Mittwoch, 2. März 2016

Von Entzündungen, Einnistungsproblemen, Säuglingen im Büro und Gehirn-amputierten Mami-Bitches

Kann eine Entzündung eine Einnistung verhindern?
Diese Frage stelle ich mir seit einigen Tagen. Warum ich mich das frage, fragt ihr euch sicherlich.
Vor einigen Tagen bescherte mir eine Entzündung in der Zahnwurzel ein paar wunderschöne Tage ... nicht. Aufgrund der Schwere und Tiefe der Entzündung, meinte mein Zahnarzt, dass ich diese wohl schon seit einigen Jahren habe.

Nun stellt sich mir natürlich die Frage, ob eine Entzündung im Körper Grund dafür ist, dass sich bei den letzten beiden ICSI nichts eingenistet hat.
Ich habe Dr. Google bereits ausgiebig gefragt, aber bin da nur in irgendwelchen Foren gelandet. Offizielle Statements von Ärzten oder Wissenschaftlern konnte ich nicht finden. Dennoch bleibt für mich die Frage im Raum, ob da nicht doch ein Zusammenhang besteht. Die Frage nach dem Warum lässt mich auch bei diesem Thema nicht los. Falls es beim nächsten Mal tatsächlich klappen sollte, werde ich auf jeden Fall einen Zusammenhang herstellen ;-) Und bei meinem Lieblingsmann war es ja auch so, dass das Spermiogramm nach Behandlung der lange Zeit unendeckten Zahnentzündung plötzlich wieder IVF-tauglich wurde.

Die Entscheidung, dass ich meinem Körper und meiner Seele ein klein wenig Pause bis zum nächsten Zyklus gönne, bewirkte in meinem tiefsten Inneren irgendetwas positives. Ich war plötzlich viel entspannter und kann seit dieser Entscheidung auch wieder besser schlafen. Letztendlich hätte ich im März sowieso nicht mit dem Vorzyklus starten können, weil meine Wurzelbehandlung noch einige Wochen andauert und ich währenddessen eh nicht schwanger werden darf. Umso besser, dass ich diese Entscheidung nun selbst getroffen habe.

Wie geht es mir sonst so?
Ich habe eigenmächtig und ohne Rücksprache mit einem Arzt, das L-Thyroxin wieder um 10 Einheiten erhöht. Und seitdem bin ich wieder unter den Lebenden. Seitdem bin ich wieder wach, konzentrationsfähig und auch leistungsfähig. Vielleicht war es auch einfach nur meine Schilddrüse, die ein wenig verrückt gespielt hat und mich in einen leicht depressiven Zustand versetzt hat? Wer weiß das schon.

Im Moment nervt mich, dass im Büro derzeit im 2-Tages-Rhythmus uns all die Mütter in Elternzeit mit ihren Neugeborenen besuchen. Nahezu täglich sieht man Kinderwagen in unseren Gängen und hört das Geschrei von Säuglingen. Früher empfand ich diese Besuche immer als sehr euphorisch. Heute frage ich mich, warum Mütter überhaupt ins Büro kommen und ihr Kind vorstellen. Warum macht man das eigentlich? Warum zwingt man all seinen Kollegen sein eigenes Kind auf? Ich sehe da momentan überhaupt keinen Sinn mehr drin. Und ich bin hier auch ganz ehrlich zu euch: diese ganzen neu geborenen Babys interessieren mich momentan auch nicht. Nein - das entspricht nicht der Wahrheit: ich ertrage diese ganzen Säuglinge momentan einfach nicht... Ja, ich weiß. Ich bin ein egoistischer Drache, wenn ich das sage. Aber ich nehme mir auf meinem Blog gerade einfach so heraus, genau das zu sagen.

Genau aus dem gleichen Grund, wie mir andere Frauen diese und letzte Woche folgenden O-Ton ins Gesicht geschleudert haben "Das verstehst du nicht, weil du ja keine eigenen Kinder hast". Bäh. Am liebsten hätte ich geantwortet: "Du dumme Mami-Bitch. Ich verstehe das sehr wohl, denn ich habe bereits zwei Kinder. Aber die leben nicht mehr auf der Erde, sondern bei den Sternen! Noch Fragen?".

Habt ihr diesen Satz auch schon mal gehört? Ich habe ihn insbesondere in den letzten zwei Jahren sehr häufig gehört. Ich bin mittlerweile in einem Alter angelangt, bei dem andere Frauen davon ausgehen, dass ich gewollt kinderlos bin und bleiben möchte. Keine von diesen erfolgreich Baby-produzierenden "Mamis" kommt auch nur mal kurz der Gedanke in den Kopf, dass es da draußen vielleicht Frauen gibt, die keine Kinder bekommen können. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob bei diesen sehr leicht schwanger-werdenden Frauen irgendwie ein Teil des Gehirnes nach der Geburt amputiert wird und jegliche emotionale Intelligenz abhanden kommt. Für diese Frauen gibt es nur noch schwarz (gewollt kinderlose Frauen) und weiß (Frauen, die Kinder sehr gerne gebären). Und alle Frauen, die ins schwarze Raster fallen, sind böse. Punkt. Aus. Nix mit mal über den Tellerrand schauen oder so. Nö. Nö.

So - und bevor jetzt ein Riesenaufschrei kommt. Natürlich weiß ich, dass es auch clevere Mamis gibt. Die findet man glücklicherweise in meinem Freundeskreis. Aber es gibt halt auch diese einfältigen und eingeschränkten Mami-Bitches. Solch eine Mami-Bitch habe ich kürzlich auch darüber reden hören, wie sie die künstliche Befruchtung als abartig bezeichnet hat und mit dem klugen Spruch kam "Ja, wenn die Natur das halt nicht für diese Personen vorgesehen hat, dann sollen sie das halt akzeptieren". Und dann noch meinen Lieblingsvorschlag: "... Oder adoptieren. Es gibt so viele Kinder, die keiner haben will. Das mit der künstlichen Befruchtung ist einfach eine echt egoistische Angelegenheit".

Auch diese beschissenen Sprüche kann ich nicht mehr hören. Genauso wenig wie, dass man sich mal entspannen soll. Der allergeilste Vorschlag kam übrigens kürzlich von meiner allerbesten Freundin (die ich eigentlich sehr, sehr mag): Ich sollte mich einer homöopathischen Behandlung unterziehen. Wenn die Medizin mir nicht weiterhelfen kann, dann aber bestimmt die Homöopathie. Äh, nein. Leider musste sich meine Freundin dann einen 5-Minütigen Monolog von mir anhören. Meine Geduld ist gerade einfach am Ende. Ich bin genervt.

Wisst ihr, was ich mir sehnlichst wünsche? Endlich offen darüber sprechen zu können.
Ich will, dass das Ganze endlich ein Ende hat. Egal wie es ausgeht.
Ich will nicht mehr lügen.
Ich will nicht mehr schweigen müssen, wenn dumme Menschen unqualifizierte Kommentare abgeben.
Ich will andere auflaufen lassen vor großen Runden, wenn sie mir wieder mal einen dummen Kommentar an den Kopf werfen à la "du verstehst das nicht, weil du keine Kinder hast" oder "du hast ja keine Kinder".
Ich will laut und vor allen antworten wollen, dass ich ungewollt kinderlos war oder bin.
Ich will anderen Frauen damit den Rücken stärken, wenn sie sich gerade selber in so einer Behandlung/Situation befinden.
Ich will dieses verdammte Tabu brechen - in allen Situationen/Lebensbereichen.

Aber momentan kann ich das nicht.
Es würde mich unnötig unter Druck setzen.
Es würden ungewollte Fragen aufkommen.
Es könnten unnötigerweise Wunden aufgerissen werden.
Ich müsste Energie für Menschen aufwenden, die es nicht verdient hätten.
Energie, die ich zurzeit dringend selber benötige.

Und da stehe ich wieder - ganz am Anfang. Die Ziellinie, die ich gerne erreichen möchte, vor den Augen. Aber komme ich da jemals an? Ich erkenne auch nicht wirklich, wie weit sie tatsächlich entfernt ist. Ist der Weg zum Ziel noch ganz weit oder in greifbarer Nähe?

Ich habe mich vor einigen Tagen das erste Mal intensiver mit Plan B auseinandergesetzt und im Internet recherchiert. Plan B sind Adoption oder Pflegekinder. Adoption können wir eigentlich schon ad acta legen, weil wir dafür entweder zu alt sind oder es einfach viel zu teuer ist. Also bliebe "nur" noch die Pflegekind-Option. Es war schon sehr komisch, sich über diese Option zu informieren. Aber irgendwie hat es mich auch ein wenig beruhigt. Dass wir auch nach mehreren gescheiterten Versuchen vielleicht nicht ganz optionslos übrig bleiben müssen.
Im Moment werde ich noch nicht ganz warm mit diesem Gedanken, aber es schreckt mich auch nicht ab. Das zeigt mir, dass es tatsächlich eine Option sein könnte. Dennoch hoffe ich weiterhin, dass es vorerst nicht dazu kommen wird. Und dass wir zu denjenigen "egoistischen Menschen gehören, die nur ihr eigenes Erbgut verbreiten wollen" (Zitat Ende von Mami-Bitch ;-).







5 Kommentare:

  1. Gute Frage mit der Entzündung... Ich wurde jedenfalls am Anfang der Schwangerschaft von meiner Gyn zum Zahnarzt geschickt um mich durchchecken zu lassen weil es Entzündungen / Zahnerkrankungen gibt, die dann eben auch Einfluss auf die Gebärmutter bzw. die Schwangerschaft / das Baby haben. Also von daher denke ich, könnte das durchaus auch Einfluss auf eine Einnistung haben? Ich weiß es aber wirklich nicht, ich spekuliere nur.

    Zu eurem Plan B: Wir haben uns vor ein paar Jahren als Pflegeeltern registrieren lassen. Bisher kam auch hier noch kein Anruf. Und was ich zusätzlich schwierig finde ist, dass man die Kinder annehmen, lieben und aufziehen soll als wären es seine eigenen - im Hinterkopf aber immer den Gedanken haben soll, dass sie wieder zurück in ihre Familien kommen. Denn das sei schließlich das Ziel einer Pflegschaft. Ob es nun tatsächlich dazu kommt oder nicht kann einem vorher niemand sagen. Andere Pflegeeltern sagten uns damals, dass es sowieso immer anders kommen würde als das Jugendamt das vorher angekündigt hat ;)
    Ich will dir hier nichts ausreden, Gott bewahre. Ich finde nur, dass man sich auch darüber im Klaren sein sollte.

    :-*

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  2. Ja das mit den Entzündungen hatte ich mehrfach gehört und war deswegen auch beim Doc... Irgendwie strahlt es aus...

    Ich wünsch dir alles Liebe! Gedult und Zuversicht! Und Tellerrand-Rübergucker sind in vielen Bereichen leider nur begrenzt vorhanden!

    Ich drück dich!

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  3. Huhu,

    leider ist es ja in der Medizin so, dass es viele Zusammenhänge gibt, bei denen sich keiner die Mühe macht, vernünftig zu forschen - die aber auch von Körper zu Körper unterschiedlich sein können. Ich halte soetwas definitiv für plausibel! Allerdings umgekehrt nicht für pauschal - also man kann sicher auch mit Entzündung irgendwo im Körper schwanger werden. Die TCM arbeitet übrigens genau mit diesen ganzheitlichen Prinzipien, dort ist das absolut anerkannt.

    Bezüglich der Adoption: das wird ja leider Städte-intern geregelt. Bei uns, wo "das Angebot" relativ groß ist, werden den älteren Kandidaten übrigens bevorzugt vermittelt und unter 35 J. gilt man glaube ich noch eher als jung!

    Liebe Grüße und alles Gute,

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  4. Liebste Lisa,
    um ein bisschen auf deine Wut einzugehen...ob ich solche Sätze wie 'du hast ja keine Kinder'? Laufend. Auch von meiner eigenen Familie. Auch ich kann diese bescheuerten Sätze und Vorschläge nicht mehr hören. Am Anfang sicherlich hilfreich aber nach einer gewissen Zeit, leider oft unpassend. Ja. Genau. Wo man medizinisch nicht mehr in der Lage ist, kann ja vielleicht die Klangschalentherapie noch zum Wunschkind verhelfen, als hätte man nicht schon so vieles parallel ausprobiert, wir sind ja schließlich auch nicht ganz dämlich in der Birne. Gerne nutze ich auch die verschiedenen Möglichkeiten zur Unterstützung, aber mal ehrlich die ICSI sausen lassen um mit Homöopathie schwanger zu werden - na wenn das so einfach wäre dann hätten wir womöglich schon 10 Kinder.
    Und das Allerbeste bleibt natürlich zum Schluß: Dann adoptiert halt mal schnell easy peasy- genau *andenkopfklopf* wieso denn nicht gleich? Worum geht es noch gleich bei der Geschichte? Gut, dass wir das alle für uns alleine entscheiden dürfen.
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft meine Liebe - ich finde du machst das ganz gut, wie du so bist und was du so vorhast. Ich drück dich :*

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  5. Hallo Lisa, diese Schilderungen kenne ich auch nur zur Genüge und diese Sprüche von wegen man hat ja keine Ahnung. Da könnte man echt mal schreiben, glaubst du ich bin ungewollt schwanger?
    Homöopathie??! auch mir wurde das geraten. Von einer lieben Freundin die jede Menge dieser kleinen runden Zuckerkugeln anwendet und sich einbildet das es hilft...
    Akupunktur, z.B. zur Entspannung oder Stärkung, das lasse ich mir noch gefallen. Aber ich wüsste nicht das Akupunktur eine Schwangerschaft herbeiführen könnte. Und dann das mit der Adoption. Auch wir haben uns hierüber informiert. Für inländische Babys sind wir zu alt, für das Ausland ist es uns zu teuer und zu ungewiss. Das sind nochmal andere Beträge als bei einer ICSI, und dann noch die Wartezeiten und die Vorstellungen mancher Länder wie lange man dort bleiben soll bis man das Kind mitnehmen kann.
    Ich habe mit meinem Mann vereinbart wir versuchen erst die ICSIs, wenn das nicht klappt dann schauen wir ob wir Pflegekinder bekommen. Tja, nach zwei erfolglosen ICSIs war im Februar Schluss. Für eine dritte müsste mein Mann nochmal eine TESE machen und so einfach ist dieser Eingriff dann doch wieder nicht. Wir werden jetzt noch ein wenig auf die Natur setzten obwohl meine Uhr auch sehr laut tickt und werden uns nach einem entspannten Sommer dem Thema Pflegekind annehmen. Wir haben eine liebe Bekannte die 2 Pflegekinder hat (neben einem leiblichen Kind) und es war schon von Anfang an klar das die Kinder nicht zurückgehen werden. Da die Adoption jetzt noch von den leiblichen Eltern abgelehnt wird, werden sie dann einfach mit 18 adoptiert wenn sie selbst geschäftsfähig sind. Das haben Kinder und Pflegeeltern schon klar "vereinbart".
    Es gibt immmer einen Weg seine Träume zu verwirklichen. Man muß nur offen für Alternativen sein. Und will man wirklich wie die Breite Masse sein oder lieber fernab des "Muttitrampelpfades" nicht lieber seine eigene, ganz individuelle Fußspur hinterlassen ;o)
    Egal welcher Weg auf dich wartet, ich wünsche dir den Mut ihn zu beschreiten.

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