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Mittwoch, 8. Juni 2016

3. ICSI - PU+5, TF+2 - weiterhin kein Optimismus in Sicht

Ich bin zurzeit krankgeschrieben, weil ich die letzten Male immer so arge Probleme nach Transfer und Punktion hatte. Aber, weil es mir dieses Mal wirklich hervorragend geht, habe ich verdammt viel Zeit zum nachdenken und googlen. Wie ihr wisst, ist zweiteres immer schlecht ;-)

Obwohl meine Hormonwerte kurz vor Überstimulation waren, habe ich dieses Mal noch nicht mal eine leichte Überstimulation. Gut, bis TF+2 ging es mir wirklich mieserabel (riesiger Bauch und starke Unterleibschmerzen). Aber seit der Punktion gibt es noch nicht mal den Hauch einer Überstimulation. Jetzt kann ich auch nachvollziehen, warum viele Frauen eine Krankschreibung nach Punktion und insbesondere nach Transfer für völligen Nonsens halten. Ganz ehrlich? Hätte ich diese Erfahrung immer so gemacht, könnte ich das auch nicht gutheißen. Aber so war es bei mir noch nie. Und ich ärgere mich gerade auch ein bisschen, dass ich nicht arbeiten gegangen bin. Dann wäre ich jetzt wenigstens abgelenkt. Mmh.

Ihr fragt euch sicherlich, wie es gerade um meine Hoffnung steht. Ich muss euch da leider mitteilen, dass sie seit dem Transfer nicht mehr zurückgekehrt ist. Stattdessen mache ich mir schon die ganze Zeit um Plan B (= wie geht es nach dem 3. Negativ weiter) Gedanken. Zum einen ist klar, dass wir uns in einer anderen Praxis beraten lassen wollen. Daher haben wir uns bereits für den Infoabend in der Klinik angemeldet, der bereits vor dem Blutergebnis stattfinden wird. Und dann denken wir beide auch ernsthaft darüber nach, es vielleicht doch noch mal auf natürlichem Wege zu versuchen. Sowohl im Krankenhaus, als auch seitens meiner langjährigen Frauenärztin und natürlich auch von den Ärzten in der KiWu-Klinik kam die klare Ansage, dass ein natürlicher Weg nahezu ausgeschlossen ist. Nach der letzten ELSS habe ich jedoch auch eine andere Ärztin aufgesucht, die mir mitteilte, dass sie bereits einige Frauen mit identischen Vorfällen und Diagnosen hatte, bei denen es auf natürlichem Wege wieder geklappt hat. Klar, hat es bei einigen auch nicht geklappt. Aber dennoch hielt sie mir diese Option damals noch mal vor Augen. Sie meinte aber auch, dass es für diese Entscheidung sehr viel Mut bedarf und man die Angst beiseite schieben. Allerdings muss man sich von vornherein auch über die Konsequenzen bewusst sein, die diese Entscheidung mit sich trägt. Es kann schließlich zur dritten ELSS führen. Und damit zu einem Dritten verstorbenen Kind, von dem wir uns vermutlich wieder lebend verabschieden müssen. Die Frage ist also: komme ich - bei negativen Verlauf - mit dieser Entscheidung klar, dass ich bewusst ein Leben in die Welt gesetzt habe, dass keinerlei Chance hatte?

Fakt ist, auch die voraussichtlich kommende vierte ICSI kann mit einer ELSS oder einer Fehlgeburt enden. Jedes Mal, wenn wir versuchen ein Kind zu bekommen, kann es ggf. mit dem Tode enden. Allerdings gebe ich diesem Kind von vornherein eine bessere Chance zu überleben. Wenn wir es jetzt noch mal auf natürlichem Wege versuchen, weiß ich, dass die Chance auf eine Lebendgeburt deutlich niedrig ist.

Oh man, ich habe so eine Angst vor dieser Entscheidung. Aber ich weiß gerade auch gar nicht, wovor ich eigentlich genau Angst habe. Ist das es die Angst vor einem weiteren toten Kind? Ist es die Angst vor einer erneuten OP? Ist es die Angst vor der grausamen Zeit, die nach dem positiven Schwangerschaftstest folgt? Vor was genau habe ich Angst? Alles zusammen? Ein ganz diffuses Gefühl.

Das Traurige ist eigentlich, dass ich die beiden Eizellen in meinem Bauch schon längst abgeschrieben habe. Morgen könnten sie sich theoretisch einnisten, aber ehrlich gesagt glaube ich noch nicht mal, dass sie sich in meinem Bauch gerade zur Blastozyste entwickeln. Alle Eizellen zuvor hatten eine deutlich bessere Qualität - warum sollen es ausgerechnet diese schaffen? Nun denn. Das Leben geht weiter und braucht immer einen Plan B.

Bis dahin und alles Liebe!

Donnerstag, 7. August 2014

Stimmungstief

Vor wenigen Tagen habe ich noch groß herumgetönt, wie gut ich die zwei Eileiterschwangerschaften und die niederschmetternde Diagnose danach doch weggesteckt hätte. Wie gut es mir doch geht. Wie differenziert und rational ich doch alles betrachte.

Dass ich seit drei Wochen Schlafstörungen habe, Augenränder bis zu den Knie habe, ich lustlos bin, schlecht gelaunt bin, ich auf der Arbeit völlig ineffektiv bin, der Appetitt ausbleibt und die Lust auf mein Lieblingshobby Nähen oder Stricken komplett abhanden gekommen ist, das hat mich nicht gewundert. Nein, ich war der felsenfesten Überzeugung, dass es mir gut geht.

Gestern Abend haben mein Lieblingsmann und ich uns Fotos auf seinem Handy angeschaut. Unter anderem auch Fotos von unserem letzten gemeinsamen Urlaub. U. a. war dort auch ein Video enthalten. Zu sehen war ich, wie ich vom Strand kam. Ich sah meine - durch die frühe Schwangerschaft schon - vergrößerten Brüste und blickte etwas weiter herunter auf meinen Bauch. Vor wenigen Wochen waren wir noch zu Dritt...

Am späten Abend konnte ich dann mal wieder nicht einschlafen. Schaute mal wieder meine neue Lieblingsserie "Brothers & Sisters". Ich tauche - wie schon seit Wochen - in meine heile Welt ohne Probleme ein, in der sich alle lieb haben und merke, dass mich das nicht mehr ablenken kann. Nachdem ich lange Zeit mit einem Gedankenwirrwarr aus Arbeit, Einkaufen, Nachrichten, Familie etc. denke, schlafe ich ein.

Heute morgen bin ich dann um 4:30 aufgewacht. Mal wieder - wie fast jeden Morgen in letzter Zeit. Und das, obwohl ich mittlerweile sehr spät einschlafe. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich habe den ganzen Mist noch lange nicht verkraftet. In keinster Form verarbeitet und mein Trauerprozess ist noch lange nicht vorbei.

Ich fühle mich im Moment ein wenig hilflos. Zwischendurch kommen kurzzeitig immer wieder Bilder und Gefühle von der Nachricht in mir hoch, wie ich die Diagnose der zweiten Schwangerschaft erhalten habe. Wenn ich die Gedanken zulasse, die ich die ganze Zeit verdrängt habe, schmerzt es mich im ganzen Körper. Ich kann damit nicht umgehen. Ich weiß nicht, wie ich das verarbeiten soll. Ich musste in meinem Leben schon so viel aushalten, deutlich mehr als andere Menschen. Alle Stolpersteine und Felsen, die mir in meinem Leben in den Weg gestellt wurden, habe ich - nicht selten mit viel Mühe - überstanden. Aber ich bin immer wieder aufgestanden, habe mein Krönchen zurecht gestutzt und bin weiter gegangen und habe hämisch nach hinten geschaut und gelacht. Diesmal gelingt mir das nicht so recht. Ich komme gerade nicht hoch, kann weder aufrecht stehen noch gehen und habe gerade auch nicht das Gefühl, dass mir da jemand aufhelfen kann. Mein Akku ist gerade leer und kein Ladegerät in der Nähe.

Am Anfang der Woche war ich auf dem Geburtstag meines Neffen. Meine Familie war dort. Wie sehr hätte ich mir gewünscht, eine intakte Familie zu haben. Liebende Eltern, die den Schmerz mit meinem Lieblingsmann und mir teilen könnten. Aber die habe ich nicht. Ich habe ein sehr schlechtes und mittlerweile nur noch oberflächliches Verhältnis zu meinen Eltern. Zu meiner Schwester hatte ich mal ein sehr gutes Verhätnis, aber auch das ist durch diverse Streiterein nicht mehr intakt. Deshalb weiß es niemand aus meiner Familie. Es ist so schade, wenn man von niemandem aufgefangen werden kann. Mein Lieblingsmann ist gerade selber zu schwach und bräuchte eigentlich auch jemanden, der ihn mal auffängt. Aber im Moment können wir uns gegenseitig nicht helfen.

Mein Lieblingsmann versucht gerade seinen Akku mit etlichen Aktivitäten mit Freunden und Bekannten aufzuladen. Ich schleppe mich immer mit, kann und will das aber eigentlich gerade nicht. Ich halte das gerade nicht aus, dass alle gut gelaunt sind und über ihre oberflächlichen Probleme sprechen. What the fuck interessiert mich, ob das nächste Auto des Freundes rot oder schwarz sein soll oder ob man nach Thailand oder nach Mallorca in den Urlaub düsen soll? Dieser ganz oberflächliche Mist kotzt mich gerade einfach nur an.

Einer unserer besten Freunde meidet uns gerade, weil er gerade selber einen frisch geborenen Säugling hat und Angst hat uns damit zu konfrontieren. Die anderen guten Freunde, die davon wissen, gehen mir mittlerweile zu oberflächlich mit dem Thema um. Aussagen wie "wenn es beim dritten Mal nicht klappt, würde ich es auch sein lassen" oder "wenn es nicht klappt, könnt ihr ja immer noch ein Kind adoptieren", sind Sätze, die ich im Moment nicht hören möchte. Ich weiß, dass niemand im Moment die richtigen Worte sagen kann und wird. Denn niemand, der solch eine Situation nicht kennt, weiß was diese Situation tatsächlich bedeutet.

Wir sind morgen auch mal wieder mit Freunden verabredet, die nichts von unserer Situation wissen und auf die ich gerade gar keine Lust habe. Im Moment möchte ich am liebsten - so wie heute - alleine zu hause sitzen und traurige Musik hören und meine Gedanken herunterschreiben. Morgen ist erst mal Schluss mit diesem oberflächlichen Verabredungskram. Wenn mein Freund meint, dass tun zu müssen, soll er das tun. Aber ich mach das ab Samstag nicht mehr mit. Ich gestehe mir jetzt ein, den ganzen Mist erst mal in Ruhe aufzuarbeiten. Weglaufen und ignorieren ist eben auch keine gute Methode.


Im Hintergrund habe ich übrigens die ganze Zeit ein Lied von Lara Fabian "Broken Vow" gehört. Die Lieder von Lara Fabian sind wunderschön. Es lohnt sich, sich auch andere Lieder wie "Je suis malade" und v. a. "Adagio" einmal anzuhören:




I let you go, I let you fly
Why do I keep on asking why?
I let you go, now that I've found a way to keep somehow
More than a broken vow

I close my eyes
And dream of you and I and then I realise
There's more to love than only bitterness and lies
I close my eyes

Freitag, 25. Juli 2014

Eisprung - es schmerzt...

Ich melde mich nur ganz kurz. Ein bisschen schlecht gelaunt bin ich gerade. Denn seit einigen Tagen habe ich sehr starke Schmerzen an meinem frisch operierten Eileiter. Ich vermute mal, dass ich gerade meinen Eisprung habe. Ein bisschen habe ich das Gefühl, als wenn das unbefruchtete Ei gerade versucht durch die verengte Stelle zu reisen. Übelst...

Es erinnert mich ein wenig an das Gefühl, bei dem ich das erste Mal den Verdacht hatte, eine Eileiterschwangerschaft im linken Eileiter zu haben. Rückblickend glaube ich, dass das der Moment war, wo die befruchtete Eizelle versucht hat in die Gebärmutter zu gelangen. Dann ist diese befruchtete Eizelle aber kurz vor dem Eintritt in die Gebärmutter hängen geblieben.

Diesen Stich hatte ich ganz am Anfang meiner Eileiterschwangerschaft, noch bevor ich positiv getestet hatte. Zu dem Zeitpunkt bin ich gerade einen kleinen Berg hochgegangen und musste wegen den starken Schmerzen am linken Eileiter stehen bleiben. Ich konnte die ganze Zeit nicht richtig weitergehen, musste immer wieder stehen bleiben. Mein Lieblingsmann hat mich für verrückt erklärt und mich als Hypochonder bezeichnet, als ich ihm meinen Verdacht mitgeteilt hatte.

Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass er damit Recht gehabt hätte...

EDIT: ich habe ein paar Formulierungen/Rechtschreibfehler korrigiert

Sonntag, 6. Juli 2014

Wenn man sich vom Schicksal verraten fühlt - oder: wenn man wütend auf das Glück der anderen ist

Ihr Lieben,

ich erkenne mich momentan selbst nicht wieder. Heute "mussten" wir anstandshalber den neuen Erdenbürger einer unserer besten Freunde besuchen.

Schon die ganzen letzten Tage hatte ich überhaupt keine Lust dazu, heute meine Freunde besuchen zu gehen. Mein ganzer Körper hat sich dagegen gesträubt und es wundert mich, dass er heute keine vermeintlichen Krankheitssymptome gezeigt hat. Früher hatte ich vor schweren Prüfungen aus lauter Prüfungsangst tatsächlich immer richtige Krankheitssymptome: Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufprobleme, Fieber etc. Aber diesmal hat er mich im Stich gelassen! Wollte mein Körper mir damit signalisieren, dass ich gefälligst sehr wohl in der Lage bin, den kleinen Erdenbürger willkommen zu heißen?

Gestern mussten mein Lieblingsmann und ich dann noch in die Stadt und dem neuen Erdenbürger ein Willkommensgeschenk besorgen. Wir haben uns für Anziehsachen entschieden. Eine völlig skurille Situation: ich, ganz allein, in der Babyabteilung eines großen Kaufhauses - nur 3,5 Wochen nachdem ich mein zweites Kind verloren habe. Zuerst fand ich die kleinen Anziehsachen einfach nur süß und war in einem kaufrauschähnlichen Zustand und habe links und rechts um mich herum nichts mehr wahrgenommen. Aber dann plötzlich, saß eine Frau direkt neben den Neugeborenen-Klamotten und stillte ihr Neugeborenes. Und klack: von einem Moment auf den anderen wurde mir ganz mulmig, heiß und ich hatte das Gefühl, dass ich keine Luft mehr bekommen würde. Um direkt wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, habe ich mit meinem Lieblingsmann noch direkt einen kleinen Streit über was ganz anderes angefangen. So machen wir Frauen das halt. Wenn uns eine Laus über die Leber läuft, mäkeln wir erst man an der besseren Hälfte herum. Nun denn, am Ende haben wir dann doch - wie ich finde - schöne Sachen gefunden.

Und auf der Rückfahrt nach Hause habe ich mir fest vorgenommen noch das Kissen mit dem Namen des neuen Erdenbürgers zu nähen. Ratet mal, was ich bis eben noch nicht mal ansatzweise angefangen habe?

Wir waren heute für ca. 14 Uhr mit den Freunden verabredet. Zwei Stunden vor dem Besuche habe ich mich die ganze Zeit versucht abzulenken und habe es - dank plötzlicher unbändiger Lust ein ausgedehntes Mittagessen zu fabrizieren - geschafft, eine Stunde später dort anzutasten.

Ganz ehrlich? Ich konnte den Freunden nicht mit vollem Herzen gratulieren. Und beim Anblick des kleinen und wirklich süßen Erdenbürgers, ging mir ein richtig langer und tiefer Stich durch das Herz. Ich war nur einen Mikromilimeter davon entfernt, direkt loszuheulen. Die Freunde legten mir den kleinen Erdenbürger direkt in meine Arme - ich weiß bis jetzt noch nicht, ob ich das jetzt gut fand oder nicht. Ob es eine gute Idee war oder die Sache noch verschlimmert habe. Die beiden frisch gebackenen Eltern waren überglücklich über ihren neuen Erdenbürger, erzählten von der Geburt und wie sich das alles angefühlt hat.
Ich wollte es ihnen auch nicht verbieten. Das Leben muss schließlich weiter gehen und sie haben ein Recht darauf glücklich zu sein. Deren Hormonhaushalt quirlt gerade über vor Glück - die beiden wissen vermutlich gerade gar nicht wohin mit ihren Gefühlen. Sie sind so glücklich und so verliebt in ihren neuen Erdenbürger. Ich will auch nicht, dass sie sich damit verstecken. Wir sind schließlich Freunde - wir haben alle vier das Recht unsere Gefühle mitzuteilen.
Ich empfinde es auch nicht als ungerecht, dass die beiden etwas haben, was ich gerne hätte. Auch die beiden hatte mal ein schweres Schicksal ereilt. Und sie dürfen sich glücklich schätzen, dass es das Schicksal nun gut mit ihnen meint.

Aber mir hat es so unglaublich weh getan. Als mein Lieblingsmann und ich wieder draußen waren, habe ich sofort angefangen zu heulen. Ich war so stolz auf mich, dass ich so tapfer war. Aber ich will es in den nächsten drei oder vier Wochen nicht noch einmal wiederholen. Auch mein Lieblingsmann war ganz tapfer. Ich habe ihm das Kind irgendwann einfach in die Arme gedrückt, weil ich fest davon ausgegangen bin, dass er es gerne im Arm haben wollte. Aber danach hat er mir mitgeteilt, dass er es eigentlich nicht in den Arm nehmen konnte. Und ich habe das gar nicht gemerkt. Wenn selbst wir beide untereinander die Signale nicht mehr verstehen, wie sollen unsere Freunde im Hormontaumel dann unsere Signale verstehen können?

Heute bin ich ein wenig in Panik geraten: was ist, wenn ich ein Baby selbst mit künstlicher Befruchtung niemals in den Armen halten werde? Was ist, wenn ich ein oder mehrere Kinder niemals zum Schulabschlussball begleiten werde? Was ist, wenn ich einem Kind niemals eine Gute Nacht-Geschichte vorlesen kann? Ich habe angst davor, mich mit diesem Gedanken auseinanderzusetzen. Aber dieser Gedanke ist Teil einer Realität geworden, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich habe mein ganzes Leben immer darauf aufgebaut, irgendwann einmal Kinder zu haben. Ich habe deshalb so spät mit dem Kinderwunsch angefangen, weil ich vorher eine solide Basis schaffen wollte (Studium, unbefristeter Job, gutes Einkommen). Auf was habe ich eigentlich die ganze Zeit hingearbeitet? Wäre es besser gewesen, wenn ich bereits während des Studiums schwanger geworden wäre? Wäre das alles dann nicht passiert, weil sich die Eileiter erst viel später verengt haben oder die Härchen erst viel später ihre Beweglichkeit eingebüßt haben (man weiß leider nicht, warum ich zwei Eileiterschwangerschaften auf beiden Seite hatte. Eine Verklebung oder Verwachsung scheint aber definitiv nicht vorzuliegen).

Ich fühle mich vom Schicksal so richtig gefi**t! Entschuldigt die Ausdrucksweise. Aber ich bin momentan so voller Wut und die muss leider irgendwo raus.

Nun denn, die Hoffnung darf ich trotzdem nicht aufgeben. Denn so wie auch heute, kommt nach Regen bekanntlich immer Sonnenschein.

In diesem Sinne - fühlt euch gedrückt!

Lisa




Mittwoch, 25. Juni 2014

Erinnerung: Die erste Eileiterschwangerschaft und die Zeit danach

Ihr Lieben,

ich hoffe so sehr, dass ich über diesen Blog auch andere Betroffene Frauen mit der Diagnose "Eileiterschwangerschaft" erreiche und hier irgendwann auch ein reger Austausch stattfinden wird. Allerdings dauert es wohl eine Zeit lang, bis man diesen Blog über die Stichworte Eileiterschwangerschaft, Bauchspiegelung, ß-HCG, Schmierblutungen, Schmerzen etc. über die Suchmaschinen Google, Yahoo & Co. finden wird.

Wie es mir nach der Diagnose der 1. Eileiterschwangerschaft erging und wie ich damit umgegangen bin, erfährt ihr in diesem Artikel.

Die Diagnose "Eileiterschwangerschaft" erreichte mein Gehirn ehrlich gesagt ziemlich unverhofft. Ich hatte mich - bis zu dem Moment der Aussprache der Diagnose durch die Ärztin im Krankenhaus - nicht mit diesem Gedanken beschäftigen wollen. Da ich ein positiv denkender Mensch bin und so gut wie nie den Kopf in den Sand stecke, bin ich bis zuletzt davon ausgegangen, dass alles gut ausgehen würde. Und dass ich "nur" einen natürlich Abgang hätte. Ich saß zusammen mit meinem lieben Mann in dem abgedunkelten Behandlungszimmer und die Ärztin versuchte sehr einfühlsam uns diese Diagnose mitzuteilen. Es war, als ob ein überdurchschnittlich schneller Fußball mit voller Wucht gegen mein Gesicht knallte und ich deshalb für einen kurzen Augenblick das Bewusstsein verliere. Eine Sekunde später drang die Information "hohe Wahrscheinlichkeit einer Eileiterschwangerschaft" dann auch in mein Gehirn. Ich fing sofort an zu weinen, obwohl ich noch nicht so recht begriffen hatte was diese Diagnose eigentlich für Konsequenzen hat. Die Frauenärztin versuchte mir in aller Ruhe die möglichen Operations-Optionen zu erklären, zusätzlich auch das Für und Wider jeder Option. Ehrlich gesagt fühlte ich mich in den ersten Minuten wie in einem Vakuum und habe die meiste Zeit nur ein "bla bla bla" wahrgenommen. Erst nach einigen Minuten hatte ich die Fassung wieder erlangt und sie musste mir alle Optionen noch einmal erklären.

Ein schlimmer Moment. Man sitzt eigentlich mit drei Leuten in einem Raum, der Mann hält einem feste die Hand. Er ist selber innerlich völlig verzweifelt, versucht aber äußerlich für mich stark zu sein. Dennoch man fühlt sich völlig isoliert, allein und im Stich gelassen. Im Stich gelassen von ... ja, von was eigentlich? Von Gott, von dem bislang gut gemeinten Schicksal? Ich kann diese Frage auch nach so viel verstrichener Zeit nicht beantworten. Egal wie groß die Liebe ist und wie lange man sich kennt. Der Partner wird niemals im Ganzen verstehen können wie man sich fühlt. Diese Gefühle können nur Frauen verstehen, die die gleiche Diagnose bekommen haben.

Es war schwierig - in dieser für mich völlig Gefühlschaotischen Situation musste ich Entscheidungen treffen und mich durch einen Wust von Unterlagen kämpfen und jede Menge Beratungsgespräche über mich ergehen lassen. Jedes Mal wurde ich gefragt, ob ich das alles verstanden hätte und ob ich mit den Behandlungsmethoden einverstanden sei. Eine absurde Situation. Am Ende konnte ich die Operation noch um einen Tag nach hinten verschieben, so dass mein Gehirn wenigstens über Nacht noch verstehen konnte, was da jetzt eigentlich passiert ist.

Ich nutzte den Abend vor der OP, um das Ganze noch einmal Revue passieren zu lassen und las mich im Netz durch unzähliche Foren. Ich saugte unendlich viele Erfahrungsberichte von anderen Frauen ganz tief in mich auf und weinte zwischendurch immer wieder. Am späten Abend war ich dann erstaunlich ruhig und reflektiert. Ich konnte - vermutlich vor lauter Erschöpfung - sehr gut einschlafen. Ich sollte am nächsten Morgen bereits um 7.30h im Krankenhaus sein und wenige Zeit später operiert werden. Aufgrund einer vorherigen Operation, verzögerte sich meine OP bis zum Nachmittag hin. Es gibt nichts schlimmeres als auf eine OP zu warten - zumal, wenn es die erste OP seines Lebens ist. Ich hatte eine unglaubliche Angst vor der OP und habe immer wieder geweint. Geweint, um das verlorene Kind, geweint um die ungewisse Zukunft, geweint um die Ungerechtigkeit, die mir widerfahren ist. Beruhigungstabletten bekam ich leider keine. Deshalb fing ich im Operationssaal bitterleich an zu weinen, mein ganzer Körper zitterte vor Erschöpfung - meine Nerven waren am Ende. Wenige Minuten später, ließ man mich zum Glück in einen tiefen Schlaf fallen.

Nach der Operation beherrschten zunächst die Schmerzen meinen Gefühlszustand. Die Schmerzen waren unerträglich. Aufgrund der zweiten OP weiß ich nun, dass die Ärzte mir bei der ersten OP sehr viel Gas in den Bauchraum gepumpt hatten und dies hat im ganzen Unterleib zu unerträglichen Schmerzen geführt. Der Metzger, ähm ich meinte natürlich der Arzt, hat mir auch den Schlauch für die Wundflüssigkeit auf eine sehr derbe Art und Weise hereingerammt, so dass ich einen überdimensionalen großen blauen Fleck hatte. Diese wunde Stelle schmerzte noch zusätzlich zu den Schmerzen im Unterleib. Viele Betroffene berichteten in den Foren, dass sie kurz nach der OP wieder gehen konnten und ganz normal gehen konnten. Bei mir war das bei der 1. OP definitiv nicht der Fall. Ich konnte erst am 2. Tag nach der OP aufstehen, weil ich so starke Schmerzen hatte, dass mein Kreislauf jedes Mal zusammengebrochen ist sobald ich es auch nur wagte ansatzweise aus dem Bett herauszukommen. Nach der Erfahrung der 2. OP weiß ich nun, das damals vermutlich alles nicht so verlief, wie es hätte verlaufen sollen. Die Schmerzen und der instabile Kreislauf trugen nicht unbedingt zu einer Verbesserung meines Gemütszustands bei. Ganz im Gegenteil: ich war richtig fertig mit den Nerven, musste sehr oft weinen und wollte ehrlich gesagt auch niemanden sehen oder mit irgendjemandem sprechen.

Jeden Tag stellte ich mir die Frage, warum ausgerechnet mir das passieren musste. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangerschaft in einer Eileiterschwangerschaft endet, liegt nur bei 1%. Ich habe noch nie im Lotto gewonnen oder geschweige denn bei irgendwelchen Gewinnspielen gewonnen oder bei anderen Dingen das große Los gezogen. Ich glaubte ehrlich gesagt auch nie daran, dass ich bei solch niedrigen Gewinnchancen wie beim Lotto, überhaupt mal das Glück von mindestens drei oder mehr richtigen Zahlen haben würde. Wie kann es dann sein, dass ich ausgerechnet hier das "große" Los zog? Was habe ich Schlimmes im Leben getan, dass es ausgerechnet mich trifft? Ist es ein Wink des Schicksals, dass ich das Thema "Kind haben wollen" vielleicht doch noch mal überdenken sollte? Bin ich vielleicht nicht dafür geeignet eine gute Mutter zu sein?

Vielleicht findet der in oder andere von euch, solche Fragestellungen an sich selbst befremdlich. Aber ich habe mich schon oft mit dem Thema "Schicksal" auseinandergesetzt und immer wieder festgestellt, dass "schlechte" Menschen ihre "schlechten Taten" irgendwann im Leben heimgezahlt bekommen. Warum sollte dies dann nicht auch auf mich zutreffen?

Die Tage vergingen. Am dritten Tag nach der Operation konnte ich - zwar gebückt, sehr langsam, und nur unter Schmerzen - wieder aufstehen und langsam gehen. An diesem Tag wurde ich auch aus dem Krankenhaus entlassen. Zuhause angelangt ging das Grübeln natürlich weiter. Ich lenkte mich mit einer TV-Dauerbeschallung und vielen, vielen Süßigkeiten ab. Essen - insbesondere zuckerhaltige Speisen - waren das einzige was mich binnen kürzester Zeit glücklich machte. Aus diesem Grund nahm ich sehr viel davon zu mir. Ich las mich durch diverse Erfahrungsberichte im Internet, insbesondere von denjenigen Frauen, die nach einer Eileiterschwangerschaft erneut - ganz ohne Komplikationen - wieder schwanger wurden und nun ein glückliches Kind in den Armen hielten. Dass es auch diese vielen anderen Berichte gab, in denen Frauen von zwei oder mehr Eileiterschwangerschaften berichteten, nahm ich zwar zur Kenntnis. Aber ehrlich gesagt, wollte ich mich mit dieser möglichen Option nicht auseinandersetzen. Ganz im Gegenteil: ich wollte daran glauben, dass die nächste Schwangerschaft auf jeden Fall richtig verläuft und der Embryo sich direkt in der Gebärmutter einnistet. Stattdessen widmete ich mich nach und nach der Trauer um mein verlorenes Kind. Nur darauf wollte ich mich konzentrieren.

Ich hatte anfangs die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen, dass ich um ein Kind trauerte, von dem ich nur wenige Tage glaubte, dass es lebensfähig wäre. Aufgrund dieser wenigen Tage, wollte ich mir zuerst auch nicht erlauben, um dieses Kind zu trauern. War es nicht lächerlich um ein Kind zu trauern, für das man sich a) nur wenige Tage erfreute und b) eigentlich schon nach wenigen Tagen von selbst wieder Abschied genommen hatte? Aber auf einigen wirklich guten Internetseiten las ich, dass ich ein Recht darauf hatte um dieses Kind zu trauern. Zum einen deshalb, weil ich mich ja bereits schon lange vor der Schwangerschaft mit diesem Kind auseinandergesetzt habe und dort bereits Vorstellungen von meiner Zukunft mit Kind aufgebaut hatte. Zudem hatte ich bereits von Beginn der Schwangerschaft an, meine komplette Ernährung umgestellt und mich ganz bewusst auf eine Schwangerschaft eingestellt. Zum anderen aber auch deshalb, weil es da tatsächlich ein Lebewesen in meinem Körper gab! An dem Tag, wo der Schwangerschaftstest positiv ausfiel, hatte sich mein Leben bereits um 360 Grad geändert. Da gab es diese ganz konkrete Vorstellung, wie das Leben ab sofort aussehen wird. Das alles war ja kein Utopie, kein Traum - nein, denn das neue Lebewesen war ja tatsächlich da. Bei mir. Tief in mir drin. Unter meinem Herzen. In meinem Unterleib. Für ganz kurze Zeit.

Es ist wichtig, den Trauerprozess zuzulassen. Denn nur so kann man das Geschehene verarbeiten und sich auch innerlich vom Kind verabschieden.

Allen Trauernden kann ich ein Lied von Phil Collins empfehlen "Since I Lost You". Das Lied ist entstanden, als Phil Collins vom Tod des Sohnes von Eric Clapton erfahren hat. Der Text ist wundervoll und beschreibt voll und ganz meine damaligen Gefühle nach dem Verlust:



Um aus dieser nahezu depressiven Phase wieder herauszukommen, habe ich schnell wieder angefangen zu arbeiten und mich mit Freunden zu treffen. Man muss schöne Dinge tuen und sich ablenken. Denn das Leben geht weiter.

Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker. Es gilt: wenn es das Schicksal nicht gut mit einem meint, muss man einfach den Mund abputzen und weitermachen. Denn nach Regen kommt bekanntlich ja immer Sonnenschein.

Fühlt euch ganz feste gedrückt.

Herzliche Grüße
Lisa





Samstag, 21. Juni 2014

Erinnerung: Meine erste Eileiterschwangerschaft

Ihr Lieben,

bevor ich über meinen aktuellen Gemütszustand schreibe (der momentan - dank im Sturzflug sinkenden Schwangerschaftshormons ß-HCG von 6.000 auf 0 - nicht sonderlich ist), ist es für euch bestimmt interessant die Geschichten um meine Eileiterschwangerschaften zu erfahren. Ich hatte keinen typischen Verlauf. Und obwohl ich mir wirklich alle Seiten im Internet über Eileiterschwangerschaften durchgelesen hatte, konnte ich meine Symptome dort nie wiederfinden. Wenn ich danach gegangen wäre, hätte ich niemals erkannt, dass ich mich in einer lebensbedrohlichen Situation befinde. Aus diesem Grund schreibe ich meine Geschichte hier auf. Vielleicht führt sie ja dazu, dass die ein oder andere Betroffene doch allen Mut zusammen nimmt und direkt das Krankenhaus ansteuert. Denn Eileiterschwangerschaft ist nicht gleichzusetzen mit einer harmlosen Erkältung, sondern eine lebensbedrohliche Situation - wenn sie nicht behandelt wird!

Um die Dosierung auch für mich erträglich zu halten, erst einmal der Bericht über meine erste Eileiterschwangerschaft im Januar/Februar.

Am 21. Dezember war der erste Tag meiner Periode. Im neuen Jahr konnten wir also einen neuen Versuch wagen, dem Wunsch vom Eltern-Dasein ein wenig näher zu kommen. Was ich mir um Punkt 0:00 in der Sylvesternacht für das neue Jahr gewünscht habe, könnt ihr euch sicher vorstellen. Bis heute frage ich mich, ob es ein Fehler war um Mitternacht nicht mit Sekt anzustoßen. Wir waren wohlgemerkt die einzigen in der Runde, weil wir es irgendwie verpeilt hatten. Ich merke mir für das nächste Sylvester also, dass ich in jedem Fall mit einem (hoffentlich alkoholfreien?) Sekt anstoßen werde, um alle schlechten Geister für 2015 zu verjagen. Entschuldigt den Sarkasmus. Aber, das ist meine Methode nicht völlig an dieser abstrusen Situation zu verzweifeln.

An Neujahr hatte ich eine kurze hellrote Blutung und das Gefühl und mein Unterleib fühlte sich angeschwollen an. Bis heute habe ich hierfür keine richtige Erklärung, was ich da für ein Problem hatte und ob diese vermeintlich unproblematische Blutung vielleicht eine Erklärung wäre, die zu meinen Eileiterschwangerschaften geführt hat. Fakt ist, dass ich um diesen Zeitraum herum wohl auch meinen Eisprung gehabt haben muss. Vielleicht hing die Blutung auch damit zusammen?

Am 15. Januar hatte ich dann das erste Schwangerschaftssymptom: sehr starke Brustschmerzen und sehr empfindliche Brüste. 

Am 16. Januar hatte ich zudem das erste schmerzhafte Ziehen im Urlaub. 

Am 17. Januar hatte ich wieder eine kurze hellrote Blutung und stärkere Kopfschmerzen. Ich war an diesem Tag voller Hoffnung, weil ich dachte, dass es sich hierbei um eine Einnistungsblutung handelt. Tja, da lag ich leider völlig daneben...
Die Krux bei einer Eileiterschwangerschaft ist ja, dass das Ei im Eileiter hängen bleibt und niemals in die Gebärmutter gelangt, um sich dort dann in der Gebärmutterschleimhaut einnisten zu können. Vermutlich hat es eine frische Blutung gegeben, weil die befruchtete Eizelle im Eileiter hängen geblieben ist und deswegen kleine Äderchen verletzt wurden? 

Am 18. Januar bekam ich dann schwache dunkelrote-braune Schmierblutungen und sehr starke Kopfschmerzen und Übelkeit. Da meine Periode häufig so beginnt und ich nun genau im 29. Zyklustag steckte, bin ich davon ausgegangen, dass meine Periode gekommen ist. Manchmal braucht sie ein paar Tage, um richtig ins Laufen zu kommen. Das Thema Schwangerschaft hatte ich für diesen Zyklus also abgehakt.

Auch am 19. Januar wieder eine kürzere Schmierblutung. 

Am 20. Januar nur noch wenige Tropfen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. 

Ab dem 21. Januar hatte ich dann keine Blutungen mehr. Stattdessen wieder Brustschmerzen

Am 22. Januar war mir leicht übel und ich hatte leichte Kreislaufbeschwerden. Und plötzlich habe ich mich vor Fleisch und Wurst geekelt. 

Am 23. Januar hatte ich wieder nur eine ganz geringe Schmierblutung.

Am 24. Januar hatte ich eine mittelmäßige braune, rostrote Schmierblutung und stärkere, stechende Unterleibsschmerzen.

Samstag, 25. Januar: Auch, wenn ich - zwar sehr selten - hin und wieder seltsame Menstruationsblutungen hatte. Das kam mir seltsam vor! Deshalb machte ich am Morgen auch direkt einen Schwangerschaftstest, der natürlich prompt positiv ausgefallen ist. 

Ihr könnt euch vorstellen, dass wir im 7. Himmel waren. Meine Recherchen im Netz hatten ergeben, dass kurze Blutungen am Anfang der Schwangerschaft zwar vom Arzt abgeklärt werden müssen, in der Regel aber kein Grund zur Besorgnis besteht. Die Unterleibsschmerzen führte ich auf das Dehnen der Mutterbänder zurück.  Da ich noch völlig entspannt war und auch nicht wegen ein paar Zimperlein panisch werden wollte, habe ich mir vorgenommen erst am Montag meine Frauenärztin anzurufen. Wie oft habe ich im Internet gelesen, dass Frauen in der Schwangerschaft wegen jedem Zipperlein völlig überreagieren. Nein, so wollte ich nicht sein. 

Wir freuten uns unendlich über dieses Kind, schmiedeten Pläne und möblierten in unseren Gedanken schon das dritte freie Zimmer in unserer Wohnung. Mit einem winzigen Stäbchen, das zwei Worte enthält, kann sich schlagartig das Leben von zwei Menschen ändern. Aber wir hatten keine Angst vor dieser unbekannten Herausforderung - ganz im Gegenteil. Wir freuten uns, dass wir nun endlich diesen neuen riesengroßen Schritt im Leben gehen durften.

Am 27. Januar rief ich bei meiner Frauenärztin an, wo ich zuerst einmal von der Arzthelferin angeraunzt wurde, warum ich so lange mit den Blutungen gewartet hätte - ich sei schließlich schwanger! Ähm ja, ich dachte, dass ich meine Periode hätte? Nun denn, der Terminkalender sei dennoch voll, daher könnte ich erst am nächsten Tag zum Vertretungsarzt. Ah ja ... Mir blieb ja - vermeintlich - nichts anderes übrig. Also wartete ich bis zum nächsten Tag. Nun schon ein wenig verunsichert wegen der Worte der Arzthelferin. Habe ich vielleicht fahrlässig gehandelt und möglicherweise das Leben meines Kindes gefährdet? 

Am 28. Januar setzten die Blutungen wieder ein und ich hatte extreme Unterleibsschmerzen. Der Besuch beim Vertretungsarzt war ernüchternd: bereits beim Blick in den Muttermund und Abtasten des Unterleibs machte er mir wenig Hoffnung. Es sei wohl keine intakte Schwangerschaft. Der Blick über den Vaginalultraschall bestätigte die Vermutung: Gebärmutterschleimhaut nur schlecht aufgebaut, nur eine deformierte Fruchthöhle zu sehen. Diagnose: vermutlich natürlicher Abgang. Mir wurde Blut zur Diagnose des Schwangerschaftshormons ß-HCG abgenommen. Ich sollte in zwei Tagen zur erneuten Blutkontrolle hereinkommen. Er machte mir wenig Hoffnung, dass es sich um eine intakte frühe Schwangerschaft handeln könnte.

29. Januar: Schmierblutungen, sehr häufiger Harndrang.

30. Januar: sehr starke Schwallblutung inkl. kleiner dunkler Blutfetzen. So gut wie keine Schwangerschaftssymptome mehr, kaum Harndrang.

31. Januar: sehr starke Blutung.

01. Februar: sehr starke Blutung.

02. Februar: nur noch sehr wenige Tropfen Schmierblutungen.

03. Februar: die wiederholten ß-HCG-Kontrollen bei meiner Frauenärztin bestätigten, dass der ß-HCG-Wert sehr niedrig war und nach und nach gesunken ist (Anfangs bei 500 - Am Ende bei 70). Auch auf dem Ultraschall konnte nichts auffälliges festgestellt werden: kein Embryo an den Eileitern, kein Blutungen im Unterleib. Diagnose: natürlicher Abgang erfolgreich. Der ß-HCG-Wert sollte vorsichtshalber noch weiter kontrolliert werden, um wirklich sicherzustellen, dass keine Reste mehr im Körper waren. Das Wort "Eileiterschwangerschaft" hatte meine Frauenärztin zwar mal angesprochen, war aber sehr zuversichtlich, dass diese nicht auf mich zutraf. Ja, natürlich waren wir traurig über diese Diagnose. Aber ich war froh, dass mein Körper das - vermeintlich - so super allein erledigt hatte.  

Mittwoch, 12. Februar: der ß-HCG ist wieder leicht angestiegen. Ich sollte Freitags noch mal vorbei kommen - manchmal kommt es auch zu Messfehlern im Labor.

Freitag, 14. Februar: Am Morgen erneute Ultraschalluntersuchung: alles unauffällig und Blutabnahme. Da ich keinerlei Beschwerden, außer hin- und wieder ein Unterleibsziehen auf beiden Seiten hatte, bestand kein Grund zur Sorge. Am Nachmittag rief mich meine Frauenärztin auf dem Handy an. Ich sollte morgen früh direkt ins Krankenhaus, der ß-HCG-Wert sei weiter angestiegen. 

Samstag, 15. Februar: Blutabnahme im Krankenhaus: ß-HCG-Wert stabil. Ultraschall auf sehr neuem Gerät auch wieder unauffällig. Kein Embryo zu sehen. Ich sollte am Montag noch mal wiederkommen.

Montag, 17. Februar: Eine erneute Blutabnahme zeigte, dass der ß-HCG-Wert wieder angestiegen ist! Eine erneute sehr lange Untersuchung durch die Oberärztin brachte auch keinen Aha-Effekt. Allerdings sah sie auf dem rechten Eileiter einen kleinen "Schatten". Es müsse nichts bedeuten, könnte aber auch auf einen Embryo hindeuten. Natürlich könnte es aber auch sein, dass der ß-HCG-Anstieg auf einen kleinen Rest eines natürlichen Abgangs zurückzuführen sei. Aber, wenn der da noch wäre, müsste der in jedem Fall auch raus - da der Wert ja anstieg. Hier käme eine Ausschabung in Betracht. Wegen dem Schatten am rechten Eileiter bevorzugte sie allerdings eine Bauchspiegelung. Am Ende entschied ich mich im ersten Schritt für eine Ausschabung, sollten die Ärzte während der OP nichts finden, wird direkt eine Bauchspiegelung stattfinden. Ich konnte sie auch überreden, die OP erst am nächsten Tag durchzuführen.

Dienstag, 18. Februar: Da während der Ausschabung kein Gewebe gefunden wurde, wurde - erfolgreich - eine Bauchspiegelung durchgeführt. Diagnose: Der Embryo lag im rechten Eileiter fest - wenige Milimeter vor Eintritt in die Gebärmutter (!!!). Da die Größe nicht der ausgerechneten Schwangerschaftswoche entsprach, geht man davon aus, dass er schon recht früh aufgehört hat zu leben. Dies war wohl auch der Grund, warum man ihn nicht auf dem Ultraschall sehen konnte und meine Symptome immer weniger wurden bzw. aufhörten.

Wir haben am 18. Februar unser erstes Kind verloren. Es tröstet mich, dass es sich wohl schon vor der Operation gegen ein Leben in unserem Universum entschieden hat und es somit nicht noch getötet werden musste. Ich weiß, dass es nicht lebensfähig gewesen wäre und die Medizin im Moment noch nicht soweit ist, solche Embryonen aus dem Eileiter in die Gebärmutter umzupflanzen. Daher bleibt den Medizinern heute keine andere Wahl. Vor 100 Jahren wäre ich vermutlich verstorben. Nichts desto trotz hätte mich der Gedanke, dass mir mein eigentlich lebensfähiges Kind entnommen wurde, damals noch trauriger gemacht. Bei meiner zweiten Eileiterschwangerschaft habe ich auf dem Ultraschall einen pulsierenden Embryo gesehen - leider am falschen Platz.

Ich hoffe, dass mein detaillierter Erfahrungsbericht der ein oder anderen Betroffenen weiterhelfen kann. In einem weiteren Erfahrungsbericht, erzähle ich euch alles über meine zweite Eileiterschwangerschaft, aber auch über die Zeit danach. Wie es sich anfühlt, über diesen Weg seine Kinder zu verlieren und wie ich versucht habe bzw. noch versuche das Ganze zu verarbeiten und wieder positiv nach vorne zu schauen.

Fühlt euch gedrückt!

Herzliche Grüße,

Eure Lisa
P. S.: Beim nochmaligen Lesen des Beitrags ist mir aufgefallen, wie lange das Ganze eigentlich gedauert hat. Unglaublich über wie viele Wochen sich dieses Ereignis hingezogen hat. 



Freitag, 20. Juni 2014

3-2-1 - LOS!

Ihr Lieben,

warum starte ich jetzt ausgerechnet einen Blog? Gibt es nicht eigentlich schon genug Blogs im deutschlandweiten Internetuniversum? Wen interessieren meine Gedanken schon?

Ja, warum starte ich diesen Blog eigentlich?
Mir ist das passiert, was vielleicht nicht so vielen Frauen in Deutschland passiert. Aber wenn das passiert, dann erwischt einen das richtig heftig. Mit voller Wucht. Ich habe gerade die ganze Zeit das Gefühl, das ich in einem miesen Alptraum feststecke und aus irgendeinem Grund nicht mehr wach werde. Jeden Morgen auf's Neue hoffe ich nach dem wach werden, dass ich einfach nur einen sehr intensiven aber schlechten Traum hatte. Aber wenn meine Augen dann Richtung Unterleib blicken und ich vorsichtig das T-Shirt nach oben lege, sehe ich die noch frischen OP-Narben und weiß, dass ich leider in der Realität festhänge.

Letzte Woche wurde ich das zweite Mal notoperiert innerhalb kürzester Zeit. Die erste Operation war im Februar. Nachdem im Januar einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, dachte ich, dass ich nun endlich am Ziel angekommen sei. Mein Leben sich nun zwar schlagartig in eine andere Richtung ändern würde, ich diesem neuen Abenteuer Kind aber sehr gerne entgegen fiebere. Aber leider hat sich nach einigen Wochen der Ungewissheit herausgestellt, dass sich der kleine Embryo sich gar nicht in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat, sondern - nur wenige Milimeter vor Eintritt in die Gebärmutter - am Ende des rechten Eileiters hängen geblieben ist. Diagnose: Eileiterschwangerschaft. Es hat sich dort wohl auch nicht richtig weiterentwickelt und lebte wohl auch nicht mehr, weshalb es auch auf dem Ultraschall nicht zu sehen war. Am Ende einer langen Odysee wurde dann letztendlich eine Bauchspiegelung durchgeführt und mein erstes Kind entfernt.

Die Ärzte im Krankenhaus als auch meine Frauenärzting machten mir Mut. Da man während der OP keine Verwachsungen, Verkrümmungen oder ähnliches feststellen konnte, sollte ich nach drei Monaten gerne noch einen Versuch wagen. Vielleicht hatte ich einfach nur Pech.

Ja, ich hatte Angst vor einer erneuten Eileiterschwangerschaft. Aber ich habe es dennoch wieder gewagt. Der Eisprung war nach den drei Monaten zum Glück auf der linken Seite (also dem nicht operierten Eileiter). Somit standen die Chancen eigentlich außerordentlich gut, dass diesmal alles gut gehen würde. Aber dem war nicht so. Letzte Woche konnte ich zusammen mit den Ärzten den lebenden Embryo zwar auf dem Ultraschall sehen, aber auch diesmal befand er sich nicht in der Gebärmutter. Stattdessen befand er sich diesmal am linken Eileiter. Auch diesmal genau vor dem Ausgang in die Gebärmutter. Erneut wurde eine Bauchspiegelung durchgeführt. Ich verlor letzte Woche daher zum zweiten Mal ein Kind.

Da ich auf beiden Seiten eine Eiliterschwangerschaft hatte und beide Embryonen an der gleichen Stelle hängen geblieben sind, geht man nun davon aus, dass die Eileiter am Ende entweder zu eng sind oder die Härchen am Ende des Eileiters nicht mehr richtig funktionieren. Von einer Schwangerschaft auf natürlichem Wege hat man mir direkt abgeraten. Stattdessen sollen mein Partner und ich eine Kinderwunschklinik aufsuchen. Die Aussichten auf einen kurzfristigen Erfolg bei einer künstlichen Befruchtung (in unserem Falle eine IVF) stünden momentan sehr gut.
Zwei Hiobs-Botschaften (Tod des 2. Kindes & ungewollte Kinderlosigkeit) innerhalb eines Tages. Das muss das Gehirn erst einmal verarbeiten und verstehen können ...

Nun aber zu meiner Ausgangsfrage, warum ich diesen Blog hier überhaupt schreibe.
Mir hat es in den letzten Tagen sehr geholfen Beiträge von Frauen mit dem gleichen Schicksal im Internet zu lesen - sei es in den diversen Foren oder sogar in Blogs. Ich war froh zu lesen, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht und dass meine Verzweiflung durchaus ihre Berechtigung hat. Momentan brauche ich dringend eine Möglichkeit all meine Erfahrungen der letzten Wochen und Monate, aber auch meine derzeitigen Gefühle Ausdruck zu verleihen. Mein Lebensgefährte und ich drehen uns gerade im Kreis. Unsere Freunde kommen zwar mit wohlgemeinten Ratschlägen daher, aber wirlich helfen tuen sie uns und vor allem mir gerade nicht.
Daher wäre ich froh, wenn ich durch diesen Blog viele Frauen erreiche, die gerade ein ähnliches Schicksal wie ich erlebt haben oder gerade erleben. Ich freue mich über jede Resonanz. Dafür nehme ich euch im Gegenzug mit, auf meine vielleicht lange und beschwerliche Reise, die hoffentlich einen positiven Ausgang findet.

Denn nach Regen kommt ja bekanntlich eigentlich immer Sonnenschein.

Ich freue mich über jede, die mich auf diesem Weg begleitet.

Alles Liebe

Eure Lisa