Donnerstag, 19. Februar 2015

Ich muss verrückt sein...

Ihr wisst ja, dass ich in meinem Job nicht so zufrieden bin. Ich arbeite in einem großen Unternehmen und arbeite mit wirklich vielen sehr netten Kollegen zusammen. Aber mit den Hexen aus meiner Abteilung komme ich einfach nicht klar und das wird auch nix mehr. Auch die Entwicklung meiner Arbeitsstelle gefällt mir immer weniger - immer mehr Projekte muss ich alleine stämmen. Ich habe eine riesige Verantwortung und werde deutlich unter meinem Marktwert bezahlt.

Schon bevor ich das erste Mal schwanger wurde, war mir klar, dass ich da nicht mehr lange bleiben wollte. Aber da wir ja sowieso ein Kind haben wollten, hatte ich den Jobwechsel erst mal auf Eis gelegt. Nach dem Erziehungsjahr hätte ich mir ja immer noch in Ruhe einen neuen Job suchen können.

Tja, das Leben kam ganz anders als geplant. Und nach der zweiten Eileiterschwangerschaft habe ich mich bewusst gegen einen Jobwechsel entschieden. Ich hatte das damals sehr intensiv mit meinem Coach durchgesprochen. Und sie meinte damals, dass ich das einfach mal antesten sollte. 
Meine Aufgabe war es, erst einmal nach Jobs zu suchen und dann auf das Bauchgefühl zu achten. Wenn es sich gut und richtig anfühlen würde, sollte ich den nächsten Schritt versuchen und eine Bewerbung schreiben. Und wenn sich das dann auch noch gut anfühlt, zum Bewerbungsgespräch gehen und das Bauchgefühl entscheiden lassen. 

Ich habe den ersten Schritt im letzten Jahr mehrmals versucht. Zudem habe ich mich nach meinem Studium - eher durch einen Zufall - für einen Nischenjob entschieden. Mitarbeiter wie mich sucht man gerade glücklicherweise händeringend und es werden außerordentlich gute Gehälter geboten. Dieser absurde Zustand führt dazu, dass ich zeitweise jede Woche von Headhuntern und Unternehmen kontaktiert werde und mir (für meinen Studienabschluss) absurd hohe Gehälter geboten werden. Aber nein, ich wollte mich lieber durch meinen Job quälen und die sichere Komfortzone nicht verlassen. Grund hierfür war maßgeblich die geplante Kinderwunschbehandlung. Ich wollte mir diesen Stress einfach nicht antun. Und wenn ich dann noch schwanger werden würde, wäre das ja total blöd für das Unternehmen. Ja, so sozial bin ich...

Im Januar dann, hat mich ein sehr attraktives Unternehmen angeworben. Und dann merkte ich plötzlich, dass sich in mir was tut. Dass eine Veränderung vielleicht gar nicht so schlecht wäre und im Leben sowieso nichts sicher ist. Das letzte Jahr hat mich schließlich gelehrt, dass man eben nix planen kann. Den Job von diesem Unternehmen habe ich wieder abgesagt, weil ich keine Lust hatte in eine andere Stadt am anderen Ende von Deutschland zu ziehen. Aber da war plötzlich diese Lust auf Veränderung.

Und dann schaute ich nach diesem anderen attraktiven Unternehmen in meiner Stadt und habe einfach mal eine Bewerbung geschrieben und eine utopisch hohen Gehaltswunsch angegeben (vermutlich in der Hoffnung, eine Absage zu erhalten ;-)). Aber dieses Unternehmen hat mich gestern tatsächlich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Der Termin ist nächste Woche.

In meinem Kopf dreht sich gerade das Gedankenkarussel. Würde ich das schaffen eine KIWU-Behandlung mit einem neuen Job durchzustehen? Was wäre, wenn ich die erste Behandlung noch vor dem Job-Wechsel starte? Was wäre, wenn ich tatsächlich schwanger ("Klopf auf Holz") in den neuen Job starten würde? Wäre das dem neuen Arbeitgeber gegenüber fair?

Und wisst ihr was? Ich habe mich dazu entschieden, diesmal nicht mehr fair zu sein, sondern nur an mich zu denken. Ich kann doch nicht die ganze Zeit darauf hoffen und warten, dass ich tatsächlich schwanger werde! Was ist, wenn ich immer kinderlos bleibe oder noch 7 Behandlungen brauche, um schwanger zu werden? Soll ich dann die nächsten Jahre in dem alten und unterbezahlten Job verharren?

Sollte ich eine Zusage erhalten und dieses utopische Gehalt (also für mich ist es utopisch hoch - für viele andere ist das vermutlich ein niedriges Einstiegsgehalt ;-)) erhalten, dann könnte ich sogar problemlos Geld für weitere künstliche Befruchtungen beiseite legen.

Bin ich verrückt, dass ich einen Jobwechsel in Erwägung ziehe, noch bevor die erste Behandlung überhaupt gestartet ist? 
Andererseits fühlt sich das so unheimlich gut an. Der Gedanke daran, dass ich aus dieser Firma raus könnte, fühlt sich so befreiend an. Ich fühle mich jetzt schon seit der ersten Eileiterschwangerschaft so fremdbestimmt. Und das wäre endlich etwas, bei dem ich aktiv etwas ändern kann. Und deswegen denke ich auch, dass für mich nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich bin wieder bereit dazu, die sichere Komfortzone zu verlassen und wieder eigenständig in meine Lebensplanung einzugreifen. 


3 Kommentare:

  1. NICHT verrückt. Definitiv nicht. Ich finde es ja irgendwie witzig - stehen wir doch am selben Punkt grade. Naja, nicht ganz. Aber irgendwie doch ;)

    Fair dem Arbeitgeber gegenüber. So habe ich auch immer überlegt. Aber sind unsere Arbeitgeber denn immer fair uns gegenüber? Danken sie es uns? Oder würden sie es uns in 20 Jahren danken wenn wir uns, immer noch kinderlos, für die den Buckel krumm arbeiten?! Nein, nein und erst recht nein.

    Es ist DEIN Leben. Und DEINE Entscheidung. Und es gibt so vieles neben dem Kinderwunsch das uns und unser Leben ausmacht. Denn wie du sagst: Wie dieses Spiel ausgeht kann uns heute keiner sagen. Und ich möchte in 5 oder 10 oder 20 Jahren nicht kinderlos und in einem miesen Drecks-Job sein. Daher...

    Wir fühlen was richtig ist. Und dann dürfen wir uns auch trauen.

    Dicker Drücker

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  2. Ich finde das absolut gut so! Denk an dich! Ich habe das übrigens fast genauso gemacht. Zwischen den beiden Jobs habe ich mir e paar Wochen frei gegönnt und in dieser Zeit die erste ICSI gemacht. Das Ergebnis habe ich am 4. Arbeitstag im neuen Job erfahren.

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