den Film gesehen habe. Mein Lieblingsmann und ich waren tief betroffen und hatten beide die gleiche Angst verspürt: hoffentlich passiert uns so etwas nicht. Heute habe ich diesen Film mit ganz anderen Augen angeschaut und aus tiefstem Herzen geweint.

Auch dieses Mal hat mich der Film wieder zutiefst berührt. Blöd ist nur, dass ich diesmal ähnlich betroffen bin. 

Obwohl ich meine Sternchen noch nicht einmal geboren habe, konnte ich mich sehr gut mit der Hauptdarstellerin und deren Gefühlen identifzieren. Ein Trauerprozess um ein verlorenes Kind scheint also immer ähnlich zu verlaufen, egal ob es bereits geboren wurde oder noch davor verstarb. Wichtig ist nur, dass man es sich selbst erlaubt auch um ein nie geborenes Kind zu trauern. Auch, wenn dies gesellschaftlich vielleicht gar nicht so anerkannt oder verstanden wird. Wir dürfen das!















Dienstag, 26. August 2014

Positive Gefühlslage trotz Wartezeit

Das Warten ist ein unangenehmer Zustand. Meist wartet man auf ein ersehntes Ereignis, einen Zustand  oder ein Ergebnis. Manchmal weiß man nicht, was danach kommt. Meist hat man am Ende eines Wartezustands jedoch eine Hürde/einen Lebensabschnitt geschafft und geht einem neuen Lebensabschnitt entgegen. Eigentlich sollte man diese Wartezeit nutzen, um sich zu entspannen und diese so angenehm wie möglich zu gestalten. Bei der Kinderwunschzeit finde ich das allerdings etwas schwierig.

Ich habe es nach zwei quälenden Monaten endlich geschafft, den Zustand der ungewollten Kinderlosigkeit endlich zu akzeptieren. Endlich bin ich nicht mehr nahe am Wasser gebaut. Bis vor zwei Wochen war es tatsächlich so, dass sich kurzzeitig immer wieder Bilder-/Gedankenfetzen wie Blitze kurzzeitig in mein Gehirn eingebrannt haben und mich in Sekundenschnelle in einen depressiven Zustand versetzt haben. Es kam nicht selten vor, dass mir die Tränen in die Augen geschossen. Gerade im Büro musste ich mich regelmäßig zusammenreißen, damit ich nicht in Tränen ausbreche.
Mit der Umstellung meiner Ernährung, hat sich dieser Zustand zum Glück geändert. Ich glaube nicht, dass Grund für meinen Sinneswandel die vornehmlich gesunden Lebensmittel sind, die ja nachweislich das Gehirn positiv beeinflussen. Obwohl diese sicherlich dazu beigetragen hat. Sondern es eher damit zu tun hat, dass ich mich wieder um mich kümmere und mir selbst Beachtung schenke. So habe ich mich in den letzten Wochen nur mit ausgewählten Leuten verabredet, mich meinen kreativen Hobbys (häkeln und nähen) gewidmet, schöne Filme angeschaut, schöne Anziehsachen gekauft und mich auch mal wieder lange in die Badewanne (mit einem sündhaft teuren Badesalz :-)))) gelegt.

Wenn man schon vom Schicksal bestraft wird, dann muss man sich ja nicht noch selbst bestrafen!

Obwohl ich also endlich wieder aus meiner (ersten und hoffentlich letzten) depressiven Phase heraus bin, nervt mich dieser Warteschleifenzustand. Ich fühle mich so untätig. Normalerweise ist es ja so, dass man nach Einsatz großer Anstrengung oft mit Erfolg belohnt wird. Wenn ich in meinem Studium bspw. viel und intensive Lernzeit investiert hatte, wurde ich am Ende immer mit sehr guten Noten belohnt. Trotz aller Widrigkeiten, habe ich studiert und das Ganze Studium inkl. Lebensunterhalt komplett selbst finanziert, damit es mir später einmal besser geht als meinen Eltern. Das Studium hat sich gelohnt, denn ich habe einen schönen Job für den ich auch ganz gut bezahlt werde. 
Diese Kausalketten in meinem Leben könnte ich endlos weiterführen. So dachte ich eigentlich auch, dass, wenn mein Lieblingsmann und ich verhütungsfrei unsere Liebe zelebrieren, da zwangsläufig auch etwas bei entstehen sollte. Aber 1 + 1 ergibt dieses Jahr bislang leider nicht 2. Und genau das ist es, was diesen Warteschleifenzustand bis zur künstlichen Befruchtung so unangenehm macht: diese Ungewissheit! Denn nur weil man Nerven, Herzblut, Zeit und viel Geld "investiert", lautet das kausale Ergebnis nicht automatisch "Baby".

In dem Blog Manchmal ist es nie haben die beiden Blogschwestern übrigens einen tollen Artikel zu diesen nicht immer vorhandenen Kausalketten geschrieben, der mich zu diesem Posting inspiriert hat (http://manchmal-ist-es-nie.blogspot.de/2014/08/vertrauen.html)

Und auch in ganz banalen Lebensbereichen, erkenne ich immer wieder, dass das Gesetz der Kausalketten nicht immer gilt: Obwohl ich die blogspot-App für das iPad verwende, kann ich keine Links einfügen... Grrrr

Freitag, 22. August 2014

Noch 6 Wochen...

... wären es zum Entbindungstermin meines ersten Sternchens gewesen.

Ich wäre jetzt seit einer Woche im Mutterschutz und hätte vermutlich einen riesengroßen Bauch.

Vermutlich hätten wir schon das ein oder andere für dein Kinderzimmer besorgt, aber jetzt erst angefangen es einzurichten.

Ganz bestimmt hätte ich jetzt schon eine Tasche für das Krankenhaus gepackt.

Mittlerweile könnte ich schon nicht mehr auf dem Bauch und wohl nur bedingt auf der Seite schlafen.

Es wäre spannend zu erfahren gewesen, auf welche Dinge ich jetzt Heißhunger gehabt hätte.

Laut Schwangerschaftsrechner, wärest du jetzt an die 46 cm groß und ungefähr 2.550 Gramm schwer.

Jetzt gerade hätte ich mit Sicherheit meinen Bauch gestreichelt, um dir ganz nahe zu sein.


Stattdessen liege ich heute alleine auf der Couch und denke an zwei Sternchen, die ich verloren habe.

Ich meide den Raum, der für das ein oder das andere Sternchen gedacht war.

Ich trinke Wein, weil ich es kann. Und ich esse rohes Fleisch, in der Hoffnung, dass ich das bald nicht mehr darf.

Jeder Eisprung schmerzt mich und erinnert mich damit an die Operationen, bei denen ich euch gehen lassen musste.

Jeden Tag frage ich mich, warum Gott oder wer auch immer, mir dieses Schicksal auferlegt hat. 

Welchen tieferen Sinn hat es? 

Und bleibt mir dadurch anderes erspart? 

Oder soll es mich für noch härtere Prüfungen in der Zukunft wappnen? 

Was hat Gott oder welche höhere Macht auch immer nur mit mir vor?

Oder wollte Gott oder jemand anderes mich vor einem noch härteren Schicksal bewahren? 

Wären diese Sternchen vielleicht von einem noch schwereren Schicksal ereilt worden und wollte mich Gott oder jemand anderes vor diesem Schmerz bewahren?


Wie auch immer die Antworten auf diese Fragen lauten werden. Ich kenne sie nicht und werde sie nie erfahren. Stattdessen muss ich lernen, mein Leben so zu akzeptieren wie es ist! Mit jedem Tag, bin ich auf einem besseren Weg.