Samstag, 21. Juni 2014

Erinnerung: Meine erste Eileiterschwangerschaft

Ihr Lieben,

bevor ich über meinen aktuellen Gemütszustand schreibe (der momentan - dank im Sturzflug sinkenden Schwangerschaftshormons ß-HCG von 6.000 auf 0 - nicht sonderlich ist), ist es für euch bestimmt interessant die Geschichten um meine Eileiterschwangerschaften zu erfahren. Ich hatte keinen typischen Verlauf. Und obwohl ich mir wirklich alle Seiten im Internet über Eileiterschwangerschaften durchgelesen hatte, konnte ich meine Symptome dort nie wiederfinden. Wenn ich danach gegangen wäre, hätte ich niemals erkannt, dass ich mich in einer lebensbedrohlichen Situation befinde. Aus diesem Grund schreibe ich meine Geschichte hier auf. Vielleicht führt sie ja dazu, dass die ein oder andere Betroffene doch allen Mut zusammen nimmt und direkt das Krankenhaus ansteuert. Denn Eileiterschwangerschaft ist nicht gleichzusetzen mit einer harmlosen Erkältung, sondern eine lebensbedrohliche Situation - wenn sie nicht behandelt wird!

Um die Dosierung auch für mich erträglich zu halten, erst einmal der Bericht über meine erste Eileiterschwangerschaft im Januar/Februar.

Am 21. Dezember war der erste Tag meiner Periode. Im neuen Jahr konnten wir also einen neuen Versuch wagen, dem Wunsch vom Eltern-Dasein ein wenig näher zu kommen. Was ich mir um Punkt 0:00 in der Sylvesternacht für das neue Jahr gewünscht habe, könnt ihr euch sicher vorstellen. Bis heute frage ich mich, ob es ein Fehler war um Mitternacht nicht mit Sekt anzustoßen. Wir waren wohlgemerkt die einzigen in der Runde, weil wir es irgendwie verpeilt hatten. Ich merke mir für das nächste Sylvester also, dass ich in jedem Fall mit einem (hoffentlich alkoholfreien?) Sekt anstoßen werde, um alle schlechten Geister für 2015 zu verjagen. Entschuldigt den Sarkasmus. Aber, das ist meine Methode nicht völlig an dieser abstrusen Situation zu verzweifeln.

An Neujahr hatte ich eine kurze hellrote Blutung und das Gefühl und mein Unterleib fühlte sich angeschwollen an. Bis heute habe ich hierfür keine richtige Erklärung, was ich da für ein Problem hatte und ob diese vermeintlich unproblematische Blutung vielleicht eine Erklärung wäre, die zu meinen Eileiterschwangerschaften geführt hat. Fakt ist, dass ich um diesen Zeitraum herum wohl auch meinen Eisprung gehabt haben muss. Vielleicht hing die Blutung auch damit zusammen?

Am 15. Januar hatte ich dann das erste Schwangerschaftssymptom: sehr starke Brustschmerzen und sehr empfindliche Brüste. 

Am 16. Januar hatte ich zudem das erste schmerzhafte Ziehen im Urlaub. 

Am 17. Januar hatte ich wieder eine kurze hellrote Blutung und stärkere Kopfschmerzen. Ich war an diesem Tag voller Hoffnung, weil ich dachte, dass es sich hierbei um eine Einnistungsblutung handelt. Tja, da lag ich leider völlig daneben...
Die Krux bei einer Eileiterschwangerschaft ist ja, dass das Ei im Eileiter hängen bleibt und niemals in die Gebärmutter gelangt, um sich dort dann in der Gebärmutterschleimhaut einnisten zu können. Vermutlich hat es eine frische Blutung gegeben, weil die befruchtete Eizelle im Eileiter hängen geblieben ist und deswegen kleine Äderchen verletzt wurden? 

Am 18. Januar bekam ich dann schwache dunkelrote-braune Schmierblutungen und sehr starke Kopfschmerzen und Übelkeit. Da meine Periode häufig so beginnt und ich nun genau im 29. Zyklustag steckte, bin ich davon ausgegangen, dass meine Periode gekommen ist. Manchmal braucht sie ein paar Tage, um richtig ins Laufen zu kommen. Das Thema Schwangerschaft hatte ich für diesen Zyklus also abgehakt.

Auch am 19. Januar wieder eine kürzere Schmierblutung. 

Am 20. Januar nur noch wenige Tropfen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. 

Ab dem 21. Januar hatte ich dann keine Blutungen mehr. Stattdessen wieder Brustschmerzen

Am 22. Januar war mir leicht übel und ich hatte leichte Kreislaufbeschwerden. Und plötzlich habe ich mich vor Fleisch und Wurst geekelt. 

Am 23. Januar hatte ich wieder nur eine ganz geringe Schmierblutung.

Am 24. Januar hatte ich eine mittelmäßige braune, rostrote Schmierblutung und stärkere, stechende Unterleibsschmerzen.

Samstag, 25. Januar: Auch, wenn ich - zwar sehr selten - hin und wieder seltsame Menstruationsblutungen hatte. Das kam mir seltsam vor! Deshalb machte ich am Morgen auch direkt einen Schwangerschaftstest, der natürlich prompt positiv ausgefallen ist. 

Ihr könnt euch vorstellen, dass wir im 7. Himmel waren. Meine Recherchen im Netz hatten ergeben, dass kurze Blutungen am Anfang der Schwangerschaft zwar vom Arzt abgeklärt werden müssen, in der Regel aber kein Grund zur Besorgnis besteht. Die Unterleibsschmerzen führte ich auf das Dehnen der Mutterbänder zurück.  Da ich noch völlig entspannt war und auch nicht wegen ein paar Zimperlein panisch werden wollte, habe ich mir vorgenommen erst am Montag meine Frauenärztin anzurufen. Wie oft habe ich im Internet gelesen, dass Frauen in der Schwangerschaft wegen jedem Zipperlein völlig überreagieren. Nein, so wollte ich nicht sein. 

Wir freuten uns unendlich über dieses Kind, schmiedeten Pläne und möblierten in unseren Gedanken schon das dritte freie Zimmer in unserer Wohnung. Mit einem winzigen Stäbchen, das zwei Worte enthält, kann sich schlagartig das Leben von zwei Menschen ändern. Aber wir hatten keine Angst vor dieser unbekannten Herausforderung - ganz im Gegenteil. Wir freuten uns, dass wir nun endlich diesen neuen riesengroßen Schritt im Leben gehen durften.

Am 27. Januar rief ich bei meiner Frauenärztin an, wo ich zuerst einmal von der Arzthelferin angeraunzt wurde, warum ich so lange mit den Blutungen gewartet hätte - ich sei schließlich schwanger! Ähm ja, ich dachte, dass ich meine Periode hätte? Nun denn, der Terminkalender sei dennoch voll, daher könnte ich erst am nächsten Tag zum Vertretungsarzt. Ah ja ... Mir blieb ja - vermeintlich - nichts anderes übrig. Also wartete ich bis zum nächsten Tag. Nun schon ein wenig verunsichert wegen der Worte der Arzthelferin. Habe ich vielleicht fahrlässig gehandelt und möglicherweise das Leben meines Kindes gefährdet? 

Am 28. Januar setzten die Blutungen wieder ein und ich hatte extreme Unterleibsschmerzen. Der Besuch beim Vertretungsarzt war ernüchternd: bereits beim Blick in den Muttermund und Abtasten des Unterleibs machte er mir wenig Hoffnung. Es sei wohl keine intakte Schwangerschaft. Der Blick über den Vaginalultraschall bestätigte die Vermutung: Gebärmutterschleimhaut nur schlecht aufgebaut, nur eine deformierte Fruchthöhle zu sehen. Diagnose: vermutlich natürlicher Abgang. Mir wurde Blut zur Diagnose des Schwangerschaftshormons ß-HCG abgenommen. Ich sollte in zwei Tagen zur erneuten Blutkontrolle hereinkommen. Er machte mir wenig Hoffnung, dass es sich um eine intakte frühe Schwangerschaft handeln könnte.

29. Januar: Schmierblutungen, sehr häufiger Harndrang.

30. Januar: sehr starke Schwallblutung inkl. kleiner dunkler Blutfetzen. So gut wie keine Schwangerschaftssymptome mehr, kaum Harndrang.

31. Januar: sehr starke Blutung.

01. Februar: sehr starke Blutung.

02. Februar: nur noch sehr wenige Tropfen Schmierblutungen.

03. Februar: die wiederholten ß-HCG-Kontrollen bei meiner Frauenärztin bestätigten, dass der ß-HCG-Wert sehr niedrig war und nach und nach gesunken ist (Anfangs bei 500 - Am Ende bei 70). Auch auf dem Ultraschall konnte nichts auffälliges festgestellt werden: kein Embryo an den Eileitern, kein Blutungen im Unterleib. Diagnose: natürlicher Abgang erfolgreich. Der ß-HCG-Wert sollte vorsichtshalber noch weiter kontrolliert werden, um wirklich sicherzustellen, dass keine Reste mehr im Körper waren. Das Wort "Eileiterschwangerschaft" hatte meine Frauenärztin zwar mal angesprochen, war aber sehr zuversichtlich, dass diese nicht auf mich zutraf. Ja, natürlich waren wir traurig über diese Diagnose. Aber ich war froh, dass mein Körper das - vermeintlich - so super allein erledigt hatte.  

Mittwoch, 12. Februar: der ß-HCG ist wieder leicht angestiegen. Ich sollte Freitags noch mal vorbei kommen - manchmal kommt es auch zu Messfehlern im Labor.

Freitag, 14. Februar: Am Morgen erneute Ultraschalluntersuchung: alles unauffällig und Blutabnahme. Da ich keinerlei Beschwerden, außer hin- und wieder ein Unterleibsziehen auf beiden Seiten hatte, bestand kein Grund zur Sorge. Am Nachmittag rief mich meine Frauenärztin auf dem Handy an. Ich sollte morgen früh direkt ins Krankenhaus, der ß-HCG-Wert sei weiter angestiegen. 

Samstag, 15. Februar: Blutabnahme im Krankenhaus: ß-HCG-Wert stabil. Ultraschall auf sehr neuem Gerät auch wieder unauffällig. Kein Embryo zu sehen. Ich sollte am Montag noch mal wiederkommen.

Montag, 17. Februar: Eine erneute Blutabnahme zeigte, dass der ß-HCG-Wert wieder angestiegen ist! Eine erneute sehr lange Untersuchung durch die Oberärztin brachte auch keinen Aha-Effekt. Allerdings sah sie auf dem rechten Eileiter einen kleinen "Schatten". Es müsse nichts bedeuten, könnte aber auch auf einen Embryo hindeuten. Natürlich könnte es aber auch sein, dass der ß-HCG-Anstieg auf einen kleinen Rest eines natürlichen Abgangs zurückzuführen sei. Aber, wenn der da noch wäre, müsste der in jedem Fall auch raus - da der Wert ja anstieg. Hier käme eine Ausschabung in Betracht. Wegen dem Schatten am rechten Eileiter bevorzugte sie allerdings eine Bauchspiegelung. Am Ende entschied ich mich im ersten Schritt für eine Ausschabung, sollten die Ärzte während der OP nichts finden, wird direkt eine Bauchspiegelung stattfinden. Ich konnte sie auch überreden, die OP erst am nächsten Tag durchzuführen.

Dienstag, 18. Februar: Da während der Ausschabung kein Gewebe gefunden wurde, wurde - erfolgreich - eine Bauchspiegelung durchgeführt. Diagnose: Der Embryo lag im rechten Eileiter fest - wenige Milimeter vor Eintritt in die Gebärmutter (!!!). Da die Größe nicht der ausgerechneten Schwangerschaftswoche entsprach, geht man davon aus, dass er schon recht früh aufgehört hat zu leben. Dies war wohl auch der Grund, warum man ihn nicht auf dem Ultraschall sehen konnte und meine Symptome immer weniger wurden bzw. aufhörten.

Wir haben am 18. Februar unser erstes Kind verloren. Es tröstet mich, dass es sich wohl schon vor der Operation gegen ein Leben in unserem Universum entschieden hat und es somit nicht noch getötet werden musste. Ich weiß, dass es nicht lebensfähig gewesen wäre und die Medizin im Moment noch nicht soweit ist, solche Embryonen aus dem Eileiter in die Gebärmutter umzupflanzen. Daher bleibt den Medizinern heute keine andere Wahl. Vor 100 Jahren wäre ich vermutlich verstorben. Nichts desto trotz hätte mich der Gedanke, dass mir mein eigentlich lebensfähiges Kind entnommen wurde, damals noch trauriger gemacht. Bei meiner zweiten Eileiterschwangerschaft habe ich auf dem Ultraschall einen pulsierenden Embryo gesehen - leider am falschen Platz.

Ich hoffe, dass mein detaillierter Erfahrungsbericht der ein oder anderen Betroffenen weiterhelfen kann. In einem weiteren Erfahrungsbericht, erzähle ich euch alles über meine zweite Eileiterschwangerschaft, aber auch über die Zeit danach. Wie es sich anfühlt, über diesen Weg seine Kinder zu verlieren und wie ich versucht habe bzw. noch versuche das Ganze zu verarbeiten und wieder positiv nach vorne zu schauen.

Fühlt euch gedrückt!

Herzliche Grüße,

Eure Lisa
P. S.: Beim nochmaligen Lesen des Beitrags ist mir aufgefallen, wie lange das Ganze eigentlich gedauert hat. Unglaublich über wie viele Wochen sich dieses Ereignis hingezogen hat. 



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