Freitag, 30. Dezember 2016

Jahresrückblick 2016 - Danke, dass du endlich vorbei bist

2016 - nur noch knapp 1,5 Tage. Dann haben wir beide es endlich geschafft. Du und ich, das war keine besonders gute Liaison. Von Anfang an war da der Wurm drin. Bereits am 1. Januar 2016 starteten wir mit der 2. ICSI, die natürlich prompt negativ endete. Wie die dritte und vierte ICSI ausgegangen ist, wissen wir ja beide. Und meine Ehe wäre beinahe auch noch in die Brüche gegangen. Ganz toll hast du das gemacht, 2016 - einfach mal so mein Leben durchgerüttelt und dich immer wieder mit dem Teufel verbündet und das Engelchen verjagt. Bravo! Nun denn, du bist ja bald vorbei. Und aus diesem Grund bin ich nun wieder ganz zuversichtlich. Ich drücke morgen Nacht, wenn das Sylvesterfeuerwerk ab 0:00h im vollen Gange ist, einfach mal auf Neustart. Bei meinem PC auf der Arbeit hilft das ja auch immer. Vielleicht klappt das ja auch mit meinem Leben, dem Kinderwunsch und anderen noch fehlenden Dingen in meinem Leben.

1.      Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
Ich tendiere zu einer 3, auch wenn es einige schöne Momente gab. Aber, wenn ich zurückblicke, dann sind die Kinderwunschbehandlungen und die Streitereien mit meinem Mann doch sehr omnipräsent, weil sie einfach wahnsinnig viel Raum und Zeit eingenommen haben. Eigentlich war ich in 2016 permanent in einer Kinderwunschbehandlung - hmpf.

2.      Zugenommen oder abgenommen?
Gleich geblieben.

3.      Haare länger oder kürzer?
Minimal kürzer - aber immer noch lang.

4.      Kurzsichtiger oder Weitsichtiger?
Weitsichtiger - nicht nur tatsächlich auf die Augen bezogen, sondern auch bezogen auf das Leben. Ich habe dieses Jahr - auf sehr harte Art und Weise - gelernt, dass ich gelassener werden muss und meinen Kontrollwahn loslassen muss.

5.      Mehr Kohle oder weniger?
Ein bisschen mehr Geld verdient, aber ein vielfaches MEHR an Kohle ausgegeben. Der Sommerurlaub war wahnsinnig teuer und die Kosten der vierten ICSI betrugen ca. 9.000 EUR. 

6.      Besseren Job oder schlechteren?
Der Job ist der gleiche geblieben, aber ich wurde befördert und meine Aufgaben haben sich zum Glück auch zum besseren verändert. Ich bin im Moment sehr gefragt in meinem Unternehmen und werde dort sehr geschätzt. Zudem engagiere ich mich freiwillig bei unternehmensübergreifenden Themen mitzuarbeiten. Das macht mich deutlich zufriedener und ich gehe mittlerweile wirklich sehr, sehr gerne zur Arbeit.

7.      Mehr ausgegeben oder weniger?
Puh - deutlich mehr. Siehe Frage 5.

8.      Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
Keinen Gewinn oder so. Aber dafür bin ich um sehr viele Erfahrungen reicher geworden:

- Man kann sein Leben nicht kontrollieren
- Man kann keine Kinder erzwingen
- Eine gut funktionierende Beziehung ist harte Arbeit
- Ärzte sind auch nur Menschen
- Der Teufel ist ein Arschloch
- Das Engelchen ist nicht immer da, wenn man es braucht
- Der Kinderwunschweg ist ein Arschloch

9.      Mehr bewegt oder weniger?
Irgendwie hat sich 2016 wie ein Stillstand angefühlt. Und das in vielerlei Hinsicht. Der Kinderwunschweg ist stagniert. In meiner Ehe haben wir uns dieses Jahr viele Monate in eine falsche Richtung entwickelt, aber diese Phase hat uns am Ende auch deutlich weiterentwickelt. Wir haben eine neue Dimension in unserer Beziehung erreicht. Letztendlich ist das auch etwas positives. Meine Freundschaften und generell meine Hobbies, habe ich dieses Jahr aufgrund des Kinderwunschwegs ordentlich brach liegen lassen. Das muss ich in 2017 unbedingt ändern.

10.  Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Krankgeschrieben war ich immer nur wegen der Kinderwunschbehandlungen (und das aber echt häufig). Eine Grippe hatte ich während meines Urlaubs. Und ansonsten war ich immer nur NACH den Kiwu-Behandlungen krank, weil mein Körper und insbesondere meine Schilddrüse das abrupte Abbrechen der Hormoneinnahme überhaupt gar nicht witzig fanden.

11.  Davon war für Dich die Schlimmste?
Die Hormon-Talfahrten nach den ICSIs. Das hat bei mir wirklich IMMER zu teils heftigen depressiven Phasen geführt. Und mein Hashimoto und mein Lichen Sclerosus fanden das auch überhaupt nicht witzig und haben es mir mit ordentlichen Schüben gedankt.

12.  Der hirnrissigste Plan?
Fällt mir gerade keiner ein.

13.  Die gefährlichste Unternehmung?
Fällt mir keine ein.

14.  Die teuerste Anschaffung?
Die vierte ICSI, der Urlaub und ein Vitamix :-).

15.  Das leckerste Essen?
Dieses Jahr habe ich ganz viele neue Dinge ausprobiert, weil ich aufgrund meiner Autoimmunerkrankungen meine Ernährung umstellen musste. Tolle Rezepte habe ich bei der wundervollen Bloggerin (und mittlerweile auch Buchautorin) Deliciously Ella gefunden. Aber auch die Sendung Ernährungs-Docs vom NDR hat mich noch einmal darin bestätigt, dass eine Ernährungsumstellung sehr wohl meine Autoimmunerkrankungen beeinflussen kann. Ich habe keine Ahnung, ob eine Ernährungsumstellung Auswirkung auf den Hashi hat, aber beim Lichen Sclerosus merke ich es total. Sobald ich Zucker, Alkohol, Getreide, Schweinefleisch und viele Milchprodukte konsumiere, bricht er wieder aus und meine Vagina zerstört sich selbst.

16.  Das beeindruckenste Buch?
Die beiden Kochbücher von Deliciously Ella

17.  Der ergreifendste Film?
Puuh, ich habe dieses Jahr wahnsinnig viele gute Filme gesehen. Einen Favoriten habe ich gerade nicht. Aber berührt hat mich der Film "Gefühlt Mitte Zwanzig", weil er - eigentlich eher nebensächlich - das Thema ungewollte Kinderlosigkeit behandelt und zeigt, was mit einem Paar passiert. Vordergründig geht es überhaupt nicht um das Thema ungewollte Kinderlosigkeit, aber am Ende wird klar, dass alle Dinge nur deshalb so gelaufen sind, weil das Paar von der ungewollten Kinderlosigkeit betroffen ist. Wenn ich mit diesem Thema nichts am Hut hätte, hätte ich den Film sehr schlecht gefunden, weil die Story eigentlich nicht gut ist. Aber, wenn man Betroffene ist, dann liest man den zwischen den Zeilen und versteht ihn in seiner vollen Gänze.

18.  Die beste CD?
Clueso - Standrandlichter. Und hier insbesondere das Lied: Lass den Kopf nicht hängen

19.  Das schönste Konzert?
Leider auf keinem einzigen Konzert, weil ich mich getraut habe Tickets zu kaufen (ich hätte ja schwanger sein können - haha).

20.  Die meiste Zeit verbracht mit?
Mit meinem Mann und meinem Hund

21.  Die schönste Zeit verbracht mit?
Trotz vieler sehr schlechter Tage - mit meinem Mann. Und  natürlich mit meinem Hund ;-)

 22. 2016 zum ersten Mal getan?
Einen Smoothie in einem Hochleistungsmixer zubereitet (ich  bin total begeistert von meiner ersten hochpreisigen Küchenmaschine - dem Vitamix ;-)).

23.  2016 nach langer Zeit wieder getan?
Im Kino

24.  Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Negativs, Ehekrise, das Wissen um die Abtreibung meiner Schwester

25.  Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Das ich recht habe ;-)

26.  Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Liebe geschenkt?

27.  Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Liebe

28.  Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Ich liebe dich und ich bleibe bei dir.

29.  Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Ich liebe dich, trotz der ganzen Scheiße hier.

30.  Dein Wort des Jahres?
Liebe

31.  Dein Unwort des Jahres?
Negativ

32.  Deine Liebglingsblogs des Jahres?
Ich habe all eure Blogs (siehe Blogroll) in diesem Jahr sehr gerne gelesen, auch wenn ich nicht (bzw. selten) kommentiere.
Besonderen Mut hat mir in diesem Jahr der Blog von prinnii gegeben. Sie war so tapfer und hat trotz der vielen Niederschläge immer daran geglaubt, dass ihr größter Wunsch irgendwann erfüllt werden wird. Und der Wunsch ist dann auch in Erfüllung gegangen :-).

Eine tapfere Entscheidung hat dieses Jahr auch meine liebe Wünschi getroffen. Auch, wenn sie den Kinderwunsch-Kreis verlassen hat, werde ich sie noch weiter begleiten. Wer weiß, vielleicht werde ich demnächst mit ihr in den Kreis der "anderen" Frauen ziehen.

Sehr positiv überrascht hat mich der Blog-Neuankömmling Tina Wünsche. Sie schreibt auf eine wundervolle Weise rückblickend ihren kompletten Kinderwunschweg auf. Am Ende führte ihr Kinderwunsch-Weg über eine Samenspende zum Glück. Die Art und Weise wie sie schreibt, beeindruckt mich wirklich sehr. Und interessanterweise hat sie mich durch ihren Blog auch noch einmal darin bestärkt, dass dieser Weg (Eizell- oder Samenspende) nicht der richtige Weg für uns wäre. Wer sich also mit der Frage "Samenspende ja oder nein" beschäftigt, dem kann ich diesen Blog nur wärmstens ans Herz legen. Meinem Mann und mir schwirrten immer wieder viele Fragen zum Thema Adoption, Samenspende etc. im Kopf herum. Die essentiellste aller Fragen von uns lautet natürlich: wie weit wollen wir für unseren Kinderwunsch gehen - was ist der richtige Weg für uns, was passt zu uns? Tina hat uns durch ihren Blog dieses Jahr viele gute Denkanstöße gegeben, die uns geholfen haben eine klare Entscheidung treffen zu können, wo unser Weg aufhören wird. Vielen Dank dafür, Tina :-*

Das war es dann also mit 2016. Ich wünsche euch allen noch einen guten Rutsch ins neue Jahr. Und für all diejenigen, bei denen 2016 genauso blöd war wie bei uns - lasst uns am Sonntag alle auf den "Neustart"-Knopf drücken.

Liebe Grüße - wir lesen uns in 2017 wieder!
Lisa

Sonntag, 25. Dezember 2016

1. Tag vom Weihnachtsmarathon geschafft

Punkt 0:00h beginne ich diesen Post und bin froh, dass Heilig Abend rum ist.

Mal wieder ein Weihnachten ohne Kind bzw. Kind im Bauch. Je öfters sich dieses Weihnachten als ungewollt kinderlose wiederholt, desto mehr stirbt meine Hoffnung, dass wir das nächste Mal vom Storch berücksichtigt werden. 

Dieses Weihnachten ist richtig schlimm für mich. Wir haben es bei meiner Schwester gefeiert und ich musste mich sehr zusammen reißen, meine gute Miene zum bösen Spiel nicht zu verlieren.

Wenige Tage nach meinem Negativ war mein Lieblingsmann mit dem Mann meiner Schwester auf Sauftour. Im Suff erzählte er - aus dem Nichts - meinem Mann, dass meine Schwester letztes Jahr ein Kind abgetrieben hat. Grund war, dass sie ihre Familienplanung bereits abgeschlossen hatten und es einfach nicht in ihre Lebensplanung passte. WHÄM ............. 
Mein Schwager hat meinen Mann dann darum gebeten, dass er es bitte für sich behalten soll. Mein Mann konnte das zum Glück aber nicht und hat es mir erzählt. Wie tief das Loch war, in das ich gefallen bin, muss ich euch bestimmt nicht erzählen. Es war verdammt tief, so richtig, richtig tief. 

Wie ihr aber auch schon von mir wisst, wissen nur sehr wenige Menschen um unsere Situation. Aus meiner Familie weiß es keiner. Und das hatte ich eigentlich vor zu ändern. Ich wollte mich eigentlich meiner Schwester anvertrauen. Aber wie kann ich jemandem etwas über meine ungewollte Kinderlosigkeit erzählen, wenn er selbst das gegenteilige Problem hat?

Mittlerweile ist mir auch vieles klar geworden. Meine Schwester hatte letztes Jahr ein richtig übles Burn-Out und konnte auch nicht mehr zur Arbeit gehen. Bis heute schleppte sie immer irgendwas mit sich rum, sie war und ist ein psychisches Wrack. Heute ist mir natürlich klar, woher das alles rührt. Das alles wurde ausgelöst durch die Abtreibung. Ich kenne meine Schwestee sehr gut, normalerweise ist sie nicht der Typ für eine Abtreibung. Ich vermute, dass sie sich da ein wenig von ihrem Mann hat unter Druck setzen lassen und danach erkannt hat, was sie da eigentlich gemacht hat.
Seit einigen Wochen will sie sich unbedingt mit mir treffen - aber ich kann das nicht. Auch heute sprach sie wieder davon, wie schlecht es ihr geht, wenn wir alleine waren. Früher hätte sofort nach dem Grund gefragt. Aber jetzt kenne ich den Grund und kann nicht nachfragen.

Ich kann sie nicht trösten. 
Ich kann ihr nicht sagen, dass es die richtige Entscheidung war und sie aufhören muss, sich selber Vorwürfe zu machen.
Ich kann ihr nicht sagen, dass ich sie dafür nicht verurteile.
Ich kann ihr nicht sagen, dass es richtig war sie für den bequemeren Weg zu entscheiden.

Statt dessen möchte ich ihr am liebsten mitteilen, wie sehr ich sie dafür hasse.
Wie sehr ich sie dafür verurteile, dass sie ein Kind hat abtreiben lassen, obwohl es aus finanzieller, beruflicher und wohnlicher Sicht keinen einleuchtenden Grund dafür gab. Beide sind alt genug, haben so gute Jobs, dass eigentlich nur einer arbeiten muss. Das Haus hätte auch noch Platz für ein Kind gehabt. Fuck Off!

In was für einer beschissenen Welt lebe ich eigentlich, wo selbst die eigene Schwester ein Kind abtreibt. Der Teufel lacht mich ganz persönlich aus, oder nicht?

Ich war heute verdammt froh, dass meine Schwester das Thema nicht angesprochen hat. Ich glaube, ich hätte sie angeschrien und es wäre verdammt böse geendet.

Andererseits kann ich mich aber auch glücklich schätzen, dass meine Schwester das Kind nicht zur Welt gebracht hat. Ich glaube, diese Situation hätte mich richtig fertig gemacht. Zu wissen, dass meine Schwester ungewollt noch mal schwanger wurde und sich zähneknirschend für das Baby entschieden hätte. Dieses Weihnachten wäre auch richtig übel geworden. Denn dann wären auch wieder ganz viele Kommentare in unsere Richtung gekommen. Warum wir denn nicht und so... - ihr wisst schon.

Es tut mir leid, dass ich mich an Weihnachten so bei euch ausheule. Aber das musste unbedingt raus - sonst wäre ich explodiert.

Ich wünsche euch noch schöne Festtage und melde mich die Tage noch mal bei euch 😘