Mittwoch, 22. Juni 2016

3. ICSI - Bluttest: Ich habe leider kein HCG für Sie

Mit den künstlichen Befruchtungen ist das so eine Sache. Obwohl man um die miserablen Umstände weiß, hat man doch noch einen kleinen Funken Hoffnung. Vielleicht gehört man ja doch mal zu denjenigen, bei denen das Wunder Eintritt. Das Wunder, auf das alle KiWu-Frauen hoffen, und weshalb sie diesen ganzen Mist auf sich nehmen. 

Leider habe ich mich kurz vor Transfer noch von den Medikamenten/Hormonen veräppeln lassen. An PU+13, TF+10 (Donnerstag) hatte ich sehr starkes Unterleibsziehen und meine Brüste haben plötzlich wieder sehr gespannt und sind größer geworden. Meinem Mann habe ich nichts von meiner vermeintlichen "Ahnng" erzählt. Samstags (PU+15, TF+12) habe ich mich dann getraut einen Schwangerschaftstest zu machen. Ich habe mir tatsächlich immer wieder vorgestellt, wie ich meinem Mann den Test mit den beiden Linien vor die Nase halte und ihm erzähle, dass ich das ja dann plötzlich doch gemerkt habe schwanger zu sein. 

Aber die zwei Linien sind nicht erschienen. Die ganze Zeit wusste ich, dass es nicht geklappt. Und dann - wegen dieser blöden Unterleibsschmerzen und den Brustveränderungen - habe ich doch wieder Hoffnung gehegt. Als ich nur die eine Linie gesehen habe, ist ein ganz tiefer Schmerz durch meinen Körper gegangen und ich habe bitterlich geweint. Mein Mann saß neben mir - völlig abgestumpft - und hat nichts gesagt. Und mich auch nicht in den Arm genommen - weil er ja auch selber damit zurecht kommen muss, irgendwie. Der sehr intensive Schmerz dauerte 5 Minuten an. Danach habe ich mich selber gezwungen mich zusammenzureißen. Ich wollte diesem unwürdigen Zustand nicht noch mehr Zeit gönnen. Das hätte dieses Negativ einfach nicht verdient.
Am Montag wurde das Ergebnis mittels Bluttest bestätigt. Die Unterleibsschmerzen kündigten in sehr massiver Weise einfach nur meine Periode an. Wieder etwas hinzu gelernt für die nächste Behandlung.

Punkt.

Nun sind wir wieder an dem gleichen Punkt, an dem wir schon vor 2,5 Jahren waren. 

Stillstand. 
Resignation. 
Abgestumpft. 
Leere.
Sackgasse.

Ich bewege mich im Kreis, kann nicht abbiegen. Immer wieder die gleichen Orte, die gleichen Worte, die gleichen Menschen. Kein Fortkommen in Sicht.

Moment - einmal zurückspulen bitte. 

Vor 2,5 Jahren hatten mein Mann und ich eine Abmachung, von der ich nie geglaubt hätte, dass sie zum Zuge kommt. Wir waren uns damals einig - wenn es nicht klappen sollte, versuchen wir es noch einmal auf natürlichem Wege.

Ich denke tagein tagaus über diese Option nach. Aber ich komme zu keinem Ergebnis. Ich habe Angst davor eine Entscheidung zu treffen. Ich habe Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen und wieder ein Kind zu verlieren. Ich habe eine riesige Angst!

Andererseits - was habe ich zu verlieren? Die Wahrscheinlichkeit über den natürlichen Weg ein Kind zu bekommen scheint mittlerweile größer zu sein, als die Wahrscheinlichkeit es über eine künstliche Befruchtung zu werden. So zumindest die Statistik. Wenn man nach der 3. ICSI nicht schwanger geworden ist, dann ist es vermutlicher wahrscheinlicher einen 6er im Lotto zu bekommen als schwanger zu werden.

Mmh. Ich habe mir vorgenommen, mir einen Monat Bedenkzeit zu geben. Danach werde ich eine Entscheidung treffen.

Welche Pläne stehen noch an?

Am Montag haben wir einen Termin mit meiner KiWu-Ärztin. Hier werden wir die letzte Behandlung resümieren und die nächste besprechen.

Dann habe ich noch einen Termin bei einer anderen Frauenärztin. Diese habe ich damals kurz nach der 2. ELSS aufgesucht und sie war auch diejenige, die mich ermutigt hatte den natürlichen Weg zu gehen.

Dann werden wir noch eine zweite KiWu-Klinik in unserer Stadt aufsuchen und uns deren Meinung anhören.

Und wie es der Zufall so wollte, haben wir erfahren, dass einer aus unserem engen Freundeskreis einen Reproduktionsmediziner in der Familie hat. Als wir das erfahren haben, haben wir die Freunde direkt in unsere Problematik eingeweiht. Und sie haben uns von sich aus angeboten, mit dem verwandten Repro-Mediziner zu sprechen. Dieser hat direkt angeboten, dass wir ihn kontaktieren können. Der Repro-Mediziner lebt und praktiziert allerdings in Österreich. Wir werden jetzt unsere komplette Patientenakte in meiner KiWu anfordern und dem Mediziner zukommen lassen - auch, welche Behandlungen die beiden KiWus planen. Mal schauen was er sagt. Wenn wir ein gutes Gefühl haben, würden wir auch eine Behandlung in Österreich machen. Teurer als 14.000 EUR - wie in meiner aktuellen Klinik - wird es schon nicht werden. Wir könnten während der Behandlung auch umsonst irgendwo wohnen - das alles haben unsere Freunde schon in Erfahrung gebracht. 

Mit Plan B - also Adoption oder Pflegekind - will mein Mann sich momentan nicht auseinandersetzen. Und das, obwohl ich ihm klar gemacht habe, dass es hier sehr lange Vorlaufzeiten gibt. Vielleicht kümmere ich mich - ohne sein Wissen - auch schon mal selber darum. Ich schaue mal.

Puh - ganz schön viel auf einmal, nicht wahr?
Aber das Leben muss weitergehen - irgendwie...

Alles Liebe





2 Kommentare:

  1. Ach Lisa, es tut mir so Leid. Vermutlich kannst du diese Worte nicht mehr hören. Aber das tut es wirklich.

    Auch deine Angst vor dem natürlichen Weg und damit verbundenen davor, noch ein Kind zu verlieren kann ich voll und ganz nachfühlen.

    Ach Mensch. Irgendwie alles nur Blabla was ich von mir gebe. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll. Weil nichts wirklich hilft. Leider.

    Ich drück dich feste. Und hoffe weiterhin auf ein Wunder für euch. Egal auf welchem Weg.

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  2. Ich hatte so gehofft, dass es diesmal klappt. Da du dich ja nun mit Alternativen beschäftigst, hier mal noch ein Hinweis. Vielleicht kennst du es ja schon aber falls nicht, vielleicht solltest ihr mal über eine künstliche Befruchtung im Naturzyklus nachdenken. Da die Stimulation bei dir ja offensichtlich nicht wirklich viel bringt, könnte es vielleicht mit der einen natürlichen Eizelle klappen und die Nebenwirkungen entfallen ebenfalls.

    Natürlich sind die Erfolgschancen mit nur einer Eizelle geringer aber die Kosten dafür auch. Bei uns in Dresden in der Uniklinik nannte man mir einen Preis von ca. 800 € wenn man es bis zum Transfer schafft. Wenn man schon vorher scheitert eben entsprechend günstiger (Unikliniken scheinen aber generell günstiger zu sein).

    Das wäre auch meine bevorzugte Variante gewesen, da es bei uns auch immer auf Anhieb geklappt hat und eben nur an den Eileitern gescheitert ist. Leider übernehmen die KK die Kosten nicht, so dass wir uns aufgrund der höheren Erfolgswahrscheinlichkeit erstmal für die stimulierte Variante entschieden haben. Sollte es aber nicht klappen, ist die künstliche Befruchtung im Naturzyklus auf alle Fälle eine Option.

    Für was auch immer du dich als nächstes entscheidest, ich drücke dir ganz fest die Daumen.

    Alles Gute
    Dana

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