Dienstag, 1. November 2016

Ich habe Angst - und dann diese Zweifel

Da ist er schon. Der große Sturz nach der Euphorie.
Seit heute habe ich auf der linken Schulter ein Engelchen sitzen und auf der rechten Seite das Teufelchen. Das Engelchen sagt mir, dass ich weiterhin daran glauben muss. Wenn ich nicht optimistisch bin, dann wird das Wunder auch nicht geschehen. Und dann plötzlich klopft das Teufelchen plötzlich auch mit seinem kleinen Spitzen Finger auf meine Schulter und flüstert mir ins Ohr, dass ich gefälligst die Handbremse anziehen soll. Und wie naiv ich eigentlich sei, wirft es mir vor. Ob ich aus den letzten drei ERFOLGLOSEN ICSIs nichts gelernt habe. Nichts ist sicher. Und es es ist viel wahrscheinlicher, dass es wieder nicht geklappt hat als dass es tatsächlich mal positiv ausgeht. 

Und jetzt liege ich hier in meinem Bett und habe Kopfkino. Und verdammt noch mal, der blöde Teufel hat recht. Wenn ich jetzt genauso ohne Handbremse mit Höchstgeschwindigkeit weiter fahre, ist der Totalschaden schon vorprogrammiert. Dann wird dir Klippe, von der ich dieses Mal stürzen werde, noch höher sein und der Fall entsprechend tiefer. Und diesmal werde ich vermutlich auch in eine Reha eingewiesen, weil ich es aus eigener Kraft vielleicht nicht mehr schaffen werde mich zu rehabilitieren.

Es kotzt mich so an. Dieses ständige auf- und ab, dieses hin- und her der Gefühle. Es ist so wahnsinnig anstrengend. Und dieser Warteschleifen-Koller wird jetzt noch bis zum 11.11. anhalten. Da wird man doch verrückt. Warum tut man sich diesen Mist eigentlich immer wieder auf's Neue an? Wir müssen doch alle verrückt sein, dass wir uns das immer wieder antuen. Werden wir jemals dafür belohnt? 

Bei der Punktion hat mir eine Narkose-Assistentin den Arm vorbereitet. Ich erzählte ihr, dass es meine 4. Behandlung sei. Keine Ahnung wieso, aber sie erzählte mir plötzlich, dass sie selbst ungewollt kinderlos sei. Sie hätte sich aber nie getraut, diesen Weg zu gehen und würde das täglich zutiefst bereuen, dass sie nicht alles versucht hätte. Sie meinte zu mir, selbst wenn es nicht klappen würde, dann wüsste ich immer, dass ich alles versucht hätte. So müsste ich mir niemals Vorwürfe machen. Und das ist vermutlich auch der Grund, warum man das alles immer wieder macht. Man kann sich - egal wie es ausgeht - selbst eingestehen, dass man wirklich alles versucht hat. Man wird seinen Frieden damit schließen können.

Ich hoffe inständig, dass es diesmal geklappt hat. Denn, wenn es wieder nicht geklappt haben sollte - wann ist genug? Wann hat man wirklich genug getan? Wann ist der Zeitpunkt gekommen, dass man seinen Frieden damit schließen kann? Diese Entscheidung treffen zu müssen, würde mich zerreißen. Aber ich weiß, dass man diese Entscheidung irgendwann treffen muss. Man kann nicht ewig hoffen und irgendwann ist dann auch mal das Geld am Ende. Spätestens da wird dann irgendwann eine Grenze gesetzt.

Ich höre jetzt besser auf, weil ch mich sonst im Kreis drehe. Außerdem hat gerade auch das Engelchen wieder mit seinem weichen Zeigefinger ganz sanft an meine Schulter geklopft und mich dazu ermahnt, die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich höre dann mal auf das Engelchen, das ist mir gerade nämlich lieber.

Und noch zur Dokumentation: die Überstimulationssymptome sind heute Morgen nahezu verschwunden. Einzig der riesige Bauch ist geblieben und generell fühle ich mich sehr aufgeschwemmt. Alle meine Klamotten sind mir innerhalb von wenigen Tagen viel zu eng geworden und ich fühle mich richtig unwohl. Aufgrund des Wegfalls der Ü-Symptome habe ich mit meinem Lieblingsmann daher heute die komplette Wohnung auf den Kopf gestellt und gereinigt. Allerdings hat sich das dann doch irgendwann gerächt - die Eierstöcke haben sich dann doch irgendwann bemerkbar gemacht. Und so musste ich dann immer wieder Pausen einlegen und irgendwann komplett kapitulieren. Mal schauen, ob sie sich morgen wieder melden.
Sollte das Engelchen recht behalten, könnte ca. am 10. TF eine Überstimulation zurückkehren, aufgrund des ansteigenden HCGs (so zumindest die doch recht einstimmigen Erfahrungen im Netz). 

Ich wünsche euch eine gute Nacht. Drückt bitte weiterhin alle Daumen und Zehen!

4 Kommentare:

  1. Ich drücke euch soooooo fest die Daumen! Du hörtest dich in den letzten Einträgen so positiv gestimmt an, es hat mich (unbekannterweise) sehr für euch gefreut das alles so toll lief und aussieht. ��
    Das mit dem Engel und Teufelchen kenne ich nur zu gut und wünsche dir das der Engel die Oberhand behält!��

    Ganz liebe Grüße Lila

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  2. Na aber hallo! Und wie ich meine Daumen drücke!! ✊🏻

    Am 11.11. ist BT? Das ist ja noch eeeeewig hin. Oh man. Ich kann es dir nachfühlen.

    Und ich hoffe so sehr, dass ihr dieses Mal euer Happy End bekommt 😘

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  3. Alles wird gut. Nicht den Kopf in den Sand stecken. Alles sieht gut aus. Über Grenzen könnt ihr immer noch nachdenken. Alles alles Gute! LG Tina ☺

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  4. Hallo Lisa,

    ich drücke Euch ganze feste die Daumen, dass es diesmal klappt. Ich fühle mit Euch und bin auch schon ganz dolle auf Euer Ergebnis gespannt.

    S.

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