Freitag, 25. März 2016

Reportage "Alle 28 Tage" von Ina Bormann

Die Meisten von euch kennen ihn sicherlich schon. Die Dokumentation der Regisseurin Ina Bormann, in der sie ihren eigenen Kinderwunschweg dokumentiert.

Ich finde diese Doku außerordentlich gut, weil sie durch die Ich-Perspektive einfach sehr authentisch ist. Die Doku kann noch bis zum 06.04. in der ARD-Mediathek abgerufen werden. Wer die Doku noch nicht gesehen hat, sollte sie sich anschauen.

Hier ist der Link: KLICK

Donnerstag, 24. März 2016

So neue Behandlungspause ist doch auch ganz nett

Da bin ich nun - seit August 2015 endlich mal nicht in einem Vorzyklus, Behandlungszyklus oder Nach-der-erfolglosen-ICSI-Zyklus. Nein, einfach nur ein stinknormaler Zyklus.
Das ist ein gar wunderbares Gefühl - ich fühle mich befreit.

Bevor ich die erste Behandlung angefangen habe, habe ich oft gelesen, dass so eine Kinderwunschbehandlung sehr anstrengend sein soll. Während ich in der Behandlung war, habe ich das gar nicht so wahrgenommen, wie anstrengend das alles ist. Aber dieser Zyklus zeigt mir gerade, wie anstrengend die letzten Monate eigentlich waren und wie ein Leben ohne diesen ganzen KiWu-Mist sein kann.

Im Moment habe ich sehr wenig Lust, mich wieder in die nächste Behandlung zu begeben. Aber, da ist dieser Wunsch, der mich jeden Tag immer stärker begleitet. Jeden Tag werden um mich herum immer mehr Frauen schwanger. Und ich fühle mich so, als wenn ich zurück geblieben wäre. So, als wäre ich vergessen worden. All diese Frauen führen mittlerweile ein anderes Leben. Ein Leben, das ich selber gerne hätte.

Erst heute habe ich mit meinem Lieblingsmann darüber gesprochen: wären unsere Freunde auch noch kinderlos, dann würden wir heute - vor dem Feiertag - bis spät Abends irgendetwas tolles machen. Wir würden gemeinsam etwas trinken gehen, oder Essen gehen, oder sogar tanzen gehen. Oder vielleicht auch in die Nachtvorstellung ins Kino?

Aber, weil wir als Einzige zurückgeblieben sind, werden wir den heutigen Abend alleine verbringen. Weil die anderen alle gerade so kleine Kinder haben, dass sie nichts machen können. Oder sie sind eben schwanger.
Sollten wir irgendwann doch mal schwanger werden, dann haben unsere engsten Freunde das alles schon hinter sich - sind wieder freier und treffen sich wieder. Und bleiben lange weg. Und wir hinken da hinterher. Versteht mich nicht falsch - wenn sich mein Traum erfüllt, bin ich gerne bereit auf die gemeinsamen Abende mit meinen Freunden zu verzichten. Das Absurde ist nur, dass wir eigentlich schon ein 1,5 Jahre altes Kind hätten (wenn die erste SS nicht in der Eileiterschwangerschaft geendet wäre) und wir aktuell vermutlich darüber nachdenken würden, wann wir wohl das zweite Kind planen.

Alles ist so verrückt. So - aus den Fugen geraten. So - nicht nachvollziehbar. So - ach, einfach nur verdammt unfair.

Seit einigen Tagen plagt mich immer wieder diese Frage:
gehören wir zu den 2/3, die erfolgreich aus einer ICSI herauskommen, oder gehören wir zu den erfolglosen 1/3. Und wann hören wir auf damit, wenn auch die nächste nicht klappt?
Sind wir bereit, unseren Traum nach 5 erfolglosen ICSIs aufzugeben. Also dann, wenn wir eigentlich kein Geld mehr haben. Oder wären wir bereit dafür einiges in Kauf zu nehmen: z. B. das Auto zu verkaufen und nur noch mit der Bahn zur Arbeit zu fahren. Oder z. B. auf alle Urlaube zu verzichten? Wie weit würden wir gehen?

Ich kann und will diese Frage zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten. Es tut uns einfach nicht gut, wenn wir uns jetzt mit dieser Frage beschäftigen. Wir haben noch einen bezahlten Versuch vor uns und haben definitiv noch Geld für zwei weitere Versuche. Wenn es dann nicht klappt, haben wir vielleicht noch ein ganz anderes Problem. Also, warum sich jetzt schon damit auseinandersetzen?

Letzte Woche waren wir bei unserer Ärztin in der Klinik.
Wir haben die Ergebnisse der Genetik-Untersuchung, die letzte erfolglose ICSI und die anstehende Behandlung besprochen.
Die Genetik-Untersuchung war zum Glück ohne Befund. Aber meine Ärztin meinte hier schon, dass in der Klinik nur bei ganz wenigen Patienten ein negativer Befund herauskommt. Aber wenn, dann ist es für das betroffene Paar natürlich außerordentlich hilfreich.
Bzgl. der letzten ICSI meinte sie auch dieses Mal wieder, dass ich theoretisch hätte schwanger werden können - auch, wenn die Anzahl der reifen Eizellen und die Anzahl der befruchteten Eizellen nicht optimal gewesen seien. Die Ausgangslage war eigentlich gut.
Sie meint, dass sie da bei mir auf jeden Fall noch Optimierungspotenzial sieht und sich die Chancen auf eine SS durch eine Anpassung der Behandlung erhöhen können.

Die nächste Behandlung verläuft daher folgendermaßen:

  • Wir bleiben weiterhin beim Antagonisten-Protokoll.
  • Somit beginne ich die Behandlung wieder mit einem Pillen-Vorzyklus.
  • Fünf Tage nach Absetzen der Pille, starte ich mit 300 Einheiten Gonal F (also noch mal 50 Einheiten mehr als das letzte Mal) und nehme vom ersten Tag an 1 Spritze Luveris. Am fünften oder vierten Tag soll ich dann sogar auf 350 Einheiten Gonal F steigern.
  • Aufgrund der hohen und anderen Dosierung werde ich engmaschig untersucht. 
  • Es besteht bei dieser Dosierung zwar die Gefahr einer Überstimulation, aber sie hat mir mehrere Option genannt, die dann greifen können. Das Antagonisten-Protokoll bietet ihr hier die höchste Flexibilität, um im Notfall agieren zu können. (Leider habe ich die ganzen Argumente vergessen - aber das hörte sich alles sehr plausibel an und Dr. Google hat mir dies bei meinen Recherchen auch bestätigt ;-))


Wann geht es los?
Nach diesem wundervollen Zyklus "ohne Nix", starte ich wieder mit dem Pillen-Vorzyklus. Aber auch nur dann, wenn ich mein Problem mit der Wurzel-Entzündung in den Griff bekommen habe. Ich habe meine Ärztin übrigens auch gefragt, ob die langjährige und unerkannte Entzündung ein Grund für die Nicht-Einnistung sein könnte. Sie meinte, dass das nicht zwangsläufig der Grund sein muss. Aber ausschließen kann sie es auch nicht. Es gäbe sicherlich Wechselwirkungen, die die Medizin bislang nicht kennt. Ob auch eine Wurzel-Entzündung dazu gehört, möchte sie da nicht ausschließen. Ich soll die Zahnbehandlung vor Start der Stimulation aber auf jeden Fall beendet haben.

Ich mache mir dann mal einen gemütlichen Abend, statt auf die Piste zu gehen ;-)
Und ja, ich habe noch Freunde ohne oder mit älteren Kindern. Aber halt nicht in meinem engsten Freundeskreis. Ihr braucht euch also keine Sorgen um mich zu machen. Irgendwer erbarmt sich meiner schon ;-)

Ich wünsche euch erholsame und schöne Ostertage.
Alles Liebe




Mittwoch, 2. März 2016

Von Entzündungen, Einnistungsproblemen, Säuglingen im Büro und Gehirn-amputierten Mami-Bitches

Kann eine Entzündung eine Einnistung verhindern?
Diese Frage stelle ich mir seit einigen Tagen. Warum ich mich das frage, fragt ihr euch sicherlich.
Vor einigen Tagen bescherte mir eine Entzündung in der Zahnwurzel ein paar wunderschöne Tage ... nicht. Aufgrund der Schwere und Tiefe der Entzündung, meinte mein Zahnarzt, dass ich diese wohl schon seit einigen Jahren habe.

Nun stellt sich mir natürlich die Frage, ob eine Entzündung im Körper Grund dafür ist, dass sich bei den letzten beiden ICSI nichts eingenistet hat.
Ich habe Dr. Google bereits ausgiebig gefragt, aber bin da nur in irgendwelchen Foren gelandet. Offizielle Statements von Ärzten oder Wissenschaftlern konnte ich nicht finden. Dennoch bleibt für mich die Frage im Raum, ob da nicht doch ein Zusammenhang besteht. Die Frage nach dem Warum lässt mich auch bei diesem Thema nicht los. Falls es beim nächsten Mal tatsächlich klappen sollte, werde ich auf jeden Fall einen Zusammenhang herstellen ;-) Und bei meinem Lieblingsmann war es ja auch so, dass das Spermiogramm nach Behandlung der lange Zeit unendeckten Zahnentzündung plötzlich wieder IVF-tauglich wurde.

Die Entscheidung, dass ich meinem Körper und meiner Seele ein klein wenig Pause bis zum nächsten Zyklus gönne, bewirkte in meinem tiefsten Inneren irgendetwas positives. Ich war plötzlich viel entspannter und kann seit dieser Entscheidung auch wieder besser schlafen. Letztendlich hätte ich im März sowieso nicht mit dem Vorzyklus starten können, weil meine Wurzelbehandlung noch einige Wochen andauert und ich währenddessen eh nicht schwanger werden darf. Umso besser, dass ich diese Entscheidung nun selbst getroffen habe.

Wie geht es mir sonst so?
Ich habe eigenmächtig und ohne Rücksprache mit einem Arzt, das L-Thyroxin wieder um 10 Einheiten erhöht. Und seitdem bin ich wieder unter den Lebenden. Seitdem bin ich wieder wach, konzentrationsfähig und auch leistungsfähig. Vielleicht war es auch einfach nur meine Schilddrüse, die ein wenig verrückt gespielt hat und mich in einen leicht depressiven Zustand versetzt hat? Wer weiß das schon.

Im Moment nervt mich, dass im Büro derzeit im 2-Tages-Rhythmus uns all die Mütter in Elternzeit mit ihren Neugeborenen besuchen. Nahezu täglich sieht man Kinderwagen in unseren Gängen und hört das Geschrei von Säuglingen. Früher empfand ich diese Besuche immer als sehr euphorisch. Heute frage ich mich, warum Mütter überhaupt ins Büro kommen und ihr Kind vorstellen. Warum macht man das eigentlich? Warum zwingt man all seinen Kollegen sein eigenes Kind auf? Ich sehe da momentan überhaupt keinen Sinn mehr drin. Und ich bin hier auch ganz ehrlich zu euch: diese ganzen neu geborenen Babys interessieren mich momentan auch nicht. Nein - das entspricht nicht der Wahrheit: ich ertrage diese ganzen Säuglinge momentan einfach nicht... Ja, ich weiß. Ich bin ein egoistischer Drache, wenn ich das sage. Aber ich nehme mir auf meinem Blog gerade einfach so heraus, genau das zu sagen.

Genau aus dem gleichen Grund, wie mir andere Frauen diese und letzte Woche folgenden O-Ton ins Gesicht geschleudert haben "Das verstehst du nicht, weil du ja keine eigenen Kinder hast". Bäh. Am liebsten hätte ich geantwortet: "Du dumme Mami-Bitch. Ich verstehe das sehr wohl, denn ich habe bereits zwei Kinder. Aber die leben nicht mehr auf der Erde, sondern bei den Sternen! Noch Fragen?".

Habt ihr diesen Satz auch schon mal gehört? Ich habe ihn insbesondere in den letzten zwei Jahren sehr häufig gehört. Ich bin mittlerweile in einem Alter angelangt, bei dem andere Frauen davon ausgehen, dass ich gewollt kinderlos bin und bleiben möchte. Keine von diesen erfolgreich Baby-produzierenden "Mamis" kommt auch nur mal kurz der Gedanke in den Kopf, dass es da draußen vielleicht Frauen gibt, die keine Kinder bekommen können. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob bei diesen sehr leicht schwanger-werdenden Frauen irgendwie ein Teil des Gehirnes nach der Geburt amputiert wird und jegliche emotionale Intelligenz abhanden kommt. Für diese Frauen gibt es nur noch schwarz (gewollt kinderlose Frauen) und weiß (Frauen, die Kinder sehr gerne gebären). Und alle Frauen, die ins schwarze Raster fallen, sind böse. Punkt. Aus. Nix mit mal über den Tellerrand schauen oder so. Nö. Nö.

So - und bevor jetzt ein Riesenaufschrei kommt. Natürlich weiß ich, dass es auch clevere Mamis gibt. Die findet man glücklicherweise in meinem Freundeskreis. Aber es gibt halt auch diese einfältigen und eingeschränkten Mami-Bitches. Solch eine Mami-Bitch habe ich kürzlich auch darüber reden hören, wie sie die künstliche Befruchtung als abartig bezeichnet hat und mit dem klugen Spruch kam "Ja, wenn die Natur das halt nicht für diese Personen vorgesehen hat, dann sollen sie das halt akzeptieren". Und dann noch meinen Lieblingsvorschlag: "... Oder adoptieren. Es gibt so viele Kinder, die keiner haben will. Das mit der künstlichen Befruchtung ist einfach eine echt egoistische Angelegenheit".

Auch diese beschissenen Sprüche kann ich nicht mehr hören. Genauso wenig wie, dass man sich mal entspannen soll. Der allergeilste Vorschlag kam übrigens kürzlich von meiner allerbesten Freundin (die ich eigentlich sehr, sehr mag): Ich sollte mich einer homöopathischen Behandlung unterziehen. Wenn die Medizin mir nicht weiterhelfen kann, dann aber bestimmt die Homöopathie. Äh, nein. Leider musste sich meine Freundin dann einen 5-Minütigen Monolog von mir anhören. Meine Geduld ist gerade einfach am Ende. Ich bin genervt.

Wisst ihr, was ich mir sehnlichst wünsche? Endlich offen darüber sprechen zu können.
Ich will, dass das Ganze endlich ein Ende hat. Egal wie es ausgeht.
Ich will nicht mehr lügen.
Ich will nicht mehr schweigen müssen, wenn dumme Menschen unqualifizierte Kommentare abgeben.
Ich will andere auflaufen lassen vor großen Runden, wenn sie mir wieder mal einen dummen Kommentar an den Kopf werfen à la "du verstehst das nicht, weil du keine Kinder hast" oder "du hast ja keine Kinder".
Ich will laut und vor allen antworten wollen, dass ich ungewollt kinderlos war oder bin.
Ich will anderen Frauen damit den Rücken stärken, wenn sie sich gerade selber in so einer Behandlung/Situation befinden.
Ich will dieses verdammte Tabu brechen - in allen Situationen/Lebensbereichen.

Aber momentan kann ich das nicht.
Es würde mich unnötig unter Druck setzen.
Es würden ungewollte Fragen aufkommen.
Es könnten unnötigerweise Wunden aufgerissen werden.
Ich müsste Energie für Menschen aufwenden, die es nicht verdient hätten.
Energie, die ich zurzeit dringend selber benötige.

Und da stehe ich wieder - ganz am Anfang. Die Ziellinie, die ich gerne erreichen möchte, vor den Augen. Aber komme ich da jemals an? Ich erkenne auch nicht wirklich, wie weit sie tatsächlich entfernt ist. Ist der Weg zum Ziel noch ganz weit oder in greifbarer Nähe?

Ich habe mich vor einigen Tagen das erste Mal intensiver mit Plan B auseinandergesetzt und im Internet recherchiert. Plan B sind Adoption oder Pflegekinder. Adoption können wir eigentlich schon ad acta legen, weil wir dafür entweder zu alt sind oder es einfach viel zu teuer ist. Also bliebe "nur" noch die Pflegekind-Option. Es war schon sehr komisch, sich über diese Option zu informieren. Aber irgendwie hat es mich auch ein wenig beruhigt. Dass wir auch nach mehreren gescheiterten Versuchen vielleicht nicht ganz optionslos übrig bleiben müssen.
Im Moment werde ich noch nicht ganz warm mit diesem Gedanken, aber es schreckt mich auch nicht ab. Das zeigt mir, dass es tatsächlich eine Option sein könnte. Dennoch hoffe ich weiterhin, dass es vorerst nicht dazu kommen wird. Und dass wir zu denjenigen "egoistischen Menschen gehören, die nur ihr eigenes Erbgut verbreiten wollen" (Zitat Ende von Mami-Bitch ;-).