Donnerstag, 5. März 2015

Die kinderlose Frau

Ich gehöre in den Augen der anderen Frauen mittlerweile zu DEN Frauen, über die man gerne tuschelt. Ja, ich gehöre nun zu den Frauen, über die ich vor einigen Jahren selber so getuschelt habe. 

Diese Frauen, die nix haben außer ihre Karriere. 
Diese Frauen, die ihr Geld lieber für Klamotten, Reisen und andere egoistische Vergnügen ausgeben.
Diese Frauen, die den "Müttern" das Leben auf der Arbeit schwer machen.
Diese Frauen, die man nicht mehr zu den Feierlichkeiten einlädt, weil da eh nur Paare mit Kindern sind und man ja keine gemeinsamen Themen hat.
Diese Frauen, die nur an ihr eigenes Wohl denken und keinen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten.
Diese eigentlich nur nutzlosen Frauen...

Ich hätte es nie gedacht. Aber mittlerweile komme ich in ein Alter, in dem ich eigentlich schon Kinder haben müsste. Da ich keine habe, gehen andere Frauen automatisch davon aus, dass ich mich bewusst dagegen entschieden habe - aus purem Egoismus. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Feindseligkeit erfahren müssen. Als nicht gebärende Frau, gehört man von einem Tag auf den anderen plötzlich zum Abschaum der Gesellschaft.

Mal abgesehen davon, dass ich (momentan und noch?) ungewollt kinderlos bin. Warum urteilt man über kinderlose Frauen eigentlich so negativ in unserer Gesellschaft? Es gibt so viele Kinder mit üblen Eltern, die in prekären Lebensverhältnissen aufwachsen. Wäre es da manchmal nicht sinnvoller gewesen, wenn diese Frauen darauf verzichtet hätten ein Kind zur Welt zu bringen? Ich habe letzte Woche eine furchtbare Reportage über abgeschobene und todunglückliche Kinder in Kinderheimen gesehen und habe geheult vor Wut! 

Ich habe in jungen Berufsjahren öfters ältere Frauen kennengelernt, die sich bewusst gegen Kinder entschieden haben, weil sie wussten, dass sie ohne Kinder deutlich glücklicher sind und ihren potenziellen Kindern nicht die notwendige Liebe schenken könnten. Eine bewundernswerte und im Endeffekt vermutlich auch die richtige Entscheidung. Warum sollte man diese Frauen für diese vernünftige Entscheidung verurteilen - haben wir nicht genügend ungeliebte und unglückliche Kinder auf der Welt?

In letzter Zeit werde ich immer öfters - insbesondere von den jungen Kolleginnen gefragt, ob ich den keine Kinder haben wolle. Darauf antworte ich meist immer mit "weiß nicht" und ernte entsetzte Reaktionen. Zuletzt fragte mich eine, ob das eigentlich nicht schrecklich wäre, wenn man nach seinem Tod keine Kinder hätte, denen man etwas hinterlassen könnte... (Mal abgesehen davon, dass ich bislang eh kein Vermögen angehäuft habe, das ich vererben könnte).
Diese jungen Frauen reden sehr offen darüber, wie sie ihre Zukunft inklusive Kinderwunsch planen. Und so gerne würde ich ihnen das Geheimnis verraten, dass man das manchmal gar nicht planen kann. Aber dann würde ich mich ja selbst verraten. Zu gerne würde ich ihnen verraten, dass nicht jede kinderlose Frau "karrieregeil" und diesen Lebensweg bewusst geplant hat. 
Aber ich möchte kein Spielverderber sein und ihnen die Illusion eines planmäßigen Traumlebens lassen. So haben einige von ihnen wenigstens in Gedanken eine Zeit lang ein perfektes und planbares Leben ;-) 

Nur die wenigstens kommen auf den Gedanken, dass es da auch diese ungewollt kinderlosen gibt. Meistens sind es ältere Frauen, die das in die Gespräche einbringen. Und oft sind es diese vermeintlich "karrieregeilen" Frauen ohne Kind, die das sagen. Und das macht mich in letzter Zeit sehr oft nachdenklich. Sind das etwa auch ehemalige Kinderwunschlerinnen? Was mich jedoch beruhigt, ist die Tatsache, dass das alles sehr entspannte kinderlose Frauen sind, die ein schönes und ereignisreiches Leben führen. Ein Leben ohne Kind, ist also - entgegen der Meinung vieler junger Frauen - nicht so schlimm wie es scheint. Und das ist doch eine wunderbare Erkenntnis!



3 Kommentare:

  1. Liebe Lisa,

    mir scheint, als Frau wird man prinzipiell gerne in irgendeine "Schiene" gesteckt. So nach dem Motto: "Oh, so jung schon verheiratet. Die ist bestimmt schwanger" - "Ok, doch nicht schwanger. Dann kommt aber bestimmt bald ein Kind" - "Hmm. Immer noch kein Kind. Und schon 2 Jahre verheiratet" - "Ob die überhaupt Kinder will?! Ist bestimmt so ne Karriere-Tussi". Und so weiter und so fort. Wie du eben sagst.

    Zuallererst finde ich das ganz schlimm. Was geht denn andere Leute meine Familienplanung an?! Richtig. Nix. Aber jeder meint, es gehe ihn was an. Zumindest insoweit, als dass man sich darüber das Maul zerreißen und seine Schlüsse ziehen dürfe.

    Ja, es gibt durchaus Frauen die sich, auch schon in jungen Jahren, bewusst gegen Kinder entscheiden. Wieso sollten diese Frauen herzlose, karrieregeile Monster sein?!

    Wir sind Frauen. Und es ist UNSERE Entscheidung.

    Naja, in unserem Fall nun nicht wirklich. Trotzdem regt es mich tierisch auf, von anderen abgestempelt zu werden. Ich werde auch oft gefragt: "Uuuuuuund, wann ist es denn bei euch so weit? Dein Mann wird ja auch nicht jünger. Und inzwischen seit ihr ja doch schon recht lange verheiratet" Am liebsten würde ich sagen: "Das geht dich mal gar nichts an" Meistens sage ich: "Alles zu seiner Zeit."

    Mittlerweile ist es mir egal. Wer sich wann das Maul über mich zerreißt. Sollen sie machen.

    Und ja: Ein Leben ohne Kind ist anders. Aber auch schön :) Auch wenn es zuerst mal sehr hart werden würde. Es wird auch schön sein. Ganz sicher.

    Alles Liebe.

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  2. #UseYourAnd :-)

    http://manchmal-ist-es-nie.blogspot.de/2015/03/useyourand_6.html

    Kuss, Isa

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  3. Liebe Lisa,

    ja, ich war auch eine. Eine von denen, die lange verheiratet war. Einen festen Job hatte. Eine potentielle Mama. Jahrelang. Komischerweise erlebte ich es dennoch nur selten, dass man mir so begegnete, als sei ich anders. Eine Ausnahme. Vielleicht lag es daran, dass ich nach außen hin immer sehr stark und taff herüberkomme. Und meinen insgeheim so starken Kinderwunsch nach außen mit: "Wir lassen uns Zeit." Oder "Es kommt, wie es kommt", habe an mir abprallen lassen. Natürlich waren solche Fragen immer ein Stich ins Herz, aber ich war auch niemals dazu bereit das preiszugeben. Meine Angst niemals Mutter sein zu dürfen war groß, aber ich bin ein sehr extrem optimistischer Mensch, der in Momenten des größten Zweifels immer wieder auch selber Mut zusprechen kann und konnte.
    Ich war auf der einen Seite und werde sie niemals vergessen. Ich weiß wie es sich anfühlt und deshalb lass mir dir sagen: Im Grunde entscheidest du. Willst du dich in eine Schublade stecken lassen? Wenn nicht, dann entscheide dich klar dagegen. In deinem Herzen. Denn das ist doch das Wichtigste: Was du fühlst. Was du denkst. Und wo du hingehörst.

    Ich kenne auch tolle, bewundernswerte, kinderlose Frauen. Glückliche. Und bin mir sicher, dass da teilweise Kinderwünschlerinnen drunter sind.

    Fühl dich geherzt

    Penny ❤️

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