Sonntag, 25. Dezember 2016

1. Tag vom Weihnachtsmarathon geschafft

Punkt 0:00h beginne ich diesen Post und bin froh, dass Heilig Abend rum ist.

Mal wieder ein Weihnachten ohne Kind bzw. Kind im Bauch. Je öfters sich dieses Weihnachten als ungewollt kinderlose wiederholt, desto mehr stirbt meine Hoffnung, dass wir das nächste Mal vom Storch berücksichtigt werden. 

Dieses Weihnachten ist richtig schlimm für mich. Wir haben es bei meiner Schwester gefeiert und ich musste mich sehr zusammen reißen, meine gute Miene zum bösen Spiel nicht zu verlieren.

Wenige Tage nach meinem Negativ war mein Lieblingsmann mit dem Mann meiner Schwester auf Sauftour. Im Suff erzählte er - aus dem Nichts - meinem Mann, dass meine Schwester letztes Jahr ein Kind abgetrieben hat. Grund war, dass sie ihre Familienplanung bereits abgeschlossen hatten und es einfach nicht in ihre Lebensplanung passte. WHÄM ............. 
Mein Schwager hat meinen Mann dann darum gebeten, dass er es bitte für sich behalten soll. Mein Mann konnte das zum Glück aber nicht und hat es mir erzählt. Wie tief das Loch war, in das ich gefallen bin, muss ich euch bestimmt nicht erzählen. Es war verdammt tief, so richtig, richtig tief. 

Wie ihr aber auch schon von mir wisst, wissen nur sehr wenige Menschen um unsere Situation. Aus meiner Familie weiß es keiner. Und das hatte ich eigentlich vor zu ändern. Ich wollte mich eigentlich meiner Schwester anvertrauen. Aber wie kann ich jemandem etwas über meine ungewollte Kinderlosigkeit erzählen, wenn er selbst das gegenteilige Problem hat?

Mittlerweile ist mir auch vieles klar geworden. Meine Schwester hatte letztes Jahr ein richtig übles Burn-Out und konnte auch nicht mehr zur Arbeit gehen. Bis heute schleppte sie immer irgendwas mit sich rum, sie war und ist ein psychisches Wrack. Heute ist mir natürlich klar, woher das alles rührt. Das alles wurde ausgelöst durch die Abtreibung. Ich kenne meine Schwestee sehr gut, normalerweise ist sie nicht der Typ für eine Abtreibung. Ich vermute, dass sie sich da ein wenig von ihrem Mann hat unter Druck setzen lassen und danach erkannt hat, was sie da eigentlich gemacht hat.
Seit einigen Wochen will sie sich unbedingt mit mir treffen - aber ich kann das nicht. Auch heute sprach sie wieder davon, wie schlecht es ihr geht, wenn wir alleine waren. Früher hätte sofort nach dem Grund gefragt. Aber jetzt kenne ich den Grund und kann nicht nachfragen.

Ich kann sie nicht trösten. 
Ich kann ihr nicht sagen, dass es die richtige Entscheidung war und sie aufhören muss, sich selber Vorwürfe zu machen.
Ich kann ihr nicht sagen, dass ich sie dafür nicht verurteile.
Ich kann ihr nicht sagen, dass es richtig war sie für den bequemeren Weg zu entscheiden.

Statt dessen möchte ich ihr am liebsten mitteilen, wie sehr ich sie dafür hasse.
Wie sehr ich sie dafür verurteile, dass sie ein Kind hat abtreiben lassen, obwohl es aus finanzieller, beruflicher und wohnlicher Sicht keinen einleuchtenden Grund dafür gab. Beide sind alt genug, haben so gute Jobs, dass eigentlich nur einer arbeiten muss. Das Haus hätte auch noch Platz für ein Kind gehabt. Fuck Off!

In was für einer beschissenen Welt lebe ich eigentlich, wo selbst die eigene Schwester ein Kind abtreibt. Der Teufel lacht mich ganz persönlich aus, oder nicht?

Ich war heute verdammt froh, dass meine Schwester das Thema nicht angesprochen hat. Ich glaube, ich hätte sie angeschrien und es wäre verdammt böse geendet.

Andererseits kann ich mich aber auch glücklich schätzen, dass meine Schwester das Kind nicht zur Welt gebracht hat. Ich glaube, diese Situation hätte mich richtig fertig gemacht. Zu wissen, dass meine Schwester ungewollt noch mal schwanger wurde und sich zähneknirschend für das Baby entschieden hätte. Dieses Weihnachten wäre auch richtig übel geworden. Denn dann wären auch wieder ganz viele Kommentare in unsere Richtung gekommen. Warum wir denn nicht und so... - ihr wisst schon.

Es tut mir leid, dass ich mich an Weihnachten so bei euch ausheule. Aber das musste unbedingt raus - sonst wäre ich explodiert.

Ich wünsche euch noch schöne Festtage und melde mich die Tage noch mal bei euch 😘



5 Kommentare:

  1. Hör auf dich zu entschuldigen! Das ist dein Blog und wenn du das kacke findest dann ist das so! Ich kann das nachvollziehen, voll und ganz. Auch wenn meine Situation grade anders ist habe ich knapp 2 Jahre lang alle gehasst die auch nur das Wort "schwanger" in den Mund genommen haben.
    Und noch viel schlimmer finde ich diese abgefuckten Geschichten die anfangen mit "eine Freundin von mir ist schwanger geworden als sie ganz mit Thema abgeschlossen hat"....ja toll...interessiert mich nicht, denn ich bin diese Freundin einfach nicht. Da bin ich sogar teilweise richtig frech geworden. Aber das ist halt so! Und das ist gut so weil nab dann aufhört sich innerlich damit zu belasten.
    Um zum Thema zurück zu kommen muss ich sagen, dass Leute die sich nie mit dem Thema "ungewollte Kinderlosigkeit und die Konsequenzen" beschäftigen mussten eine wirklich ganz andere Einstellung dazu haben und auch Abtreibung ein immer aktueller Plan B ist. Ich hab früher auch so gedacht muss ich Ehrlicher Weise sagen. Heute würde ich selbst ein Kind mit Auffälligkeiten nicht mehr abtreiben.
    Fühl dich einfach nur gedrückt und sprich mit deiner Schwester! Schwestern sind immer im Herzen verbunden und wenn man sich mal anschreien muss dann ist das so und es wird dir einfach besser gehen.
    Frohe Weihnachten meine Liebe!

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. Entschuldige,
      ich hatte die verwechselt...
      tut mir leid, was ich lese..
      Alles Liebe und Gute für dich und ich hoffe dein
      Traum darf sich doch noch erfüllen....
      Liebe Grüße
      von Monika*

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  3. Liebe Lisa, endlich komme ich mal wieder dazu hier zu kommentieren. Ich kann das voll und ganz nachvollziehen, dass du auf deine Schwester und deren Abtreibung so reagierst. Das trifft. Tut weh. Und ist unfassbar traurig. Ich glaube aber, dass es für dich (und für sie vermutlich auch) sehr, sehr wichtig ist, dass ihr diese Thematik ansprecht. Dass du deine Wut und deine Gefühle generell ihr gegenüber loswerden kannst. Ihr seid Schwestern. Vielleicht nicht gleich, aber ihr seid miteinander verbunden. Du musst ihr sagen, wie du das empfindest, dass sie ihr Baby angetrieben hat, während du verzweifelt versuchst eines zu bekommen. Allerdings darfst du nicht vergessen, dass sie das ja nicht getan hat, um dich oder sonst jemanden zu verletzen. Für mich ist es auch sehr schwer nachzuvollziehen, wie man einen Menschen abtreiben lassen kann (bis auf einige, wenige nachvollziehbare Gründe), aber das macht ja niemand um einen Unbeteiligten ins Gesicht zu schlagen. Deine Schwester ebenso wenig. Sie wird ihre persönlichen Gründe haben. Du kennst nur die Suffwahrheit ihres Mannes. Aber ich kann mir vorstellen, dass da eigentlich noch viel mehr oder was ganz Anderes hintersteckt. Vielleicht gibst du deiner Schwester die Möglichkeit sich dir zu offenbaren? Und vielleicht gibst du dir und ihr ebenfalls die Option deine Sichtweise und Empfindungen darzulegen. Oder deine Geschichte zu erzählen. Sie wird das sicherlich sehr treffen und bewegen. Und dich verstehen. Gebt euch diese Chance gegenseitig. Das wünsche ich dir und euch von Herzen.

    Penny ❤

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